Retroangebot dank Digitalisierung des filmischen Gedächtnisses

Massenumcodierung zur Sicherung des Archivbestands abgeschlossen

Das ZDF stellt unter zurperson.zdf.de alle 32 Folgen der zwischen 1963 und 1966 entstandenen und Grimme-Preis-prämierten Interviewreihe "Zur Person" von Günter Gaus in der ZDFmediathek online. Dieses Retroangebot aus der Frühzeit des ZDF-Programms bietet zeithistorisch aufschlussreiche Interviews mit Wissenschaftlern, Politikern und Künstlern wie Ludwig Erhard, Willy Brandt, dem jungen Günter Grass und – als einziger Frau in der Reihe – Hannah Arendt. Möglich wird dieses Programmangebot dank der Digitalisierung des kompletten ZDF-Programmstocks. 

Texte

Statement von ZDF-Intendant Dr. Norbert Himmler  

"Rechtzeitig vor dem 60-jährigen Jubiläum im kommenden Jahr ist das ZDF-Programmvermögen rundum digital und nachhaltig gesichert. 300.000 Stunden Programmgeschichte stehen damit auf Knopfdruck bereit, um Aktuelles und Relevantes mit Blick auf unsere gemeinsame Vergangenheit einzuordnen."  

ZDF-Intendant Norbert Himmler 

Statement von Eckart Gaddum, Leiter HR Digitale Medien  

"Geschichte beleuchtet immer die Gegenwart. Sie hilft, das Heute besser zu verstehen und einzuordnen. Deshalb ist das Projekt so wichtig. ʹZur Personʹ gewährt einen Blick durch das Schlüsselloch des ZDF-Archivs, das sich Schritt für Schritt für die Öffentlichkeit öffnen soll."   

Eckart Gaddum, Leiter Hauptredaktion Digitale Medien 

Über die Interviewreihe "Zur Person"  

Mit seiner Interviewreihe "Zur Person" schrieb der politische Journalist, Publizist und spätere Diplomat Günter Gaus Fernsehgeschichte. In den 32 Folgen der renommierten und Grimme-Preis-prämierten Interviewreihe, die das ZDF zwischen 1963 bis 1966 ausstrahlte, setzte Gaus Maßstäbe für einfühlsame Filmporträts von Wissenschaftlern, Politikern und Künstlern in Form des Interviews. Es sind  

zeithistorisch aufschlussreiche Interviews mit Personen der Zeitgeschichte wie Ludwig Erhard, Willy Brandt, Franz-Josef Strauß, Edward Teller, Gustaf Gründgens, Martin Niemöller, dem jungen Günter Grass und – als einziger Frau in der Reihe – Hannah Arendt.  

Gaus war als politischer Redakteur für verschiedene Tages- und Wochenzeitungen, darunter dem Spiegel und der Süddeutschen Zeitung tätig, bevor ihm das ZDF ein Gesprächsformat im Fernsehen vorschlug. Mit seiner stets gut vorbereiteten und präzisen Interviewtechnik gelangen Gaus herausragende Interviews, mit denen er ausgewählte Persönlichkeiten der Zeitgeschichte porträtierte und mit Ihnen zugleich die zeithistorischen Debatten, in denen sie eine zentrale Rolle spielten.  

Lange und teils ungewöhnlich nahe Kameraeinstellungen, Fokussierung auf den Interviewgast, geschliffene Formulierungen und die reduzierte, zumeist von Zigarettenrauch vernebelte Studiokulisse sind nur einige der auffälligsten Kennzeichen, mit denen sich dieses Interviewformat aus den frühen 1960er Jahren, auch stilistisch von heutigen Sehgewohnheiten abhebt.   

Nach der Berufung von Gaus zum Programmdirektor des damaligen Südwestfunks 1965 wurde das Gesprächsformat zunächst im SWR, in den folgenden rund vier Jahrzehnten unter verändertem Sendetitel von wechselnden Sendeanstalten, zuletzt vom rbb, weitergeführt. 

Über das Projekt "Massenumcodierung"  

Rechtzeitig vor dem Programmjubiläum des ZDF im kommenden Jahr, hat das ZDF das mehrjährige Projekt "Massenumcodierung" zur Retrodigitalisierung seiner Archivbandbestände erfolgreich abgeschlossen. Damit liegen rund 60 Jahre ZDF-Programmgeschichte komplett digitalisiert und dauerhaft  gesichert im Digitalen Archivsystem (DAS) vor.  

Digitale Speichertechnologien gelten heute als Standard. Doch reichen die Archivbestände des ZDF zurück bis in das Jahr 1963. Und so forderte das Projekt zur nachträglichen Digitalisierung der Archivbandbestände des ZDF allein schon aufgrund der Volumina von 400.000 Videobändern mit weit über 300.000 Programmstunden eine Projektlaufzeit von sieben Jahren. Die vollständige Digitalisierung der Programmbestände ist von erheblicher Bedeutung für die ZDF-internen, vollständig digitalen Produktions- und Sendeabläufe.  

Das ZDF macht die Vergangenheit zukunftssicher  

Was einmal war, soll wahr bleiben. In Zeiten alternativer Fakten ist das längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Auch Fernsehbilder bezeugen die Vergangenheit. Die Digitalisierung und dauerhafte Sicherung von Fernseharchivbeständen leistet einen wichtigen Beitrag gegen das Vergessen und die selektive Zurechtmachung des Vergangenen.  

Mit der Langzeitsicherung seines audiovisuellen Programmvermögens, bewahrt das ZDF die filmische Berichterstattung aus 60 Jahren bewegender politischer Zeitgeschichte für die Nachwelt. Und hält zugleich den Beitrag des ZDF für die bundesdeutsche Fernsehhistorie in lebendiger Erinnerung.   

Das filmische Gedächtnis des ZDF wird zukünftig durch die automatisierte Regeneration der Daten in einem digitalen Massenspeichersystem vor dem Verlust geschützt. In Erinnerung bleiben filmisches Erbe wie auch zeithistorische Berichte, indem die Beiträge wieder zum festen Bestandteil im Programm werden können.  

Zahlen und Fakten zum Archivbestand des ZDF  

Im ZDF-Archiv wird das komplette Programmvermögen der Senderfamilie von 1963 bis heute digital in einem Massenspeichersystem vorgehalten. Die dauerhafte Sicherung der Bestände wird gesteuert durch vollautomatisierte zyklische Prüfung und Regeneration der Daten innerhalb des Speichersystems. 

Als Massenspeicher dienen sogenannte Bandbibliotheken bzw. Tape- Libraries. Hierbei handelt es sich um eine Art "Roboterschrank", der mit einer variablen Anzahl von Datenbändern mit extrem hoher Speicherkapazität bestückt wird.   

Jedem Datenband ist innerhalb des geschlossenen Systemaufbaus ein definiertes Ablagefach (Slot) zugeordnet. Eine Bandbibliothek (Tape-Library) funktioniert nach dem Prinzip einer Jukebox. Sollen Daten gespeichert oder ausgelesen werden, transportiert ein Roboterarm ein entsprechendes Datenband automatisch zu einem der verfügbaren Laufwerke innerhalb des Systems. Dort werden neue Daten auf ein Band geschrieben oder vorhandene Daten ausgelesen. Über Systemschnittstellen können benötigte Daten zwischen der Bandbibliothek und einem umgebenden IT-Netzwerk ausgetauscht werden. Innerhalb der Netzinfrastruktur des ZDF lassen sich beispielsweise Videodateien, die in der Tape-Library des Digitalen Archivsystems abgelegt wurden, direkt online zu einem Schnittplatz oder zur Sendeleitung transferieren.   

  • Aus Gründen der Ausfallsicherheit gibt es im ZDF gleich zwei identische Speichersysteme an getrennten Standorten, in denen die Datenbestände dupliziert vorliegen. 

  • Die Speicherkapazität des Massenspeichers im ZDF-Archiv bewegt sich im Petabyte-Bereich: Das Fassungsvolumen beträgt 60 Petabyte  
    (= 60.000.000.000.00.000 Byte) pro Standort. 

  • Belegt sind aktuell ca. 18 Petabyte pro Standort. 

  • Der Archivbestand des ZDF wächst jährlich um rund 200.000 Videodateien.  

  • Aktuell sind im Archivbestand circa 1.450.000 Videodateien gespeichert. 

  • Wollte man den gesamten Bestand sichten, wäre man ununterbrochen für die nächsten rund 124 Jahre beschäftigt.  

     

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