Trumps Mann fürs Grobe: Wie viel Macht hat J.D. Vance?

Film von Martin Jabs, Anya Bourg, James Jacoby und Gabrielle Schonder

J.D. Vance – wer ist der US-Vizepräsident, der Donald Trump einmal warnend mit Adolf Hitler verglich und sich heute als glühender Anhänger des US-Präsidenten gibt?
Die Doku zeichnet den Weg des politischen Aufsteigers J.D. Vance nach, der in prekären Verhältnissen im Rust Belt Ohios aufwächst und bis ins Zentrum der Regierungsmacht gelangt. Welche Vision hat der einflussreiche Anhänger der MAGA-Bewegung für Amerika?

  • ZDF-Streaming, Ab Dienstag, 24. Juni 2025, 10.00 Uhr, fünf Jahre lang
  • ZDF, Dienstag, 24. Juni 2025, 20.15 Uhr

Texte

Stab

Autoren:         Martin Jabs, Anya Bourg, James Jacoby und Gabrielle Schonder
Kamera:          Željko Pehar, Torsten Groß (ZDF), Jeremy Gould, Kevin McKeever (PBS)
Schnitt:          Matthias Heep (ZDF), Chris O‘Coin, Nate Pommer (PBS)
Grafik:            Toni Kubiczeck
Produktion:     Jenny Heininger, Annette Muth
Redaktion:      Martina Schindelka
Leitung:          Caroline Reiher
Sendelänge:    45 Minuten

Inhalt

Wer ist J.D. Vance? Welche Vision hat der US-Vizepräsident für Amerika? Die Dokumentation zeichnet den Weg des politischen Aufsteigers nach.

Der heute 40-Jährige verbringt seine Kindheit in Middletown, einer Industriestadt in Ohio. Hat seine Herkunft seine politischen Motive beeinflusst? Vance, der das abgehängte Amerika verinnerlicht und ohne Vater und mit einer suchtkranken Mutter heranwächst, rüttelt jetzt als Amerikas Vizepräsident an jahrzehntealten Allianzen der USA.

Vance absolviert den Militärdienst und schließt sein Jurastudium an der Yale University erfolgreich ab. In Yale trifft er auch seine Frau Usha, die indische Eltern hat. Wieso vertritt der US-Vize und bekennende Katholik so harte Positionen in der Einwanderungspolitik, setzt sich gar für Massenabschiebungen ein?

Schon früh veröffentlicht er seine Memoiren "Hillbilly Elegy". Sie verschaffen ihm internationale Bekanntheit als Erklärer der Wählerschaft Trumps. Mit zunehmender Hinwendung zum Politikbetrieb, unter anderem mit Unterstützung des libertären Investors und Milliardärs Peter Thiel, wandelt sich der einst scharfe Gegner Donald Trumps zum loyalen Unterstützer des fast doppelt so alten Kandidaten bei der Präsidentschaftswahl 2024. Hat Vance seine Ideale verraten oder jetzt erst gefunden?

Welche Ziele verfolgt der wandelbare Politstar, dessen Auftritte auf der Weltbühne Deutschland und Europa heute so irritieren? Was hofft er mit seinem disruptiven Stil wie auf der Münchener Sicherheitskonferenz und beim Besuch des ukrainischen Präsidenten im Weißen Haus zu bewirken? Wofür steht der konservative Politiker und Vater dreier Kinder, der sich viel ideologischer als Trump verhält? In welchem Verhältnis steht er zum US-Präsidenten? Welche Rolle spielt Vance in der Regierung wirklich? Welchen Einfluss übt er aus? Wie viel verbindet Vance noch mit dem Rust Belt, und welche Mission sieht er für sich, für Amerika, für die Welt? Expertinnen und Experten ordnen ein.

Zitate von Expertinnen und Experten

Über die Trump-Regierung und J.D. Vance

Dr. Charles A. Kupchan, u. a. Professor für Internationale Beziehungen an der Georgetown University Washington und Senior Fellow am Council on Foreign Relations:
"Dies ist eine Regierung, die a) chaotisch ist und b) Befehle befolgt. Trump hat das Sagen, und wenn man nicht tut, was er sagt, wird man gefeuert. Wenn es aber eine Person gibt, die über eine eigene Macht und Basis verfügt, dann ist das J.D. Vance – weil er ein Anführer in der 'America First'-Bewegung ist."

 

Einschätzung und Beurteilung von J.D. Vance:

Annika Brockschmidt, Autorin, Podcasterin und Historikerin:
"J.D. Vance ist erst vor ein paar Jahren zum Katholizismus konvertiert und zwar zu einer ganz bestimmten rechtsreaktionären Form von Katholizismus. Es ist ein Weltbild, das nicht nur zutiefst hierarchischen Gesellschaftsordnungen folgt, sondern diese anderen überstülpen will, ohne zu beachten, ob sie das wollen oder nicht."

Dr. Christoph Heusgen, Leiter der Münchener Sicherheitskonferenz 2022 – 2025:
"Er ist ein Konvertit religiös, er ist ein Konvertit auch politisch – von einem erbitterten Trump-Feind zu einem Unterstützer. Er gehört zu den Scharfmachern in der Trump-Regierung, was die Umgestaltung des amerikanischen Staates anbelangt, aber auch, was die Außenpolitik anbelangt, insbesondere im Hinblick Europa."

 

Vergleich Trump und J.D. Vance

Dr. Liana Fix, Historikerin und Politikwissenschaftlerin und Fellow für Europa am Council on Foreign Relations:
"J.D. Vance (…) ist jemand, den man in Zukunft vielleicht noch ernster nehmen muss als Donald Trump selbst, weil er eben sehr viel klarer und sehr viel radikaler ist in seinen Positionen."

Dr. Christoph Heusgen, Leiter der Münchener Sicherheitskonferenz (2022 – 2025):
"Ich glaube, dass J.D. Vance nach diesen vielen Häutungen, die er durchgemacht hat, bei einer Linie angekommen ist, die sehr radikal ist. (...) Er ist ideologisch und ich glaube, dass er da konsequenter handeln würde, als Trump das tut."

Dr. Charles A. Kupchan, u. a. Professor für Internationale Beziehungen und Senior Fellow am Council on Foreign Relations:
"Trump ist eher transaktional als ideologisch. Die 'America First'-Bewegung liebt ihn und hat ihm die Wahl und die Wiederwahl ermöglicht. Er braucht sie also, aber er glaubt nicht unbedingt alles, was sie glauben. J.D. Vance hingegen ist ein wahrer Gläubiger. Er möchte den Trumpismus und 'America First' beerben und ist folglich jemand, den man im Auge behalten sollte."

 

J.D. Vances Haltung zu Europa und Deutschland

Dr. Liana Fix, Historikerin und Politikwissenschaftlerin und Fellow für Europa am Council on Foreign Relations:
"Es gibt bei J.D. Vance eine Obsession mit Europa, insbesondere mit Deutschland. Eine Obsession, die zum einen dem Argument folgt, dass die Europäer die USA ausnehmen und ausnutzen, zum anderen (…), dass wir einen Zivilisationsniedergang in Europa haben, gepaart mit Migration und so weiter."

 

Anderes Verständnis von Gewaltenteilung

Joe Statzer, Geschäftsführer der Republikanischen Partei in Butler County, Ohio:
"Nicht jeder versteht unsere Verfassung. Wenn aktivistische Richter, die von Obama oder Biden ernannt wurden, sich einmischen und politische Entscheidungen zur Politik von Donald Trump treffen, dann untergräbt das unser System der Gewaltenteilung. Ich bin der Meinung, dass sie damit ihre Kompetenzen überschreiten. Was ist also zu tun? Nimmt man es hin oder wehrt man sich? Nun, wenn man Donald Trump und J.D. Vance nur im Geringsten kennt, dann weiß man: Sie wehren sich."

 

Gefahren für die Zukunft liberaler Demokratien

Peter Jamison, Journalist (Washington Post):
"Es gibt in den Vereinigten Staaten viele Menschen – vielleicht sogar die Mehrheit –, für die die klassische Idee des Liberalismus und die Ideale der Aufklärung, die ich noch in der Grundschule gelernt habe, keine zentrale Rolle mehr spielen. Viele Amerikaner haben das Gefühl, von diesen Idealen nicht profitiert zu haben, und wenden sich gegen sie. J.D. Vance hat das erkannt und profitiert davon politisch."

Dr. Charles A. Kupchan, u. a. Professor für Internationale Beziehungen und Senior Fellow am Council on Foreign Relations:
"Es war für mich schockierend, dem Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten bei der Münchener Sicherheitskonferenz zuzuhören, wie er den Deutschen erzählte, dass sie anfangen müssen, Demokratie zu praktizieren, und eine Partei unterstützt, die Verbindungen zu Neonazis hat. Das ist ein bedeutender historischer Wendepunkt, der dabei auch zeigt, dass Trump eher Symptom als Ursache eines Ringens um die Zukunft der liberalen Demokratie ist. Wir erleben eine Aushöhlung unserer Mittelschicht und unserer politischen Mitte. Die entscheidende Frage in Europa ist: Hält die Mitte? Noch ist sie lebendig, aber sie schrumpft."

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