WatchMe – Sex sells
Sechsteilige Instant-Fiction-Serie/ZDFneoriginal
Ob "Girlfriend Experience", "DickRating" oder Livestream: Auf der Online-Plattform "WatchMe" ist der Kontakt direkt, persönlich und einfach – solange das Geld stimmt. Auch Körperaktivistin und Sexarbeiterin Malaika, die alleinerziehende Mutter Toni und das Paar Tim und Josh sind dort aktiv und sammeln ganz unterschiedliche Erfahrungen.
Diese Sendung wird mit Untertiteln angeboten.
- ZDF Mediathek, alle Folgen ab Freitag, 12. Mai 2023, 10.00 Uhr
- ZDF neo, alle Folgen ab Samstag, 3 Juni 2023, 23.50 Uhr
Texte
Statement aus der Redaktion
Die Sehnsucht nach Zuneigung und Intimität war wohl noch nie so groß wie während der Hochphase der Pandemie. Plattformen wie "OnlyFans" – mittlerweile bekannt als das "Instagram für erotische Inhalte" – erlebten so einen regelrechten Boom. Der vermeintlich intime und direkte Kontakt zwischen Sexarbeitenden und Abonnierenden unterschied sich von regulären Pornoanbietern. In einer Gesellschaft, die immer mehr Wert auf Individualisierung und Nähe zu Influencern legt, scheinen solche Plattformen der nächstlogische Schritt im digitalen Kapitalismus zu sein. Nie war es so leicht, erotische Bilder und Videos selbst zu produzieren, hochzuladen und mit anderen zu teilen. Sexarbeit, so ein Standpunkt, würde dadurch feministischer, da selbstbestimmter. Doch ist das wirklich so revolutionär?
Im Format der Instant-Serie wollen wir dieses zeitgeistliche Phänomen ergründen und herausfinden, was die Digitalisierung und die neue Niedrigschwelligkeit der Sexarbeit mit unseren intimsten Wünschen und unserem Verständnis von Nähe macht. In "WatchMe" beleuchten die Autor*innen Lene Pottgießer, Jonas Bock und Chris Hödl und Regisseurin Alison Kuhn Plattformen wie "OnlyFans" aus drei unterschiedlichen Perspektiven und ergründen, was junge Menschen auf der Plattform antreibt, wonach sie sich sehnen und was es über uns als Gesellschaft erzählt.
Um dieses Thema konsequent umzusetzen, haben wir uns von Beginn an für eine FSK16 entschieden und eng mit Intimitäts-Koordination und Jugendschutz zusammengearbeitet.
Stab
Drehbuch | Jonas Bock, Christian Hödl, Lene Pottgiesser |
Regie | Alison Kuhn |
Schnitt | Christian Zipfel |
Kamera | Jonas Römmig |
Ton | Leo Aderhold |
Musik | Marcus Sander |
Kostüm | Laura Schäffler |
Szenenbild | Katherine Halbach |
Produktion | DRIVE beta |
Produzenten | Karl Heidelbach |
Producerin | Jennifer Gaal |
Redaktion | Ronja Reitzig (ZDF), Theresa Schreiber (Koordination ZDFmediathek) |
Besetzung
Malaika | Maddy Forst |
Tim | Michelangelo Fortuzzi |
Toni | Anna Werner Friedmann |
Hanna | Agnes Decker |
Ela | Robin Gooch |
Josh | Simon Mantei |
Neele | Kotti Yun |
Milan | Bruno Camillo Bandelier |
Philip | Liam Ben Ari |
Nico | Viktor Bashmakov |
Kai | Aniol Kirberg |
Boris | Torben Krämer |
Maurice | Mitja Over |
Pola | Tara-Louise Wittwer |
Inhalt
Ob "Girlfriend Experience", "DickRating" oder Livestream: Auf "WatchMe" ist der Kontakt direkt, persönlich und einfach – solange das Geld stimmt.
Körperaktivistin und Sexarbeiterin Malaika findet das nur fair. Endlich profitiert sie finanziell von der Sexualisierung, der sie ohnehin täglich ausgesetzt ist. Nun kann sie wenigstens die Spielregeln selbst bestimmen. Doch schnell wird für sie klar, dass eine Abgrenzung vom Mainstream gar nicht so einfach ist.
Auch für Toni ist die Plattform zuerst eine Verheißung. Die alleinerziehende Mutter genießt es, die Lust an ihrer Weiblichkeit und ihrem Körper wieder zu entdecken und dabei auch noch ihr mickriges Gehalt aufstocken zu können. So unkompliziert bleibt es leider nicht lange. Ihren vermeintlich so offenen Freunden ist das eindeutig zu vulgär. Dildopartys: Ja! Bezahlte Nacktbilder: Auf keinen Fall! Das Paar Tim und Josh verfolgt hingegen ganz klare Karriereziele auf "WatchMe". Doch wie lang kann ein Paar funktionieren, wenn Privat- und Arbeitsleben so eng miteinander verknüpft sind?
Inhalt der einzelnen Folgen
Folge 1 - INVEST IN YOURSELF!
Malaika feiert es, dass sie sich bei einem Podcast selbstbewusst als "WatchMe"-Creatorin und Aktivistin präsentieren konnte und bereitet ihrem zahlenden "Boyfriend" einen schönen Abend bei Kerzenschein vor dem PC-Monitor. Auch Tim produziert mit seinem Freund Josh Content für die gemeinsamen Abonnenten, muss sich aber gleichzeitig auf seine Abi-Prüfungen konzentrieren. Währenddessen wird Toni durch einen Zufall auf das Profil von "WatchMe"-Managerin Hanna Diamond aufmerksam, das sie nachhaltig fasziniert.
Folge 2 - KNOW WHAT YOU GOT!
Josh will die Abo-Zahlen auf "WatchMe" steigern und hat dazu einen passenden Plan entwickelt. Von dem ist Tim zwar nur halbherzig überzeugt, zieht aber ihm zuliebe mit. Malaikas Abo-Zahlen sind auf einem Plateau angekommen. Ihre Managerin Hanna rät ihr, sich aus ihrer Komfortzone zu bewegen – eine klare Grenze für Malaika. Tonis finanzielle Situation und der Spaß an der Sache motivieren sie, mutiger zu werden.
Folge 3 - SHOW THE GOODIES!
Toni findet immer mehr Gefallen an ihrem Nebenjob auf "WatchMe" und teilt ihr Geheimnis mit ihrer Freundin Neele. Bei deren Party hat sie einen heißen Flirt mit Holger. Als Fotos von Malaikas Vulva geleakt werden, fällt es ihr schwer, wieder in ihre Stärke zu finden. Die private und berufliche Beziehung zwischen Tim und Josh wird zunehmend komplizierter. Als Josh ihn mit einer "WatchMe"-Kollaboration überrascht, eskaliert die Situation.
Folge 4 - TAKE SOME RISKS!
Malaika hat sich entschieden: Eine Schönheitsoperation durchzuführen ist für sie feministisch, auch wenn ihre Oma etwas anderes sagt. Toni lebt sich nun völlig aus und schläft kurzerhand mit Holger. Mit ungeahnten Folgen … Als Tims Prüfungen schlecht laufen, macht Josh ihm ein Versöhnungsangebot.
Folge 5 - LEAVE YOUR COMFORT ZONE!
Ganz auf die Prüfungen konzentriert, trifft sich Tim nun regelmäßig mit Maurice in der Bibliothek zum Lernen. Josh versucht, allein auf "WatchMe" die Abonnenten zu halten. Als Malaika das Ergebnis ihrer OP sieht, fühlt sie nicht, was sie erwartet hat. Überfordert mit der Situation, weiß sie nicht, wie sie sich auf "WatchMe" geben soll. Eine vermeintlich gutgemeinte Geste führt zu einem Zerwürfnis zwischen Neele und Toni.
Folge 6 - NEVER LOOK BACK!
Toni hat sich entschieden – sie betreibt ihren "WatchMe"-Account nun professionell. Doch ihre Freude wird vom andauernden Streit mit Neele getrübt. Auch Malaika trifft eine Entscheidung und wird vor knallharte Tatsachen gestellt. Kann sie mit den Konsequenzen umgehen? Tim hadert mit sich und startet einen letzten verzweifelten Versuch.
Interview mit Michelangelo Fortuzzi
Was hat Sie daran gereizt, bei "WatchMe" mitzuspielen? Was macht die Serie so besonders?
In der Serie geht es um wichtige, aktuelle Themen, über die viele lieber nicht reden wollen. Ich hoffe, dass "WatchMe" einen Grunddiskurs auslösen wird. Das ist auch, was mich reizt an Projekten, wenn man im besten Fall mit Kunst anregen kann, dass Menschen anfangen, über Tabuthemen zu sprechen.
Wie fühlte es sich an, die Serie mit zahlreichen intimen Szenen zu drehen? Ist Ihnen eine Szene besonders im Gedächtnis geblieben?
Bei dem Projekt musste ich über viele Schatten springen – aber deswegen liebe ich diesen Beruf, weil man sich im besten Fall immer wieder neuen Herausforderungen stellt. Das ist auch etwas, was mir bei allen Projekten immer im Kopf bleibt.
Wie beurteilen Sie Plattformen wie "WatchMe"? Sind sie eher Chance oder Gefahr?
Ich sehe darin viele Chancen für die Menschen, die sich auf einer solchen Plattform wohlfühlen und Spaß daran haben, sich selbstbestimmt sexuell auszudrücken. Zu einem Problem wird es nur, wenn es durch fehlende Regulierung zur Ausbeutung kommt.
Interview mit Maddy Forst
Was hat Sie daran gereizt, bei "WatchMe" mitzuspielen? Was macht die Serie so besonders?
Es war meine erste bezahlte, professionelle Dreherfahrung. Und da ich der Meinung war, dass ich in der Branche nicht darum herumkommen würde, früher oder später mal blank zu ziehen, dachte ich mir: Warum dann nicht für eine Thematik, die mich auch wirklich interessiert? Und das dann gemeinsam mit einem jungen, woken, interracial Team, welches sich super viel Mühe gibt, dieser Erfahrung für alle Beteiligten so angenehm wie möglich zu machen.
Wie fühlte es sich an, die Serie mit zahlreichen intimen Szenen zu drehen? Ist Ihnen eine Szene besonders im Gedächtnis geblieben?
Mir war zu Beginn ziemlich mulmig. Wie gesagt: erste Dreherfahrung. Aber es war richtig, richtig schön zu merken, wie viel allen daran lag, dass es mir währenddessen gut geht. Vor allem die Szene, in der Malaika sich so confident zeigt, sich routiniert anzieht um ihre Fotos zu machen, war eine echte Herausforderung. Zum einen, weil es nicht leicht war, in den Schuhen das Höschen anzuziehen und zum anderen weil Körperselbstliebe nicht gerade das war, was ich als schwarze Curvy-Frau von der Außenwelt von klein auf mitbekommen habe. Wir hatten allerdings eine tolle Intimitätskoordinatorin, Marit Östberg, die mit mir vorher Übungen gemacht und die Crew gecoacht hat. Somit war am Ende alles halb so wild, und ich konnte mich aufs Spielen konzentrieren und hatte große Freude daran.
Wie beurteilen Sie Plattformen wie "WatchMe"? Sind sie eher Chance oder Gefahr?
Genau wie die Serie, möchte ich solche Plattformen nicht positiv oder negativ bewerten. Sie können auf jeden Fall beides sein, sowohl Chance als auch Gefahr. Ich denke, es ist wichtig, beide Seiten zu beleuchten, mehr darüber zu reden und somit ein Bewusstsein dafür zu schaffen, was für potenzielle Fallen es auf solchen Seiten geben könnte, damit die nächste Malaika es vielleicht früher schafft, eine Grenze zu ziehen.
Interview mit Anna Werner Friedmann
Was hat Sie daran gereizt, bei "WatchMe" mitzuspielen? Was macht die Serie so besonders?
Abgesehen von der Regisseurin, Alison Kuhn, mit der ich große Lust hatte zu arbeiten, hat mich an diesem Projekt das Thema selbst sehr gereizt. Grundsätzlich interessieren mich Stoffe, die eine Reibungsfläche bieten und eine Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen "Tabu-Themen" anfachen. Wenn diese Themen dann weitestgehend wertungsfrei aus verschiedenen Perspektiven diverser Figuren erzählt, erlebt und geteilt werden, hat man als Zuschauer*in die Möglichkeit, emphatischer Auseinandersetzung mit dem potenziell Fremden und gegebenenfalls Verpönten. Das ist es auch, was diese Serie besonders macht.
Wie fühlte es sich an, die Serie mit zahlreichen intimen Szenen zu drehen? Ist Ihnen eine Szene besonders im Gedächtnis geblieben?
Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir wohl der Dreh meiner ersten Sexszene. Mein Spielpartner und ich haben uns dazu entschlossen, die gesamte Szene improvisatorisch und im Moment der Aufnahme miteinander zu erfinden. Das ist bei einer Sexszene, in der man sich vor laufender Kamera weitestgehend entkleidet und, wie in unserem Fall, den Liebesakt am Küchentisch vollzieht, natürlich nicht ganz ohne. Da das gesamte Team aber ausnahmslos aus respektvollen und aufgeklärten Menschen bestand, war es doch überraschend leicht, den Anforderungen der Rolle nachzukommen.
Darüber hinaus war bei den intimen Szenen auch immer eine "Intimacy Coachin" anwesend, die mit viel Begabung dafür gesorgt hat, ein starkes Sicherheitsgefühl zu erschaffen. Die Möglichkeit angstfreier Kommunikation und Achtung, die mir als Schauspielerin bei dieser Produktion entgegengebracht wurde, war bemerkenswert, und ich freue mich sehr über die wachsende Achtsamkeit der Branche. In einem solchen Kontext lässt es sich schamlos spielen.
Wie beurteilen Sie Plattformen wie "WatchMe"? Sind sie eher Chance oder Gefahr?
Sowohl als auch. Ich denke, dass es sehr auf das Individuum und dessen Beweggründe und Absichten ankommt – nicht auf die Plattform selbst. So wie wohl bei jeder Selbstdarstellung im Internet kann man sich hier vergiften, aber auch befreien oder bereichern. Dass mit Erotik und Sex Geld zu verdienen ist, ist ja wohl kein Geheimnis und dass sich die Art der Vermarktung an die Zeit anpasst, ist auch nicht überraschend. Derartige Plattformen sind eine ganz natürliche Konsequenz unserer Entwicklung, die es sicherlich grundsätzlich zu hinterfragen gilt, aber im Endeffekt auch viele Gelegenheiten bietet.
Hintergrundinfo: Intimitätskoordination am Set
Das sensible Thema Intimität sollte während der Produktion von "WatchMe" am Set angemessen behandelt werden. Zum einen wurden deshalb "Safer Spaces" geschaffen, die sowohl den Schauspielerinnen und Schauspielern als auch dem Team offenstanden. Darüber hinaus war Marit Östberg am Set als Intimitätskoordinatorin tätig. Sie stand bereits bei der Entwicklung der Serie beratend zur Seite und war während der Dreharbeiten Ansprechpartnerin für die Schauspielerinnen und Schauspieler. Mit einer transparenten und tabufreien Kommunikation, einer intensiven Vorbereitung auf den Dreh, die einen Workshop, Intimacy Coachings und Proben umfasste, stand Marit Östberg dem Team zur Seite. Dabei sollte die Serie nicht erotisiert werden und keinen "male gaze" einnehmen, also darauf geachtet werden, dass die Darstellung intimer Szenen nicht durch eine männliche Perspektive geprägt ist, in der Frauen als Objekte dargestellt werden. Dafür trugen Inszenierung (Alison Kuhn) und Bildkomposition (Jonas Römmig) Sorge.
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