An einem Tag im September
Ein historischer Fernsehfilm nach wahren Begebenheiten
14. September 1958: Das erste spannungsvolle Treffen der beiden Staatsmänner Konrad Adenauer und Charles de Gaulle in Colombey-les-Deux-Églises wird zur Geburtsstunde der deutsch-französischen Freundschaft und zu einem Meilenstein der europäischen Einigungsbewegung.
Texte
Unser Fernsehfilm von ZDF gemeinsam mit ARTE macht das Publikum zu Zeugen einer besonderen, geschichtsträchtigen Begegnung: Dem ersten Treffen der beiden Staatsmänner Konrad Adenauer und Charles de Gaulle dreizehn Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs.
Das Treffen war kein großer offizieller Staatsempfang, sondern ein zunächst durchaus skeptisch erwartetes persönliches Kennenlernen der beiden hinter verschlossenen Türen auf dem privaten Landsitz von de Gaulle, genannt "La Boisserie". Es standen sich zwei Männer gegenüber, für die die beiden Weltkriege persönliche Erfahrungen waren. Es wurde ein ehrlicher und auch kontroverser Austausch und im Verlauf immer mehr zu einem Gespräch von Mensch zu Mensch und führte damit zu einer Annäherung und Vertrauen.
Am Ende des Tages beschlossen die beiden Staatsmänner, auch gegen die jeweilige Mehrheits-Meinungen ihrer Völker, die jahrhundertealte sogenannte "Erbfeindschaft" zwischen Frankreich und Deutschland zu überwinden. Es war der Startschuss für die deutsch-französische Aussöhnung und beide Länder wurden zu Motoren des europäischen Einigungsprozesses.
Bereits im Vorfeld der Ausstrahlung erhielt der Film ungewöhnlich viel Aufmerksamkeit. Das liegt auch daran, dass dieser historische Film erstaunlich aktuelle Bezüge zur Gegenwart aufweist. In der angespannten und veränderten Weltlage ist der Wunsch groß nach einer Politik und nach Politikerinnen und Politikern, die das Gemeinsame über das Trennende stellen. Da können Adenauer und de Gaulle bis heute Vorbild und Ermutigung sein.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den Film gemeinsam mit Schulklassen im April im Haus der Geschichte in Bonn gesehen und im Anschluss mit den Schülerinnen und Schülern diskutiert. Der Film war Ausgangspunkt für eine Podiumsdiskussion auf einer gemeinsamen Veranstaltung von ARD und ZDF im Mai in Brüssel unter dem Thema "Europa am Scheideweg" in Anwesenheit der Präsidentin des Europäischen Parlaments Roberta Metsola. "Together we are smarter, we are stronger and we are safer", sagte sie ganz im Geiste des politischen Vermächtnisses von Adenauer und de Gaulle.
Die historische Forschung nannte das Treffen der beiden Staatsmänner im September 1958 später "Das Wunder von Colombey". Unser Ziel für den Film ist es, das Publikum dieses "Wunder" miterleben zu lassen und damit Politik und Geschichte emotional begreifbar zu machen, insbesondere beim jüngeren Publikum. Inhaltlich und durch seine Produktionsweise steht der Film geradezu sinnbildlich für die länderübergreifende Kooperation mit ARTE, wodurch relevante Themen und Erzählungen einem möglichst breiten Publikum über Grenzen hinweg zugänglich gemacht werden
Frank Zervos, Hauptredaktionsleiter Fernsehfilm/Serie I/Stellv. Programmdirektor
Stab
Buch Fred Breinersdorfer
Regie Kai Wessel
Kamera Holly Fink
Schnitt Tina Freitag
Szenenbild Samuel Charbonnot
Kostümbild Christophe Pidre
Ton Philippe Vandendriessche
Musik Jens Grötzschel
Produktionsleitung Gladys Brookfield-Hampson
Herstellungsleitung Heinz-Georg Voskort, Gwennaelle Libert
Producer Christophe Toulemonde, Alain-Gilles Viellevoye
Produktion ZDF-Auftragsproduktion in Zusammenarbeit mit ARTE, Network Movie Film- und Fernsehproduktion GmbH, Köln und made in munich content & films GmbH
Produzenten Wolfgang Cimera (Network Movie), Mark von Seydlitz (made in munich)
Redaktion Matthias Pfeifer (ZDF), Julius Windhorst (ZDF/ARTE)
Länge 90 Minuten
Die Rollen und ihre Darstellerinnen und Darsteller
Konrad Adenauer Burghart Klaußner
Charles de Gaulle Jean-Yves Berteloot
Yvonne de Gaulle Hélène Alexandridis
Gaston de Bonneval Vincent Lecuyer
Günther Bachmann Fabian Busch
Willi Klockner Ronald Kukulies
Elke Schmitz Nadja Sabersky
Helene Wissembach Nora Turell
Louise Camaille Muriel Bersy
Philomene Ziegler Mailys Dumon
Marie Nagot Alice Hubbal
Reinhold Doennes Rüdiger Klink
Marie-Rose Colette Kraffe
Philippe de Gaulle Pierre Lognay
und andere
Inhalt
14. September 1958: Erst als die Fahrzeugkolonne mit dem deutschen Kanzler in Colombey-Les-Belles, einer vom Zweiten Weltkrieg gezeichneten kleinen Ortschaft in Lothringen, zum Halten kommt, begreift Konrad Adenauer, dass sie sich verfahren haben. Eine ältere schwarz gekleidete Französin spuckt auf die Frontscheibe – die "Boches" seien schuld am Tod ihrer Kinder und sollten verschwinden.
Im Privathaus des Generals und Premierministers Frankreichs Charles de Gaulle, 80 Kilometer entfernt in Colombey-les-Deux-Églises, schaut man verwundert auf die Uhr. Die Deutschen sind doch sonst bekannt für ihre Pünktlichkeit.
Mit Verzögerung beginnt das delikate, sorgsam vorbereitete Treffen, das die Erbfeindschaft zwischen Frankreich und Deutschland beenden soll. Adenauer und de Gaulle taktieren vorsichtig. Trotzdem werden im Vieraugengespräch schnell politische Differenzen deutlich, und die Annäherung droht zu scheitern. De Gaulles Ehefrau Yvonne bittet im richtigen Moment zum Tee und lenkt das Gespräch geschickt auch auf private Dinge. Die beiden hartgesottenen Staatsmänner zeigen sich von einer unerwartet emotionalen Seite und erzählen von den schwersten persönlichen Momenten in ihrem Leben. Endlich scheint das Eis gebrochen.
Während oben über die große Weltpolitik diskutiert wird, weigert sich die Köchin Louise in der hochherrschaftlichen Küche für die verhassten Deutschen zu kochen und gerät in einen Streit mit Adenauers Chauffeur Klockner, der seinerseits gegen den "Franzmann" austeilt. Auch die Berater der beiden Staatsmänner, Günther Bachmann und Gaston de Bonneval, tragen ihre fundamentalen Meinungsverschiedenheiten hinter den Kulissen mit offenem Visier aus.
Vor den Toren von de Gaulles Privathaus warten die Journalisten ungeduldig auf Ergebnisse. Dabei lernen sich die französische Fotografin Hélène und die deutsche Journalistik-Volontärin Elke kennen. Die beiden jungen Frauen träumen von einer Zukunft in einem gemeinsamen Europa in Frieden und fordern, dass sich die Politiker dafür einsetzen.
Und das tun sie: Das erste spannungsvolle Treffen der beiden Staatsmänner Konrad Adenauer und Charles de Gaulle in Colombey-les-Deux-Églises wird zur Geburtsstunde der deutsch-französischen Freundschaft und zu einem Meilenstein der europäischen Einigungsbewegung.
Auf dem Festival de Télévision de Monte Carlo 2025 erhielt "An einem Tag im September" internationale Beachtung und zwei Goldene Nymphen für den besten Film in der Kategorie Fiction und für die beste Schauspielerin (Hélène Alexandridis als Madame de Gaulle).
Geplant sind weitere Screenings und Diskussionsrunden.
Gedreht wurde der Film in Belgien, zweisprachig und paritätisch besetzt mit Darstellern und Darstellerinnen aus Frankreich und Deutschland. Der Film liegt in einer deutschen und einer französischen Synchronfassung vor.
Jeder Film über historische Ereignisse bedarf sorgfältiger Recherchen auf unterschiedlichsten Ebenen. Zeitzeugen, sofern sie noch leben, Archive, Literatur, Zeitungen, Fotos, Filme, Ton- und Filmdokumente. Dabei kommt meist ein enormer Berg an Fakten zusammen. Vieles ist irrelevant, aber das meiste passt ins Bild und erweitert die Herausforderung für mich, den Autor, einen roten Faden für die Erzählung zu finden, der die wesentlichen Punkte berührt und ausführt, aber sehr viel anderes weglässt – und vor allem Spannung und Emotionen beim Publikum erzeugt.
Es kommt deswegen zentral auf die Dramaturgie, also die Struktur des Drehbuchs an. Nehmen wir zum Beispiel die Serie "Downton Abbey". Sie ist auf zwei zentralen Erzählsträngen aufgebaut: die Familie der Lordschaften und die Küchengeschichten. Der Sinn ist die Schilderung der damaligen sozialen Verhältnisse.
Ich habe mein Drehbuch für "An einem Tag im September" auf vier Handlungsebenen aufgebaut, um die unterschiedlichen Haltungen der Charaktere und damit grundlegende Aspekte zum Generalthema Beendigung der "Erbfeindschaft" zwischen Deutschland und Frankreich zu schildern. Im Zentrum steht selbstverständlich die Erzählung der Begegnung der beiden Politiker, die das Schicksal zweier Länder, aber auch teilweise Europas, entscheiden können. Offen ist am Anfang, ob der kühne Plan gelingt. Dieser Teil ist historisch weitgehend authentisch. Die Geschichte von Louise, der Köchin, die sich damals tatsächlich weigerte, für die verhassten Deutschen zu kochen, ist fiktional ausgeschmückt. Sie repräsentiert die Opfer und jene, die Hass und Feindschaft nicht überwinden können. Eine dritte Ebene der Erzählung behandelt das Verhältnis der beiden Referenten der Politiker, sie lernen sich und ihre Schicksale näher kennen, aus Skeptikern werden Verbündete auf dem politischen Weg. Schließlich bilden die beiden jungen Journalistinnen einen vierten Erzählstrang. Sie sind frei erfunden, denn es fehlten im historischen Kontext Charaktere, die für die Zukunft und die Visionen der Jugend stehen. Ich brauchte sie, um das Ensemble abzurunden. Viele Ergänzungen und Überhöhungen, teilweise auch scharfe Konflikte aller Figuren stammen aus meiner Fantasie, stehen aber immer in Bezug zur dramaturgischen Grundstruktur der vier Ebenen.
Das gilt insbesondere auch für den entscheidenden Wendepunkt im Gespräch von Adenauer und de Gaulle. Es ist der Eingriff von Yvonne de Gaulle in die verfahrene Besprechung der beiden Männer. Über die Begegnung der beiden Politiker gibt es im Bundesarchiv ein achtseitiges Ereignisprotokoll. Darin wird nur beschrieben, welche Argumente ausgetauscht wurden, Dialoge gibt es in diesem Protokoll nicht. Danach sind die beiden, wie im Film auch nacherzählt, an einen Punkt gekommen, an dem es nicht mehr weiter ging. Das Protokoll verzeichnet nicht, weshalb die Stimmung sich plötzlich ins Konstruktive wendete. Dafür musste im Film für die Zuschauer eine Brücke geschaffen werden. Die in der Realität kluge und zurückhaltende Ehefrau von de Gaulle, die eine wichtige Beraterin war, eignete sich dramaturgisch besonders, um das Gespräch wieder in Gang zu bringen. Also gab ich ihr den fiktiven Impuls, ein überraschendes Gespräch über tragische Ereignisse im Leben der beiden Männer zu provozieren. Die in dieser Szene geschilderten tragischen Ereignisse wiederum sind historisch genau belegt. Die Stelle ist sowohl ein emotionaler als auch zentraler Wendepunkt des gesamten Films – auch das gehört zur Dramaturgie.
... die deutsch-französische Besetzung
Wir leben in Europa im Jahr 2025, Deutschland und Frankreich leben seit 80 Jahren in friedlicher Kooperation miteinander. Nennen Sie mir einen vernünftigen Grund, warum ich den General und Yvonne de Gaulle mit deutschen Schauspieler*innen besetzen sollte? Wäre das nicht vermessen? Jean-Yves Berteloot und Hélène Alexandridis bringen etwas mit, was ich als primär bundesdeutsch sozialisierter Mensch nicht haben kann. Zusammen mit Burghart Klaußner, als einem der erfahrensten und renommiertesten deutschsprachigen Schauspieler, erhoffte ich mir eine hohe internationale Kraft, die wir sonst im deutschen Fernsehen selten sehen.
... die Inszenierung des Stoffs
Das Buch von Fred Breinersdorfer ist herausragend: Dramaturgisch gut gebaut, eine Sprache, die zur Zeit passt und historisch genau recherchiert ist. Politische Filme, vor allem historische, bergen die Gefahr, trocken, wenig sinnlich zu sein und von einer Welt zu berichten, die heute nicht mehr von Belang zu sein scheint. Wir hatten mit "An einem Tag im September" nun die große Chance, hinter die Kulissen zu schauen, Politik backstage zu erzählen, da Adenauer und de Gaulle sich fern von den großen Bühnen privat getroffen haben. Aus all den Fakten, die von de Gaulle, seiner Frau und Adenauer bekannt sind, konnte man sich ein sehr gutes Bild ausmalen. Hier treffen Menschen aufeinander, die zwar unterschiedliche Interessen vertreten, die aber beide im Nationalsozialismus sehr großes Leid erfahren haben und die etwas Starkes verbindet: der Humanismus, die Kultur und der Glaube. Dies mit den Zuschauer*innen zu entdecken und Nähe zu erzeugen, diesen beiden Politikern auch als Menschen nahe zu kommen, das war mir ein sehr starkes Anliegen.
... das visuelle Konzept
Auch hier gilt: Historische Genauigkeit steht an erster Stelle. Aber: Wir wollten die Analogie zum Heute – und bitte kein "Opa erzählt vom Krieg". Daher haben Holly Fink (Kamera) und ich versucht, aktuell und heutig zu erzählen. Mit modernster Kameratechnik, heutiger Bildästhetik, Filmformatsprüngen analog zu damaligen Wochenschauen – aber immer nah an den Menschen, ihren Sehnsüchten und Ängsten. Das Gleiche gilt übrigens auch für die Musik und den Schnitt.
Das Audio-Interview mit Burghart Klaußner finden Sie hier: Pressemappe: O-Töne für Radiosender und Audio-Medien: ZDF-Presseportal
Was hat Sie an der Rolle von Charles de Gaulle besonders gereizt?
Es ist ein wahres Geschenk, ein solches Angebot zu erhalten. Es ist aber auch gleichzeitig sehr einschüchternd. Wie stellt man einen Mann dar, der die Geschichte des 20. Jahrhunderts so geprägt hat und dessen Visionen auch heute noch beunruhigend aktuell sind? Der General war natürlich Thema mehrerer Filme, aber das Drehbuch von Fred Breinersdorfer wählt einen ganz bestimmten Moment, das private Treffen von de Gaulle mit Bundeskanzler Adenauer, die Versöhnung nach Jahren des Krieges und der Zerstörung, die Grundlagen einer gemeinsamen Zukunft, die die Tragödie der Vergangenheit überwinden wird, um eine Wiederholung zu vermeiden. Das Drehbuch erzählt die Geschichte der Annäherung zwischen de Gaulle und Adenauer, aber auch zwischen der Köchin und dem Fahrer, ohne Didaktik. De Gaulle zu Hause in Colombey, weit weg von den Fotos, den Kameras und der öffentlichen Person, die jeder kennt. So ein Kammerspiel hat es noch nie gegeben.
Wie sah Ihre Vorbereitung auf die Darstellung dieser historischen Persönlichkeit aus?
Um uns bei der Vorbereitung zu unterstützen, hat uns Kai Wessel historisches Material zur Verfügung gestellt. In den zwei Monaten vor Drehbeginn las ich alles, was ich über de Gaulle finden konnte: Biografien, historische Analysen, etc. Ich habe mir stundenlang Dokumentationen, Pressekonferenzen, Podcasts und Fotoreportagen angesehen, um mir seine Gesten, seine Stimme, sein Schweigen einzuprägen, um sie zu verinnerlichen, nicht um zu imitieren, sondern um damit Menschen in kleinen Gesten an ihn denken zu lassen. Ich habe versucht, mir das nötige Minimum an Hintergrundwissen anzueignen, um mit Adenauer über Europa, Deutschland, über Abschreckung und Verteidigung zu diskutieren und die freundschaftliche Annäherung zu finden, die sie an jenem Septembertag 1958 überraschte und ihre Freundschaft für lange Zeit besiegelte.
Welche Aspekte von de Gaulles Persönlichkeit wollten Sie besonders hervorheben?
Wie kann man behaupten, aus der Persönlichkeit einer so komplexen und imposanten Person auswählen zu können? Seine Launen, seine List, seinen Humor, seine Gutmütigkeit, seine menschliche Größe? Ich habe mich voll und ganz auf die Qualität der Dialoge und die nuancenreiche Regie von Kai Wessel verlassen. Ich habe versucht, das richtige Maß zu finden, mich in diese außergewöhnliche Figur hineinzuversetzen, anstatt meine Vision von de Gaulle zu projizieren, die für die Zuschauer und den Film uninteressant wäre.
Starke Frauen an der Seite des französischen Präsidenten scheinen Tradition zu haben. Wie wichtig war Yvonne de Gaulle für das Treffen der beiden Staatsmänner?
Yvonne de Gaulle wurde in der Öffentlichkeit oft als eine Frau wahrgenommen, die sich im Hintergrund ihres Mannes hielt. Es ist eine sehr schöne Idee des Autors, hier eine andere Version zu zeigen. Yvonne de Gaulle war zu Hause, sie führte den Haushalt, und sie setzte ihre ganze Feinfühligkeit ein, um den Dialog zwischen dem Bundeskanzler und dem General an diesem Tag aufrechtzuerhalten und zu stärken. Aus dieser zurückgezogenen und diskreten Position macht sie hier eine Stärke und damit aus diesem Treffen einen Erfolg. Sie öffnet ihnen einen anderen Weg, den Weg des Intimen, den Weg des Menschen hinter der Politik.
Ich habe mich sehr gefreut, dass die Jury beim Filmfestial de Télévision in Monte Carlo den Preis als beste Darstellerin an Hélène Alexandridis verliehen hat, für ihre sanfte und subtile Darbietung, für die entscheidende Präsenz, die sie als Yvonne de Gaulle inmitten dieser beiden Männer verleiht.
Ist es schwieriger, eine historische Figur zu spielen als eine fiktive?
Die Interpretation einer so bekannten Figur wie die des Generals legt dir eine besondere Bürde auf. Du dienst dem General oder du verfehlst das Ziel. Die Referenz des Charakters wird immer stärker sein. Aber ich hatte nie das Gefühl, dass das ein Zwang oder ein Mangel an Freiheit war. Ich fühlte mich getragen von Kai Wessels Regie und Holly Finks Kamera. Die gemeinsame Arbeit vor dem Dreh war von unschätzbarem Wert, um uns von der Last der Referenzen zu befreien und die Schauspielerei am Set atmen zu lassen.
Gibt es eine Szene im Film, die Sie emotional besonders berührt oder herausgefordert hat?
Mit Kai Wessel und Holly Fink habe ich bereits 2006 in dem Film "Die Flucht" zusammengearbeitet. Achtzehn Jahre später die Chance zu bekommen, ihr Talent, ihr Engagement und ihre Ansprüche wieder erleben zu dürfen, ihren Blick und ihr Vertrauen zu spüren, haben den gesamten Dreh zu einem besonders intensiven und emotional starken Moment für mich gemacht. Also, wenn es eine besonders emotionale Szene für mich gibt, dann ist es die, in der Burghart Klaußner als Adenauer die Geschichte des Verlustes seiner Frau erzählt. Sein zurückgenommenes Schauspiel, dieser würdevolle und tiefe Schmerz, der ihn durchströmt – es war überwältigend. Die langen politischen Szenen waren jeden Tag eine Herausforderung, aber seltsamerweise fürchtete ich mich genauso vor der komischen Szene, in der der General sich einen Spaß daraus macht, Adenauer das Pétanque-Spiel beizubringen. Wir haben sehr eng und chronologisch gefilmt, was sehr nützlich war, um die Veränderungen der Farben und Bewegungen innerhalb dieser Begegnung zu erkunden.
Wolfgang Cimera (Network Movie)
Ich habe mich immer gewundert, wenn es hieß – besonders nach Wahlen – Europa habe keine positiven Narrative und bleibe den Menschen daher emotional fern. Es kann eigentlich nicht sein, dass die größte Friedensinitiative seit dem Zweiten Weltkrieg keine positiven Narrative hervorbringt. Wir wollten eine dieser Geschichten erzählen.
Mark von Seydlitz (made in muinch)
Frankreich hat mich seit meiner Jugend in Düsseldorf als Reiseland fasziniert. Als 18-jähriger Schüler zwang mich die Sparsamkeit dazu, auf dem Weg nach Paris stets die Landstraßen ohne Péage zu benutzen. Dabei fielen mir immer wieder die zahlreichen Soldatenfriedhöfe aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg auf – mit unzähligen jungen Menschen, die in meinem damaligen Alter sinnlos ihr Leben verloren hatten, für die eine oder die andere Seite. Das hat mich tief bewegt und immer wieder die Frage aufgeworfen, wie es sein kann, dass sich zivilisierte Völker so sehr hassen. Eine Randnotiz über das Treffen zwischen Adenauer und de Gaulle – das Fundament der deutsch-französischen Aussöhnung – brachte diese Jugenderinnerungen vor etwa zehn Jahren zurück. Sie wurde zum Impuls, dieses Thema auf mehreren Ebenen filmisch zu erzählen: zum einen über die beiden großen Staatsmänner, die mit persönlicher Größe und Weitsicht Weltpolitik mit nachhaltiger Wirkung gestaltet haben, zum anderen durch Figuren wie den Fahrer und die Köchin, die die damalige gesellschaftliche Stimmung widerspiegeln. Fred Breinersdorfer hat zudem zwei wunderbare Journalistinnen eingeführt, die für die Zukunft der deutsch-französischen Beziehung stehen. Dass das Thema des Films durch die politischen Entwicklungen in Europa neue Aktualität gewonnen hat, ist eine tragische Realität. Politiker von der Dimension und Weitsicht Adenauers und de Gaulles wären heute nötiger denn je – doch sie sind leider selten geworden.
ab 6. September 2025, 10.00 Uhr, fünf Jahre lang verfügbar in Web und App des ZDF
Montag, 15. September 2025, 21.45 Uhr, im ZDF
Autor Roland May und Stefan Brauburger
Kamera Leo Adass
Schnitt Volker Gehrke
Redaktion Annette von der Heyde
Leitung Peter Arens
Produktion Gruppe 5 Filmproduktion, Köln
Svenja Wolter (Gruppe5)
Philipp Müller (ZDF)
Produzent Stefan Schneider
Länge 45 Minuten
Die Begleitdokumentation zum Fernsehfilm "An einem Tag im September", der vom legendären Besuch des Bundeskanzlers Konrad Adenauer beim französischen Regierungschef Charles de Gaulle auf dessen privatem Landsitz in Colombey-les-deux-Églises im September 1958 handelt, reflektiert das Geschehen als symbolträchtigen Wendepunkt der deutsch-französischen Geschichte.
Das deutsch-französische Verhältnis galt über Jahrhunderte als feindselig, gar als "Erbfeindschaft". Die napoleonische Ära, der Deutsch-Französische Krieg, der Erste und Zweite Weltkrieg hinterließen eine tiefe Kluft zwischen den beiden Nachbarländern. Der 14. September 1958 gilt da als symbolischer Wendepunkt: An diesem Tag begegnen sich der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer und der französische Regierungschef Charles de Gaulle zum ersten Mal in Colombey-les-Deux-Églises, de Gaulles Privatsitz.
Was macht diese Begegnung so besonders? Beide Staatsmänner waren in ihrer Jugend im Geiste gegenseitiger Feindbild-Propaganda aufgewachsen, und doch wurde es ein herzliches Treffen, dessen Symbolik ganz bewusst auf eine neue Zukunft in Freundschaft zielte. In den folgenden vier Jahren gab es 14 weitere Begegnungen, teils spektakuläre, umjubelte gemeinsame Auftritte wie in Bonn oder Reims. Mit ihrer Unterschrift unter den Elysée-Vertrag am 22. Januar 1963 und mit einer herzlichen Umarmung bekräftigten Konrad Adenauer und Charles de Gaulle den Aufbruch in eine neue Ära deutsch-französischer Beziehungen. Heute gilt das deutsch-französische Tandem als Motor für Europa, auch angesichts neuer Bedrohungen.
Interviews mit der Enkelin von Konrad Adenauer Bettina Adenauer, mit Anne de Laroullière, Enkelin von Charles de Gaulle, mit Adenauers Biograf Frank Bösch, Direktor des Leibniz-Zentrums für Zeithistorische Forschung in Potsdam, und der Biografin de Gaulles Frédérique Neau-Dufour sowie mit Hélène Miard-Delacroix, Professorin an der Sorbonne in Paris, ergänzen die Dokumentation.
Flankiert wird die 45-minütige Doku durch einen Film auf dem Terra X History-Youtube-Kanal mit dem Titel "Deutsche und Franzosen - Das Ende der Erbfeindschaft", der am 14. September online gehen wird.
Im Rahmen der Initiative "ZDF goes Schule" werden der Fernsehfilm und die begleitende Dokumentation mit Unterrichtsmaterial ergänzt, das vom Verband der Geschichtslehrerinnen und -lehrer erarbeitet wurde und nach Ausstrahlung der Dokumentation unter schule.zdf.de online gestellt wird.
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