Terra Xplore: Hast du dein Leben unter Kontrolle?

Mit Eric Mayer

Wie beeinflussen Gruppen das menschliche Handeln? Wie nutzen Populisten Angst vor Kontrollverlust in Krisenzeiten aus? Und kann zu viel Selbstkontrolle gefährlich sein?  In drei Folgen von "Terra Xplore" setzt sich Wissenschaftsjournalist Eric Mayer mit diesen Fragen auseinander.

  • ZDF Mediathek, Alle drei Folgen ab Montag, 2. September 2024, 10.00 Uhr
  • ZDF, Sonntags, ab 13. Oktober 2024, 18.30 Uhr

Texte

Über die Staffel

Das Gefühl, die Kontrolle über das eigene Leben zu verlieren, kann sich negativ auf unser Wohlbefinden auswirken. Denn der Mensch ist evolutionär darauf programmiert, Situationen, die außerhalb seiner Kontrolle liegen, als potenziell lebensbedrohlich zu empfinden. Wissenschaftsjournalist Eric Mayer begegnet in einer neuen Staffel "Terra Xplore" Menschen, die extreme Erfahrungen mit Kontrolle gemacht haben: Marco schloss sich aus Angst vor Überfremdung der AfD an, Kati rutschte in eine Magersucht, und Norman wurde in der Schule so gemobbt, dass er das Gefühl hatte, die anderen haben die Kontrolle über sein Leben übernommen. Den Fragen, die sich durch die Begegnung mit diesen Menschen ergeben, geht Host Eric Mayer wissenschaftlich nach und trifft Expertinnen und Experten, unter anderem aus den Fachgebieten Psychologie und Soziologie, die Antworten und Tipps auf Fragen zu diesen Themen geben.

Sendedaten

Terra Xplore: Hast du dein Leben unter Kontrolle?

So kommst du gegen Gruppenzwang und Mobbing an
ZDF: Sonntag, 13. Oktober 2024, 18.30 Uhr

Wie Populisten deine Angst vor Kontrollverlust ausnutzen
ZDF: Sonntag, 20. Oktober 2024, 18.30 Uhr

Kann Selbstkontrolle gefährlich werden?
ZDF: Sonntag, 27. Oktober 2024, 18.30 Uhr

Alle drei Folgen sind ab Freitag, 30. August 2024, 10.00 Uhr, in der ZDFmediathek verfügbar.

Stablisten

Folge 1: So kommst du gegen Gruppenzwang und Mobbing an

Presenter: Eric Mayer

Buch und Regie: Marie Villetelle, Franziska Wielandt

Ton: Manuel Brem

Mischung: Peter Riegel, Maik Siegle

Kamera: Gidon Lasch, Henning Sliwa

Montage: Fabian Brokmeier

Grafik: Marc Trompetter

Produktion Bilderfest: Martin Schädl, Judith Römer, Anja Romero

Produktion ZDF: Antje Galonske, Yvonne Kalinowski, Moritz Bömicke

Redaktion Bilderfest: Eva Bayer

Redaktion ZDF: Veronica Pieper, Martina Schönfeld, Marlon Schneider

Leitung der Sendung: Swea Schilling

 

Folge 2: Wie Populisten deine Angst vor Kontrollverlust ausnutzen

Presenter: Eric Mayer

Buch und Regie: Simone Dettelbacher

Ton: Manuel Brem

Sound Design und Mischung: Peter Riegel, Maik Siegle

Kamera: Franz Kastner, Henning Sliwa

Montage: Ariel Sages

Grafik: Marc Trompetter

Produktion Bilderfest: Martin Schädl, Judith Römer, Anja Romero

Produktion ZDF: Antje Galonske, Yvonne Kalinowski, Moritz Bömicke

Redaktion Bilderfest: Eva Bayer

Redaktion ZDF: Veronica Pieper, Martina Schönfeld, Marlon Schneider,

Leitung der Sendung: Swea Schilling

 

Folge 3: Kann Selbstkontrolle gefährlich werden?

Presenter: Eric Mayer

Buch und Regie: Valerie von Boehn

Ton: Manuel Brem

Mischung: Peter Riegel, Maik Siegle

Kamera: Gidon Lasch, Henning Sliwa

Montage: Daniel Bluhm

Produktion Bilderfest: Martin Schädl, Judith Römer, Anja Romero

Produktion ZDF: Antje Galonske, Yvonne Kalinowski, Moritz Bömicke

Redaktion Bilderfest: Eva Bayer

Redaktion ZDF: Veronica Pieper, Martina Schönfeld, Marlon Schneider

Leitung der Sendung: Swea Schilling

Folge 1: So kommst du gegen Gruppenzwang und Mobbing an

Norman Wolf wurde in seiner Schule gemobbt und leidet darunter noch heute. Wissenschaftsjournalist Eric Mayer trifft den jungen Mann in der ersten Folge "Terra Xplore"-Staffel "Hast du dein Leben unter Kontrolle?" und möchte herausfinden: Wie schaffen es andere Menschen in unseren Kopf?

Norman Wolf hat es geschafft, trotz der Mobbingerfahrungen in seiner Schulzeit, die Kontrolle über sein Leben zurückzugewinnen. Über seine Erfahrungen hat er ein Buch geschrieben und macht Präventionsarbeit an Schulen. Eric Mayer begleitet ihn zu einer dieser Veranstaltungen.

Beim Mobbing kommen Gruppendynamiken zum Tragen, die auch in anderen Kontexten stattfinden: Menschen schließen sich einer Gruppe an, obwohl sie vielleicht anderer Meinung sind. Im Gespräch mit Sozialpsychologin Professor Selma Rudert, die an der RPTU Kaiserslautern-Landau zu Ausgrenzung und sozialen Normen in Gruppen forscht, will Eric Mayer herausfinden, warum das passiert. Sie erklärt auch, warum wir es als demütigend und beängstigend empfinden, aus einer Gruppe ausgeschlossen zu werden und warum es wichtig ist, von seinem Umfeld akzeptiert zu werden.

Dr. Markus Germar arbeitet am Institut für Psychologie der Universität Hildesheim im Bereich Sozialpsychologie. Seine Forschungsschwerpunkte sind sozialer Einfluss, soziale Normen und Konformität. Eric Mayer führt zusammen mit ihm und Freiwilligen ein Sozialexperiment durch, bei dem er erfahren möchte, in welchen Situationen andere über uns die Kontrolle gewinnen und wie wir damit umgehen.

Folge 2: Wie Populisten deine Angst vor Kontrollverlust ausnutzen

Kriege, Pandemien, terroristische Bedrohungen: Gefühlt kommt die Gesellschaft aus dem Dauerkrisenmodus nicht mehr heraus. Wie kann man lernen, damit umzugehen? Gibt es eine wissenschaftliche Antwort darauf? In der zweiten Folge von "Terra Xplore: Hast du dein Leben unter Kontrolle?" trifft Wissenschaftsjournalist Eric Mayer auf Marco Schild, der sich aus Sorge vor vermeintlicher "Überfremdung" der AfD beitrat. Er erhoffte er sich Lösungen durch die populistische Partei, denn er hatte das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren.

Was genau Kontrollverlust ist und was man dabei empfindet, lässt sich Eric Mayer von Stephan Grünewald erklären. Der Diplompsychologe aus Köln ist Gründer des Rheingold-Instituts, beschäftigt sich mit sozialpsychologischen Fragestellungen und erstellt regelmäßig Studien zum Thema. Zukunftsängste und insbesondere die Angst vor Kontrollverlust, begegnen ihm dabei immer häufiger. Grünewald beschreibt Kontrollverlust als größtmöglichen Störfall, der dazu führt, sich klein und bodenlos zu fühlen.

Von Prof. Dr. Karsten Fischer will Eric Mayer wissen, warum populistische Parteien scheinbar schnelle Antworten auf diese komplexen Zusammenhänge liefern. Karsten Fischer ist Experte für Politische Theorie mit Schwerpunkt Populismus an der Ludwig-Maximilian-Universität München.

Wie schafft man es aber, das Gefühl von Kontrollverlust zu bändigen und zurück ins Leben zu finden? Davon berichtet AfD-Aussteiger Marco Schild auf eindrückliche Weise. Er hat sein Mindset sehr stark geändert. Eine wichtige Rolle dabei spielt sein heutiger Beruf.

Folge 3: Kann Selbstkontrolle gefährlich werden?

Lebt man besser und zufriedener, wenn man sich besonders gut selbst kontrolliert? Oder kann ein Zuviel sogar gefährlich werden? Eric Mayer begibt sich in der dritten Folge von "Terra Xplore: Hast du dein Leben unter Kontrolle?" auf wissenschaftliche Spurensuche.

Kati erzählt Eric von ihrem Kampf gegen eine Essstörung. Sie hat sich so stark kontrolliert, dass ihre Situation lebensbedrohlich wurde. Heute hat sie einen anderen Umgang mit Kontrolle gefunden. Jetzt hilft sie ihr, wie sie selbst sagt, ihr Gleichgewicht wiederzuerlangen.

Prof. Thomas Goschke von der Universität Dresden untersucht Bedeutung und Rolle der Selbstkontrolle im täglichen Leben. Seine Forschung konzentriert sich dabei auf die psychologischen und neuronalen Mechanismen, die menschlicher Willenskraft, kognitiver Kontrolle und intentionalem Handeln zugrunde liegen. Wie viel Kontrolle ist gut, und warum brauchen wir sie? Das möchte Eric Mayer von Thomas Goschke wissen.

Dr. Charlotte Grosse-Wiesmann ist Forschungsgruppenleiterin am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig. Sie befasst sich mit der Entwicklung von Selbstkontrolle im Kindesalter und damit, welche Auswirkungen diese auf das Erwachsenenalter hat. Von ihr möchte Eric Mayer auch erfahren, ob und wie man Selbstkontrolle lernen kann.

"Wer Sorge vor Kontrollverlust hat, sollte zuvorderst die Demokratie schützen": Interview mit Prof. Dr. Karsten Fischer

Prof. Dr. Karsten Fischer ist Experte für Politische Theorie mit Schwerpunkt Populismus an der Ludwig-Maximilian-Universität München. Er ist einer der Experten in der Folge "Wie Populisten deine Angst vor Kontrollverlust ausnutzen"  der "Terra Xplore"-Staffel "Hast du dein Leben unter Kontrolle?" (ZDF: Sonntag, 20. Oktober 2024, 18.30 Uhr).

Wie reagieren Menschen, wenn sie sich einem Kontrollverlust gegenübersehen?
Kontrollverlust ist heutzutage ein verbreitetes Empfinden. Es kann sich auf die vermeintlich unkontrolliert ablaufende Globalisierung ebenso beziehen wie auf das Ausmaß von Migration, aber auch auf die Entwicklung von Gesellschaft und Menschheit im Allgemeinen. Denn noch nie zuvor in der Geschichte hat es solch rasante und weitreichende Veränderungsprozesse gegeben wie die heute lebenden Menschen sie erleben – vom Klimawandel über eine Zunahme und Berührung unterschiedlichster Lebensweisen bis hin zur Digitalisierung, die nicht nur die Lebens- und Arbeitswelt verändert, sondern mit der Künstlichen Intelligenz das menschliche Selbstverständnis infrage stellt.
Auf solche Kontrollverluste, bei denen sich immer tatsächliche Erfahrungen mit nur vermeinten und gefühlten Krisen verbinden, reagieren Menschen mit Angst und der bis zu Verfolgungswahn reichenden Selbstwahrnehmung als passives Opfer, woraus sich die Versuchung ergibt, in die aktive Täterrolle zu kommen, in der den vermeintlich Schuldigen ihre Fehler und Vergehen heimgezahlt werden können. Hinzu kommt das Bedürfnis nach eindeutigen Gewissheiten und sicheren Lebensumständen.

Lassen sich Menschen, die einen Kontrollverlust erleben und daher unter Angst stehen, leichter für eine Sache begeistern?
Ja, denn diese Menschen haben das Bedürfnis nach Abhilfe und sind dementsprechend empfänglich für vereinfachende Erklärungen, große Versprechen und schnelle Lösungen. Ein Beispiel dafür ist die Behauptung, dass alle Probleme von China ausgehen, man das eigene Land nur wieder "groß" machen müsse und man zur Abwehr von Migrant(inn)en nur eine Mauer bauen müsse. Zudem sind Menschen, die unter dem Eindruck von Kontrollverlust stehen, besonders empfänglich für Verschwörungstheorien. Denn mit ihrer Behauptung geheimer Pläne leugnen diese jeglichen Zufall und erneuern somit den Glauben an die Steuerbarkeit aller Entwicklungen.

Wie nutzen Populistinnen und Populisten die Angst vor einem Kontrollverlust?
Der heutige Populismus gibt vor, demokratisch zu sein, ist aber in Wirklichkeit autoritär, wie man am ehemaligen amerikanischen Präsidenten und erneuten Präsidentschaftsbewerber Trump ebenso sieht wie am türkischen Präsidenten Erdogan. Dieser autoritäre Populismus verspricht, die Kontrolle zu übernehmen und damit den Kontrollverlust zu beenden, was ihn für Menschen mit entsprechenden Ängsten attraktiv macht und bei ihnen die demokratischen Bedenken gegen Kontrollübernahme ausschaltet. Zudem nutzt der autoritäre Populismus die Opfer-Täter-Verkehrung, wie in den USA am 6. Januar 2021, als die Behauptung, das Opfer einer "gestohlenen" Wahl zu sein, eingesetzt wurde, um den Sturm auf das Kapitol zu motivieren. Und er ist auch sehr geschickt darin, rhetorische Elemente einzusetzen, die das Gefühl von Kontrollverlust verstärken, wie im Fall der Behauptung, einer "Flut" von Geflüchteten ausgesetzt zu sein, also einer unkontrollierbaren Naturgewalt.

Welche Methoden gibt es, um aus einem Kontrollverlust herauszukommen?
Da es sich beim Gefühl eines Kontrollverlusts um eine psychische Befindlichkeit handelt, lässt er sich kaum durch rationale Überlegungen und Empfehlungen anderer Personen korrigieren. Hilfreich wäre es aber, sich klarzumachen, dass die heutige Situation objektiv viel besser ist als die Stimmung. Viele Leute haben die verständliche Angst, ihren Kindern werde es nicht besser, sondern eher schlechter gehen als ihnen selbst. Aber Bono, der Sänger der Rockgruppe U2, hat vor einigen Jahren auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos zu Recht gesagt, dass es noch nie eine bessere Zeit gegeben hat, um geboren zu werden, als heute. Denn weltweit ist die Kindersterblichkeit gesunken und die Lebenserwartung gestiegen, dank der Globalisierung ist die absolute Armut weltweit gesunken, und – trotz des Angriffs auf die Ukraine und der Krise im Nahen Osten – auch die Zahl der Kriege. Daher gibt es keinen Grund, die Hoffnung auf weiteren Fortschritt aufzugeben und sich vom autoritären Populismus als Beruhigungsmittel den Hass auf andere Menschen einreden zu lassen.
Ein wichtiges Mittel gegen die Angst vor Kontrollverlust wäre zudem die Einsicht, dass der größte Kontrollverlust vorliegt, wenn er die eigene Wahrnehmung erfasst. Wir sollten uns also klarmachen, wie unsinnig und widersprüchlich es ist, Angst vor der Digitalisierung zu haben und gleichzeitig die eigenen Daten weitgehend unkritisch privaten Anbietern sozialer Medien zu überlassen. Und der größte Kontrollverlust über die eigene Wahrnehmung ist erfolgt, sobald man vergisst, dass die Demokratie ihren Bürgerinnen und Bürgern mehr Kontrolle über die Regierenden bei gleichzeitig geringster Kontrolle der Bürgerinnen und Bürger gibt als jede andere Staatsform. Wer Sorge vor Kontrollverlust hat, sollte also zuvorderst die Demokratie schützen, und dazu gehört, niemandem zu vertrauen und die Macht zu geben, der als autoritärer Entscheider auftritt und behauptet, das sei mit Demokratie vereinbar.

Die Fragen stellte Marlon Schneider, Redaktion Geschichte und Wissen, "Terra Xplore".

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