XY-Preis 2022 - Gemeinsam gegen das Verbrechen

Die 21. Verleihung

Auszeichnung für mutiges und vorbildliches Handeln: Im ZDF-Hauptstadtstudio hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser am Donnerstag, 24. November 2022, als Schirmherrin den "XY-Preis – Gemeinsam gegen das Verbrechen" verliehen. Der mit jeweils 10.000 Euro dotierte Preis wurde zum 21. Mal an Menschen vergeben, die sich auf besonders couragierte Weise für ihre Mitmenschen eingesetzt haben.

  • ZDF, Die Preisträger sind am 7. Dezember 2022, 20.15 Uhr zu Gast in "Aktenzeichen XY... Ungelöst"

Texte

Statement von Bundesinnenministerin Nancy Faeser

"Zum 21. Mal wird der 'XY-Preis' verliehen – das ist einfach das stärkste Symbol für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in unserem Land. Ich freue mich außerordentlich, dass ich die Ehre habe, die Schirmherrschaft dafür übernehmen zu dürfen. […] Zivilcourage hat für mich einen sehr hohen Stellenwert. Weil es mit dazu beiträgt, dass […] sich Menschen um andere kümmern."

(Auszug aus dem Filmbeitrag zum "XY-Preis 2022")

XY-Preis – Gemeinsam gegen das Verbrechen

Der "XY Preis – Gemeinsam gegen das Verbrechen" setzt zum 21. Mal ein Zeichen für Zivilcourage. Tomas Weis, Sarah Jacobi und Chia Rabiei heißen die diesjährigen Preisträger, drei besonders couragierte Menschen, die sich wohlüberlegt im Kampf gegen das Verbrechen für andere eingesetzt haben. Ihnen gebührt der allergrößte Respekt.

Opferschutz ist von Anfang an eng mit der Fahndungssendung "Aktenzeichen XY… Ungelöst" verbunden. Das ZDF und die "Aktenzeichen XY… Ungelöst"-Produktionsfirma Securitel riefen den "XY-Preis – Gemeinsam gegen das Verbrechen" ins Leben, mit dem Ziel, vorbildliches Verhalten von Mitbürgern zu fördern und öffentlich zu machen. Die Auszeichnung steht unter der Schirmherrschaft der Bundesinnenministerin und ehrt jährlich drei Personen oder Gruppen. Als fester Bestandteil der Fahndungssendung leistet die Auszeichnung einen wichtigen Beitrag zur Kriminalprävention.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser zeichnete die Preisträgerin und die Preisträger im Berliner Zollernhof aus. Diese wurden von einer zehnköpfigen Fachjury ausgewählt, der Preis ist mit jeweils 10.000 Euro dotiert. Als prominente Paten hielten die Schauspielerin Luise Bähr und die Schauspieler Jan Josef Liefers und Dominic Boeer die Laudationes auf die Alltagshelden. Rudi Cerne führte durch die Preisverleihung.

Am Mittwoch, 7. Dezember 2022, 20.15 Uhr, sind die Preisträger in der Livesendung "Aktenzeichen XY… Ungelöst" zu Gast und sprechen mit Moderator Rudi Cerne über ihr vorbildliches Handeln.

Die Jury

Martin Groß                                                 
(Juryvorsitzender) Geschäftsführer der XY-Produktionsfirma Securitel

Ina-Maria Reize-Wildemann                   
Redaktionsleiterin Redaktion Eduard Zimmermann – DKF Deutsche Kriminalfachredaktion GmbH

Nadja Grünewald-Kalkofen                    
ZDF-Redakteurin "Aktenzeichen XY…Ungelöst"

Bianca Biwer                                                         
WEISSER RING e.V.

Angélique Yumusak                                    
Deutsche Polizeigewerkschaft

Jörg Langner                                                         
BKA

Robert Krieger                                                      
Bund Deutscher Kriminalbeamter e. V.

Rainer Pechtold                                                    
Gewerkschaft der Polizei, München

Andreas Mayer                                                      
Vertreter Deutscher Präventionstag

Oliver Hoffmann                                          
International Police Association

Die Preisträger: Tomas Weis (56) aus Rüdesheim am Rhein

Der Fall

Tomas Weis, 56, aus Rüdesheim am Rhein, möchte nur in Ruhe vor seinem Haus eine Zigarette rauchen, als seine Aufmerksamkeit durch lautes Hupen und Schreie auf einen Kampf um Leben und Tod gelenkt wird. Zwei Frauen sitzen in einem Auto und kämpfen mit einem Mann, der durch die geöffnete Tür die Fahrerin attackiert, während die Beifahrerin versucht, das Opfer aus seiner Reichweite zu ziehen. Tomas Weis zögert nicht und eilt den Frauen spontan zu Hilfe. Was er in diesem Moment nicht sieht: Der Angreifer ist mit einem Messer bewaffnet und sticht damit immer wieder auf sein Opfer ein.

Mit aller Kraft versucht Tomas Weis den aggressiven Mann aus dem Fahrzeug zu ziehen, während dieser weiter die Frau attackiert. Vergeblich, der Angreifer lässt sich einfach nicht von seinem Opfer abbringen. Es gelingt dem Helfer erst, als er dem Angreifer einen Finger ins Auge drückt und ihm mit aller Wucht gegen das Jochbein schlägt. Endlich taumelt sein Widersacher zurück und lässt von seinem Opfer ab. Jetzt nimmt Tomas Weis das blutige Messer in der Hand des wütenden Angreifers wahr. Dieser lässt sich durch das Einschreiten des Helfers aber nur kurzzeitig von seinem mörderischen Handeln abhalten. Erneut stürzt er sich mit dem Messer auf sein Opfer und die Frau im Auto erleidet weitere lebensgefährliche Messerstiche. Trotz der Klinge in der Hand des Gegenübers packt Tomas Weis erneut den brutalen Angreifer und zerrt ihn wieder vom Auto weg. Diesmal gelingt es dem 56-Jährigen, den Täter zu Boden zu bringen und ihn zu entwaffnen. Weitere hinzugeeilte Nachbarn alarmieren die Polizei. Kurz darauf wird der Angreifer festgenommen. Das Opfer versucht noch, sich selbst ins Krankenhaus zu fahren. Doch die schwer verletzte Frau kommt nicht weit. Polizei und Rettungswagen finden sie ein paar hundert Meter vom Tatort entfernt und können sie noch rechtzeitig versorgen. Die Frau überlebt den heimtückischen und brutalen Angriff nur knapp. Die Beamten sind aber sicher: "Es ist davon auszugehen, dass jeder weitere Stich zum Tod des bereits schwer verletzten Opfers geführt hätte. Das beherzte und mutige Einschreiten von Tomas Weis hat weitere Messerstiche vom Täter verhindert." Es stellt sich am Ende heraus, dass es sich bei dem Angreifer um den Ex-Mann des Opfers gehandelt hat. Obwohl Tomas Weis sich einer großen Gefahr ausgesetzt hat, erlitt er bei dem Kampf glücklicherweise nur wenige Prellungen. Rückblickend sagt er, er sei sich im ersten Moment nicht bewusst darüber gewesen, dass er sich selbst in Lebensgefahr begeben hat. Er habe spontan einem Menschen in Not geholfen.

 

Begründung der Jury für Tomas Weis

Tomas Weis unterbindet durch sein spontanes und beherztes Eingreifen den Tötungsversuch an einer Frau. Er zögert nicht und eilt einem ihm unbekannten Menschen spontan zu Hilfe. Dabei handelt er umsichtig und behält stets die Gefahr im Auge. Beim Versuch des Täters, sein Verbrechen zu vollenden, stellt Tomas Weis wieder die Lebensrettung des Opfers in den Vordergrund. Wiederum handelt er mit absoluter Entschlossenheit und genau richtig. Für Tomas Weis beherztes Eingreifen und die Rettung eines Menschen in höchster Not gebührt ihm der "XY-Preis 2022".

 

"Ich hatte den intuitiven Impuls, helfen zu müssen"
Interview mit Tomas Weis

Wie haben Sie den Vorfall wahrgenommen? Was ging Ihnen durch den Kopf?

Ich hatte den intuitiven Impuls, helfen zu müssen. Also habe ich den Kopf ausgeschaltet und versucht, den Mann von der Frau wegzuziehen. Zuerst wusste ich auch noch nicht, dass er ein Messer hatte.

Hatten Sie keine Angst vor dem Angreifer?

Angst tatsächlich nicht, nein. Er hat nicht von der Frau abgelassen, da musste ich einfach helfen.

Waren in Ihrer Umgebung noch andere Menschen, die geholfen haben?

Auf der Straße war tatsächlich keiner außer mir. An einem Fenster standen irgendwann die Nachbarn, die dann offensichtlich die Polizei gerufen haben. Wirklich wahrgenommen habe ich das aber nicht, ich habe mich einfach darauf konzentriert, den Mann von der Frau wegzuziehen.

Wie denken Sie im Nachhinein über ihr Handeln, würden Sie heute wieder so reagieren?

Ich würde jederzeit wieder so handeln. Zuschauen, wie jemand abgestochen wird, kann man nicht.

Hatten Sie nach dem Vorfall noch Kontakt zu der Frau?

Tatsächlich hat sich herausgestellt, dass die Frau eine Bekannte meiner verschwägerten Familie ist. Sie fragte einige Wochen nach der Tat, ob sie mich anrufen darf, und seither sind wir regelmäßig in Kontakt. Am 29. Dezember, dem Tag, an dem sie angegriffen wurde, feiern wir zusammen ihren zweiten Geburtstag.

Freuen Sie sich auf die bevorstehende Preisverleihung? Und wissen Sie schon, was Sie mit dem Preisgeld machen wollen?

Ich habe schon ein wenig gemischte Gefühle, eigentlich will man gar nicht so im Mittelpunkt stehen. Viele meiner Bekannten fragen, warum, ich hätte ja jemandem das Leben gerettet. Aber das war für mich selbstverständlich, einfach weggucken geht für mich nicht. Ich habe mir aber noch keine Gedanken gemacht, was ich mit dem Geld machen möchte.

Die Preisträger: Sarah Jacobi (42) aus Stuttgart

Der Fall

Sarah Jacobi, 42, ist gerade beim Renovieren ihrer Wohnung, als sie eine Mittagspause einlegt. Weil in ihrem Kühlschrank gähnende Leere herrscht, geht sie schnell etwas einkaufen. Auf dem Gehsteig sind zu diesem Zeitpunkt zwei, drei Leute unterwegs. Neben anderen Passanten begegnet ihr auch ein Mann mit einem 8-jährigen Mädchen an der Hand. Die Kleine trägt einen Schulrucksack auf dem Rücken und weint.

Sarah blickt den beiden unschlüssig hinterher. Sind das wirklich Vater und Tochter? Irgendetwas scheint für sie nicht zu passen: Der Mann hält das Kind am Handgelenk und zieht es quasi hinter sich her. Sarah Jacobi zögert zunächst, entscheidet sich dann aber doch zu handeln. "Ich dachte, dass ich da nichts zu verlieren habe. Wenn er der Vater ist, wird er vielleicht verstehen oder sogar dankbar sein, dass sich jemand kümmert. Und wenn nicht, dann muss das jetzt schnell gehen."

Sarah Jacobi ruft dem Mann hinterher, fordert ihn auf, stehen zu bleiben. Doch der Mann reagiert nicht auf ihre Rufe, geht zügig weiter. Sarah Jacobi legt einen Schritt zu und folgt den beiden, ruft erneut hinter den beiden her. Sie versucht mehr Strenge in ihre Stimme zu legen. Der Mann reagiert wieder nicht. Sarah ist den beiden dicht auf den Fersen. Schließlich bleibt der Mann stehen, dreht sich zu ihr um, die Hand des Kindes immer noch fest umklammert. Dann lässt er das Mädchen plötzlich los, geht direkt auf Sarah zu. " Ich hab'sofort auf seine Hände geschaut: ob er eine Waffe hätte – ein Messer vielleicht. Aber da war zum Glück nichts", so Jacobi.

Der Mann stammelt, er sei vom Gesundheitsamt und müsse das Kind mitnehmen. Sarah Jacobi glaubt ihm kein Wort und spricht das Mädchen an: "Kennst Du den Mann? Willst Du mit ihm gehen?" Bei beiden Fragen schüttelt das verschüchterte Kind mit dem Kopf. Sarah Jacobi ergreift die Gelegenheit und zieht das Mädchen zu sich hin, der Täter flüchtet. 

"Ich habe mich daraufhin lautstark bemerkbar gemacht und Passanten aufgefordert, die Polizei zu informieren, die war dann auch schnell da. Außerdem ist ein Passant dem Täter gefolgt." Doch der Täter schafft es, den Verfolger in einer der Seitenstraßen abzuschütteln. Nach dem Sarah Jacobi den Polizisten eine Beschreibung des Täters abgegeben hat, wird dieser mithilfe von Nachbarn in seiner Wohnung ausfindig gemacht und festgenommen.

Der Mann kommt wegen der versuchten Entführung und eines möglichen geplanten Missbrauchs vor Gericht, das seine verminderte Schuldfähigkeit feststellt. Er wird zu einem Jahr und drei Monaten verurteilt, die er in der Psychiatrie verbringt.

 

Begründung der Jury für Sarah Jacobi

Sarah Jacobi verhindert durch ihr Einschreiten einen geplanten Kindesmissbrauch. Obwohl sie persönlichem Stress ausgesetzt war, war sie empathisch und sensibel genug, um auf kleinste Ungereimtheiten aufmerksam zu werden. Aufgrund einer kurzen Momentaufnahme zieht sie nicht nur die richtigen Schlüsse, sondern handelt auch genau richtig. Sarah Jacobi schafft Öffentlichkeit in einer Gefahrensituation. Die Jury zollt Sarah Jacobi ihre höchste Anerkennung für ihr besonnenes Handeln und ihre mutige Entscheidung, mit dem sie ein Verbrechen verhindert hat. Dafür gebührt ihr der "XY-Preis 2022".

 

"Ich würde jederzeit wieder so handeln"
Interview mit Sarah Jacobi

Wie haben Sie den Vorfall wahrgenommen? Was ging Ihnen durch den Kopf?

Ich habe aus dem Augenwinkel wahrgenommen, dass da etwas nicht stimmt. Das Mädchen hat geweint und der Mann hielt es am Handgelenk und nicht an der Hand, wie man es eher von einem Vater kennt. Das kam mir komisch vor, da ich bin eingeschritten.

Hatten Sie keine Angst vor dem Angreifer?

Als er auf mich zukam, habe ich sofort auf seine Hände geschaut, ob er eine Waffe hat, zum Beispiel ein Messer. Da war aber nichts und so war es wie ein kurzes Machtspiel. Er hat gemerkt, dass ich stehen bleibe, also musste ich das auch tun, damit er das Spiel nicht gewinnt. Es waren noch andere Passanten da und eine Frau hat die Polizei gerufen, die ihn dann mit Hilfe von Anwohnern aus der Nachbarschaft ausfindig machte.

Hatten Sie nach dem Vorfall noch Kontakt zu der Familie des Mädchens?

Ja, direkt danach und auch heute noch. Und ich würde jederzeit wieder so handeln.

Freuen Sie sich auf die bevorstehende Preisverleihung? Und wissen Sie schon, was Sie mit dem Preisgeld machen wollen?

Was ich mit dem Preisgeld mache, weiß ich tatsächlich noch nicht. Ich freue mich einfach riesig, auch generell, dass es eine solche Veranstaltung gibt. Jeder sollte mit offenen Augen durch die Welt gehen. Es geht oft weniger darum, nicht helfen zu wollen, sondern diesen einen Moment zu überwinden und einfach zu sagen: "Scheiß drauf, ich mach das jetzt".

Die Preisträger: Chia Rabiei (42) aus Würzburg

Der Fall

Die Bilder der Bluttat am Barbarossaplatz in Würzburg haben Deutschland schockiert: Ein psychisch kranker Mann sticht in der belebten Einkaufsmeile wahllos auf Menschen ein. Mit einem 30 Zentimeter langen Küchenmesser tötet er drei Frauen und verletzt neun weitere Menschen. An diesem Tag beweisen mehrere Passanten Zivilcourage. Aber nur der damals 42-jährige Küchenhelfer Chia Rabiei konnte den Tatablauf durch sein mutiges Einschreiten stoppen und damit weitere Opfer verhindert.

Chia Rabiei hat sich an diesem Tag in der Innenstadt einen Rucksack gekauft. Am Barbarossaplatz wird er kurz darauf Zeuge, wie der Täter, ein Mann aus Somalia, von hinten mehrmals auf einen 16-jährigen Jugendlichen einsticht. Zu diesem Zeitpunkt sind bereits drei Menschen tot und sieben weitere verletzt. Der schockierte Junge kann sich schwer verletzt retten. Aber der Messerstecher sucht sich neue Opfer. Er greift eine ältere Frau an. Es ist der Moment, als Chia Rabiei sich ihm entgegenstellt – mit nichts weiter als seinem Rucksack. "Das waren wehrlose Personen. Ich wollte weiteres Blutvergießen verhindern", sagt er später. Und es gelingt ihm!

Er zieht die Aufmerksamkeit des Täters auf sich, indem er mit seinem Rucksack fuchtelnd auf den Mann zugeht. Der Täter reagiert auf Rabiei und attackiert jetzt ihn. Aber der 42-Jährige weicht immer wieder geschickt aus und wahrt Abstand zum Angreifer. Der Somalier konzentriert sich jetzt nur noch auf ihn. Doch dann rutscht Chia Rabiei aus und stürzt. Der Angreifer ergreift die Chance und versucht ihn nun am Kopf zu treffen. Doch Chia Rabiei rollt blitzschnell zur Seite und steht ebenso schnell wieder auf den Füßen. Das Messer verfehlt ihn – er bleibt unverletzt. Chia Rabiei macht weiter und verhindert damit, dass der Angreifer noch weitere Passanten verletzt: "Ich habe gehofft, dass die Polizei bald eintrifft und wollte ihn so lange beschäftigen."

Dann bekommt er von mehreren Passanten Unterstützung. Chia Rabieis beherzter Einsatz ermutigt die anderen Helfer. Mehrere Männer drängen den Angreifer mit Stangen und Stühlen immer weiter zurück, bis die Polizei eintrifft. Ein Schuss ins Bein des Angreifers beendet seine mörderische Messerattacke. Der 24-jährige Somalier wird festgenommen.

Chia Rabiei ist Kurde, lebt als Asylbewerber in Deutschland und verdient sein Geld als Küchenhelfer. Er ist geschieden und teilt sich mit seiner Ex-Frau das Sorgerecht für seine 18-jährige Tochter, die unter Autismus leidet. Als Held möchte er wegen seiner gezeigten Zivilcourage aber nicht bezeichnet werden: "Ich bin kein Held. Eine Heldin ist die Frau, die ihre 11-jährige Tochter vor den Messerstichen beschützt hat und dabei ums Leben gekommen ist."  

 

Begründung der Jury für Chia Rabiei

Chia Rabiei hat in einer extremen Gefahrensituation sein eigenes Wohl hinter das anderer gestellt. Durch sein Verhalten wird der blutige Messerangriff gestoppt. Als ein bewaffneter Mann in der Innenstadt von Würzburg drei Menschen tötet und neun weitere Menschen verletzt, stellt Chia Rabiei sich mutig dem Täter entgegen und kann den Tatablauf wirkungsvoll stoppen. Nur mit einem Rucksack als Schutz zieht er die Aufmerksamkeit des Täters auf sich und verhindert so weitere Messerattacken auf wehrlose Passanten. Sein Vorbild inspiriert und ermutigt zudem weitere Helfer zum erneuten Eingreifen. Das ermöglicht schließlich seine Festnahme. Die "XY Preis"-Jury zollt Chia Rabiei ihren größten Respekt und dankt ihm für sein mutiges und umsichtiges Handeln.  

 

"Das Bedürfnis einzuschreiten, überwog"
Interview mit Chia Rabiei

Wie haben Sie den Vorfall wahrgenommen? Was ging Ihnen durch den Kopf?

Ich habe gesehen, wie der Täter mit dem Messer in der Hand wild umhergegangen ist. Er hatte einen starren, durchdringenden Blick. Ich dachte, ich muss helfen, wie kann ich helfen. Ich war ja unbewaffnet.

Hatten Sie keine Angst vor dem Angreifer?

Natürlich hatte ich großen Respekt vor der Situation und Angst vor dem Messer. Aber das Bedürfnis einzuschreiten, überwog deutlich. 

Waren in Ihrer Umgebung noch andere Menschen, die hätten eingreifen können bzw. geholfen haben?

Ja. Es waren sehr viele Menschen um uns herum. Einige liefen panisch weg, andere haben dort gestanden und haben den Täter angeschrien.

Wie denken Sie im Nachhinein über ihr Handeln, würden Sie heute wieder so reagieren?

Ich denke, auch wenn ich mich laut Augenzeugen offenbar in Gefahr gebracht habe, war es die richtige Entscheidung. Ich würde jederzeit wieder so reagieren, wenn ich das Gefühl habe, dass Menschen in Lebensgefahr sind. 

Freuen Sie sich auf die bevorstehende Preisverleihung? Und wissen Sie schon, was Sie mit dem Preisgeld machen wollen?

Ich freue mich sehr auf die Preisverleihung. Sie ist, wie auch für alle anderen, eine große Ehre für mich. Einen Teil des Preisgeldes werde ich an Hilfsbedürftige spenden und mit dem anderen Teil will ich unter anderem meinen Führerschein finanzieren.

Impressum

Fotos über ZDF-Kommunikation
Telefon: (06131) 70-16100 oder über

presseportal.zdf.de/presse/xypreis

ZDF Hauptabteilung Kommunikation
Presse und Information

Verantwortlich: Alexander Stock
E-Mail: pressedesk@zdf.de
© 2022 ZDF

Kontakt

Name: Elisa Schultz
E-Mail: schultz.e@zdf.de
Telefon: 089 99551349