Terra Xplore: Essen – mehr als nur satt?

Drei Folgen mit Jasmina Neudecker

Ernährung ist mehr als einfach nur Nahrungsaufnahme, sie ist zu einem der zentralen Themen unserer Gesellschaft geworden. Biologin Jasmina Neudecker will in dieser "Terra Xplore"-Staffel wissen, wie unsere Gesellschaft isst und was das mit ihr macht. Alle drei Folgen sind ab Montag, 7. Oktober 2024, 10.00 Uhr, in der ZDFmediathek verfügbar, im ZDF startet die Reihe am Sonntag, 3. November 2024, 18.30 Uhr.

  • ZDF Mediathek, alle drei Folgen ab Montag, 7. Oktober 2024, 10.00 Uhr
  • ZDF, Sonntags, ab 3. November 2024, 18.30 Uhr

Texte

Über die Staffel

Schon seit Jahrzehnten gehören beispielweise Koch- und Diättipps zum Standardrepertoire in den Medien – und in den sozialen Medien stehen Food-Influencer hoch im Kurs. Aber wie gesund kann es sein, wenn man sich rund um die Uhr mit der Nahrung beschäftigt? Was passiert im Menschen, wenn über jede Kalorie penibel Buch geführt wird und Menschen nach jedem vermeintlich ungesunden Snack in Selbsthass verfallen? Wie sieht es mit der sozialen Seite des Essens aus? Wie wichtig ist es, in Gemeinschaft zu essen, statt allein? Ist die Food-Community auf Social Media ein moderner Ersatz für gemeinschaftliche Mahlzeiten? Früher am Tisch, heute mit der gesamten Gesellschaft online, unabhängig von Raum und Zeit?  Und wie steht es um die Frage, wie ein gesunder Körper aussieht? In der Gesellschaft stehen Genussnarrativ von Essen und Schlankheitsimperativ im Widerspruch. Mit all diesen Fragen befasst sich Jasmina Neudecker in der neuen "Terra Xplore"-Staffel "Essen – mehr als nur satt?". 

Sendedaten

ZDFmediathek: alle drei Folgen ab Montag, 7. Oktober 2024, 10.00 Uhr

ZDF: Sonntags, ab 3. November 2024, 18.30 Uhr 

Stablisten

 Terra Xplore: Essen – Mehr als nur satt? Mit Jasmina Neudecker

Essen: Besser gemeinsam als einsam? (1/3)

Presenter: Jasmina Neudecker
Buch und Regie: David Robinson, Franziska Schwarck
Ton: Richard Schulz
Mischung: Peter Riegel, Maik Siegle
Kamera: Kai Metzner, Max Leitmeier
Grafik: Marc Trompetter
Montage: Ariel Sages
Produktion (Bilderfest): Martin Schädl, Judith Römer, Melinda Bajramovic
Produktion (ZDF): Antje Galonske, Yvonne Kalinowski, Moritz Bömicke
Redaktion (Bilderfest): Nikolaus Wirth
Redaktion (ZDF): Kim Adler, Harald Platz
Leitung der Sendung: Swea Schilling

Emotional Eating: Das hilft dir! (2/3)

Presenter: Jasmina Neudecker
Buch und Regie: Lisbeth Schröder
Ton: Richard Schulz
Mischung: Peter Riegel, Maik Siegle
Kamera: Tenzin Sherpa, Max Leitmeier
Grafik: Marc Trompetter
Montage: Martin Schlötterer
Produktion (Bilderfest): Martin Schädl, Judith Römer, Melinda Bajramovic
Produktion (ZDF): Antje Galonske, Yvonne Kalinowski, Moritz Bömicke
Redaktion (Bilderfest): Nikolaus Wirth
Redaktion (ZDF): Jana Garve, Harald Platz
Leitung der Sendung: Swea Schilling

Machen dich Essenstrends krank? (3/3)

Presenter: Jasmina Neudecker
Buch und Regie: Katja Schübl
Ton: Richard Schulz
Mischung: Peter Riegel, Maik Siegle
Kamera: Kai Metzner, Max Leitmeier
Grafik: Marc Trompetter
Montage: Michael de Meyer
Produktion (Bilderfest): Martin Schädl, Judith Römer, Melinda Bajramovic
Produktion (ZDF): Antje Galonske, Yvonne Kalinowski, Moritz Bömicke
Redaktion (Bilderfest): Nikolaus Wirth
Redaktion (ZDF): Harald Platz, Stefanie Lux
Leitung der Sendung: Swea Schilling

Essen: Besser gemeinsam als einsam (1/3)

Essen ist eines der wichtigsten Alltagsrituale. Welche Rolle spielt der soziale Aspekt? Ist es gesünder, gemeinsam zu essen? Und was fehlt, wenn der Austausch am Esstisch plötzlich wegfällt? Biologin Jasmina Neudecker will in der ersten Folge der Reihe wissen, was den Unterschied von Alleinessen und einem Essen in Gesellschaft ausmacht.

Für Carla ist gemeinsames Essen eine riesige Herausforderung: Die junge Studentin muss sich aufgrund einer schweren Autoimmunerkrankung künstlich ernähren und hat seitdem ihr Leben und ihre sozialen Aktivitäten komplett verändert. Gemeinsame Feiern, Geburtstage und Feste sind oft mit einem Erwartungsdruck verbunden, dem sie nur schwer gerecht werden kann. Auf gemeinsame Mahlzeiten – etwa mit ihrem Ehemann – will sie trotzdem nicht verzichten, erzählt sie Jasmina Neudecker im Gespräch. Dafür sei ihr der soziale Austausch am Esstisch einfach zu wichtig.

Gesundheitspsychologin Prof. Jutta Mata von der Universität Mannheim erforscht, wie groß der Einfluss von gemeinsamem, sozialem Essen auf das körperliche und psychische Wohlbefinden ist. Studien zeigen, dass Menschen in Gesellschaft zwar mehr essen, aber das gemeinsame Ritual entspannend wirkt, was sich wiederum positiv auf die Verdauung auswirkt. Jasmina Neudecker will herausfinden, wie sozial die Gesellschaft isst, und hat zusammen mit Prof. Jutta Mata verschiedene Menschen zu einer gemeinsamen Mahlzeit eingeladen. Am Esstisch will sie nicht nur herausfinden, wie sehr das gemeinsame Ritual des Essens Bindungen zwischen wildfremden Menschen erzeugen kann, sondern will auch ergründen, wie die Teilnehmenden Essen in ihren Alltag einplanen und gestalten – und wie wichtig es für diese ist, ihre Mahlzeiten zu teilen.

Emotional Eating: Das hilft dir! (2/3)

Wie sehr beeinflusst die Psyche das Appetit- und Hungergefühl? Biologin Jasmina Neudecker will in der zweiten Folge herausfinden, was noch hinter Hunger steckt und ob man auf sein Essverhalten Einfluss nehmen kann.

Wie oft essen isst man, weil man  gelangweilt, gestresst oder traurig ist? Jasmina Neudecker lernt Tanja kennen, die aß, um ihre psychischen Probleme zu kompensieren. Seit ihrer Kindheit hat das Verlangen nach Essen Tanjas Leben bestimmt, sie geriet in eine Spirale aus Essattacken und Selbsthass. Ein Teufelskreis, an dessen Ende sie 245 Kilo wog.

Für die Ernährungspsychologin Prof. Katja Kröller von der Hochschule Anhalt ist Tanjas Geschichte kein Einzelfall. Von ihr erfährt Jasmina Neudecker, dass der Anteil der Psyche am Hungergefühl sehr viel größer ist, als wir annehmen. Das beginnt, wie bei Tanja, oft schon in der Kindheit: Die Schokolade, die trösten soll, das Eis, das als Belohnung versprochen wird – Essen ist oft emotional besetzt und dient in schwierigen Situationen als Kompensationsmittel.

Menschen, die nicht den gängigen Schönheitsidealen entsprechen, werden noch immer diskriminiert. Und das wirkt sich auch messbar auf ihre körperliche Gesundheit aus, so der Soziologe Dr. Friedrich Schorb von der Universität Bremen im Gespräch mit Jasmina Neudecker. Zusammen mit ihm will sie herausfinden, wie Menschen ihre eigenen Körper wahrnehmen und wie sich das auf ihr Wohlbefinden auswirkt.

Machen dich Essenstrends krank? (3/3)

Gesunde Ernährung ist zu einem zentralen Thema der Gesellschaft geworden: Paleo, Low Carb oder Intervallfasten – vor allem in den sozialen Medien jagt ein Trend den nächsten. Gleichzeitig steigt die Zahl der gefühlten Unverträglichkeiten. Wie gesund ist es, sich mit gesunder Ernährung zu beschäftigen? Das will Jasmina Neudecker in der dritten Folge der Staffel herausfinden.

Journalist und Autor Nils Binnberg litt jahrelang an sogenannter Orthorexie, einer Essstörung, bei der Betroffene sich zwanghaft gesund ernähren. Der Supermarktbesuch führte bei Nils regelmäßig zu Panikattacken, das Abendessen mit Freunden wurde für ihn zum kulinarischen Spießrutenlauf. Am Ende hatte er rund 20 verschiedene Essenstrends ausprobiert und nahm nur noch fünf Lebensmittel zu sich, die er für unbedenklich hielt.

Für den Soziologen Dr. Daniel Kofahl ist die intensive Beschäftigung mit Essenstrends identitätsstiftend, wie Jasmina Neudecker im Gespräch mit ihm herausfindet. Über das, was jemand isst oder nicht isst, zeigt er auch immer, welche Werte er vertritt und welcher sozio-kulturellen Gruppe er sich angehörig fühlt. Gleichzeitig hilft die Beschränkung auf gewisse Essensregeln, sich im Wirrwarr der Ernährungsempfehlungen zurechtzufinden.

Aber wie bewusst entscheidet man sich für oder gegen bestimmte Lebensmittel? Das wollen Jasmina Neudecker und Dr. Daniel Kofahl in einem Experiment herausfinden. Dazu laden sie verschiedene Menschen zu einem reichhaltigen Brunch ein. Am Buffet wollen sie erfahren, wer welche Lebensmittel auswählt und warum.

Wie schwierig es ist, klare Aussagen über gesunde Ernährung zu treffen, erfährt Jasmina von dem Stoffwechselmediziner Dr. Stefan Kabisch von der Charité Berlin. Denn Studien zur Ernährungsweise werden oft durch Störfaktoren verzerrt, die sich nicht ohne weiteres ausschließen lassen. Ebenfalls ein Problem: Studien werden mit zu wenigen Probanden und über einen zu kurzen Zeitraum durchgeführt, um verlässliche Erkenntnisse zu liefern. Ein Großteil der Ernährungsratgeber gibt diese komplexe Faktenlage aber nicht korrekt wieder.

"Eine gewisse Lässigkeit und Balance im Umgang mit unserem Essverhalten ist langfristig besser für uns." Interview mit Jasmina Neudecker

In einer der Folgen wird die soziale Komponente des Essens angesprochen. Wie wichtig ist es für Dich, gemeinsam mit Familie und Freunden zu essen, gerade auch vor dem Hintergrund, dass Du ja ständig unterwegs bist?

Das ist mir tatsächlich super wichtig. Gerade auf Drehreisen zum Beispiel ist es ein wichtiger Ankerpunkt für mich, gemeinsam mit dem Team und unseren Protagonist*innen zu essen. Jetzt, wo ich weiß, wie sehr gemeinsames Essen uns aus wissenschaftlicher Hinsicht miteinander verbindet, weiß ich noch mehr, warum mir das so gut tut. Ich spüre, wie es mir Ruhe und Energie zugleich gibt. Und für die Arbeit beim Film gibt es nichts Wichtigeres als ein gut funktionierendes, glückliches Team in meinen Augen, und man merkt, wie hilfreich dafür die gemeinsamen Pausen beim Essen sind.

Lassen sich für Dich als Wissenschaftlerin Hunger und Psyche voneinander trennen?

Nein. Unser Körper und unsere Psyche funktionieren immer als Einheit. So ist es auch beim Hunger. Es gibt zum Beispiel körperliche Signale, die rein auf unsere Gedanken und Gewohnheiten zurückzuführen sind. Das Hungerhormon Ghrelin steigt zum Beispiel auch dann an, wenn es 12 Uhr mittags ist und wir gewohnt sind, dann zu essen – auch, wenn wir kurz vorher beim Brunch waren. Und jeder, der schon mal unter Stress zu Schokolade und Chips gegriffen hat, kennt auch das Phänomen des emotionalen Essverhaltens. Hierbei wird durch Stresshormone in unserem Gehirn das Verlangen nach Essen – vor allem solches mit hoher Energiedichte – gesteigert. Deshalb ist achtsames Essverhalten sicherlich ein gutes Mittel, um sich mit dem eigenen Hunger und Appetit auseinander zu setzen.

Dass Essen etwas ganz Besonderes ist, sieht man ja auch daran, wie viele Essentrend es gibt, die in unzähligen Büchern und Magazinen immer wieder angepriesen und als die gesunde Ernährungsweise vorgestellt werden. Wenn Du an die Menschen und die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Folgen denkst: Welche Erkenntnisse nimmst Du für Dich mit?

Mir ist vor allem von unserem Protagonisten Nils der Satz unter die Haut gegangen: "Auch bei ungesundem Essen ist es so wie immer: Die Dosis macht das Gift." Er hat damit sehr recht. Er litt unter einer Form einer Essstörung, die noch nicht gut erforscht ist, die sich aber dadurch zeigt, dass Menschen sich besonders gesund ernähren wollen. Ein Wunsch, den ich als Naturwissenschaftlerin, natürlich in einer weniger extremen und belastenden Version, durchaus sehr gut nachvollziehen kann. Und gleichzeitig bin ich mir eben auch darüber bewusst, wie schwer es ist, überhaupt gute, belastbare Daten darüber zu bekommen, was nun wirklich eine gesunde Ernährung ausmacht. Gesichert wissen wir zum Beispiel, dass die sogenannte mediterrane Ernährung positive gesundheitliche Effekte hat, aber sehr viel mehr eigentlich nicht. Das bedeutet dann aber eben auch – verbunden damit, dass wir auch wissen, wie gut uns Genuss und Geselligkeit tun –, dass wir uns da vielleicht nicht zu sehr hineinsteigern sollten, uns immer perfekt gesund zu ernähren. Klar: Auf gesunde Ernährung zu achten, ist für uns als Gesellschaft schon wichtig, aber ab und zu ein bisschen ungesunder Kuchen ist vielleicht für uns im Endeffekt gesünder, weil uns letztlich eine gewisse Lässigkeit und Balance im Umgang mit unserem Essverhalten langfristig besser für uns ist.

Das Interview führte Harald Platz, Redaktion Wissen "Terra Xplore".

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