Terra X: Unsere Erde III

Achtteilige BBC/ZDF-Koproduktion

"Unsere Erde III" entführt in acht Folgen an die abgelegensten Orte der Erde und stellt die erstaunlichsten Lebewesen vor – vom Harlekinfrosch über Meerengel bis hin zu Küstenlöwen und Geisterbären. Jede einzelne Episode erzählt außergewöhnliche Geschichten – mal dramatisch, mal aufregend, mal lustig und manchmal traurig. Nach den erfolgreichen BBC/ZDF-Koproduktionen "Ein perfekter Planet", "Der grüne Planet" und "Eisige Welten", zeigt die Serie ein weiteres Mal, was Wildlife-Filme, mit moderner Technik produziert, leisten können.

  • ZDF, ut ab Montag, 1. Januar 2024, alle weiteren Folgen sonntags, 19.30 Uhr.
  • ZDF Mediathek, ut Folge 1 ab Mittwoch, 27. Dezember 2023, 10.00 Uhr

Texte

Über die Reihe

Mehr als fünf Jahre dauerten die Dreharbeiten zu "Unsere Erde III". Viele neue Kameratechnologien kamen dabei zum Einsatz und stellen echte Pionierleistungen dar. Besonders leichte Drohnen, High-Speed-Kameras und ferngesteuerte Tiefseefahrzeuge ermöglichen Einblicke in spektakuläre, bislang nie gesehene Orte – von den entlegensten Urwäldern in die unheimlichen Welten der Tiefsee, von den dunkelsten Höhlen in die heißesten Wüsten.

Seit der Ausstrahlung der ersten Reihe "Unsere Erde" sind fast 20 Jahre vergangen. Sowohl Wissenschaft als auch Technologie haben seither große Fortschritte gemacht. Der Blick auf die Tierwelt änderte sich somit massiv.

Auch die Erde selbst ist eine völlig andere als damals: Die Natur hat sich in den vergangenen Jahrzehnten mehr verändert als in der gesamten Menschheitsgeschichte, für den Planten ist ein kritischer Punkt erreicht. Die Veränderungen heute betreffen alle Ökosysteme und unzählige Lebewesen, mit denen wir diesen Planeten teilen. Die achtteilige Reihe nimmt mit auf eine Entdeckungsreise und lässt "Unsere Erde" in neuem Licht erscheinen.

1904 Drehtage, 3.000 Meter tief unter dem Meeresspiegel und Hans Zimmer mit Bastille: Infos zu "Unsere Erde III"

"Unsere Erde III" ist derzeit die ambitionierteste Reihe im Bereich Naturdokumentation weltweit. Und das, obwohl das Projekt teilweise während der Coronapandemie stattfand, die auch die Dauer der Dreharbeiten stark beeinflusste: Mehr als fünf Jahre – 1904 Tage lang – wurde für die acht Folgen der BBC/ZDF-Reihe gedreht, 797 Tage davon, also mehr als zwei Jahre, haben die Teams coronabedingt in Quarantäne verbracht.

Corona eröffnete den Macherinnen und Machern aber auch die Chance, verstärkt mit Producern und Kameraleuten vor Ort zu arbeiten und viele Aufnahmen aus der Ferne zu steuern. So führte beispielweise ein Regisseur in Bristol Regie bei ferngesteuerten Aufnahmen, die ein gigantisches Treffen von Tiefseeoktopussen dokumentieren sollten. Die dazugehörige Kamera war viele Tausend Kilometer entfernt – und lag 3.000 Meter unter der Meeresoberfläche.

Auch die Dreharbeiten selbst verlangten einiges ab. Um Bilder aus der größten Unterwasserhöhle der Welt, der "Hang son Doong"-Höhle in Vietnam, zu bekommen, arbeitete das Team 18 Tage lang unter der Erde. Aber schon der zweitägige Transport des 500 Kilogramm schweren Equipments durch den vietnamesischen Dschungel stellte eine große Herausforderung dar. Ein anderes Team verbrachte einen Monat in ätzendem Wasser, um das Verhalten von Flamingos im mexikanischen Yucatán zu filmen. Wieder ein anderes Team harrte wochenlang in der Eurasischen Steppe aus – bei Temperaturen, die bisweilen unter minus 30 Grad Celsius fielen.  

Für die passende musikalische Untermalung zeichnen der vielfach preisgekrönte Filmkomponist Hans Zimmer (u. a. "König der Löwen", "Dune"), die US-amerikanischen Filmkomponisten Jacob Shea ("Planet Earth II", "Der Pass") und Sara Barone ("Grimcutty") sowie die britische Indie-Rockband Bastille ("Things We Lost In The Fire", "Pompeii") verantwortlich.

Sendetermine und Mediathekstermine der einzelnen Folgen

Terra X: Unsere Erde III
Von Sumpfmonstern und Zombiefischen (1/8)

ZDF: Montag, 1. Januar 2024, 19.30 Uhr
ZDFmediathek: ab Mittwoch, 27. Dezember 2023

Terra X: Unsere Erde III
Von Satyrhühnern und Geisterbären (2/8)

ZDF: Sonntag, 7. Januar 2024, 19.30 Uhr
ZDFmediathek: ab Donnerstag, 4. Januar 2024

Terra X: Unsere Erde III
Von Küstenlöwen und furchtsamen Haien (3/8)

ZDF: Sonntag, 14. Januar 2024, 19.30 Uhr
ZDFmediathek: ab Donnerstag, 11. Januar 2024

Terra X: Unsere Erde III
Von Klimaretterinnen und Artenschützern  (4/8)

ZDF: Sonntag, 21. Januar 2024, 19.30 Uhr
ZDFmediathek: ab Mittwoch, 17. Januar 2024

Terra X: Unsere Erde III
Von Bärenpavianen und Tanzvögeln (5/8)

ZDF: Sonntag, 28. Januar 2024, 19.30 Uhr
ZDFmediathek: ab Mittwoch, 17. Januar 2024

Terra X: Unsere Erde III
Von Meerengeln und Teufelsrochen (6/8)

ZDF: Sonntag, 4. Februar 2024, 19.30 Uhr
ZDFmediathek: ab Montag, 22. Januar 2024

Terra X: Unsere Erde III
Von Fröschen im Eis und Sittichen im Feuer (7/8)

ZDF: Sonntag, 11. Februar 2024, 19.30 Uhr
ZDFmediathek: ab Montag, 5. Februar 2024

Terra X: Unsere Erde III
Vom Überleben in der Menschenwelt (8/8)

ZDF: Sonntag, 18. Februar 2024, 19.30 Uhr
ZDFmediathek: ab Dienstag, 6. Februar 2024

Stablisten

Von Sumpfmonstern und Zombiefischen (1/8)

Buch und Regie
Charlotte Bostock, Nick Easton
Kamera
Tom Walker, Abdullah Khan, Sam Lewis, Jack Hynes, Sophie Darlington, Pete Hayns und viele andere
Montage
Sam Rogers und Abi Brown (BBC), Toni Kubiczeck (ZDF)
Tonmischung
Günter Haas
Musik
Hans Zimmer, Jacob Shea, Sara Barone, Bastille
Sprecherin
Gergana Muskalla
Produktion ZDF
Claudia Comprix, Cora Szielasko-Schulz
Produktion BBC Studios
John Bryans, Maria Norman
Fachberatung
Miranda Dyson, Vicky Taylor 
Redaktion BBC
Jack Bootle, Sreya Biswas
Series Producers
Jonny Keeling, Matt Brandon
Executive Producer
Michael Gunton
ZDF-Fassung
Ruth Omphalius
Redaktion ZDF
Susanne Hillmann

Koproduktion von ZDF, BBC, BBC Studios, BBC America und France Télévisions

 

Von Satyrhühnern und Geisterbären (2/8)

Buch und Regie
Sarah Whalley, Abigail Lees
Kamera
Sam Lewis, Ronan Donovan, Howard Bourne, Will Foster-Grundy, Chris Tan Hanafi, Prakash Matada und viele andere
Montage
Rupert Troskie (BBC), Walter Freund (ZDF)
Tonmischung
Marcus Wüst
Musik
Hans Zimmer, Jacob Shea, Sara Barone, Bastille
Sprecher
Philipp Schepmann
Produktion ZDF
Claudia Comprix, Cora Szielasko-Schulz
Produktion BBC Studios
John Bryans, Maria Norman, Caroline Cox
Fachberatung
Miranda Dyson, Vicky Taylor 
Redaktion BBC
Jack Bootle, Sreya Biswas
Series Producers
Matt Brandon, Jonny Keeling
Executive Producer
Michael Gunton
ZDF-Fassung
Susanne Hillmann
Redaktion ZDF
Ruth Omphalius

Koproduktion von ZDF, BBC, BBC Studios, BBC America und France Télévisions

 

Von Küstenlöwen und furchtsamen Haien (3/8)

Buch und Regie
Nick Easton
Kamera
Roger Munns, Barrie Britton, Lianne Steenkamp, Will Steenkamp, Alexander Semenov, Kevin Zaouali und viele andere
Montage
Rupert Troskie (BBC), Walter Freund (ZDF)
Tonmischung
Günter Haas
Musik
Hans Zimmer, Jacob Shea, Sara Barone, Bastille
Sprecherin
Gergana Muskalla
Produktion ZDF
Claudia Comprix, Cora Szielasko-Schulz
Produktion BBC Studios
John Bryans, Maria Norman, Caroline Cox
Fachberatung
Miranda Dyson, Vicky Taylor 
Redaktion BBC
Jack Bootle, Sreya Biswas
Series Producers
Matt Brandon, Jonny Keeling
Executive Producer
Michael Gunton
ZDF-Fassung
Susanne Hillmann
Redaktion ZDF
Ruth Omphalius

Koproduktion von ZDF, BBC, BBC Studios, BBC America und France Télévisions

 

Von Klimarettern und Artenschützerinnen (4/8)

Buch und Regie
Steve Greenwood
Kamera
Stuart Dunn, Vianet Djenguet, Neil Harvey, Fábio Nascimento, Craig Hastings,
Howard Bourne und viele andere
Montage
Alex Boyle (BBC), Toni Kubiczeck (ZDF)
Tonmischung
Marcus Wüst
Musik
Hans Zimmer, Jacob Shea, Sara Barone, Bastille
Sprecher
Philipp Schepmann
Produktion ZDF
Claudia Comprix, Cora Szielasko-Schulz
Produktion BBC Studios
John Bryans, Maria Norman
Fachberatung
Miranda Dyson, Vicky Taylor
Redaktion BBC
Jack Bootle, Sreya Biswas
Series Producers
Jonny Keeling, Matt Brandon
Executive Producer
Michael Gunton
ZDF-Fassung
Ruth Omphalius
Redaktion ZDF
Susanne Hillmann

Koproduktion von ZDF, BBC, BBC America und France Télévisions

 

Von Bärenpavianen und Tanzvögeln (5/8)

Buch und Regie
Kiri Cashell, Tom Greenhalgh
Kamera
Mark MacEwen, Toby Strong, Ian Llewellyn, Barrie Britton, Rolf Steinmann, Luke Nelson und viele andere
Montage
Angela Maddick (BBC), Walter Freund (ZDF)
Tonmischung
Günter Haas
Musik
Hans Zimmer, Jacob Shea, Sara Barone, Bastille
Sprecherin
Gergana Muskalla
Produktion ZDF
Claudia Comprix, Cora Szielasko-Schulz
Produktion BBC Studios
John Bryans, Maria Norman, Caroline Cox
Fachberatung
Miranda Dyson, Vicky Taylor 
Redaktion BBC
Jack Bootle, Sreya Biswas
Series Producers
Matt Brandon, Jonny Keeling
Executive Producer
Michael Gunton
ZDF-Fassung
Susanne Hillmann
Redaktion ZDF
Ruth Omphalius

Koproduktion von ZDF, BBC, BBC Studios, BBC America und France Télévisions

 

Von Meerengeln und Teufelsrochen (6/8)

Buch und Regie
Will Ridgeon
Kamera
Santiago Cabral, Rafa Herrero Massieu, Hector Skevington-Postles, Hugh Miller, Kirsten Jakobsen, Florian Schulz und viele andere
Montage
Nick Carline (BBC), Toni Kubiczeck (ZDF)
Tonmischung
Günter Haas
Musik
Hans Zimmer, Jacob Shea, Sara Barone, Bastille
Sprecher
Philipp Schepmann
Produktion ZDF
Claudia Comprix, Cora Szielasko-Schulz
Produktion BBC Studios
John Bryans, Maria Norman, Caroline Cox
Fachberatung
Callum Roberts, Steve Simpson
Redaktion BBC
Jack Bootle, Sreya Biswas
Series Producers
Matt Brandon, Jonny Keeling
Executive Producer
Michael Gunton
ZDF-Fassung
Ruth Omphalius
Redaktion ZDF
Susanne Hillmann

Koproduktion von ZDF, BBC, BBC America und France Télévisions

 

Von Fröschen im Eis und Sittichen im Feuer (7/8)

Buch und Regie
Theo Webb
Kamera
Luke Nelson, Kevin Flay, Justin Maguire, John Shier, Barrie Britton, Daniel Hunter  und viele andere
Montage
Tim Lasseter (BBC), Walter Freund (ZDF)
Tonmischung
Günter Haas
Musik
Hans Zimmer, Jacob Shea, Sara Barone, Bastille
Sprecherin
Gergana Muskalla
Produktion ZDF
Claudia Comprix, Cora Szielasko-Schulz
Produktion BBC Studios
John Bryans, Maria Norman, Caroline Cox
Fachberatung
Miranda Dyson, Vicky Taylor 
Redaktion BBC
Jack Bootl, Sreya Biswas
Series Producers
Jonny Keeling, Matt Brandon
Executive Producer
Michael Gunton
ZDF-Fassung
Susanne Hillmann
Redaktion ZDF
Ruth Omphalius

Koproduktion von ZDF, BBC, BBC America und France Télévisions

 

Vom Überleben in der Menschenwelt (8/8)

Buch und Regie
Fredi Davis, Charlotte Bostock, Abigail Lees, Natalie Coles 
Kamera
Neil Anderson, Mark MacEwen, John Brown, Luke Nelson, John Haskew, Bertie Gregory und viele andere 
Montage
Dave Pearce (BBC), Toni Kubiczeck (ZDF)
Tonmischung
Günter Haas
Musik
Hans Zimmer, Jacob Shea, Sara Barone, Bastille
Sprecher
Philipp Schepmann
Produktion ZDF
Claudia Comprix, Cora Szielasko-Schulz
Produktion BBC Studios
John Bryans, Maria Norman, Caroline Cox
Redaktion BBC
Jack Bootle, Sreya Biswas
Series Producers
Matt Brandon, Jonny Keeling
Executive Producer
Michael Gunton
ZDF-Fassung
Ruth Omphalius
Redaktion ZDF
Susanne Hillmann

Koproduktion von ZDF, BBC, BBC America und France Télévisions

Von Sumpfmonstern und Zombiefischen (1/8)

ZDF: Montag, 1. Januar 2024, 19.30 Uhr
ZDFmediathek: ab Mittwoch, 27. Dezember 2023

Süßwasser ist das Lebenselixier der Erde. Viele Tierarten haben äußerst kreative Verhaltensweisen entwickelt, um jeden Tropfen nutzen zu können. Lebensraum existiert in der kleinsten Pfütze genauso wie im gewaltigsten Strom. Regen oder Flut prägen nicht nur das Aussehen von Landschaften, sie formen auch die Gestalt der Lebewesen und ihre Verhaltensweisen.

In Sri Lanka beispielsweise müssen Sumpfkrokodile während der Trockenzeit zu alternativen Jagdstrategien greifen: Statt wie sonst in Seen und Flüssen auf ihre Beute zu lauern, graben sie sich im Schlamm an den Rändern der verbliebenen Wasserlöcher ein und schlagen zu, wenn die durstigen Herden zur Tränke kommen. So werden die Krokodile zu wahrenSumpfmonstern. Anpassungen wie diese finden statt , wenn sich Regen und Trockenheit regelmäßig abwechseln. Der zeitlich begrenzte Wassermangel schafft eine Herausforderung, die die Krokodile bewältigen.

Man könnte annehmen, dass Tiere in einem unveränderten Lebensraum keine Veranlassung haben sich zu entwickeln. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Der Malawisee beispielsweise ist seit einer Million Jahren eine stabile Süßwasserwelt. Dort herrschen perfekte Bedingungen für die Seebewohner – und trotzdem gibt es gerade dort mehr einzigartige Fischarten als in irgendeinem anderen See auf der Erde. Allein 800 verschiedene Buntbarsche haben sich hier entwickelt. Grund dafür ist die Nahrungsverteilung. Damit alle satt werden, müssen sie sich unterschiedliche Nahrungsquellen suchen und eine Art der großen Buntbarschfamilie gibt sich allergrößte Mühe, sein Auskommen als Untoter zu finden. Er wird Schläfer genannt, weil der Buntbarsch den Tag damit verbringt, auf dem Grund eines Gewässers zu liegen und versucht, so überzeugend wie möglich seinen Tod zu inszenieren. Dabei bleibt er nicht nur völlig regungslos auf der Seite liegen, sondern wird auch noch von seiner Färbung unterstützt, die sich im Laufe seiner Evolution immer mehr an das Aussehen eines verrottenden Kadavers angenähert hat. Nähern sich dann kleinere Aasfresser dem vermeintlichen Festmahl, erwacht der Zombiefisch zum Leben und verschluckt den Angreifer.

Von Satyrhühnern und Geisterbären (2/8)

ZDF, Sonntag, 7. Januar 2024, 19.30 Uhr
ZDFmediathek: ab Donnerstag, 4. Januar 2024

In Wäldern ist es für viele Tiere nicht einfach, sich mit Artgenossen zu verständigen. Ob Lautäußerungen oder optische Signale: Viele Arten lassen sich etwas Besonderes einfallen, wenn sie gehört oder gesehen werden wollen.

Satyrhühner, auch Tragopane genannt, leben versteckt in Gebirgswäldern Zentralchinas. Die Rufe der männlichen Vögel sind charakteristisch und bestehen aus einer Kombination von tiefen und hohen, pfeifenden Tönen. Auch inmitten von Bäumen werden sie so über große Entfernungen wahrgenommen: Konkurrenten werden vor dem Übertritt ins eigene Territorium gewarnt, Weibchen dagegen angelockt. Bei der Balz kommunizieren die männlichen Tragopane auch optisch, inszenieren ihr prächtiges Federkleid mit komplexen Tanzbewegungen.

Sie tragen Hörner, Stacheln und Antennen auf ihrem Körper: Buckelzirpen gehören zu den optisch spektakulärsten Waldbewohnern. Ob es sich um Tarnung oder Schmuck handelt, ist nur teilweise geklärt. Mehr als 3000 Buckelzirpenarten sind bekannt und kommen vor allem in den Tropen vor. Die Insekten erzeugen Klopfgeräusche, die sie über ihre Beine und teils über ihren Saugrüssel auf Blattoberflächen oder Pflanzenstängel übertragen. Damit rufen Buckelzirpenmütter zum Beispiel um Hilfe, wenn ihre Jungen angegriffen werden. Und natürlich wird auch bei der Partnerfindung heftig geklopft.

Genauso einmalig wie der Kaltregenwald an der Westküste Kanadas sind auch die Geisterbären, Schwarzbären mit hellem Fell. Nur ein einziges mutiertes Gen ist für ihre extravagante Erscheinung verantwortlich. Im Herbst bedienen sich die Raubtiere an Lachsen, die vom Pazifik in die Flüsse zu ihren Laichplätzen wandern. Nach kurzer Zeit ist das Fischangebot so groß, dass die Bären oft nur den Rogen fressen und den Rest liegen lassen. Pilznetzwerke nehmen aus dem Boden Stickstoff und Phosphor auf und geben die Nährstoffe an ihre Bäume weiter, mit deren Wurzeln sie verbunden sind. Im Gegenzug erhalten die Pilze das Photosyntheseprodukt Zucker von den Bäumen. Durch diese besondere Partnerschaft stehen an der kanadischen Westküste einige der weltweit höchsten Bäume.

Von Küstenlöwen und furchtsamen Haien (3/8)

ZDF: Sonntag, 14. Januar 2024, 19.30 Uhr
ZDFmediathek: ab Donnerstag, 11. Januar 2024

Für die meisten Menschen sind Küsten Urlaubsorte mit langen Sandstränden und klarem Meerwasser. Doch sie sind vor allem Lebensraum für zahlreiche Tierarten, die vom offenen Meer oder vom Land an die Küsten kommen, weil sie dort Nahrung finden.

Weit im Süden des Planeten, auf einem kleinen Felsvorsprung der südafrikanischen Robberg-Halbinsel, lockt ein üppiges Nahrungsangebot tausende Seebären an die Küste. Sie alle müssen irgendwann ins Wasser, um zu fressen. Ein Dilemma, denn im Meer warten ihre Todfeinde: Weiße Haie. Da es immer weniger Nahrung im Meer gibt, kommen die normalerweise einzelgängerisch lebenden Jäger hier in größerer Zahl zusammen. Schon dieses Verhalten ist ungewöhnlich. Doch für die Wissenschaftler noch erstaunlicher ist die Reaktion der Seebären: Sie bilden einen großen Pulk und treiben in einer konzertierten Aktion Weiße Haie zurück ins offene Meer. Diese neue Verhaltensweise ist noch nicht lange bekannt – und wurde erstmals über einen Zeitraum von vier Jahren gefilmt werden.

An Namibias Skelettküste, wo die Wüste auf den kalten Atlantik trifft, zeigen sich unerwartete Besucher: Löwen. Die so genannten Wüstenlöwen wurden von Farmern verfolgt, die sie als Bedrohung ansahen. Von Wissenschaftlern genau beobachtet und geschützt konnte die Löwen ihr Revier wieder vergrößern und kehren nach mehr als 40 Jahren zurück an die Küste. Aus ihren ursprünglichen Jagdrevieren vertrieben, bietet die Küste den Großkatzen ein Auskommen. Zwei junge Löwinnen haben sich darauf spezialisiert nachts Kormorane zu jagen.

Küstengewässer ziehen auch Besucher an, die nicht nur auf Nahrungssuche sind. Nach einer langen Reise erreichen Südliche Glattwale die argentinischen Halbinsel Valdés. Eine besonders geschützte Bucht mit bequemem Sandboden wird nach und nach zum riesigen Kreissaal für die gebärenden Glattwalweibchen. Sind die Walkälber auf der Welt, haben die Mütter große Mühe, die umtriebigen Jungen in Schach zu halten.

Von Klimaretterinnen und Artenschützern (4/8)

ZDF: Sonntag, 21. Januar 2024, 19.30 Uhr
ZDFmediathek: ab Mittwoch, 17. Januar 2024

Eine neue Generation versucht mit ungewöhnlichen Mitteln, Naturräume zu schützen und Arten vor dem unausweichlich scheinenden Aussterben zu retten. Die gute Nachricht: Der Einsatz der Klimaretter und Artenschützerinnen zeigt Erfolge, die ein Ansporn für alle sein können und Hoffnung geben, dass die Vielfalt auf der Erde doch noch bewahrt werden kann.

Zuchtprogramme zur Erhaltung einer Art sind oft eine Herausforderung, weil die in Frage kommenden Tiere über ausgedehnte Gebiete verteilt sind oder sogar in verschiedenen Ländern leben. Besonders schwierig ist es, wenn die Tiere sehr groß sind und die Umsiedlung schnell gehen muss. Der südafrikanische Wildhüter Dumisani Zwane ist mittlerweile Spezialist im Transport von Spitzmaulnashörnern. Die Tiere, die über eine Tonne auf die Waage bringen, müssen oft ausgeflogen werden, weil sie in ihrem ursprünglichen Lebensraum bedroht sind.

Neben den Großen stehen auch viele Kleine vor dem Aus. Ein weltweites Froschsterben wird von einem Pilz ausgelöst, der sich auf der Haut der Amphibien ausbreitet. Der Biologe Jaime Culebras arbeitet an einem Zuchtprogramm, um gefährdete Froscharten zu erhalten. Ein kleiner Morona-Santiago-Stummelfußfrosch, auch Harlekinfrosch genannt, hat es dem Biologen besonders angetan: Sad Santiago. Seit Jahren können der Forscher und sein Team keine Partnerin für den winzigen Hüpfer finden. Mittlerweile gilt der traurige Santiago als Letzter seiner Art. Wird es doch noch ein Happy End geben?

Die Bestände mancher Arten könnten sich auch erholen, wenn entsprechende Schutzmaßnahmen erlassen und vor allem deren Durchsetzung gewährleistet werden könnten. Die Waldelefanten der Elfenbeinküste beispielsweise sind durch den illegalen Elfenbeinhandel stark bedroht. Die Aktivistin Tang Nguyen aus Vietnam arbeitet mit dem internationalen Naturschutznetzwerk EAGLE zusammen. Als potenzielle Käuferin wird sie in die Elfenbeinmafia eingeschleust, um Wilderer, Hehler und Schmuggler dingfest zu machen und so dabei zu helfen, die Dickhäuter vor dem endgültigen Aus zu bewahren.

Ist ein Tier in einer Region bereits ausgestorben, kann es oft nur unter schwierigsten Bedingungen wieder angesiedelt werden. Ein erfolgreiches Beispiel ist die Wiederansiedlung des in Europa seit Jahrhunderten ausgestorbene Waldrapp. Jungvögel werden hierbei von Hand aufgezogen und auf ihre menschlichen Betreuerinnen geprägt. Die Biologin Katharina Huchler und ihre Kollegin Helena Wehner fungieren als Pflegemütter und führen die Vogelschar mit Leichtfluggeräten von den nördlich der Alpen gelegenen Gebieten im Herbst nach Italien. Einmal mit der Route vertraut finden die Vögel ab diesem Zeitpunkt allein ihren Weg.

Fatal wird es, wenn es keine oder zu wenige Habitate gibt, in denen gerettete Wildtiere ein neues Zuhause finden können. Alessandra Korap ist eine der Sprecherinnen des indigenen Volkes Munduruku. Sie musste mitansehen, wie ihre Heimat, der Regenwald Brasiliens, durch Bergbau, Holzindustrie und vor allem für die Landwirtschaft immer stärker zerstört wurde. Gemeinsam mit anderen Völkern des Regenwaldes organisierte sie die größte Protestaktion von Indigenen, die jemals in Brasilien stattgefunden hat. Expräsident Bolsonaro musste bereits ein Gesetz, das die Rodung der Wälder am Amazonas erleichtern sollte, zurücknehmen. Aber auch der aktuellen Regierung von Lula da Silva traut Alessandra wenig zu.

Von Bärenpavianen und Tanzvögeln (5/8)

ZDF: Sonntag, 28. Januar 2024, 19.30 Uhr
ZDFmediathek: ab Mittwoch, 17. Januar 2024

Wüsten zeichnen sich vor allem durch geringe Niederschläge und extreme Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht aus; Pflanzen gedeihen dort kaum, oder nur spärlich. In Wüsten und Savannen können sich die Lebensbedingungen im Handumdrehen ändern. Tiere, die in solchen Trockengebieten leben, sind zäh, passen sich an und entwickeln Strategien, um den harschen, oft lebensfeindlichen Bedingungen zu trotzen.

Rund ein Fünftel der gesamten Landfläche der Erde ist von ariden Regionen bedeckt. Eine davon ist Damaraland, eine heiße, trockene und felsenreiche Region in Nordwesten Namibias. Dort ist die Heimat einer Gruppe Bärenpaviane. In den Bergen ist monatelang kein einziger Regentropfen gefallen, die Paviane sind ständig unterwegs auf der Suche nach Wasser. Als sie endlich eine spärliche Quelle in einem Felsen finden, beginnt der Kampf ums Wasser. Ein junge Pavianmutter schafft es, trotz ihres niedrigen Ranges, sich gegen die rabiaten Clanchefs durchzusetzen und rettet sich und ihrem Neugeborenen das Leben.

An der Südwestküste Afrikas liegt die Wüste Namib, eine aufgrund ihrer Trockenheit und ihrer extremen Temperaturschwankungen besonders unwirtliche Gegend. Und doch hat ein Straußenpaar beschlossen, am Rand der Namib seine Eier auszubrüten. Das offene Gelände sichert den Vögeln einen perfekten Rundblick. Mit ihren großen Augen sehen Strauße hervorragend und entdecken auch weit entfernte Feinde, die es auf die Eier oder Küken abgesehen haben. Doch Temperaturen, die tagsüber bis auf 50 Grad Celsius ansteigen können, machen nicht nur den Straußeltern zu schaffen, sondern sind auch für die frischgeschlüpften Küken lebensgefährlich. Als Hahn und Henne ihren Nachwuchs in ein kühleres Gelände führen, übersehen sie einen Nachzügler im Nest.

Ein männlicher Fleckenlaubenvogel in der australischen Savanne tanzt mit großem Engagement vor seiner kunstvoll mit Schnecken geschmückten Laube aus Zweigen, um Weibchen zu beeindrucken. Doch die Vogeldamen zeigen sich nicht. Denn die Bedingungen für Paarung und Nachwuchs sind sehr ungünstig für die Fleckenlaubenvögel. Seit vier Jahren ist im Gebiet, in dem der Vogel gebaut hat, kein Regen gefallen. So wird er wohl auch in diesem Jahr Single bleiben.

Von Meerengeln und Teufelsrochen (6/8)

ZDF: Sonntag, 4. Februar 2024, 19.30 Uhr
ZDFmediathek: ab Montag, 22. Januar 2024

Ozeane sind die größten Ökosysteme der Erde. Sie bedecken zwei Drittel des Planeten, trotzdem wissen wir weniger darüber als über die Marsoberfläche. Dabei ist der Artenreichtum in den Weltmeeren schier unglaublich.

Besonders deutlich zeigt sich diese Vielfalt im Pazifischen Ozean, wenn sich die Teufelsrochen jedes Jahr im Frühling zu einem Massentreffen zusammenfinden. Eine Viertelmillion der auffälligen, dunklen Meeresbewohner drängen sich auf engstem Raum zusammen. Was im ersten Augenblick wie eine gigantische düstere Wolke und durchaus teuflisch wirkt, entpuppt sich auf den zweiten Blick als spektakuläres Schwarmerlebnis. Die Rochen schwimmen miteinander, nur um sich dann aus der großen Masse immer wieder herauszukatapultieren und mit einem lauten Knall, der an einen fröhlichen Bauchplatscher erinnert, wieder ins Wasser einzutauchen. In der Forschung war früher die Meinung verbreitet, dass männliche Rochen mit dieser Vorführung Weibchen beeindrucken wollen. Tatsächlich lässt sich aber nicht jedes auffällige Verhalten mit der Partnersuche erklären. Seit bekannt ist, dass auch weibliche Rochen zu den Springern gehören, deutet man den Trubel eher allgemein als Signal an andere Rochen, sich dem der Rochenparade anzuschließen.

So wenig der Name Teufelsrochen zu dem geselligen Riesenmanta passen will, so wenig engelsgleich verhält sich der Meerengel. Der kleine Hai besitzt – anders als seine Verwandten – einen flachen Körper. Damit kann er sich wunderbar am Meeresgrund verstecken. Auf seinem Kopf besitzt er Öffnungen, sogenannte Spritzlöcher. Mit ihnen kann er wie ein Staubsauger im Rückwärtsgang Sand über seinen ganzen Körper verteilen. So getarnt verharrt er wochenlang, bis sich ein ahnungsloses Beutetier nähert. Mit einem erstaunlich schnellen Schnapper schlägt der Engelshai zu und verschluckt sein Opfer in einem Stück.

Viele Meeresbewohner müssen sich mit der Anwesenheit des Menschen im und vor allem auf dem Meer arrangieren. Die Mähnenrobben im pazifischen Ozean vor der chilenischen Küste beispielsweise stehen beim Fischen mit dem Menschen längst in direkter Konkurrenz. Ein einziger Trawler fängt mit kilometerlangen Netzen bis zu 800.000 Sardellen auf einmal. Doch die Fischindustrie hat die Rechnung ohne die findigen Robben gemacht: Diese überfallen mittlerweile in großen Gruppen die Netze und holen sich ihren Anteil des Fangs.

Von Fröschen im Eis und Sittichen im Feuer (7/8)

ZDF: Sonntag, 11. Februar 2024, 19.30 Uhr
ZDFmediathek: ab Montag, 5. Februar 2024

Sengende Wüsten, arktische Inseln, Berggipfel in schwindelnden Höhen und tief unter der Erde liegende Höhlen – an solchen extremen Orten können Menschen nicht leben. Doch zahlreiche außergewöhnliche Tiere haben einen Weg gefunden, lebensfeindliche Bedingungen in extremen Landschaften zu ihren Gunsten zu nutzen.

Grasfrösche besiedeln eine breite Palette von Lebensräumen, darunter auch für ihre Art ungewöhnliche in bis zu 2000 Metern Höhe. So streckt in den Alpen ein Grasfrosch nach mehreren Monaten Winterstarre seinen Kopf aus dem Schnee. Ein sonniger Frühlingstag ist der perfekte Zeitpunkt, um eine Partnerin zu suchen. Aber er ist nicht allein, Dutzende anderer Frösche machen sich ebenfalls auf den Weg zu einem Laichgewässer in der Nähe. Der Grasfrosch gibt alles, um vor den anderen Männchen anzukommen, sonst sind alle potenziellen Partnerinnen vergeben.

Die vietnamesische Son-Doong-Höhle ist das vermutlich größte Höhlensystem weltweit. In einer der größeren Kammern würde ein Jumbojet Platz finden. Tief unten in totaler Dunkelheit leben blinde Höhlenfische und winzige Garnelen in kleinen Wasserlöchern. Ihre Nahrungsgrundlage sind Nährstoffe, die aus dem Dschungel über dem Höhlensystem angespült werden.

Auf Ellesmere Island, einer Insel im Norden Kanadas, muss ein Rudel Polarwölfe nach einem besonders harten Winter ums Überleben kämpfen und täglich Strecken von bis zu 80 Kilometer bewältigen. Entdecken die Polarwölfe Moschusochsen, fängt die Arbeit erst richtig an: Das Rudel muss eines der Tiere von der Gruppe trennen. Ein Katz-und-Maus-Spiel beginnt, bei dem die Wölfe nicht immer als Sieger hervorgehen.

Brände gehören zu den größten zerstörerischen Kräften der Natur, aber sie sind auch lebenswichtig für die Erhaltung bestimmter Lebensräume: Das Feuer verjüngt den Bewuchs, Gräser werfen ihre Samen ab. Das geschieht auch immer wieder in einem winzigen Gebiet Australiens, in dem die seltenen farbenprächtigen Goldschultersittiche zuhause sind. Die Vögel ernähren sich überwiegend von einjährigen Pflanzensamen und graben Nisthöhlen in Termitenhügel. Eine kluge Entscheidung der stark bedrohten Vogelart, denn die dicken Wände sorgen für stabile Temperaturen; das ist günstig für das Ausbrüten der Eier. Und später sind die Küken im Innern nicht nur gut geschützt vor Feinden, sondern sogar vor Bränden, denn Termitenhügel sind feuerfest.

Vom Überleben in der Menschenwelt (8/8)

ZDF: Sonntag, 18. Februar 2024, 19.30 Uhr
ZDFmediathek: ab Dienstag, 6. Februar 2024

Ein Nashorn in der City, ein Bär in der Mülltonne, Affen im Tempel: Immer mehr Wildtiere halten in den Städten Einzug. Manche sind nur auf der Durchreise, andere haben neue Futterquellen erschlossen – und einige werden sogar dauerhaft zu Stadtbewohnern.

In Bali gehören Langschwanzmakaken zu einem Tempel wie in Deutschland Tauben auf den Marktplatz. Beide Arten leben von den Abfällen des Menschen oder wurden über lange Zeit angefüttert. Die intelligenten Makaken sind mittlerweile dazu übergegangen, den Touristen Dinge zu entwenden und diese gegen Nahrungsmittel wieder zurückzugeben. Und nicht nur das: Während sich unerfahrene Diebe mit einer Banane als Lösegeld zufriedengeben, haben die Bosse der Meute längst erkannt, wie sie ihren Gewinn maximieren können und sich auf das Klauen von Schuhen, Handys und vor allem Brillen spezialisiert. Entsprechend dem Wert der Güter weisen die erfahreneren Wegelagerer kleinere Tauschangebote empört zurück: Längst haben sie Geschmack an Süßigkeiten und Chips gefunden. Der Figur tut das Menschenessen nicht gerade gut, wohl aber dem Ansehen in der Gruppe.

Den New Yorkern fallen die Ameisenkolonien in ihrer Stadt nicht besonders auf. Dabei sind in den Ritzen der Bürgersteige emsige Sechsbeiner – genau wie die Zweibeiner – auf dem Weg zur Arbeit. Diese Ameisen stammen, wie die meisten New Yorker, nicht ursprünglich aus Amerika. Man nimmt an, dass sie mit frühen Siedlern auf Schiffen anreisten. Seit ihrer Ankunft in der Neuen Welt blieben sie in der Nähe menschlicher Siedlungen, bis sie sich schließlich zu echten Großstädtern entwickelten. Sie lernten, sich mit dem Verkehr zu arrangieren und fast ausschließlich von Junkfood zu ernähren. Heute kommt ein Ameisenmagen mit fast allen Zusatzstoffen und Chemikalien klar, die der Mensch seinen Speisen beimischt.

Ein erstaunliches Phänomen der Anpassung wird gerade in Indien erforscht. Dort sind Schlangen ein großes Problem in den Städten. Pro Jahr sterben 60.000 Menschen an Schlangenbissen sterben. Eine erstaunliche Ausnahme in der Statistik ist ein Dorf in Westbengalen. Dort sind auch Monokelkobras zu Hause, aber zu Unfällen kommt es fast nie. Das Besondere an dem Dorf ist, dass man hier Schlangen respektiert oder sogar religiös verehrt. Die Menschen reagieren nicht hektisch, wenn sie eine Schlange entdecken, sondern bewegen sich langsam und lassen dem Tier ausreichend Zeit, sich wieder zu entfernen. Noch erstaunlicher erscheint vielen Forschern aber das Verhalten der Schlangen: Untersuchungen zufolge bewegen sich die Dorfschlangen ebenfalls deutlich langsamer als ihre Artgenossen und zeigen sich häufiger.

Series Producer Matt Brandon über Dreharbeiten während der Pandemie, den Einfluss des Menschen auf die Natur und außergewöhnliche Strategen im Tierreich

An welchen Moment während der Dreharbeiten erinnern Sie sich am liebsten?
Das ist auf jeden Fall der Tag, an dem wir im Downe Bank Nature Reserve in Kent gedreht haben. Das war einer der wunderbarsten Tage, den wir am Set erleben durften. Es war friedlich, die Sonne schien, die Luft war voller Schmetterlinge, und im Gras brummte das Leben. Als Naturfilmer gehören wir zu den Glücklichen, die rund um die Welt reisen dürfen, aber ich bin genauso erstaunt über die Tierwelt hier zu Hause in Großbritannien. Wir müssen uns daran erinnern, die Wildnis vor unserer Haustüre mehr zu schätzen. Sie ist so außergewöhnlich und braucht unseren Schutz genauso wie die Wildnis in anderen Weltgegenden.

Sie haben diese Reihe als die ambitionierteste unter den vielen Koproduktionsreihen von BBC und ZDF bezeichnet – wieso das?
Das beginnt schon damit, dass wir 1904 Tage gedreht haben! Und das bedeutet: Wochenlang in Beobachtungsposten in der eiskalten Eurasischen Steppe ausharren – mit Temperaturen, die schon mal unter minus 30 Grad Celsius fallen. Fast einen Monat haben im ätzenden Wasser bei einer Flamingokolonie auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán verbracht, um eine packende neue Geschichte über diese Vögel erzählen zu können. Zwei Tage Trekking mit vielen Helfern war angesagt, um unser Equipment von rund 500 Kilogramm sicher durch den vietnamesischen Dschungel zu tragen, um die größte Höhle der Welt zu erreichen: Hang son Doong. Dort lebte das Team dann 18 Tage im Untergrund – das ist übrigens länger als jemand jemals zuvor in dieser Höhle gewesen ist. Besonders waren auch die Dreharbeiten drei Kilometer unter der Meeresoberfläche. Dabei arbeiteten wir mit einem Tiefseefahrzeug, das uns die ersten Bilder eines gigantischen Treffens von Tiefseeoktopussen bescherte.

Die Musik für die Serie wurde von Hans Zimmer und Bleeding Fingers komponiert, in Zusammenarbeit mit Bastille. Was bedeutet die Musik für eine Wildlife-Serie wie "Unsere Erde III"?
Die spektakulären Dramen, die sich in der Natur ereignen, verdienen einfach epische Musik. Wer könnte das wohl besser als Hans Zimmer und seine Kollegen? Er ist ein Meister darin, die Persönlichkeiten unserer Protagonisten herauszustellen und die perfekte Musik für den Soundtrack ihres Lebens zu komponieren. Nach Jahren der Arbeit unterwegs, immer auf der Suche nach dem besten Material, ist es immer noch schwer zu erklären, wie man sich fühlt, wenn man den fertigen Film dann zum ersten Mal sieht – mit der Musik und mit dem Text. Es ist einfach magisch.

Diese Serie soll den Zugang zu einer neuen Wildnis ermöglichen. Was bedeutet das?
Wir schrecken nicht davor zurück, den Einfluss zu benennen, den die Menschheit auf die Natur hat. Dieser Einfluss ist in jedem einzelnen Ökosystem der Welt zu spüren und betrifft unzählige Tiere, mit denen wir diesen Planeten teilen – einige Wissenschaftler nennen unsere Zeit Anthropozän. Viele Tiere können mit dem immer schneller verlaufenden Wandel nicht mithalten, während andere lernen, sich in dieser neuen Wildnis zurechtzufinden – manchmal mit den außerordentlichsten Strategien.
In der achten Folge "Vom Überleben in der Menschenwelt" gibt es eine unglaubliche Szene von einem Nashorn, das durch die Straßen von Sauraha in Nepal spaziert, einfach nur, weil auf der anderen Seite der Stadt Futter zu finden ist. In Lake Tahoe, USA, wühlen Schwarzbären in den Mülltonnen der City nach Müll. Mittlerweile sind die "Müllschlucker" bis zu 50 Prozent schwerer als ihre natürlich lebenden Verwandten.
Es ist wichtiger denn je, dass wir nicht die Hoffnung verlieren und vielmehr die Ehrfurcht vor der Schönheit feiern und die Wunder, die es immer noch auf unserer Erde gibt. Diese Reihe ermöglicht es, neue Einblicke in die komplexe Vernetzung allen Lebens auf unserer Erde zu gewinnen und die zunehmende Fragilität der Natur zu erkennen. 
Wir haben Tiere und ihr Verhalten gefilmt, das Zuschauer vermutlich noch nie gesehen haben. Zum Beispiel den Meeresengel – eine wirklich merkwürdige und wunderschöne Kreatur mit einer durchaus teuflischen Komponente – und einem erstaunlichen Appetit. Und dann gibt es den Schläfer, Nimbochromis livingstonii. Seine Färbung imitiert einen verfaulenden Kadaver und er täuscht tatsächlich seinen eigenen Tod vor. Das Team hat genau den Moment gefilmt, in der er auf den Seeboden abtaucht und sich in einer oscarreifen Performance in den Sand wirft. Soweit wir wissen, wurde diese Verhalten überhaupt zum ersten Mal gefilmt. 

Teile dieser Reihe sind während Covid entstanden. Hatte die Pandemie Auswirkungen auf die Planung?
Es war beides zugleich: Fluch und Segen. Das Team hat insgesamt 797 Tage in Quarantäne verbracht – also insgesamt mehr als zwei Jahre! Aber es war auch eine Chance, denn es erlaubte uns, viele Aufnahmen aus der Ferne zu steuern. Zum Beispiel haben wir mehr mit Producern und Kameraleuten vor Ort gearbeitet. 50 von 134 Aufnahmen wurden von Teams vor Ort aufgenommen, die ihre Anweisungen jeweils von einem Mitglied des Regieteams erhielten. Wir haben auf diese Weise großartige Filmemacher wie Abdullah Khan kennengelernt, einen Autodidakten aus Pakistan, der für uns die Rettung eines Indusdelfins gedreht hat. Das vielleicht kurioseste Beispiel für ferngesteuertes Drehen ist wahrscheinlich die Sequenz mit den Tiefsee-Oktopussen: Der Regisseur, Will Ridgeon, war zu Hause in Bristol und führte Regie bei ferngesteuerten Aufnahmen, die eine Kamera machte, die nicht nur viele Tausend Kilometer entfernt war, sondern auch drei Kilometer unter der Meeresoberfläche. Das wäre in früheren Zeiten einfach nicht möglich gewesen.

"Wir versuchen, die erwachsenen Vögel zu imitieren": Interview mit Biologin Katharina Huchler

Die Biologin Katharina Huchler hat zusammen mit einer Kollegin 23 Wochen lang eine Gruppe von Waldrappen, einem Zugvogel, aufgezogen und sie im Leichtflugzeug über die Alpen geführt. Das Abenteuer ist in der vierten Folge "Unsere Erde III: Von Klimarettern und Artenschützerinnen" zu sehen. Im Interview spricht sie über ihren Alltag als "Waldrapp-Mutter", das Gefühl, die Vögel in die Wildnis zu entlassen, und darüber, warum dieses aufwendige Projekt so sinnvoll ist. Das Interview als Video finden Sie weiter oben in der Pressemappe. 

Der Waldrapp ist Anfang des 17. Jahrhunderts in Europa bereits ausgestorben. Sie haben Waldrappküken aufgezogen und sind mit ihnen über die Alpen gezogen mit dem Ziel, die Tiere wieder in Europa anzusiedeln. Warum?
Der Waldrapp hat nur in einem geografisch begrenzten Gebiet in Marokko überleben können, und diese Population ist sedentär, das heißt, sie migriert nicht mehr. Sie läuft Gefahr, in den nächsten Jahren und Jahrzehnten durch den Klimawandel unter Druck zu geraten. In Zentraleuropa findet der Waldrapp immer noch gute Bedingungen. Es geht also darum, nicht nur den Waldrapp in die zentraleuropäische Vogelwelt zurückzuholen, sondern den Fortbestand der Art dauerhaft zu sichern, indem sein Areal ausgeweitet wird.

Was können Sie den Waldrappen denn Überlebenswichtiges beibringen? Anders gefragt: Warum kann man nicht einfach die Zootiere nehmen und sie auswildern? 
Der Waldrapp ist per se dazu veranlagt, ein Zugvogel zu sein. Das heißt, dass jeder junge Waldrapp in seinem ersten Lebensjahr eine sogenannte Zugunruhe spürt. Es ist hormonell nachweisbar, dass er sich auf seine erste Migration vorbereitet. Er weiß intuitiv, dass er fliegen muss, aber nicht, wie weit oder wohin. Das würde er üblicherweise von älteren Artgenossen lernen. Wenn nun seine Eltern und Artgenossen allesamt Zootiere sind, die ihm das nicht beibringen können, dann ist er hilflos. Das ist der Punkt, wo wir ins Spiel kommen.

Sie waren jetzt über viele Wochen "Waldrapp-Mutter". Was haben Sie den ganzen Tag gemacht?
Diese Aufgabe verändert den Lebensalltag komplett. Die Tätigkeiten umfassen hauptsächlich drei Bereiche. Der erste ist die Tierpflege. Damit hat man, vor allem am Anfang, alle Hände voll zu tun. Vogelbabys haben einen sehr hohen Metabolismus und müssen alle paar Stunden gefüttert werden; auch das Nest muss alle paar Stunden geputzt werden. Dazu kommt noch die medizinische Überwachung: Die Küken werden gewogen, genau beobachtet, und es wird notiert, wie viel welcher Vogel frisst und wie viel Gewicht zulegt.
Der zweite Aspekt – und der wird von außen wirklich am häufigsten unterschätzt ‒ ist der Beziehungsaufbau mit den Vögeln. Wir verbringen jeden Tag von früh bis spät mit den Tieren und interagieren sehr bewusst mit jedem einzelnen von ihnen. Die gelben T-Shirts, die wir tragen, dienen dazu, dass uns die Vögel auch von Weitem erkennen.
Der dritte Punkt ist das Flugtraining, der wohl spektakulärste Part. Hier gewöhnen wir die Vögel schrittweise an das Fluggerät und bringen ihnen bei, den Ziehmüttern auch zu folgen, wenn diese im Fluggerät mitfliegen. Ab dem Moment, in dem die Vögel das verstanden haben, sind sie zu allem bereit. Sogar über die Alpen zu fliegen.

Und wie baut man so eine Beziehung auf? Welche Mittel wendet man an?
Es gibt eine Vielzahl verschiedener Hilfsmittel. Die auffälligste Sache ist, dass wir versuchen, die erwachsenen Vögel zu imitieren. Es gibt eine Geste, mit der wir das Kopfnicken der Vögel nachmachen und auf das die Jungvögel relativ schnell zu reagieren beginnen und zurückgrüßen. Außerdem versuchen wir, die Geräusche der adulten Vögel zu imitieren. Wir arbeiten auch viel mit positiver Verstärkung. Ansonsten ist es tatsächlich einfach viel, viel Zeit und liebevoller Umgang, der für den Beziehungsaufbau wichtig ist.

Wie hat es sich angefühlt, die Waldrappe freizulassen, mit denen Sie eine so intensive Zeit verbracht haben?
Man lässt seine Schützlinge natürlich mit einem lachenden und einem weinenden Auge frei. Einerseits ist man endlich am Ziel angekommen, auf das man so lange Zeit hingearbeitet hat, und man wünscht sich ja auch, dass die eigenen Vögel in Freiheit leben dürfen. Auf der anderen Seite kann man sie natürlich ab diesem Moment nicht mehr schützen. Man ist sich völlig im Klaren darüber, dass man zu allen "Auf Wiedersehen" sagen möchte. Aber man weiß: Zu manchen sagt man endgültig "Lebewohl".

Was sind denn die größten Gefahren für die Waldrappe in Europa?
Weil ein Großteil unserer Population mit Sendern versehen ist und wir versuchen, jeden Todesfall aufzuklären, können wir sagen, dass rund 40 Prozent der Todesfälle auf Stromschlag zurückzuführen sind. Denn die Vögel sitzen sehr gern zum Rasten auf Strommasten. Eine andere Todesursache ist die illegale Jagd in Italien. Dabei geht es nicht etwa darum, die Vögel nachher zu essen – es ist ein traditioneller Sport. Das ist natürlich dramatisch, weil das für unser Projekt ein immenser Verlust ist. Wir reden da zum einen von einem finanziellen Verlust von einigen tausend Euro pro Vogel. Zum anderen wird der Vogel für den Aufbau der Population dringend benötigt. Für mich als Ziehmutter ist das natürlich besonders bitter, weil ich den Charakter des Vogels kenne, seine Geschichte, seine Eigenarten. Man fühlt sich sehr hilflos – und wütend.

Wenn die Wanderung so gefährlich ist, warum soll der Waldrapp überhaupt durch Europa migrieren? Könnte der Waldrapp nicht einfach an einem klimatisch geeigneten Ort angesiedelt werden?
Die Fähigkeit zu migrieren gibt einer Vogelart gesamtheitlich mehr Flexibilität. Sie hat bessere Möglichkeiten, sich schneller an neue Gegebenheiten anzupassen. Wir sehen jetzt schon, dass die Vögel nicht stur der Route folgen, die sie von uns kennen. Vielmehr extrahieren sie die Informationen, fliegen effizientere Routen, explorieren neue Gebiete. Und so kommt es, dass 2023 erstmals Waldrappe auch in der Schweiz brüten, wo sie sich selbständig hinbewegt haben.

Kann das Waldrapp-Projekt denn wegweisend für andere Projekte dieser Art sein?
Das Waldrapp-Projekt kann auf jeden Fall ein Vorbild für andere Naturschutzprojekte sein – und das auf vielen Ebenen. Einerseits kann die Methodik auch auf andere Vogelarten, die das Migrieren sozial erlernen müssen, angewandt werden. Andererseits sehe ich persönlich die Möglichkeit zu lernen, dass auch große Herausforderungen durchaus machbar sind, wenn man sich an wissenschaftliche Grundprinzipien hält, wenn man genug dranbleibt und auch, wenn genug finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden können. Zu guter Letzt finde ich, dass solche Erfolgsgeschichten genau das sind, was wir in Zeiten wie heute alle dringend benötigen, um die Hoffnung auf eine gute, lebenswerte Zukunft zu behalten.

"Es ist Zeit, dass die Frauen die Wildnis erobern": Interview mit drei Tierfilmerinnen

Im Interview sprechen die drei Tierfilmerinnen Sarah Whalley (Autorin und Regisseurin der zweiten Folge "Von Satyrhühnern und Geisterbären"), Charlotte Bostock (Autorin und Regisseurin der ersten Folge "Von Sumpfmonstern und Zombiefischen" sowie der achten Folge "Vom Überleben in der Menschenwelt") und Kiri Cashell (Autorin und Regisseurin der fünften Folge "Von Bärenpavianen und Tanzvögeln") über die besonderen Herausforderungen für Frauen im Tierfilmbereich, ihre Vorbilder und das beeindruckendste Erlebnis ihrer Karriere. 

Wie schön, dass bei dieser Produktion auch so viele Tierfilmerinnen am Start sind. Wie kam es dazu, dass Sie diesen Beruf ergriffen haben?
Kiri Cashell: 
Meinen ersten Filmjob bekam ich bei der BBC-Serie "Autumnwatch" 2009. Damals war ich so eine Art Mädchen für alles, kochte Kaffee für das Team und erledigte kleinere Aufträge – immerhin war es ein erster, wichtiger Kontakt zur Branche. Dann begann ich, Ideen für Geschichten niederzuschreiben, um den Produzenten zu zeigen, wie sehr ich lernen und mich weiter entwickeln wollte. 
Sarah Whalley: Ich hatte mein Zoologiestudium mit Schwerpunkt Umweltschutz gerade abgeschlossen und arbeitete an meiner Dissertation über Honigbienen. Die haben dann insgesamt vielleicht vier Leute gelesen. Spätestens da wurde mir klar, dass ich mit dem Tierfilm so viel mehr Menschen erreichen kann als mit wissenschaftlichen Studien. Mit den Filmen, die wir produzieren, sprechen wir Millionen von Menschen an. Das war eine Art Offenbarung für mich.
Charlotte Bostock: Vor zwölf Jahren habe ich entschieden, Tierfilmerin zu werden: Ich wollte mithelfen, die Natur zu schützen. Das Ärgerliche war, dass ich keinen relevanten Abschluss hatte und keinerlei Erfahrung im dem Filmgeschäft. Ich war damals Toningenieurin und hatte eigentlich nur meine unerschütterliche Leidenschaft und Entschlossenheit zu bieten. Zwei Jahre Durchhaltevermögen waren nötig, um den Durchbruch in dieser Industrie zu schaffen. 

Gibt es für Frauen besondere Herausforderungen beim Tierfilm?
Sarah Whalley: 
Vor Ort kann es sein, dass du die einzige Frau bist. Viele Kameraleute sind Männer und die meisten Assistenten ebenso. Manchmal müssen wir uns Schlafplätze teilen, Privatheit darf man da nicht zu hoch bewerten. Ich habe in mindestens 15 Ländern rund um die Welt gearbeitet. Manchmal kann es dich zum Ziel machen, eine Frau zu sein. Es gibt eben Länder, in denen man mehr daran gewöhnt ist, berufstätige Frauen zu sehen als in anderen. Ich neige dazu, Witze darüber zu machen und alles Negative generell eher schnell zu vergessen. Das Kernteam der Folge "Von Satyrhühnern und Geisterbären (2/8)", bei dem ich Autorin und Regisseurin war, war das einzige komplett weibliche Team der Serie und einige der Geschichten sind ziemlich emotional. Wir haben sehr sorgfältig darüber nachgedacht, wie wir manche Momente der Zärtlichkeit und Intimität vermitteln können, so dass die Zuschauer wirklich mit den Tieren mitfühlen können.
Kiri Cashell: Ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass man mir am Anfang immer gesagt hat, dass ich besonders hart arbeiten muss, um als Blondine überhaupt ernst genommen zu werden. Ich fand diese Sichtweise damals schon steinzeitlich. Zuerst war ich frustriert und geschockt, aber ich ließ nicht zu, dass solche Sprüche mich irgendwie zurückhielten. Ich habe mich darauf konzentriert, wie ich mich durchkämpfen kann und Widerstände umgehen. Ich verließ mich auf meine Stärke und versuchte, mich immer weiter zu verbessern – und mich nie zu verbiegen, um anderen zu gefallen. So oft lerne ich unglaublich talentierte Frauen kennen, die vom "Imposter Syndrom" gequält werden, also meinen, sie hätten nicht verdient, was sie sich erarbeitet haben. Andere verkaufen sich weit unter Wert. Es ist wichtig, eine positive Haltung zu haben und den eigenen Instinkten zu folgen. Nur so kann man herausfinden, welche Art von Filmemacherin man ist. Und das verleiht Selbstvertrauen. Das hilft, Schwierigkeiten zu überstehen. Wenn man sich selbst in Frage stellt, dann tun das auch die anderen.
Charlotte Bostock: Die größten Herausforderungen hatte ich vor allem in Ländern zu bestehen, wo Frauen nicht einmal das Recht auf einen Platz am Tisch haben. Manchmal waren diese Orte einfach kulturell so völlig anders. In der Regel versuche ich, andere Kulturen zu respektieren. Wenn ich in ein Land reise, informiere ich mich genau über die Regeln und versuche, mich respektvoll zu kleiden und zu benehmen. Aber wenn ich auf wirklich frauenfeindliche Leute treffe, dann zeige ich Stärke und verteidige meine Position. 

Hatten Sie ein Vorbild für Ihre Arbeit?
Sarah Whalley: 
Ich habe früher schon David-Attenborough-Programme gesehen und gedacht: "Genau das willst du auch machen." Sir David hatte schon immer enormen Einfluss auf mich. Außerdem bewundere ich Jane Goodall, die die Grenzen des Möglichen enorm verschoben und einfach Dinge getan hat, die Frauen damals normalerweise nicht taten. Sie hat mich inspiriert, Wissenschaftlerin zu werden – und natürlich auch zum Reisen. 
Kiri Cashell: Bei mir ist es auch Jane Goodall. Ich teile ihre Liebe zur Tierwelt Afrikas. Sie hat sich für eine Karriere in Primatologie entschieden, als Frauen in der Biologie noch eine Ausnahme waren. Weil sie junge Frauen dazu inspiriert hat, in der Biologie zu forschen, ist das Geschlechterverhältnis in der Primatenforschung nahezu ausgeglichen. Leute fragen mich oft, wie es ist, in der Wildnis zu arbeiten. Die Wahrheit ist: Es ist der Teil von meinem Job, der mir am meisten Spaß macht. Ich genieße sogar die Drehs am meisten, bei denen man physisch wirklich hart arbeiten muss, um den besten Shot zu bekommen. 

Was würden Sie jungen Frauen raten, die den Wunsch haben, Tierfilmerin zu werden?
Sarah Whalley: 
Ich würde sagen: Macht es einfach! Es ist Zeit, dass die Frauen die Wildnis erobern. Aber im Ernst: Man braucht sehr viel Geduld – einerseits, um in dieser Industrie Fuß zu fassen, und andererseits, um ein Tier zu beobachten, bis es ein besonderes Verhalten zeigt. Die meisten Menschen im Naturfilmbereich haben einen wissenschaftlichen Hintergrund, meist im Bereich Biologie. Denn es ist wichtig, zu verstehen, was die Tiere als nächstes tun werden. Den Medienteil kann man lernen. Große Hingabe, Detailverliebtheit und die Fähigkeit, eine faszinierende Geschichte zu erzählen, sind die essenziellen Fähigkeiten. Ich habe auch den Eindruck, dass sich Frauen oft unterschätzen. Mein Rat: selbstbewusst sein und sich auf den eigenen Instinkt verlassen. 
Kiri Cashell: Sieh es als Stärke an, eine Frau zu sein, und verwässere nicht, wer du bist. Wie jeder gute Filmemacher, egal ob Mann oder Frau, musst du vor allem optimistisch, empathisch und selbstsicher sein – und immer bereit, dich weiterzuentwickeln. Und: Du musst Dich selbst kennen. Sei zäh, gib nie auf und setze alle Kraft ein, um zu erreichen, was du dir vorgenommen hast. Das hilft dabei, zu begreifen, wozu ihr in Wirklichkeit fähig seid. Zum Schluss noch ein wichtiger Hinweis: Hab keine Angst, um Hilfe zu bitten. Etwas nicht zu wissen, ist keine Schwäche. Fragen hilft dabei, besser zu werden.
Charlotte Bostock: Eine Frau zu sein, schränkt dich nicht ein, wenn du Tierfilmerin werden möchtest. Es geht nur um Begeisterung, Geduld, Ausdauer und darum, eine gute Geschichtenerzählerin zu sein. Nichts davon ist durch Genderrollen definiert. Wenn du etwas willst, sorge dafür, dass du es bekommst.

Was war das eindrucksvollste Erlebnis während eines Drehs?
Charlotte Bostock: 
Die Erfahrung, die mich am meisten beeindruckt hat, war das Zusammentreffen mit der seltensten Katze der Welt, dem Iberischen Luchs. Ich war wochenlang in Spanien unterwegs, um Kamerafallen aufzustellen. Jeden Tag lief ich meine Route durch das Luchsgebiet, um nach den Kameras zu sehen. An einem Morgen – ich wieder einmal allein unterwegs – fühlte ich plötzlich, dass mich jemand anstarrte. Instinktiv drehte ich mich herum und da saß der Luchs, nur ein paar Meter entfernt. Es war die edelste Katze, die ich jemals gesehen hatte. Sein Blick drückte nur eines aus: völlige Gleichgültigkeit. Er saß auf seinem Felsen, und ich setzte mich ganz ruhig hin. So saßen wir einfach einige Zeit da, in wundervoller Ruhe: zwei Wesen mit Respekt für den jeweils anderen. Es war ein unglaublicher Moment, der mich demütig zurückließ und der immer ein großes Geschenk für mich sein wird. Nach diesem Zusammentreffen hatte ich das Gefühl, dass der Luchs Vertrauen gefasst hatte. Ich sah ihn so regelmäßig, dass wir ihn wunderbar mit einem Teleobjektiv filmen konnten, und nach Jahren der Vorbereitung wurden die Kamerafallen völlig überflüssig.
Sarah Whalley: Auch bei mir ging es um eine große Katze. Das war bei einem Dreh über Pumas in einer der schönsten und majestätischsten Landschaften auf des Planeten: Torres del Paine. Wir drehten für "Eine Erde, viele Welten". Unser Ziel war eine erfolgreiche Pumajagd, etwas, das die BBC zuvor schon seit 30 Jahren versucht hat. Eine entmutigende Aufgabe. Aber schon der erste Blick auf unsere Protagonistin, eine Pumamutter mit drei Jungen, war ein Moment, den ich niemals vergessen werde. Wir sind ihr jeden Tag zu Fuß gefolgt und lernten sie immer besser kennen. Wir konnten ihre Frustration nachempfinden, wenn eine Jagd schief gegangen war, und sie doch wusste, dass sie ein paar hungrige Mäuler zu füttern hatte. Sie war eine erfahrene Jägerin, aber ein Tier niederzuringen, das um die 90 Kilo wiegt, wenn du selbst nur 40 auf die Waage bringst, ist kein Kinderspiel. Sie war eine so furchtlose Jägerin und eine liebevolle Mutter. Das hat ihr auf jeden Fall einen Platz in meinem Herzen gesichert. Für mich gehören Pumas zu den liebenswertesten Geschöpfen, mit denen ich jemals Zeit verbringen durfte – und dass, obwohl ich Hunderte von Kilometern laufen musste, um mithalten zu können. 
Kiri Cashell: Das eindrucksvollste Erlebnis war ganz klar das Tauchen mit Haien – unter anderem mit dem Großen Weißen Hai und dem Tigerhai. Es gibt ja immer noch dieses Vorurteil, dass Haie bloß hirnlose, menschenfressende Maschinen sind, und jeder, der mit ihnen taucht, nur ein verrückter Adrenalinjunkie sein muss. Das stimmt aber nicht. Als ich in ihre Wasserwelt abtauchte, war das die heiterste und entspannteste Erfahrung meines Lebens. 

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