Uncivilized
sechsteilige Serie aus der Redaktion Das kleine Fernsehspiel
Von 9/11 bis zum Ukrainekrieg zeigt "Uncivilized" fünf Lebenswelten postmigrantischer Menschen in Deutschland, die eine ungewollte Wendung im Schatten öffentlicher Diskurse eingenommen haben.
- ZDF Mediathek, ad ut Voraussichtlich ab 22.11.2024, ein Jahr lang
- ZDF, ad ut ab Montag, 2. Dezember 2024, 23.50 Uhr
Texte
Redaktionsstatement von Melvina Kotios, Redakteurin ZDF/Das kleine Fernsehspiel
2022 ging der Hashtag #Uncivilized viral. Was war geschehen? Der Angriff auf die Ukraine bestimmte die Berichterstattung und den öffentlichen Diskurs – offline wie online. Als Menschen aus der Ukraine, die in Deutschland Schutz suchten, von manchen Medien als "zivilisierte" Geflüchtete bezeichnet wurden, machte #Uncivilized im Netz die Runde. Mit diesem Hashtag wurde die unterschiedliche Bewertung von geflüchteten Menschen aus verschiedenen Ländern kritisiert. In den sozialen Medien löste das ein Welle an Reaktionen aus. Vor allem junge Menschen mit Zuwanderungsgeschichte solidarisierten sich etwa mit syrischen, afghanischen und ostasiatischen Geflüchteten und kritisierten die Art der Zweiklassen-Berichterstattung.
Wie der Krieg in der Ukraine, aber auch Terroranschläge und Attentate nicht nur unsere Diskurse, sondern den Alltag verändern, zeigt die Serie "Uncivilized". In fünf fiktionalen Episoden führt die Anthologie-Serie in unterschiedliche Lebensbereiche von Menschen, die im Schatten medialer Großereignisse Alltagsrassismus und Diskriminierungserfahrungen erleben.
Mit großem Gespür für Authentizität und auf der Grundlage zahlreicher Gespräche, die das Team rund um Regisseur Bilal Bahadır mit Betroffenen geführt haben, bietet "Uncivilized" nicht nur Anknüpfungspotential für Menschen mit Migrationsgeschichte, sondern selten gesehene Perspektiven für alle Zuschauerinnen und Zuschauer.
Sendetermine
ZDFmediathek
voraussichtlich ab 22.11.2024, ein Jahr lang
ZDF
Episode 1 ‒ Hanau
2. Dezember 2024, 23.50 Uhr
Episode 2 – Ukraine
2. Dezember 2024, 0.25 Uhr
Episode 3 ‒ 9/11
2. Dezember 2024, 0.45 Uhr
Episode 4 ‒ Charlie Hebdo
9. Dezember 2024, 23.55 Uhr
Episode 5 ‒ Stuttgarter Krawallnacht
9. Dezember 2024, 0.20 Uhr
Episode 6 ‒ Ihre Story, meine Realität
9. Dezember 2024, 0.35 Uhr
Stab und Besetzung
Stab
Regie Bilal Bahadır
Buch Bilal Bahadır, Dolunay Gördüm, Judith Angerbauer, Alina Graff
Creator Bilal Bahadır, Çağdaş Eren Yüksel
Kamera Mahmoud Belakhel, Christian Mario Löhr
Schnitt Denys Darahan, Ufuk Cam, Bilal Bahadır
Ton Armin Badde, Tarik Badaoui, Robert Spika
Regieassistent Robert Spika
Musik Mourad Kehailia, Sebastian Fischer
Sounddesign Dora Tomić
Szenenbild Laura Schwarzmeier
Kostümbild Eugenia Giesbrecht
Grading Nadia Khairat Gómez, Fabiana Cardala
VFX Carlo Clever
Casting Alina Yüksel
Produzent Çağdaş Eren Yüksel, Luis Engels
Produktion Cocktailfilms GmbH und Kollektiv Zwo GmbH in Koproduktion
mit ZDF/Das Kleine Fernsehspiel gefördert von
der Film- und Medienstiftung NRW und
Nordmedia Film- und Mediengesellschaft
Besetzung
Ahmad Rasmi Mohammed Nasrallah
Sahra Seyneb Saleh
Frau Huber Sabine Urban
Frau Port Marie Burchard
Kenan Aram Arami
Momo Fatih Hatipoğlu
Sascha Patrick Phul
Yasin Mert Dincer
Can Mücahit Altun
Dominik Angelo Alabiso
Berkan Dennis Kharazmi
Carla Franziska Machens
Eren Şahin Erylmaz
Nikolai Nikolai Meierjohann
Dilara Jovana Jovic
Leyla Yasemin Çetinkaya
Enes Zejhun Demirov
Jens Moritz Heidelbach
Matthias Moritz Vierboom
und viele weitere
Inhalt
Von 9/11 bis zum Ukrainekrieg zeigt "Uncivilized" fünf Lebenswelten postmigrantischer Menschen in Deutschland, die eine ungewollte Wendung im Schatten öffentlicher Diskurse eingenommen haben. Ein Film über die Nuancen des Alltagsrassismus und die unmittelbaren Auswirkungen für die Betroffenen.
Der 11. September, Charlie Hebdo, Hanau, die Stuttgarter Krawallnacht und der Angriffskrieg auf die Ukraine: Ereignisse wie diese bestimmen die öffentlichen Diskurse. Die Auswirkungen für Menschen mit Migrationsgeschichte bleiben oft unsichtbar: Sarah, die Konsequenzen anlässlich einer Schweigeminute erfährt. Can und seine Freunde, die an einem Freitagabend in der Kölner Innenstadt in eine nächtliche Odyssee voller Ablehnung geraten. Leyla und eine vermeintliche Routinekontrolle der Polizei, die Leylas Geduld gänzlich auf die Probe stellt. Kenan und seine Kunstausstellung, in der seine muslimischen Freunde und die Kunstwelt aufeinanderprallen. Oder aber Karla, die im Zuge der Berichterstattung über die Ukraine aktiv werden und einen Geflüchteten aufnehmen möchte, der sich allerdings als junger syrischer Mann herausstellt. Fünf Perspektiven, die eines verbindet: Alle Migranten spüren die unmittelbaren Auswirkungen der Diskurse und öffentlichen Stimmung in ihrem Alltag.
Episode 1: Hanau
Als Can und seine Jungs die bestandene Ausbildungsprüfung ihres guten Freundes gebührend feiern wollen, ahnen sie noch nicht, dass der Abend eine ungewollte Wendung einnehmen wird. Zunächst scheitert der Einlass in die Shisha-Bar aufgrund der neuen Sicherheitsvorkehrungen nach den Vorfällen in Hanau, dann sind die letzten Bahnen schon abgefahren und so beginnt eine Reise durch das Kölner Nachtleben voller Ablehnung, diskriminierender Türpolitik und einer ausartenden Polizeikontrolle.
Episode 2: Ukraine
Karla entscheidet sich im Zuge der Berichterstattung über die Ukraine, einen Geflüchteten zu Hause aufzunehmen. Als aber statt einer ukrainischen Frau plötzlich ein syrischer junger Mann auf Karla wartet, gerät ihr ganzes Weltbild ins Schwanken. Ein vermeintlich kleiner Fehler in der Bürokratie, der die Beziehung von Karla und ihrem Ehemann Eren auf die Probe stellt.
Episode 3: Nine Eleven
Als die angehende Lehrerin Sahra ihr Referendariat kurz nach dem terroristischen Attentat des 11. Septembers an einem Gymnasium antritt, ahnt sie noch nicht, dass die jüngsten Ereignisse für immer eine Zeitenwende für sie als junge Muslima einläuten. Dass sich der junge Abiturient Mahmud ausgerechnet in ihrem Unterricht nicht an einer Schweigeminute beteiligt, bringt nicht nur weitreichende Konsequenzen für Mahmud mit sich: Auch Sahra gerät ins Visier des Kollegiums.
Episode 4: Charlie Hebdo
Kenan ist ein junger, angehender Kunststudent. Wenige Tage nach dem Anschlag auf das französische Satire-Magazin Charlie Hebdo steht die jährliche Ausstellung an seiner Kunsthochschule an. Neben Kenans Fotos aus seiner "Hood", werden auch Mohammed-Karikaturen ausgestellt. Als seine muslimischen Freunde die Ausstellung besuchen, prallen zwei Welten aufeinander.
Episode 5: Stuttgarter Krawallnacht
Die Unruhen am Vortag haben Stuttgart in einem Ausnahmezustand hinterlassen. Auf dem Weg zu einem Bewerbungsgespräch gerät Leyla mit ihrem Bruder in eine Routinekontrolle der Polizei, die ihre Geduld auf die Probe stellt und die Situation für die übermüdeten Polizisten eskalieren lässt.
Episode 6: Ihre Story, meine Realität (Doku-Episode)
Fünf Episoden, fünf unterschiedliche Perspektiven betroffener Menschen. Die letzte Folge geht einen Schritt weiter: Sie beleuchtet, wie diese Ereignisse in das kollektive Bewusstsein gelangen – und welchen Einfluss Medien auf die gesellschaftliche Realität hatten. Was für ein Bild wurde nach Ereignissen wie den Stuttgarter Krawallen oder dem Anschlag auf Charlie Hebdo in der Öffentlichkeit gezeichnet? Welche Narrative haben die Schlagzeilen geprägt, welche Stimmung durch welche Wortwahl erzeugt? Ein kritischer Blick auf die Berichterstattung der vergangenen Jahre.
Regiestatement Bilal Bahadır (Regie)
"Uncivilized" bringt fünf Geschichten zusammen, die eine neue Perspektive auf öffentliche Diskurse werfen – jenseits bekannter Täter-Opfer-Rollen und Schwarz-Weiß-Malerei. Mein Blick richtet sich auf jene, die die unmittelbaren Auswirkungen öffentlicher Debatten und der Medienberichterstattung im Alltag zu spüren bekommen. In teilweise autobiografischen Ansätzen und Tiefeninterviews mit Betroffenen rassistischer Gewalt bringt "Uncivilized" fünf Lebensrealitäten an die Oberfläche, die sonst in aller Regel unsichtbar bleiben. Alltagsrassismus ist ein Teil meines Lebens, den ich nicht ausblenden kann. Die Serie erzählt auf niedrigschwellige Weise eine unbequeme Realität, die ich nur zu gut aus meinem eigenen Alltag kenne. "Uncivilized" soll diese Vielschichtigkeit und Ambivalenz in den Geschichten bewahren und bewusst auf eindimensionale Darstellungen und Klischees verzichten. Ich glaube, dass das Publikum sich so unvoreingenommen und mitfühlend mit den Protagonist*innen auseinandersetzen kann, und hoffe, dass die Serie einen Raum für Empathie und Verständnis öffnet – jenseits von gängigen Stereotypen oder simplen Zuschreibungen.
Festival
- Film Festival Cologne 2024 (Premiere)
Biografie Bilal Bahadir (Regie)
Bilal Bahadir wurde 1983 in Stadthagen, Niedersachsen, geboren und ist in Ankara in der Türkei aufgewachsen. Seit 2002 lebt er in Köln. Nachdem er eine Ausbildung zum Drogisten absolviert und das Abitur am Abendgymnasium Köln nachgeholt hat, hat er 2012 sein Studium an der Kunsthochschule für Medien (KHM) begonnen. Sein Kurzfilm "Mein Freund, der Deutsche" (2016) erhielt zahlreiche Auszeichnungen und feierte seine Premiere bei den 50. Internationalen Hofer Filmtagen. Der 2019 veröffentlichte Film "Paperland" war sein Abschlussfilm an der KHM. "Uncivilized" ist das Seriendebüt des Regisseurs, bei dem er als Headautor gemeinsam mit Dolunay Gördüm, Judith Angerbauer und Alina Graff das Drehbuch schrieb.
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