So weit kommt's noch!
Herzkino
Bärbel Schmitz kauft ihrem Mann zum Geburtstag ein Hemd. Als sie darin einen Hilferuf aus Bangladesch entdeckt, beginnt eine Geschichte, die das geregelte, konventionelle Leben von Bärbel und ihrer Familie komplett auf den Kopf stellen wird.
- ZDF Mediathek, ad ut ab Samstag, 21. September 2024, 10.00 Uhr, ein Jahr lang
- ZDF, ad ut Sonntag, 29. September 2024, 20.15 Uhr
Texte
Stab und Besetzung
Stab
Buch und Regie Rupert Henning
Kamera Josef "Seppi" Mittendorfer
Musik Kaplan & Hirschmann
Editor Birgit Förster
Ton Bastian Büßer
Szenenbild Roland Wimmer
Kostümbild Caroline Habicht
Produktion Koproduktion von Bantry Bay Productions GmbH, Köln, und WHee Film GmbH, Wien
Produzentin Eva Holtmann (Bantry Bay)
Koproduzentin/-produzent Isabelle Welter, Rupert Henning (WHee Film)
Producer Nikolaas Meinshausen
Herstellungsleitung Michael Tinney
Produktionsleitung Olav Henk
Redaktion Katharina Görtz, Corinna Marx
Länge 90 Minuten
Die Rollen und ihre Darsteller*innen
Bärbel Schmitz Annette Frier
Lutz Schmitz Henning Baum
"Lis" Polke Jutta Speidel
Ben Schmitz Nico Liersch
Leonie Schmitz Greta Geyer
Jonas Schmitz Charlie Schrein
Noah Maertens Matti Schmidt-Schaller
Rani Manabendra Chandra Ruban Nadesapillai
Lotte Heidemann Eva Verena Müller
Ida Odenbach Nicole Johannhanwah
Georg Räderscheidt Heiner Hardt
Jamilah Yakubu Joyce Mayne Sanhá
Sven Groote Cedrick Sprick-Benz
und andere
Inhalt
Dass Ungewissheit plötzlich eine große Rolle in ihrem Leben spielen wird, ahnt Bärbel Schmitz nicht, als sie eines Tages in einem Laden ein Geburtstagsgeschenk für ihren Mann kauft – ein Hemd zu einem erstaunlich günstigen Preis. Als Bärbel daheim die Verpackung öffnet, rutscht ein kleiner Zettel aus dem Hemdkragen, mit einem Hilferuf in englischer Sprache: "Please", steht da, "I need your help. My family is poor and we have no money for food and medicine. Our fate is in your hand".
Damit beginnt eine Geschichte, die das geregelte, eher konventionelle Leben von Bärbel und ihrer Familie komplett umkrempeln wird. Eine innere Stimme sagt Bärbel, dass sie handeln muss, dass es außerhalb ihrer eigenen, kleinen Welt Dinge gibt, die darauf warten, von ihr getan zu werden – ganz konkret, ganz ohne Umschweife. Sie erinnert sich an das alte Sprichwort: "Wer einen Menschen rettet, rettet die ganze Welt." Gesagt, getan – sie kontaktiert den wildfremden Mann. Schickt ihm Geld, bietet ihm weitere Hilfe an. Schließlich will sie sogar versuchen, ihm ein neues, besseres Leben in Europa zu ermöglichen. Eines, in dem er nicht mehr ums tägliche Überleben kämpfen muss. Und so verwickelt sich Bärbel immer weiter in ihre fixe Idee von der Rettung eines Menschen. Und dann erwachen auch noch ihre eigenen eingerosteten romantischen Bedürfnisse.
Der Film behandelt auf unterhaltsame und zugleich berührende Weise einige der zentralen Themen unserer Zeit: Diversität, Solidarität, Verteilungsgerechtigkeit, die Grenzen der Hilfsbereitschaft, die Sehnsucht nach Romantik und die zum Teil sehr romantisierten Vorstellungen vom Zusammenleben der Menschen und einer auf Humanität beruhenden Grundhaltung zum Dasein. Aus den höchst unterschiedlichen Handlungsweisen, Lebenssituationen und Wertvorstellungen der handelnden Personen, die zum Teil unvereinbar scheinen, entsteht die dramatische und auch die heitere Energie dieser Geschichte.
Interview mit Autor und Regisseur Rupert Henning
Was war die Initialzündung für den Film?
Die Produzentin Eva Holtmann las eines Tages einen Artikel über eine Frau in Deutschland, die für ihren Ehemann als Geburtstagsgeschenk zwei Hemden kaufte – und als die Frau die Kleidungsstücke aus der Verpackung nahm, fiel ein kleiner Zettel aus einem Hemdkragen. Eine rasch hingekritzelte Botschaft: Der Hilferuf eines Arbeiters in Bangladesch, der für einen Hungerlohn in einem der dortigen Sweat Shops arbeitete und um Unterstützung für seine Familie bat.
Der Film fußt also auf einer wahren Begebenheit?
Im Laufe der vergangenen Jahre wurde über einige solcher "Zettel-Aktionen" in den Medien berichtet. In England haben Kunden einer Billigmodekette in den Kleidungsstücken, die sie dort erworben hatten, eingenähte Hilferufe gefunden. Es wurde meines Wissens nach nie geklärt, ob diese Botschaften von ausgebeuteten Arbeitern in Asien oder von pfiffigen Menschenrechtsaktivisten stammten, die auf diese Weise auf die unhaltbaren und unzumutbaren Zustände in den Textilfabriken aufmerksam machen wollten. Der Artikel über die Frau in Deutschland, die den Zettel im Hemdkragen fand, war für uns der Ausgangspunkt. Es ist ein Augenblick, der das Leben zweier Familien in komplett unterschiedlichen Welten schlagartig verändert – und der Beginn einer sehr bewegenden, spannenden Geschichte. Kurzum, ein großartiger Filmstoff.
Wie lief's bei den Dreharbeiten? Wie war Ihre Zeit in Köln?
Die Zeit in Köln fand ich großartig. Ich kam gemeinsam mit meinem Kameramann Josef Mittendorfer, mit dem ich schon bei zahlreichen Filmen zusammenarbeiten durfte, ins Rheinland. Wir waren die einzigen "Ösis" in einem Team, das sonst ausschließlich aus deutschen Filmleuten bestand. Wir wurden zunächst ein bisschen beschnuppert, aber nachdem man rasch festgestellt hatte, dass diese beiden Österreicher keine obergescheiten "Stinkstivvel" sind, war alles gut und es hieß: "Dat läuft."
Was ist aus Ihrer Sicht der Kern der Story?
"So weit kommt's noch!" ist eine hochemotionale, zeitbezogene Familienstory der etwas anderen Art, in der es um eine deutsche Frau in mittleren Jahren geht, deren Vorstellungen von Zivilcourage, Humanität, Hilfsbereitschaft, persönlichem Glück und Romantik durch die völlig unerwartete Begegnung mit einem Menschen aus einem anderen Kulturkreis – nämlich Bangladesch – abrupt auf die Probe gestellt und komplett umgekrempelt werden. Bärbel Schmitz, die zentrale Figur der Geschichte, lebt in einem beschaulichen, rheinländischen Städtchen; der Mann, mit dem sie in Kontakt kommt, lebt in einem Slum in Dhaka. Die beiden begegnen einander nicht einmal leibhaftig, sie schreiben sich nur, sie telefonieren – aber trotzdem entsteht eine lebensverändernde Beziehung. In Bärbels Familie kommt es zu ziemlichen Turbulenzen, weil Bärbel sich als Ehefrau und Mutter plötzlich immer eigenartiger verhält – und zunächst keiner in ihrem Umfeld den Grund dafür kennt. Als dann der Grund dafür ans Licht kommt, gehen die Wogen hoch und es kommt gewissermaßen zu einem familiären Showdown. In dem Stoff steckt also viel Emotion, es gibt spannende Konflikte, aber bei aller Dramatik auch sehr viel Humor und Unterhaltungswert.
Gibt es in dem Film so etwas wie eine Schlüsselszene oder einen Schlüsselsatz?
Der folgende Satz ist wohl einer der Schlüsselsätze. Er stammt ursprünglich aus dem Talmud und lautet: "Wer auch nur ein Leben rettet, rettet die ganze Welt." Ich hab ihn vor vielen Jahren in einem Buch gelesen, das von den jüdischen Frauen, Männern und Kindern handelte, die der deutsch-mährische Unternehmer Oskar Schindler während des Zweiten Weltkriegs vor dem sicheren Tod bewahrte. Ich wollte immer eine Geschichte erzählen, der dieser Satz zugrunde liegt. Als ich dann von der Begebenheit mit dem Zettel im Hemdkragen erfuhr, von einer Frau, die wider alle Vernunft und gegen allen Pragmatismus beschließt, ihr eigenes Leben völlig umzukrempeln, um ein anderes Leben zu retten, dachte ich mir: "Jetzt aber!"
Haben Sie eine Vorliebe für Stoffe, bei denen relevante Themen quasi mit leichter Hand erzählt werden?
Humor ist, frei nach Charles Dickens, neben der Liebe eine der besten Formen, mit dem Leben fertig zu werden. Und genau das zeigt sich in solchen Geschichten. Darum mag ich sie auch besonders. Das Leben selbst ist ja selten eindimensional, es kann schicksalsschweres Drama sein oder turbulente Komödie. Oft ist es beides – ganz knapp hintereinander oder sogar gleichzeitig. Eine scharfe Trennlinie ist da kaum zu ziehen. Wenn allerdings unterhaltsame Filme nicht ernsthaft gemacht werden, geraten sie rasch zur seichten Blödelei ‒ und wenn ernste Filme nicht unterhaltsam sind, findet das Publikum sie schlicht langweilig. Es geht immer darum, eine Balance zwischen Komik und Tragik zu finden.
Was macht eine gut gebaute Geschichte aus?
Wenn eine Geschichte von lebendigen Figuren getragen wird, deren Schicksal und Handeln beim Publikum innere Anteilnahme bewirken, dann hallt sie nach und bleibt in Erinnerung. Für mich sind Geschichten ein Lebensmittel – geistige Nahrung eben. Alles Belehrende ist schnell langweilig und letztlich durchschaubar; alles, was zu stark simplifiziert wurde, hat wiederum keinen oder sehr geringen geistigen Nährwert. Es ist ein bisschen wie beim Kochen, finde ich. Um bei der Lebensmittel-Metapher zu bleiben: Am nachhaltigsten nähren uns die Sachen, die uns nicht zu schnell satt machen, die subtil und handwerklich gekonnt zubereitet wurden und zugleich schmackhaft und bekömmlich sind.
Wie kam es zu der Besetzung, wer hat den Cast ausgesucht und wer hat mitentschieden?
Es war das, was es beim Film immer sein sollte: Teamwork. Die Casterin Angelika Buschina machte Vorschläge, weitere kamen von der ZDF-Redaktion, von den Produzentinnen und auch von mir – und man war sich bei der Auswahl rasch einig. Henning Baum wollte zum Beispiel seit Jahren schon mit Annette Frier einen Film drehen und hat sich sehr über die Möglichkeit gefreut, eine Rolle zu spielen, in der er Facetten zeigen kann, die man von ihm vielleicht noch nicht gesehen hat. Auch die jüngeren Darstellerinnen und Darsteller wie Greta Geyer, Nico Liersch, Charlie Schrein, Joyce Mayne Sanhá oder Ruban Nadesapillai waren eine große Bereicherung. Uns stand einfach ein großartiges Ensemble zur Verfügung; es ist ein Vergnügen, mit solchen Menschen zu arbeiten.
Was macht für sie die Qualität einer richtig guten Besetzung aus?
Wenn ich als Zuschauer bald nach Beginn eines Filmes vergessen habe, dass es sich um Fiktion handelt, wenn ich nicht den Schauspielerinnen und Schauspielern bei der Arbeit zusehe und diese sozusagen ambulant analysiere, sondern vielmehr in die Geschichte reingezogen werde und mit den Figuren der Handlung mitlebe – dann spricht das sehr für die darstellerische Qualität des Ensembles.
Finden Sie, dass "So weit kommt's noch!" eine eher positive oder eher negative Bilanz zieht, was die Läuterung der handelnden Figuren und die Lernfähigkeit der Menschheit im Allgemeinen betrifft?
Ich denke, dieser Film wirft einen genauen, letztlich empathisch-freundlichen und zugleich aber schon auch schonungslosen Blick auf die Lebensumstände, Beziehungen und Handlungen einer "ganz normalen" Familie im Herzen Deutschlands – und offenbart dabei, dass wir alle auf dünnem Eis leben, was unseren Wohlstand, unsere Sicherheit und unsere ganze Lebensweise angeht. Entstanden ist aber kein "Problemfilm", kein düsteres Drama, sondern ein handlungsintensiver, warmherziger und berührender Film, der von starken Emotionen und vor allem auch von einer großen Prise Humor lebt.
"Ich liebe geführte Ausraster" – Interview mit Annette Frier
Der Film startet mit einem verunglückten Familien-Geburtstags-Video. Ist eine geplante Überraschung bei Ihnen auch schonmal komplett in die Hose gegangen?
Der Klassiker in der Familie ist doch, dass alle sehr geheimnisvoll tun, um die Überraschung zum Geburtstag nicht zu versauen. Das Geburtstagskind selbst weiß allerdings längst Bescheid und muss dann umgekehrt so tun, als ober er oder sie von nix weiß. Diese Variante kenne ich von beiden Seiten jedenfalls sehr gut.
Sind Geschenke wie Socken, Oberhemden oder Unterhosen ein Indikator für den Zustand einer Ehe?
Gibt es die Krawatte/Socke/Teflonpfanne zum Geburtstag in der alljährlichen Wiederholungsschleife, dann ja. Dann lassen sich bestimmt gewisse Rückschlüsse auf den Zustand ziehen. Grundsätzlich darf man aber auch nicht zu spießig sein, sich mal ein spießiges Geschenk zu gönnen, wenn Sie verstehen, was ich meine. Mein Gott, hab' ich mich über unseren Sandwichtoaster gefreut, kein Witz!
Was hält Bärbel davon ab, ihrer Familie von dem Zettel mit dem Hilferuf zu erzählen?
Bärbel spürt intuitiv, dass die Sache mit dem kleinen Zettel ein großes Ding werden könnte, vor allem in Bezug auf ihre Beziehung zum eigenen Ehemann. Daher legt sich eine merkwürdige Art vorausschauende Ängstlichkeit auf ihr Verhalten der ganzen Familie gegenüber, das dann auch prompt bestätigt wird.
Derzeit nehmen rechtspopulistische Positionen zu, Migration und Abschiebung sind Topthemen in den Nachrichten. Brauchen wir mehr Bärbel Schmitzens?
Ich denke, ja. Stellen wir uns ein bisschen mehr Bärbel in den Trumps, Orbans und Putins dieser Welt vor. Sie wäre vermutlich ein weiserer Ort.
Im Film stellt Bärbel die Sinnfrage: Was ist Nächstenliebe, und wann und warum entscheidet man, wem man hilft? Wie beantworten Sie diese Frage für sich?
Das Gespräch könnte länger dauern. Auf kurzem Dienstweg würde ich mich auf folgende Empfehlung von Jesus Christus festlegen: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!" oder als kategorischen Imperativ nach Kant: "Was du nicht willst, das man dir tut, das füg' auch keinem anderen zu." Funktioniert beides gut als Antwort auf DIE Sinnfrage, finde ich.
Was macht für Sie den Reiz aus, so ernste Themen wie Ausbeutung, Armut und Ungerechtigkeit in einer Komödie zu behandeln?
Die Komödie ist für mich der ideale Ort, große Themen des Lebens zu behandeln. Durch die Humorebene vermeide ich ersten Größenwahn (kann ja durchaus auch als Übergriff wahrgenommen werden, das Thema Bangladesch aus der deutschen Kleinstadtperspektive zu betrachten), und außerdem schaffe ich Platz zum Atmen durch eine gelungene Pointe. Das hilft beim Verarbeiten schwerer Themen enorm! (Tipp vom Apotheker)
Im Film platzt Ihrer Figur Bärbel ganz gehörig der Kragen, und sie bläst den anderen sprichwörtlich eine Fönfrisur. Wie groß ist Ihr persönliches Vergnügen an solchen Szenen?
Grenzenlos. Ich liebe geführte Ausraster aus beruflichen Gründen. Sie sind durch Schnitt, Musik und gute Inszenierung wesentlich vergnüglicher als im echten Leben.
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Was hat Sie an der Rolle Lutz Schmitz besonders gereizt?
Ich hatte Lust, mit Annette Frier ein Ehepaar zu spielen. Das hat mich vor allem gereizt.
Wenn Lutz Schmitz nicht arbeitet, baut er Modellschiffe. Welches ist Ihr liebstes Hobby?
Ich würde auch gerne etwas bauen, habe aber keine Zeit für Hobbys. Wenn es geht, fahre ich Motorrad. Ein Hobby, für das ich gerne Zeit habe, ist lesen. Man braucht dazu auch nur ein Buch und eine Brille – und schon kann's losgehen.
Lutz träumt davon, einmal als Kapitän seines eigenen Schiffes auf den Weltmeeren zu segeln. Haben Sie auch einen großen Traum?
Ich würde meinen Traum nicht verraten. Allerdings gefällt mir, wovon Lutz träumt, und dass er seinen Traum umsetzt.
Aus der Sicht von Lutz Schmitz scheint die Ehe mit Bärbel wunderbar zu laufen – was übersieht er?
Lutz übersieht, dass seine Frau keinen Respekt vor ihm hat. Sie hat die Achtung vor ihm verloren und verfügt eigenmächtig über sein Geld und seine Pläne. Sie hat die Ehe damit zerstört. Er hat seine Frau geliebt und war all die Jahre ein guter Ehemann und der zuverlässige Versorger der Familie. Seine Frau setzt sich darüber hinweg, und seine Kinder sind überhebliche Narzissten, die nur sich selbst sehen und ihre eigenen Interessen über die aller anderen setzten. Ausgesprochen unangenehme Kinder.
Als seine Ehefrau ihm schließlich eröffnet, dass sie allein entschieden hat, der Familie aus Bangladesch zu helfen, reagiert Lutz sehr ungehalten. Was regt ihn dabei am meisten auf?
Es steht in einer Ehe keinem der Partner zu, Entscheidungen über den Kopf des anderen zu treffen, ohne vorher Einigkeit und Einvernehmen gefunden zu haben. Bärbel ist in ihrem Verhalten Pars pro Toto. Wie viele Menschen glaubt sie, dass der Zweck die Mittel heiligt und die Stimme des anderen angesichts des "moralischen hohen Auftrags" nicht gehört werden müsste. Damit zerstört sie ihre Ehe, und damit kann man auch eine Gesellschaft spalten, wenn eine Gruppe meint, sie sei der anderen moralisch überlegen und müsse die andere Stimme deswegen gar nicht erst anhören.
Sie haben erstmals mit Annette Frier gedreht. Was hat diese Zusammenarbeit für Sie ausgezeichnet, und gibt es eine Szene, die Ihnen besonderen Spaß gemacht hat?
Ich schätze Annette Frier sehr. Ihre Genauigkeit macht es möglich, ein sehr lebendiges Spiel zu entfalten. Es gab eine sehr zärtliche Szene im Keller. Die hatte einen guten Rhythmus. Darüber hinaus hatten wir als Ehepaar den heftigsten Streit, den ich jemals gespielt habe. Ich wünschte, ich könnte öfter mit ihr spielen. Wir hatten allerdings auch Glück, denn das Buch war gut geschrieben, und Rupert Henning hat uns mit seiner Art Regie zu führen auch den Raum gegeben, damit sich alles so entfalten konnte.
Ein zusätzliches Audio-Interview mit Henning Baum finden Sie hier: Pressemappe: O-Töne für Radiosender und Audio-Medien: ZDF-Presseportal
Fünf Fragen an Jutta Speidel
In einem Interview haben Sie mal gesagt, dass Sie manche Rollenangebote für ältere Frauen als Zumutung empfinden. Was ist an der Rolle Lis Polke anders?
Wenn ich so etwas empfinde, muss es ja nicht unbedingt auf mich zutreffen. Generell finde ich, dass viele männlich besetzten Rollen viel empathischer und klüger von Frauen gespielt wären. Damit meine ich vor allem die von 50 Jahren aufwärts.
Im Film glänzt Ihre Figur durch Schlagfertigkeit und trockenen Humor. Sind Sie im wahren Leben auch so direkt?
Am liebsten sind mir Rollen, die wenig mit mir zu tun haben. Dazu gehört im Großen und Ganzen auch diese Rolle.
Interessant ist, dass diese äußerst lebendige, moderne Lis Polke in einem Altersheim lebt, obwohl sie sich ständig über ihre Mitbewohner lustig macht. Warum hat sie diese Lebensform gewählt?
Weil sie ihre Wohnung abgefackelt hat. Das war wohl eine Entscheidung, die von der Familie mitgetragen wurde, und sie hat es als Versuchsballon ausprobiert. Es geht ja etwas anders aus.
Ihre Figur hat in dem Nachbarn ihrer Tochter Bärbel einen glühenden Verehrer. Warum zeigt sie ihm erstmal die kalte Schulter?
Na, vielleicht weil sie meint, dass sie keinen Kerl mehr braucht an ihrer Seite.
Lis Polke wirkt sehr selbstbewusst – wo ist ihre Schwachstelle?
Ich sehe nicht wirklich eine. Die macht ihr Ding und mischt sich ein, wenn's gebraucht wird.
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