ZDF-Politbarometer Juli I 2022
Ukraine: Mehrheit erwartet kein Kriegsende in diesem Jahr / Gasversorgung im Winter: Die meisten rechnen mit ernsthaften Problemen
Von einem Ende des Krieges in der Ukraine noch in diesem Jahr gehen nur 19 Prozent der Befragten aus. Mehr als drei Viertel (76 Prozent) glauben dagegen, dass der Krieg länger dauern wird (Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden jeweils "weiß nicht").
Zustimmung zu militärischer Unterstützung der Ukraine
Die militärische Unterstützung, die die westlichen Staaten für die Ukraine leisten, soll nach Ansicht von 44 Prozent der Befragten verstärkt werden. Weitere 32 Prozent sprechen sich für eine Beibehaltung der bisherigen Hilfen aus und nur 18 Prozent meinen, es soll weniger militärische Unterstützung geben, darunter mehrheitlich die Anhänger von AfD (62 Prozent) und Linke (52 Prozent).
NATO als Sicherheitsgarant
Für die Sicherheit Deutschlands ist das westliche Verteidigungsbündnis für einen Großteil der Befragten von enormer Bedeutung. So halten 60 Prozent die NATO für sehr wichtig und 30 Prozent für wichtig. Nur 4 Prozent weisen ihr eine weniger wichtige Rolle und 3 Prozent überhaupt keine Bedeutung zu.
Projektion: Wenig Veränderung
Auch Anfang Juli bleiben die Kräfteverhältnisse der Parteien recht stabil, lediglich bei SPD und Union gibt es geringe Veränderungen: Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, käme die SPD auf 21 Prozent (minus 1) und die CDU/CSU auf 27 Prozent (plus 1). Die Grünen könnten weiterhin mit 25 Prozent rechnen und die FDP mit 6 Prozent. Die AfD erreichte erneut 10 Prozent und die Linke 5 Prozent. Die anderen Parteien lägen unverändert bei 6 Prozent, darunter keine Partei, die mindestens drei Prozent erzielen würde.
Top Ten: Habeck weiter auf Platz eins
Wer zu den zehn wichtigsten Politikern und Politikerinnen gehört, wurde von den Befragten im Juni neu bestimmt. Nicht mehr dazu zählt demnach Christine Lambrecht und wieder dabei ist Hubertus Heil. Bei der Beurteilung nach Sympathie und Leistung ("Was halten Sie von?") hält weiterhin Robert Habeck die Spitzenposition. Er wird auf der Skala von +5 bis -5 mit einem Durchschnittswert von 2,0 (Juni: 2,1) eingestuft. Auf Platz zwei liegt Annalena Baerbock mit 1,6 (1,6) und auf Rang drei Olaf Scholz mit 1,2 (1,1). Im Mittelfeld folgen Hubertus Heil mit 1,1, Cem Özdemir mit 1,1 (1,1) und Karl Lauterbach mit 0,7 (0,7). Danach kommen Christian Lindner mit verbesserten 0,4 (0,1) und Markus Söder, der mit 0,2 (0,0) jetzt vor Friedrich Merz mit minus 0,1 (0,0) liegt. Am Ende der Liste steht Sahra Wagenknecht mit minus 0,7 (minus 0,7).
Preissteigerung: Bundesregierung tut zu wenig für Entlastung der Bürger
61 Prozent und Mehrheiten in allen Parteianhängergruppen halten die Maßnahmen der Bundesregierung zur Abfederung der starken Preissteigerung für nicht ausreichend. Gut ein Viertel (26 Prozent) meint, das ist so gerade richtig und für 6 Prozent tut die Regierung hier zu viel.
Die Folgen der Inflation für das Land und für sie persönlich schätzen die Befragten jetzt kritischer ein als vor drei Monaten. Nach 73 Prozent Anfang April meinen jetzt 83 Prozent, dass der starke Preisanstieg in vielen Bereichen ein großes Problem für den Wohlstand in Deutschland darstellt. Nur noch 16 Prozent (Apr. I: 26 Prozent) sehen das nicht so. 40 Prozent bereitet die Inflation persönlich große Probleme, vor drei Monaten sagten das noch 34 Prozent. Bei 60 Prozent (Apr I: 65 Prozent) ist das nach eigenen Angaben nicht der Fall.
Probleme bei Erdgas-Versorgung erwartet
Für den kommenden Winter sieht eine Mehrheit ernsthafte Probleme bei der Versorgung mit Erdgas auf uns zukommen. Dabei rechnen 58 Prozent mit entsprechenden Engpässen für die privaten Haushalte (keine Probleme: 39 Prozent) und drei Viertel (75 Prozent) mit Engpässen für die Industrie (keine Probleme: 22 Prozent). Die Bundesregierung will bei der Energieversorgung unabhängig von Russland werden. 38 Prozent der Befragten bewerten die bisherigen Anstrengungen als ausreichend, gut die Hälfte (53 Prozent) ist der Meinung, die Regierung tut dafür nicht genug.
Sicherung der Energieversorgung
Um die Energieversorgung in den nächsten Jahren zu sichern, wird über die weitere Nutzung verschiedener Energieträger diskutiert. Dabei befürworten die allermeisten Befragten (91 Prozent) einen beschleunigten Ausbau von erneuerbaren Energien (dagegen: 7 Prozent). Kohlekraftwerke länger zu betreiben als bisher geplant, unterstützen 60 Prozent (dagegen: 37 Prozent) und eine längere Laufzeit von Atomkraftwerken 57 Prozent (dagegen: 41 Prozent).
Gipfel-Treffen: Für viele von großer Bedeutung
In den letzten Tagen gab es verschiedene Treffen von Staats- und Regierungschefs wie den G7-Gipfel im bayerischen Elmau und das NATO-Treffen in Madrid. Die weitaus meisten Befragten (85 Prozent) bezeichnen solche Treffen als wichtig, nur 14 Prozent sind gegenteiliger Meinung. Nach dem G7-Gipfel, der am Dienstag zu Ende ging, erwarten 40 Prozent Fortschritte bei der Lösung der weltweit drängendsten Probleme. Mit 54 Prozent überwiegt aber die Skepsis.
Die Umfrage zum Politbarometer wurde wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 28. bis zum 30. Juni 2022 bei 1.186 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Dabei wurden sowohl Festnetz- als auch Mobilfunknummern berücksichtigt. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der Fehlerbereich beträgt bei einem Anteilswert von 40 Prozent rund +/- drei Prozentpunkte und bei einem Anteilswert von 10 Prozent rund +/-zwei Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: SPD: 23 Prozent, CDU/CSU: 29 Prozent, Grüne: 29 Prozent, FDP: 5 Prozent, AfD: 6 Prozent, Linke: 5 Prozent. Das nächste bundesweite Politbarometer sendet das ZDF am Freitag, 15. Juli 2022.
Informationen zur Methodik der Umfrage und zu den genauen Frageformulierungen: https://forschungsgruppe.de
Kontakt: Presse-Desk, Telefon: 06131 – 70-12108, pressedesk@zdf.de
Fotos sind erhältlich über ZDF-Kommunikation, Telefon: 06131 – 70-16100, und über https://presseportal.zdf.de/presse/politbarometer
Mainz, 1. Juli 2022
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