Concordia – Tödliche Utopie

Sechsteilige Drama-Serie

Die schwedische Stadt Concordia ist eine wahr gewordene soziale Utopie: Eine lückenlose Überwachung sorgt dort seit 20 Jahren für ein freies, gerechtes und sicheres Zusammenleben. Doch dann kommt es zur Katastrophe: Zum ersten Mal wird ein Einwohner Concordias ermordet und die sicher geglaubte KI gehackt und manipuliert.

  • ZDF Mediathek, ab Samstag, 14. September 2024, 10.00 Uhr alle Folgen
  • ZDF, am Sonntag, 20. Oktober 2024, und am Montag, 21. Oktober 2024, ab 22.15 Uhr jeweils drei Folgen
Interview Christiane Paul
Interview Steven Sowah
Interview Jonas Nay

Texte

"Die Serie wirft eine Reihe faszinierender ethischer und moralischer Fragen auf" - Statement der Redakteurinnen Solveig Cornelisen, Laura Mae Harding & Caroline von Senden

Wie kann man sich eine Stadt vorstellen, die alle Daten ihrer Bewohnerinnen und Bewohner sammelt, aber diese nur zum Guten nutzt? Eine freie, gerechte, diverse, nachhaltige und menschliche Gesellschaft verbunden mit totaler Überwachung – kann das gehen? Dieses Gedankenexperiment liegt der Idee von "Concordia" zugrunde.

"Concordia" funktioniert nur, wenn die Stadt allen absoluten Datenschutz garantiert. Die Währung in dieser Stadt ist Vertrauen – Vertrauen in den Algorithmus und die Kontrollinstanzen sowie Vertrauen in Gründerin Juliane Ericksen und ihr Team. Doch was passiert, wenn dieses Vertrauen ausgenutzt wird – selbst wenn es dem großen Ganzen dienen könnte?

"Concordia" entwickelt sich schnell zu einem Thriller, in dem die Frage, wer wem noch trauen kann, ins Zentrum rückt. Eine atemlose Jagd beginnt, die von Schweden nach Deutschland führt und alle Figuren vor die Frage stellt, wie weit sie gehen werden, um ihre Ideale zu verteidigen. Die Serie wirft eine Reihe faszinierender ethischer und moralischer Fragen auf und lädt das Publikum dazu ein, diese für sich selbst zu beantworten. Würden sie in so einer Utopie leben wollen und, wenn ja, welchen Preis wären sie bereit dafür zu zahlen?

Solveig Cornelisen, Laura Mae Harding, Caroline von Senden

"'Concordia' unterläuft die Erwartung, dass alle Serien, die eine "Utopie" darstellen, 'dystopisch' sein müssen." - Statement von Executive Producer Frank Doelger

Der Wunsch, die Gesellschaft neu zu gestalten, begleitet uns, seit Platon dies in "Politeia" erstmals vorschlug. In den 2.500 Jahren, die seither vergangen sind, wurden immer wieder Entwürfe für die Neugestaltung der Gesellschaft in religiöser, politischer, wirtschaftlicher, ökologischer und technologischer Hinsicht vorgelegt, vor allem in Zeiten, die von einer Stimmung des Aufruhrs, der kulturellen und finanziellen Verwerfungen geprägt waren.

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts sind die Risse in der Gesellschaft groß und stellen eine gravierende Bedrohung unseres Zusammenlebens dar:

Die zunehmende Ungleichheit zwischen Arm und Reich, der Anstieg von Kriminalität und Rassismus, eine sinkende Zufriedenheit und Verschlechterung der geistigen und körperlichen Gesundheit – das wird gefördert durch die gesellschaftlichen Herausforderungen des digitalen Zeitalters, darunter der Verlust eines Identitäts- und Gemeinschaftsgefühls und ungleich schnellere Radikalisierung… und all das sind Brandbeschleuniger für die drohende Katastrophe des Klimawandels.

Und genau hier beginnt unsere Geschichte: Im Jahr 2024, am zwanzigsten Jahrestag der Gründung der Stadt Concordia. Die Serie ist in der Gegenwart angesiedelt. Die Technologie, die sie möglich macht, existiert bereits heute. Um die Serie in unserer Zeit zu verankern und dem futuristischen Charakter der meisten Serien entgegenzuwirken, die künstliche Intelligenz thematisieren, haben wir sowohl bei der visuellen Gestaltung als auch bei den Charakteren, die wir erschaffen haben, einen erhöhten Realitätsbezug hergestellt.

Concordia unterläuft die Erwartung, dass alle Serien, die eine "Utopie" darstellen, "dystopisch" sein müssen.

"Concordia wirkt nicht wie ein Überwachungsstaat, sondern wie eine 'freie' Stadt" - Statement von Regisseurin Barbara Eder

Was Concordia so reizvoll macht, ist die Idee einer besseren Welt. Technologien, die ausschließlich für positive Zwecke eingesetzt werden. Datenaustausch als Hilfsmittel und nicht als Kapitalanlage oder Machtinstrument. Und doch wirft Concordia die Frage auf: Ist die Menschheit überhaupt in der Lage, ihr Wissen nicht zu missbrauchen? Als Filmemacherin mag ich die Vorstellung nicht, rund um die Uhr überwacht zu werden. Im Gegenteil, es entsteht ein beklemmendes Gefühl in mir. Ich glaube, viele Menschen fühlen sich von der Vorstellung einer uneingeschränkten Nutzung von Daten bedroht.

Aber in Concordia sind die Dinge anders - das macht den Kontrast interessanter, da man die Stadt als etwas Positives, Helles, Klares erlebt, und man keine Kameras um sich herum sieht.

Concordia wirkt nicht wie ein Überwachungsstaat, sondern wie eine "freie" Stadt, in der Haustüren und Fenster auch nachts offen bleiben. Man ist stark versucht, die Stadt sehr sauber, technologisch und unnahbar zu zeichnen; in kalten Blau- und Grautönen, wie es in anderen Filmen der Fall ist. Aber unser Concordia besteht aus warmen Farben und nahbaren Menschen, die sich durch die Stadt bewegen. Die Kamera blickt nicht auf die Stadt, sondern gleitet durch sie hindurch und erlebt sie mit den Protagonisten, wobei jegliche Distanz aufgehoben wird, um keine futuristische Utopie zu schaffen, sondern eine Welt, die tatsächlich in der Gegenwart existieren könnte.

Was die Geschichte von Concordia für mich so spannend macht, sind die Figuren darin. Es sind keine eindimensionalen Charaktere, die sich in Gut und Böse aufteilen lassen. Eingebettet in ein Geheimnis stellt sich im Laufe der Handlung die Frage, wem man trauen kann. Mehr und mehr verstricken sich unsere Protagonisten in ein Netz aus Verschweigen, Misstrauen und Verdacht. Und damit wächst aus der einstigen Klarheit und Transparenz der Stadt ein Nebel der Ungewissheit: Willkommen in Concordia!

Stab, Besetzung und Inhalt

Buch   Nicholas Racz, Mike Walden, Isla van Tricht
Regie   Barbara Eder
Kamera    Dominik Berg  
Schnitt   Philipp Ostermann, Matti Falkenberg, Ilja Siebert
Ton   Fabio Conca, Kevin Granahan, Brando Mosca, Johannes Doberenz, Jörg Weimann
Musik   Reinhold Heil
Szenenbild   Gaspare De Pascali
Kostümbild   Marco Idini    
Producer    Tobias Gerginov, Elle Raspin, Jacob Glass, Sergio Ercolessi
Executive Producers   Frank Doelger, Rafferty Thwaites, Jan Wünschmann, Ute Leonhardt, Barbara Eder, Nicholas Racz, Isla van Tricht, Robert Franke, Fredrik Ljungberg, Manuel Alduy, Morad Koufane, Kazufumi Nagasawa
Redaktion  

Solveig Cornelisen, Laura Mae Harding, Caroline von Senden

"Concordia - Tödliche Utopie" wurde produziert von Intaglio Films in Koproduktion mit MBC, France Télévisions und Hulu Japan, gefördert durch Mitteldeutsche Medienförderung, Medienboard Berlin-Brandenburg, Trentino Film Commission.

 

Die Rollen und ihre Darsteller*innen

Thea Ryan    Ruth Bradley 
Isabelle Larsson   Nanna Blondell
Juliane Ericksen   Christiane Paul  
Noah Ericksen    Steven Sowah
A. J. Oba   Kento Nakajima
Mathilde    Joséphine Jobert
Azeem Mahmoud    Mohamed Achour
Fatemah Amin     Ahd Kamel
Alexandre   Hugo Becker
Oliver Miller   Louis Landau
Elodie Cailleux     Alba Gaïa Bellugi
Tessa Vogel   Maeve Metelka
Talon     Edward Wray
Leon       Jonas Nay
Dr. Peter Blom    Duncan Green

und andere

   

Inhalt

Die schwedische Stadt Concordia ist eine wahr gewordene soziale Utopie: Dank lückenloser Überwachung entstand vor 20 Jahren ein freies und faires Gesellschaftsmodell, das das Wohlergehen jedes Einzelnen zum Ziel hat. Hier ist jeder willkommen, erhält gleiche Bildungschancen und umfassende Gesundheitsvorsorge ‒ so das Versprechen der idealistischen Gründerin Juliane Ericksen. Am 20. Jahrestag sollen die Erfolgsgeschichte Concordias und die bevorstehende Übernahme des Modells in der deutschen Stadt Kopwitz gefeiert werden. Doch es kommt zur Katastrophe und  Concordia in den Grundfesten erschüttert. Zum ersten Mal wird ein Einwohner der Stadt ermordet. Gleichzeitig wird die sicher geglaubte KI gehackt und manipuliert. In einem Rennen gegen die Zeit muss der Mordfall aufgeklärt und das Datenleck gefunden werden, bevor sie das Projekt, Concordia in Deutschland zu etablieren, zu Fall bringen. Die Ermittlungen führen zu einem Vorfall in der Vergangenheit, das Concordias Entstehung erst ermöglichte, aber nun die Existenz der Modellstadt bedroht.

Folgenübersicht und Sendetermine im ZDF

Folge 1: Der Mord, Sonntag, 20. Oktober 2024, 22.15 Uhr

Juliane Ericksen starrt auf das Bild eines toten jungen Mannes. Oliver Miller ist erschossen worden. Dies ist der erste Mord seit der Gründung von Concordia durch Juliane Ericksen. In der schwedischen Stadt überwacht eine KI lückenlos alle Geschehnisse, Kameras und Mikrofone zeichnen jeden Moment des täglichen Lebens auf. Das Versprechen an die Bewohnerinnen und Bewohner: Die Aufnahmen bleiben unter Verschluss. Nur in Notfällen gibt das KI-System Alarm, um Menschenleben zu retten oder Straftaten abzuwenden. Seit Concordia vor knapp 20 Jahren diesen Schritt gegangen war, floriert die Stadt sozial und wirtschaftlich. Gewaltverbrechen gab es keine mehr. Bis heute.

Für Juliane steht aber gerade jetzt viel auf dem Spiel, denn die deutsche Stadt Kopwitz will in wenigen Tagen das KI-System von Concordia übernehmen. Noah Ericksen, Julianes Sohn, leitet die Vorbereitungen vor Ort.

Wer hat Oliver Miller getötet? Zur Aufklärung des Mordfalls kommt die britische Krisenmanagerin Thea Ryan in die Stadt. Zusammen mit Isabelle Larsson aus Concordia macht sie sich auf die Spurensuche. Der Tatort liegt zwar außerhalb der Stadtgrenzen, aber Oliver Miller hat in der IT-Zentrale von Concordia gearbeitet. Thea und Isabelle finden heraus, dass er dort die Überwachungssoftware manipuliert hat. Musste er deshalb sterben?

Während sich Thea und Isabelle ein erstes Bild von der Lage machen, sind zwei geheimnisvolle Frauen auf dem Weg von Schweden nach Deutschland und achten dabei genau darauf, von keiner Überwachungskamera erfasst zu werden.

 

Folge 2: Der Verdacht, Sonntag, 20. Oktober 2024, 23.00 Uhr

Julianes KI-System garantiert allen Einwohnern absoluten Datenschutz. Doch kann sie dieses Versprechen noch halten? Hat Oliver wirklich allein gearbeitet, oder hatte er Komplizen außerhalb von Concordia? Was, wenn jemand von außen Zugriff auf die sensiblen Daten aller Einwohner hat?

Noah, wieder zurück in Concordia,r unterstützt die Ermittlungen seiner Lebensgefährtin Isabelle im engsten Führungsteam. Thea und Isabelle finden mithilfe des umfassenden Datenmaterials über Oliver heraus, dass dieser eine heimliche Freundin hatte. Aber die Studentin Elodie Cailleux ist seit dem Mord verschwunden.

Während Interpol nach Elodie fahndet, sucht die junge Frau zusammen mit ihrer Freundin Tessa ein sicheres Versteck in Deutschland.

Juliane hält die Information über Olivers Manipulation vorerst zurück, bis sie weiß, wie groß der Schaden wirklich ist, und wer womöglich noch dahinter steckt. Doch bei der Generalprobe der Einführungsfeier in Kopwitz kommt es zu einem spektakulären Zwischenfall. Julianes Alptraum wird wahr: Jemand hat Concordias KI-System gehackt! Die sichere Stadt Concordia zeigt sich in ihrem Innersten verletzlich.

 

Folge 3: Die Faceless, Sonntag, 20. Oktober 2024, 23.40 Uhr

Nach dem Hackerangriff droht die sächsische Ministerpräsidentin Hanna Bremer damit, den Start von Concordia in Kopwitz abzusagen. Juliane bleiben 24 Stunden, um das KI-System zu sichern und die Verantwortlichen für den Hackerangriff zu finden.

Juliane und der technische Leiter des KI-Systems A.J. Oba fahren das KI-System herunter, um festzustellen, ob und wie das System gehackt wurde. Während alle Mitarbeiter das System überprüfen, stößt A.J. in Olivers Timeline auf den Mitschnitt einer früheren Begegnung von Juliane und dem Psychiater Peter Blom.

Isabelle und Thea gelingt es währenddessen, Elodies Freundin Tessa Vogel zu identifizieren. Sie gehört der radikalen Datenschützergruppe "The Faceless" an, die sich in der Vergangenheit zu einigen spektakulären Hackerangriffen bekannt haben.

Als Elodie im Versteck heimlich ihr Handy einschaltet, verrät sie damit ihre Position. Sofort macht sich ein Sondereinsatzkommando der deutschen Polizei auf den Weg.

Juliane kann aufatmen – das KI-System ist gesichert. Aber Leon, der Kopf der "Faceless", konfrontiert sie mit dem nächsten Angriff: Er leakt Dokumente, die beweisen, dass Concordia durch schmutziges Geld finanziert wurde.

 

Folge 4: Geheimnisse, Montag, 21. Oktober 2024, 22.15 Uhr

Juliane reagiert auf den Skandal mit einem überraschenden Zug: Sie legt die komplette Finanzierung von Concordia offen. Vollkommene Transparenz, um zu demonstrieren, dass sie nichts zu verbergen hat. Das überzeugt auch Hanna Bremer, die Einführung in Kopwitz läuft wieder nach Plan.

Elodie und Tessa sind im Hauptquartier der "Faceless" in Leipzig angekommen. Sie müssen mitansehen, wie Juliane die "Faceless" für den Tod von Oliver verantwortlich macht. Eine Theorie, der auch die schwedische Polizei folgt. Sie übergibt den Fall an Interpol und schließt die Ermittlungen in Schweden.

Isabelle will den Fall aber noch nicht zu den Akten legen. Sie findet auf Olivers Computer einen unerwarteten Suchverlauf: Oliver hat kurz vor seinem Tod ausführlich zum Psychiater Dr. Peter Blom und seiner Rolle beim Schul-Amoklauf vor zwanzig Jahren recherchiert. Damals hatte ein siebzehnjähriger Schüler mehr als 20 Menschen getötet, obwohl er bei Peter Blom in Behandlung war.

A.J. verfolgen die Bilder vom Gespräch zwischen Juliane und Peter, die er über Olivers digitalen Fußabdruck entdeckt hat. Er bittet Juliane um ein Gespräch. Kurz darauf tritt Peter Blom überraschend von seinem Vorstandsposten zurück und empfiehlt A.J. für die Position. Peter wirkt sehr aufgewühlt. Selbst Noah kann ihn nicht beruhigen, als er ihn nachts nach Hause begleitet.

 

Folge 5: Auf der Jagd, Montag, 21. Oktober 2024, 23.00 Uhr

Isabelles Welt bricht zusammen, als sie in Olivers Datenmaterial denselben Mitschnitt entdeckt, auf den auch schon A.J. gestoßen war.

Thea kommt in der Zwischenzeit den "Faceless" immer näher – es gelingt, eine Nachricht abzufangen, die zeigt, dass die radikalen Datenschützer ihre Kampagne jetzt auf Kopwitz richten wollen. Thea und Juliane warnen Hanna Bremer: Sogar ihr Leben könnte jetzt in Gefahr sein.

Elodies Lage spitzt sich zu, als Leon sie im Hauptquartier der "Faceless" einsperren lässt. Zu groß ist das Risiko, dass Elodie durch eine unbedachte Aktion die ganze Gruppe der Polizei ausliefert. Tessa kann Elodie zwar vorerst beruhigen, aber auch sie ist verunsichert, weil Leon sie nicht in die weiteren Planungen einweiht.

Hat Juliane alles verraten, wofür Concordia steht?

 

Folge 6: Kein Weg zurück, Montag, 21. Oktober 2024, 23.45 Uhr

Noah wacht auf, doch Isabelle ist verschwunden. Er erfährt, dass sie am Vortag weiter in Olivers Datenmaterial recherchiert hat. Was hat sie gefunden?

In Hauptquartier der "Faceless" gelingt es Elodie, sich zu befreien. Aber sie läuft direkt in die Arme von Leon, der sie nun endgültig als zu großes Sicherheitsrisiko für die Gruppe betrachtet. Er sieht keinen anderen Weg mehr, als Elodie auszuschalten.

Isabelle packt enttäuscht ihre Koffer – Concordia ist auf einer Lüge aufgebaut. Hier kann sie  nicht länger leben. Noah versucht vergeblich, sie davon zu überzeugen, dass ihre gemeinsame Zukunft in Concordia liegt.

Interview mit Christiane Paul (Juliane Ericksen)

Was hat Sie an dem Projekt "Concordia" gereizt?

In erster Linie, dass Frank Doelger die Serie produziert hat, dass es ein internationales Setting war, auf English gedreht wurde mit internationalem Cast und vor allem natürlich die Rolle der Juliana Erickson selbst.

 

Juliane Erickson hat Concordia gegründet. Können Sie ihre Entscheidung nachvollziehen?

Ja, absolut. Juliana ist eine Visionärin, eine Art Mastermind, ähnlich wie die Gründer der großen Tech-Firmen heute. Sie sucht nach einer neuen Form zu leben, nach einer neuen gesellschaftlichen Verabredung und nutzt dafür die Möglichkeiten die mehr und mehr durch KI gegeben sind.

 

Inwieweit glauben Sie, kann die Serie auch einen Diskurs anregen?

Die Debatte über AI beziehungsweise KI ist eine sehr emotional geführte. Es gibt sehr viele Ängste und Unsicherheiten, was ich durchaus nachvollziehen kann. Juliane in Concordia zeigt auf, wie wir KI in unser Leben einbauen, positiv nutzen können, wie sehr künstliche Intelligenz ein positiver Beitrag zur Lösung unserer aktuellen Probleme sein kann.

 

Könnten Sie sich vorstellen, in einer Stadt wie Concordia zu leben?

Warum nicht? Concordia bietet ein neues Lebensmodell mit Ausrichtung auf Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit, veränderte Hierarchien. Die KI soll dabei helfen, Sicherheit schaffen, hier in Concordia eine Kontrollinstanz sein. Aber all das muss natürlich transparent und gleichzeitig klar gesetzlich geregelt sein.

 

Wie empfinden Sie die KI-Entwicklungen? Nutzen Sie KI-Tools auch privat?

Wir nutzen doch alle KI schon seit Jahren. Google ist nicht wirklich etwas anderes als ChatGPT. Beides sind Suchmaschinen, gefüttert mit all unseren Daten, die dann verarbeitet und kombiniert werden.

 

Haben Sie Angst, dass eine KI Sie irgendwann ersetzen könnte?

KI wird definitiv die Arbeitswelt an sich stark verändern - wie vor 200 Jahren die Maschinen die menschliche Arbeit verändert haben. Wir sehen das ja jetzt schon, wie ganze Bereiche sich wandeln, Arbeitsplätze wegfallen, auch die bildende Kunst wird gerade schon stark beeinflusst. Aber Kreativität kann durch KI nicht ersetzt werden. Noch nicht. Dennoch glaube ich an das, was uns Menschen ausmacht. Wir machen Fehler, Unerwartetes, treten in wirklichen Kontakt mit unserem Gegenüber. Wir sind kreativ, und was Kreativität wirklich ist, wie sie entsteht, darauf gibt es noch keine wirkliche Antwort. Auch glaube ich, wird der Mensch sich immer nach dem Echten sehnen, dem Echten im Bild, nach Echten auf der Bühne, nach dem Echten auch im täglichen Leben.

Interview mit Jonas Nay (Leon)

Was hat Sie an dem Projekt "Concordia – Tödliche Utopie" gereizt?

Concordia ist ein einzigartiges Projekt, das für mich schon beim Lesen zwischen Utopie und Dystopie hin und her schwankte wie ein Pendel. Selten habe ich einen Stoff gelesen, der bei mir so viele Fragen aufgeworfen hat in Bezug auf mein eigenes Leben, meinen eigenen Wertekompass und meinen bisher recht sorglosen Umgang mit neuen technischen Möglichkeiten. So wollte ich unbedingt Teil dieser Serie sein.

 

Könnten Sie sich vorstellen, in einer Stadt wie Concordia zu leben?

Mein Magen krampft sich zusammen bei dem Gedanken, in ständiger Überwachung leben zu müssen. Gleichzeitig bin ich nicht so naiv zu denken, dass ich noch viele Geheimnisse im digitalen Raum habe. Hier bin ich von Big Data komplett zu lesen – durch meine Einkäufe, mein Suchverhalten, meinen Konsum. Von privat geführten und profitorientierten Unternehmen analysierbar zu sein und mit diesen Daten selbst zum Produkt zu werden, müsste mich eigentlich viel nervöser machen. Gleichzeitig will ich auch zu nichts wirklich zurück, was in unserer Vergangenheit liegt. Konservativismus ist für mich auch überhaupt gar keine Lösung. Ich denke, was staatliche Überwachung angeht, werden wir früher oder später als Gesellschaft entscheiden, welche Grenzen wir ihr setzen, da letztlich wir als Bürger der Staat sind. Das vergisst man gerne.

 

Wie weit würden Sie gehen, um Ihre Ideale durchzusetzen bzw. zu verteidigen?

Unheimlich schwer zu sagen. Bisher habe ich mich noch viel zu passiv verhalten, um wirklich auf eine Veränderung zu hinzuwirken, das kann ich sagen. Das werde ich dann mal ändern.

 

Inwieweit glauben Sie, kann die Serie auch einen Diskurs anregen?

Die Serie ist mit ihrem Thema unheimlich nah am Zahn der Zeit. Kaum eine politische, gesellschaftliche oder sonst eine Debatte kommt mehr ohne das Thema KI aus. Künstliche Intelligenz begegnet uns im Alltag und im Berufsleben, und sie stellt uns alle vor die Frage, wie gehen wir mit ihren Möglichkeiten, Gefahren und moralischen Dilemmata um? Dilemmata? Ist das der Plural? Eine KI würde es wissen.

Die Serie "Concordia" legt den Finger in eine spezifische Wunde. Wie viel Überwachung kann eine Gesellschaft vertragen? Gibt es einen moralisch vertretbaren Weg der Überwachung aufgrund guter Absichten? Kann es sogar ein Sicherheitsgefühl hervorrufen? Oder ist die Überwachung von Individuen grundsätzlich ein Eingriff in die Persönlichkeitsrechte und somit von uns als Nutznießer einer liberalen Gesellschaft zu verurteilen? Und wie lässt sich diese Technik darüber hinaus missbrauchen?

 

Wie empfinden Sie die KI-Entwicklungen? Nutzen Sie KI-Tools auch privat?

Es gibt jetzt schon so viele verschiedene Tools, die für mich unbewusst in meinem Alltag allgegenwärtig sind, welche durch KI-Algorithmen gesteuert werden. Von der Gesichtserkennung des Handys, über die Navigation im Auto bis hin zu Übersetzungstools bei Dreharbeiten im Ausland.

Auch in der Filmkomposition, besonders in der Tonmischung, sowie in der Fotobearbeitung oder Videobearbeitung nutze ich bereits KI gestützte Systeme, das sind aber alles eher Spielereien und Prozesse, die man auch mit menschlichen Fähigkeiten und ein bisschen mehr Zeit umsetzen könnte.

Ich sehe darüber hinaus aber durchaus einen großen Nutzen im rasanten technischen Fortschritt, gerade in der Medizin oder auch in Bezug auf die existenziellen und drängenden Herausforderungen der Menschheit wie die Abwendung der drohenden Klimakatastrophe. 

 

Haben Sie Angst, dass eine KI Sie irgendwann ersetzen könnte?

Als Schauspieler und Musiker? Geht so. Nicht, weil ich mich für unersetzbar halte, sondern viel eher, weil ich glaube, dass Menschen, die Kunst genießen wollen, in der Regel Interesse am Menschlichen per se haben. Auch am Fehlerhaften, Unberechenbaren, am Individuellen und am emotionalen Gehalt. Und das wird auf absehbare Zeit nicht die Kernkompetenz einer künstlichen Intelligenz werden.

Interview mit Steven Sowah (Noah Ericksen)

Was hat Sie an dem Projekt "Concordia – Tödliche Utopie" gereizt? 

Der Versuch, eine alternative Gesellschaftsform zu erzählen und nicht einfach bloß den nächsten Krimifall zu lösen. Wenn man das Concordia-Modell bis zum Ende durchdenkt, braucht man letztlich keinen Staat mehr, keine Polizei, kein Gesetz und erreicht dennoch mehr Sicherheit, Gesundheit, Gleichberechtigung und Freiheit. Aber natürlich ist das nicht so einfach, denn Idealismus ist korrumpierbar, und Menschen sind oft fies. Sich mit solchen Themen auseinanderzusetzen und gleichzeitig das Publikum zu unterhalten, reizt mich. 

 

Könnten Sie sich vorstellen, in einer Stadt wie Concordia zu leben?

Ich würde es für drei Tage ausprobieren, um es mal gesehen zu haben und danach sehr schnell abhauen. Ich mag meine Privatsphäre und das Gefühl, autonom zu sein und mein Ding machen zu können, ohne mein Leben in die Hände anderer zu legen. Schon gar nicht in die Hände einer alles bestimmenden Tech-Firma. Aber wahrscheinlich ist dieser Gedanke mittlerweile die eigentliche Utopie und nicht andersherum. 

Vielleicht stört mich auch der Anspruch von Concordia, alle Probleme der Welt mit Technik lösen zu wollen und dies abgeschottet vom Rest in einem kleinen Hochglanzdorf in Schweden zu tun. Und ich glaube, unsere Emotionen - inklusive Wut und Angst - machen uns als Menschen aus. Sie mithilfe von KI zu erkennen und zu managen, könnte dabei helfen, uns gezielter und tiefer mit unseren Problemen zu beschäftigen oder auch große Tragödien zu verhindern. Das Ganze könnte aber  auch einfach nur der nächste Schritt in Richtung eines menschlichen Cyborgs sein, der höchst effizient ist, nie Fehler macht und permanent mittel-gut gelaunt ist.

 

Können Sie verstehen, dass Noah alles tut, um seine Utopie zu retten?

Noah will das Werk seiner Mutter beschützen, also im Grunde einfach von ihr geliebt werden. Und er glaubt zutiefst an die Ziele dieses super ambitionierten und revolutionären Projektes, ist also eigentlich sehr am Well-Being der Menschheit interessiert. All das kann ich verstehen. Aber wenn man bereit ist, jegliche Mittel zu benutzen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, geht man einen falschen Pfad. Und man "rettet" so auch nichts, sondern zerstört nur. Außerdem zeigt Noah durch sein Handeln, dass Concordia wirklich nur eine Utopie ist. Das funktioniert nur in der Simulation, aber nicht in der echten Welt, in der man mit dem, was Menschen tun, denken und fühlen, offen umgehen muss. Meiner Figur geht es  hauptsächlich um Macht und Kontrolle, da ist kein Platz mehr für Liebe und Miteinander. Im echten Leben finde ich das traurig und gefährlich, aber im Film mag ich diese Figur genau deswegen so sehr und finde sie genau deswegen spannend zu spielen.

 

Inwieweit glauben Sie, kann die Serie auch einen Diskurs anregen?

In meinen Augen geht die Serie von Folge zu Folge immer mehr weg vom Sci-Fi und hin zum Drama. Das Publikum sieht, dass es unter jeder Tech Oberfläche immer um den Menschen geht. Um unsere Gefühle, wie wir miteinander umgehen, uns benutzen, Entscheidungen fällen, an unserem Ego scheitern etc. 

Und das ist eigentlich eine starke Analogie zum gesellschaftlichen KI-Diskurs. Die Dinge entwickeln sich so schnell, dass wir nicht mehr  hinterherkommen, zu diskutieren, wie jede einzelne neue technologische Errungenschaft funktioniert und wie wir sie finden. Das heißt, die Gesellschaft sollte beim Tech-Fortschritt auch erstmal auf Pause klicken und sich ebenfalls zuerst auf das konzentrieren, was unter der KI liegt. Nämlich die Frage, wie wir Menschen ticken und wie wir auf diesem Planeten miteinander leben wollen. Der Blick auf die KI braucht immer zuerst einen Blick nach innen, und das macht die Serie gut vor.

 

Wie empfinden Sie die KI-Entwicklungen? Nutzen Sie KI-Tools auch privat?

Die KI-Entwicklungen finde ich manchmal praktisch, oft beängstigend und immer sehr schnell. Bewusst nutze ich sie eigentlich kaum, aber realistisch gesehen, bin ich schon jetzt im Alltag häufig auf sie angewiesen - gestern habe ich ernsthaft 23 Minuten lang mit einem Chatbot über meinen Handytarif diskutiert - zumindest glaube ich, dass es einer war. Wenn man mal so schaut, wer die KI-Entwicklungen vorantreibt und auf welche Weise, dann erzeugt das teilweise ein unwohles Gefühl in mir, und ich sehe die Anfänge einer noch ungleicheren Welt, die nur noch von Algorithmen gesteuert wird, welche irgendein super smarter milliardenschwerer Spinner aus dem Silicon Valley auf uns losgelassen hat. Meine Hoffnung ist jedoch, dass dies nicht eintritt, und KI uns stattdessen in wichtigen Bereichen des Lebens entscheidend helfen wird, etwa in der Medizin und gerade auch im Umgang mit der Umwelt. Aber dafür müssen wir wahrscheinlich erst einmal verstehen, was Intelligenz auf einem so komplexen Planeten wie der Erde eigentlich bedeutet. Sonst wird's schwer, eine wahrhaftig intelligente KI zu entwickeln, die allen Gutes tut.

 

Haben Sie Angst, dass eine KI Sie irgendwann ersetzen könnte?

Die Filme, in denen KI Schauspielende ersetzen wird, sind wahrscheinlich nicht die Filme, die ich machen will. Und wenn doch, dann gibt es immer noch das Theater, wo Menschen gemeinsam und live in einem Raum sind, dabei schwitzen, lachen und weinen und zusammen echte Momente erleben. Vielleicht gibt es dann nach der zuletzt viel besprochenen Krise des Theaters eine echte Renaissance, weil das der einzige Ort sein wird, wo man sicher sein kann, dass man echten Menschen zuguckt. Und mit all den Bewegungen vor und zurück, die derzeit so in der Theaterlandschaft passieren, besteht eventuell sogar die Möglichkeit, dass das Theater bis dahin auch bereit sein wird, ein Ort zu sein, der bereichernd und relevant für alle sein kann. Auch wenn es weh tun würde, wird Film dann in der Masse vielleicht einfach sowas wie E-Gaming mit Popcorn sein. We'll see. 

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