12.01.24, 09:09 Uhr - news Nachrichten/Aktuelles

ZDF-Politbarometer Januar 2024

Ansehen der führenden Ampel-Politiker auf Tiefpunkt / Nur Minderheit meint, dass Proteste der Bauern zu weit gehen

Kürzungen in der Landwirtschaft
Copyright: ZDF/Forschungsgruppe Wahlen

Das neue Jahr beginnt, wie das alte endete: mit weiteren Negativrekorden für die Ampel-Koalition und ihre Spitzenvertreter. Nachdem die Bundesregierung am Anfang der Legislaturperiode noch gute Zufriedenheitswerte erhalten hatte, sanken diese seither fast kontinuierlich und erreichen jetzt ihren bisherigen Tiefpunkt: 27 Prozent sind der Meinung, dass die Bundesregierung ihre Sache eher gut macht, aber 69 Prozent meinen, dass sie eher schlechte Arbeit leistet (Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden jeweils "weiß nicht"). Ganz ähnlich fällt das Urteil über die Arbeit des Bundeskanzlers aus: Nur noch 28 Prozent finden, er mache einen guten Job. 67 Prozent sind damit unzufrieden.

Projektion

Entsprechend schlecht fallen auch die Werte für die Ampel-Parteien aus. Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, käme die SPD nur noch auf 13 Prozent (minus 1) – so schwach war sie in dieser Legislaturperiode noch nie. Die CDU/CSU käme auf 31 Prozent (minus 1), die Grünen würden 14 Prozent (unverändert) erreichen, die FDP käme nur noch auf 4 Prozent (minus 1), die AfD auf 22 Prozent, die Linke auf 4 Prozent (beide unverändert) und die Freien Wähler auf 4 Prozent (plus 1). Die in dieser Woche gegründete Partei "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW) käme auf 4 Prozent und die anderen Parteien lägen zusammen bei 4 Prozent, darunter keine Partei, die mindestens drei Prozent erzielen würde. Bei einem solchen Ergebnis würde es von den politisch realistischen Bündnissen für eine Zweier-Koalition aus CDU/CSU und SPD oder CDU/CSU und Grüne reichen.

Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW)

Die separate Frage nach der Wahrscheinlichkeit einer Wahlentscheidung für das BSW zeigt aktuell ein relativ großes Potenzial: So sagen 4 Prozent, dass sie das BSW auf jeden Fall bei der nächsten Bundestagswahl wählen wollen, 17 Prozent wollen es wahrscheinlich wählen, 27 Prozent wahrscheinlich nicht und 47 Prozent auf keinen Fall. Schaut man sich die aktuellen Parteianhängergruppen genauer an, dann wird deutlich, dass das Potenzial für das BSW bei den Anhängern von Linke und AfD überdurchschnittlich hoch ist.

Top Ten

Bei der Beurteilung von Politikerinnen und Politikern nach Sympathie und Leistung ("Was halten Sie von?") liegt Verteidigungsminister Boris Pistorius weiter unangefochten auf Platz eins. Er wird auf der Skala von +5 bis -5 mit einem Durchschnittswert von 1,5 (Dez.: 1,7) eingestuft. Auf Platz zwei folgt mit sehr großem Abstand Markus Söder mit 0,0 (Dez.: 0,2). Danach beginnt bereits der Negativbereich: Friedrich Merz mit minus 0,3 (Dez.: minus 0,1), Annalena Baerbock mit minus 0,7 (Dez.: minus 0,5), Robert Habeck mit seinem persönlichen Negativrekord von minus 0,8 (Dez.: minus 0,5), Sahra Wagenknecht mit minus 0,9 (Dez.: minus 1,1) und Christian Lindner mit einem Absturz auf minus 1,1 (Dez.: minus 0,5) – noch nie wurde er so schlecht bewertet. Danach auf Platz acht Olaf Scholz mit minus 1,2 (Dez.: minus 1,0), ein weiteres Mal mit einem persönlicher Tiefstwert, gefolgt von Nancy Faeser ebenfalls mit minus 1,2 (Dez.: minus 1,3). Ganz am Schluss bleibt Alice Weidel mit minus 2,3 (Dez.: minus 2,2).

Spitzenpolitiker der CDU/CSU kanzlergeeignet?

Spätestens im Herbst 2024 will die Union ihren Kanzlerkandidaten nominieren. Vor allem drei Politiker kommen dabei in Frage: der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz, der CSU-Vorsitzende Markus Söder und der NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst. Während Friedrich Merz (61 Prozent ungeeignet; 31 Prozent geeignet) und Markus Söder (57 Prozent ungeeignet; 38 Prozent geeignet) mehrheitlich die Kanzlereignung abgesprochen wird, halten sich positive (33 Prozent) und negative (36 Prozent) Urteile bei Hendrik Wüst ungefähr die Waage. Allerdings trauen sich bei ihm besonders viele (31 Prozent) kein Urteil zu.

Subventionskürzungen in der Landwirtschaft

Diese Woche haben die Bauern an vielen Orten mit Protesten und Blockaden auf die geplanten Kürzungen in ihrem Bereich reagiert. Damit stoßen sie bei 68 Prozent auf Verständnis und nur 30 Prozent sagen, dass diese Proteste zu weit gehen. 52 Prozent vertreten die Meinung, dass es für die Landwirtschaft überhaupt keine Kürzungen geben sollte, 32 Prozent finden die von der Bundesregierung inzwischen teilweise zurückgenommenen Kürzungen gut und 12 Prozent sprechen sich für Kürzungen in der ursprünglich geplanten Höhe aus.

Streik bei der Bahn

Für den Streik der Lokführer-Gewerkschaft GdL für eine bessere Bezahlung und reduzierte Arbeitszeit haben 43 Prozent Verständnis, 54 Prozent lehnen ihn ab.

Krieg im Gaza-Streifen

Nach den terroristischen Angriffen der Hamas auf Israel geht Israel im Gaza-Streifen militärisch gegen die Hamas vor. Dabei kommt es zu einer großen Zahl ziviler Opfer in der palästinensischen Bevölkerung. Ein solches Vorgehen Israels halten 61 Prozent aller Befragten nicht für gerechtfertigt, 25 Prozent für gerechtfertigt.

Die Umfrage zum Politbarometer wurde wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 9. bis 11. Januar 2024 bei 1.337 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch und online erhoben. Dabei wurden sowohl Festnetz- als auch Mobilfunknummern berücksichtigt. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der Fehlerbereich beträgt bei einem Anteilswert von 40 Prozent rund +/- drei Prozentpunkte und bei einem Anteilswert von 10 Prozent rund +/-zwei Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: SPD 13 Prozent, CDU/CSU 34 Prozent, Grüne 18 Prozent, FDP 4 Prozent, AfD 18 Prozent, Linke 3 Prozent, FW 5 Prozent, BSW 3 Prozent.

Das nächste Politbarometer sendet das ZDF am Freitag, 2. Februar 2024.

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Weitere Informationen
Informationen zur Methodik der Umfrage und zu den genauen Frageformulierungen finden Sie auch auf https://forschungsgruppe.de.

Hier finden Sie das "ZDF-Politbarometer" in der ZDFmediathek.

Mainz, 12. Januar 2024
ZDF-Kommunikation

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