Boy of war – Artiom will in den Krieg
Das kleine Fernsehspiel zeigt einen Dokumentarfilm von Cyprien Clément-Delmas und Igor Kosenko
Der Dokumentarfilm aus dem Jahr 2018 begleitet den 18-jährigen Ukrainer Artiom dabei, wie er versucht, seinen größten Wunsch wahr zu machen: für sein Heimatland zu kämpfen. Das ZDF zeigt "Boy of war – Artiom will in den Krieg" von Cyprien Clément-Delmas und Igor Kosenko am Montag, 24. Oktober 2022, um 0.50 Uhr als Free-TV-Premiere.
- ZDF Mediathek, Ab Freitag, 21. Oktober 2022, 10.00 Uhr
- ZDF, Montag, 24. Oktober 2022, 0.50 Uhr
Texte
Stab und Protagonist*innen
Stab
Buch: Cyprien Clément-Delmas, Igor Kosenko
Regie: Cyprien Clément-Delmas, Igor Kosenko
Schnitt: Oscar Loeser
Kamera: Ivan Castiñeiras
Music: Matouš Hejl
Ton: Andrii Nidzelskyi
Produktion: Fabian&Fred mit Unterstützung von ZDF/Das kleine Fernsehspiel
Redaktion: Jakob Zimmermann (ZDF/Das kleine Fernsehspiel)
Protagonist*innen
Artem M., Anatoly M., Nazar "Masha" O. u.a.
Was junge Männer am Krieg reizt
Der mehrfach ausgezeichnete Dokumentarfilm "Boy of war – Artiom will in den Krieg" von Cyprien Clément-Delmas und Igor Kosenko hat durch den Überfall Russlands auf die Ukraine neue Aktualität und Facetten bekommen.
Der Film ist ein bewegendes Zeitdokument aus der Ukraine von 2018. Ein Land, das sich bereits zu diesem Zeitpunkt in einem schwelenden, in manchen Regionen aber auch schon offenen Konflikt rund um die von Russland annektierte Krim sowie die von Russland unterstützten Separatistenregionen Donezk und Luhansk befand. Die Regisseure richten ihren Blick auf den jungen naiven Artiom, der unbedingt für die Ukraine in den Krieg ziehen will. Mit ruhiger und beobachtender Kamera begleiten sie ihn bei diesem Vorhaben. Im Fokus ihres Interesses steht nicht die konkrete politische Situation, nicht Artioms politische Ausrichtung und auch nicht die Ideologie der als rechtsextrem eingestuften Einheit, bei der Artiom unterkommt. Stattdessen stellt der Film die Frage, was junge Männer wie Artiom am Krieg so reizt.
Für den Krieg – das zeigt der Film – ist Artiom nicht bereit. Und auch er hat das einsehen können. Nach dem Ende seiner Ausbildung, das nach den Dreharbeiten lag, trat er aus dieser Einheit aus.
Seit Februar 2022 sind laut Angaben des ukrainischen Verteidigungsministeriums über 9000 ukrainische Soldaten im Krieg gefallen. Die Soldaten der Ukraine sind für die nationale Selbstbehauptung und aus Verantwortung gegenüber ihrer Nation in den Krieg gezogen. Man darf das ungetrübt heroisch nennen. Aber sind diese jungen Menschen auch bereit für den Krieg? Die Frage mag obsolet erscheinen. Sie haben im Gegensatz zu Artiom keine Wahl mehr.
Die Tragödie dieses Krieges spiegelt sich auch darin, dass es zu einem großen Teil Menschen wie Artiom sind, die in ihm kämpfen. Junge Männer, deren Vorstellung vom Krieg ganz anders ist als die Realität, mit der sie im Einsatz konfrontiert werden.
Jakob Zimmermann, Redaktion ZDF/Das kleine Fernsehspiel
Inhalt
Es ist 2018. Artiom ist 18 Jahre alt und hat nur einen Wunsch: Er will für sein Heimatland, die Ukraine, in den Krieg ziehen. Alles andere ist für ihn zweitrangig. Er trägt Camouflage, schaut sich Kriegsvideos an und trainiert mit seinen Freunden den Krieg im Wald. Weder seine Freundin noch sein Großvater können ihn von seinem Plan abhalten, sich einem Freiwilligenbataillon der rechtsextremen Organisation "Rechter Sektor" anzuschließen. Artiom sieht nur die Oberfläche des Krieges und er hat das Pech, dass er in einem Land aufwächst, das in einen blutigen militärischen Konflikt um die Separatistenregionen verstrickt ist. Trotz seines idealistischen Heroismus ist Artiom denkbar schlecht auf das, was ihm bevorsteht, vorbereitet. Der Film endet in einem Ausbildungslager in Mariupol. Artiom ist von der gnadenlosen Ausbildung sichtbar überfordert.
Regiestatement Igor Kosenko
Als Filmemacher, der in der Ukraine geboren wurde, ist diese Geschichte für mich ein sehr persönliches Thema. Meiner Meinung nach sollten 18-jährige Kinder nicht in den Krieg ziehen. Sie wissen noch nichts über das Leben und es wird sie für den Rest ihres Lebens beeinflussen. Aber wenn das eigene Land angegriffen wird, muss jemand kämpfen. Genau das ist in der Ukraine passiert und passiert erneut. Russland hat die Krim erobert und in Donezk einen Krieg begonnen.
Es ist kein einfaches Thema, zu dem es eine klare Meinung gibt. Deshalb sehen wir in unserem Film verschiedene Meinungen, wie der Krieg die Menschen beeinflusst oder sie in der Vergangenheit beeinflusst hat. Wir ergreifen Partei, indem wir zeigen, dass der Krieg kein Spiel ist und nicht so ist, wie junge Leute ihn sich vorstellen. Der Großvater kämpfte im Zweiten Weltkrieg, der Fischer in Donezk. Artioms Freunde sind bereits beim Militär oder spielen Kriegsspiele. Für mich ist das ein tieferes Problem im System. Die Glorifizierung des Krieges. Die Ukraine als Teil der Sowjetunion hat eine sehr militärische und gewalttätige Geschichte. Während der Zeit der Sowjetunion sprachen die Menschen ständig über den Zweiten Weltkrieg und sangen patriotische Lieder über den Sieg. Zur gleichen Zeit gab es den Kalten Krieg, das Wettrüsten, Korea, Afghanistan und so weiter. Als ich ein Kind war, zogen einige der älteren Jungs in den Jugoslawienkrieg und verdienten dort in einem Monat mehr Geld als in meinem Dorf in einem Jahr. Wenn wir also mehr Zeit auf die persönliche Entwicklung und den Aufbau eines wohlhabenden Landes für alle verwenden würden, gäbe es für mich weniger Gründe, diese Kinder in den Krieg zu schicken.
Die Erfahrung, die wir mit "Boy of war" zu vermitteln versuchen, ist, dass Krieg kein Spiel ist und nicht so, wie man ihn sich vorstellt. Das ist es, was der Großvater zu vermitteln versucht. Trotzdem hat er gute Erinnerungen an seine Jugend und seine Militärdienstzeit, so dass er versteht, warum Artiom in den Krieg ziehen will. Letztendlich muss jeder aus dem Film seine eigenen Schlüsse ziehen.
Zitat Cyprien Clément-Delmas
"Im Krieg geht es nicht um Waffen, Panzer oder Bomben. Krieg findet in den Köpfen der Soldaten, der Anführer und der Menge statt. Er erregt ihre Gemüter, nimmt ihr Leben in Beschlag, regt ihre Fantasie an ... bevor er sie vernichtet. Der Krieg ist eine Geisteshaltung".
Original: "War is not about weapons, tanks or bombs. War is in the mind of the soldiers, the leaders and the crowd. It excites their souls, captivate their lives, strikes their imagination … before destroying them. War is a state of mind." C. Clément-Delmas
Preise und Festivals (Auswahl)
- Jihlava International Documentary Film Festival 2018, Tschechien (Weltpremiere): First Light Competition: Special Main Jury Mention , First Light Competition: Student Jury Award
- DOK.fest München 2019: VFF Dokumentarfilm-Produktionspreis
- Guangzhou International Documentary Film Festival 2019, China
- Molodist International Film Festival 2020, Ukraine
Biografie Cyprien Clément-Delmas (Buch und Regie)
Cyprien Clément-Delmas wurde 1986 in Paris geboren. Er studierte an der spanischen Filmhochschule ESCAC, wo er auch Igor Kosenko traf. Clément-Delmas arbeitet als Fotograf und Filmemacher, hauptsächlich in Europa und Afrika, seit 2017 auch in den USA. Als Regisseur dreht er Kurzfilme, Musikvideos und Dokumentationen. Clément-Delmas arbeitet regelmäßig für soziale Projekte, wie den Workshop "Audiovisuales sin Fronteras" für Gefangene. Seit 2012 unterrichtet er Fotografie für junge Studenten in den Vororten von Thokoza in Johannesburg, seit 2019 unterrichtet er Dokumentarfilm in Kingston (Jamaika).
Biografie Igor Kosenko (Buch und Regie)
Igor Kosenko wurde 1983 in der Ukraine geboren. Nach seinem Studium an der spanischen Filmhochschule ESCAC studierte er bis 2012 an der AFI in den USA. Seitdem arbeitet er hauptsächlich als Kameramann für Kinofilme in Los Angeles und reist regelmäßig nach Europa.
Weitere Informationen
Fotos
sind erhältlich über ZDF Presse und Information, Telefon: 06131 – 70-16100, und über https://presseportal.zdf.de/presse/boyofwar
Weitere Informationen:
Impressum
ZDF Hauptabteilung Kommunikation
Verantwortlich: Alexander Stock
E-Mail: pressedesk@zdf.de
© 2022 ZDF