Soldaten des Lichts

Dokumentarfilm aus der Reihe "Das kleine Fernsehspiel"

Der den Reichsbürgern nahestehende David alias "Mr. Raw" © Honorarfrei - nur für diese Sendung inkl. SocialMedia bei Nennung ZDF und Julian Vogel
Der den Reichsbürgern nahestehende David alias "Mr. Raw" © Honorarfrei - nur für diese Sendung inkl. SocialMedia bei Nennung ZDF und Julian Vogel

"Soldaten des Lichts" beschäftigt sich mit der wachsenden Szene von reichsbürgernahen Influencern, Life Coaches und selbsternannten Heilern, die Verschwörungserzählungen verbreiten und antidemokratische Positionen vertreten. Diese Akteure setzen auf apokalyptische Szenarien, Bedrohungen und Heilsversprechen, um ihre Followerschaft zum Kauf von Kursen und Produkten zu animieren. Der Film porträtiert beispielhaft einige Anhänger dieser auf Selbstoptimierung ausgerichteten Szene und zeichnet deren zwischenmenschliche (Macht-)Beziehungen nach. Dokumentarfilm (2025) von Julian Vogel ("Einzeltäter") und Johannes Büttner. 

Sendedatum

Ab Freitag, 26. Dezember 2025, um 10.00 Uhr
Am Montag, 29. Dezember 2025, 0.15 Uhr

Fotos

Texte

Redaktionelle Einordnung

Julian Vogel und Johannes Büttner öffnen den Blick auf eine Szene, die sich zunehmend dem öffentlichen Diskurs entzieht. Ausgangspunkt ist ein Protagonist mit Nähe zum "Königreich Deutschland": ein erfolgreicher Food-Influencer, der mit Nahrungsergänzungsmitteln hohe Umsätze erzielt und seine Anhängerschaft sowie Angestellten mit sektenähnlichen Methoden bindet. 

Die Filmemacher interessieren sich für die Mechanismen von Verführung und Gefolgschaft – ohne moralische Wertung. Ihr Film zeigt, wie und wo die Einflugschneisen für spalterische Ideologien weit offenstehen: Verschwörungserzählungen und antidemokratische Tendenzen treten nicht isoliert auf, sondern verknüpfen sich mit Angeboten wie Heimat, Identität, Zugehörigkeit und dem Versprechen von Überlegenheit. Diese Mischung macht sie gefährlich – nicht zuletzt durch ihre Wissenschaftsfeindlichkeit. 

Der Dokumentarfilm legt offen, wie diese Angebote funktionieren und welche Beweggründe Menschen dazu bringen, den öffentlichen Debattenraum zu verlassen und individualistische, oft antidemokratische Wege einzuschlagen. Mit präzisem dokumentarischem Handwerk, einem wachen Blick für Täter wie Opfer und einer klaren kritischen Haltung nähern sich Vogel und Büttner einer Szene, die dem klassischen Journalismus längst den Rücken gekehrt hat und stattdessen selbst zur Kamera greift, um ihre Weltanschauungen zu verbreiten. 

Lucia Haslauer, Redaktion Das kleine Fernsehspiel, ZDF 

Inhalt und Stab

Inhalt 

Der Influencer und überzeugte Rohveganer David alias Mister Raw nutzt seine Social-Media-Kanäle, um Nahrungsergänzungsmittel zu vertreiben und Geschichten über dunkle Mächte und Gott zu verbreiten. Der Dokumentarfilm "Soldaten des Lichts" aus der Reihe "Das kleine Fernsehspiel" führt in eine komplexe Welt zwischen Verschwörungsideologien und Selbstoptimierung. 

Im Fokus stehen dabei Akteure aus dem reichsbürgernahen Milieu, darunter Influencer, Coaches und selbsternannte Heiler, die entsprechende Narrative verbreiten: Sie zeichnen dramatische Zukunftsbilder, permanente Bedrohungslagen und Heilsversprechen, um ihre Followerschaft von ihren obskuren Workshops oder Produkten zu überzeugen. Die Zielgruppe reicht von Personen, die sich als "Souveränisten" oder "Selbstverwalter" verstehen und einen Bruch mit staatlichen Strukturen anstreben, bis hin zu Menschen, die sich in einer gesundheitlich oder psychisch schwierigen Lebenslage befinden. 

Einer von Letzteren ist Timo, der sich seit den Protesten gegen die COVID-19-Schutzmaßnahmen zunehmend radikalisiert hat. Seine wichtigste Bezugsperson ist David alias Mister Raw. Er ist der Auffassung, Timos psychische Probleme seien auf "dunkle Mächte" zurückzuführen, die sich durch Nahrungsergänzungsmittel und Fasten überwinden ließen. 

Der Film zeigt die Gruppe um Mister Raw bei der Produktion von Social-Media-Content, der Entwicklung von Marketingstrategien, bei Verkaufsaktivitäten und seinen Behandlungsmethoden. Dabei wird die auf Selbstoptimierung ausgerichtete Welt dieser Szene sichtbar. Parallel dazu begleitet der Film Timo, der beginnt, für Mister Raw zu arbeiten und versucht, durch Gebete und Fasten wieder stabil zu werden, während seine Familie darum kämpft, ihn aus der Abhängigkeit des Influencers zu befreien. 

 

Stab

Dokumentarfilm, Deutschland 2025 

Buch und Regie: Julian Vogel, Johannes Büttner 

Kamera: Julian Vogel 

Schnitt: Sebastian Winkels 

Ton: Johannes Büttner 

Sounddesign: Jonathan Rösch 

Produzent*innen: Karoline Henkel, Jasper Ph. Mielke, Arto Sebastian, Julian Vogel 

Produktion: Eine Produktion von Wood Water Films und patatino in Koproduktion mit ZDF/Das kleine Fernsehspiel gefördert im Rahmen der Fifty-Fifty- Vereinbarung zwischen HessenFilm & Medien und ZDF 

Redaktion: Lucia Haslauer (ZDF/Das kleine Fernsehspiel)  

Preise und Festivals (Auswahl)

Visions du Réel 2025, Nyon, Schweiz (Weltpremiere) 

DOK.fest München 2025 (Deutschlandpremiere) 

Duisburger Filmwoche 2025 

Global Science Film Festival 2025 

Statement der Filmemacher Julian Vogel und Johannes Büttner

Johannes Büttner (Buch und Regie) 

Im Zuge der Auseinandersetzung mit neuen Protestbewegungen gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie begannen wir als Filmemacher, uns mit rechten "Utopien" zu beschäftigen. In diesem Kontext begegnete ich auf Social Media David wieder, mit dem ich zur Grundschule gegangen bin. 

Unser Wiedersehen war durch Ambivalenz geprägt: Auf der einen Seite zeigte er sich als jemand, der sein Haus und Herz für Ausgestoßene öffnet. Auf der anderen Seite schafft er Abhängigkeitsverhältnisse, verbreitet Verschwörungserzählungen und behandelt schwerkranke Menschen mit pseudowissenschaftlichen Methoden. 

Die anfängliche Faszination für eine Welt, die durch Verschwörungserzählungen geprägt ist, wich einer tiefen Betroffenheit, je mehr persönliche Begegnungen mit Menschen stattfanden, die ökonomisch, gesundheitlich und sozial unter diesen Ideologien leiden. Besonders berührt hat uns dabei die Geschichte von Timo. 

Wie eng psychische Erkrankungen und Verschwörungsglauben miteinander verwoben sein können und Menschen isolieren, wird in unserem Film anschaulich. Er macht aber auch klar, dass es eine bedeutende gesellschaftliche Verantwortung ist, sich nicht von diesen Menschen abzuwenden, sondern Brücken zu bauen. Gerade im Hinblick auf eine Verständigung über demokratische Werte. 

Mit David einig waren wir uns über die Wichtigkeit einer Szene im Film, in der er als Schwarzer über seine Erfahrungen mit Alltagsrassismus spricht. Nach der Sichtung des fertigen Films sagte er dazu: "Vielleicht sind die Zuschauer gnädiger mit mir, wenn sie hören, warum ich mich so radikalisiert habe." 

 

Julian Vogel (Buch, Regie und Kamera) 

In meiner "Einzeltäter"-Trilogie habe ich mich über Jahre den Angehörigen von Opfern der rechtsextremen Anschläge in München 2016, Halle 2019 und Hanau 2020 gewidmet. Diese Erfahrungen prägten mich zutiefst. Ich stand Menschen gegenüber, die durch den Hass und die Gewalt von Einzelnen, die tief in rechtsextremen Verschwörungserzählungen verwurzelt sind, Angehörige verloren haben. Der Umgang mit diesen Geschichten und den damit verbundenen Traumata war sowohl eine Herausforderung als auch eine Verpflichtung. 

"Soldaten des Lichts" war ein radikal anderer Schritt – den Blick auf Menschen zu richten, die zumindest ideologisch mit der Täterseite in Verbindung stehen. In dieser Konfrontation sah ich eine Notwendigkeit: Wir dürfen nicht nur auf die moralische Distanz zum politischen Gegner setzen. Es geht darum, die zugrundeliegenden Mechanismen zu erkennen, die diese Ideologien ermöglichen und verstärken, darunter auch die ökonomischen Strukturen und Machthierarchien. 

Dies war für mich eine der größten Herausforderungen als Filmemacher. Es ging darum, einerseits die individuellen Protagonist*innen verstehbar zu machen, andererseits jedoch nicht in eine entschuldigende Individual-Psychologie zu verfallen. Je weiter der Film fortschritt, desto mehr wuchs bei mir die Erkenntnis, dass es nicht nur darum geht, Ideologien zu entlarven. Es geht immer auch darum, Empathie zu entwickeln – auch für die, die in diese Welt hineingezogen wurden – wie Timo. 

"Soldaten des Lichts" ist also nicht nur ein Film über Menschen, die einer gefährlichen Ideologie folgen. Es ist auch ein Film über die Frage, wie wir als Gesellschaft mit den (emotionalen) Wurzeln des Extremismus umgehen können. In einer Zeit, in der die Diskurskorridore immer enger werden, sehe ich es als dringend notwendig an, den offenen Blick nicht zu verlieren – jenseits von moralischer Abgrenzung, hin zu einer echten Auseinandersetzung mit den Systemen, die diese Ideologien überhaupt erst möglich machen. 

Biografien

Johannes Büttner (Buch und Regie) 

Studierte an der Universität der Künste in Berlin und bei De Ateliers in Amsterdam. Seine Arbeit beschäftigt sich mit spekulativen sowie wissenschaftsbasierten sozioökonomischen Phänomenen. Zuletzt nahm Johannes Büttner unter anderem an der 16. Istanbul Biennale (2019) und an Ausstellungen im Palais de Tokyo in Paris (2018), in der Kunsthalle Mainz (2020) sowie beim "Ruhr Ding" (2021) teil. Seine Arbeiten wurden mit zahlreichen Stipendien und Preisen geehrt. 2022 war sein Film "Platform" für den deutschen Kurzfilmpreis nominiert. 

 

Julian Vogel (Buch, Regie und Kamera) 

Studierte an der FU Berlin, der Filmakademie Baden-Württemberg und der Fémis in Paris. Er macht Dokumentarfilme, gibt Workshops und arbeitet als Journalist. Seine Filme sind unter anderem  "Tilman im Paradies" (2011), "Palast" (2013), "Bilder vom Flo" (2016). 2023 erschien seine Dokumentar-Trilogie "Einzeltäter" (ZDF/Das kleine Fernsehspiel), die sich Menschen widmet, die Angehörige bei rechtsextremen Anschlägen verloren haben. Auszeichnungen: Hessischer Filmpreis, Preis der Duisburger Filmwoche, Grimme-Preis. 

Foto

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