Freiheit ist das Einzigste, was zählt

Sechsteilige Satireserie/ZDFneoriginal

Die offizielle Reichsgründung hat eine kleine Gruppe von Souveränisten in der satirischen Instant-Fiction-Serie  "Freiheit ist das Einzigste, was zählt" bereits hinter sich gebracht. Jetzt gilt es nur noch, die deutsche Regierung zu stürzen. Also scheucht der Anführer "Hans" (Bibiana Beglau) seine Mitverschwörer durch die letzten Vorbereitungen bis zur Revolution.

  • ZDF Mediathek, alle Folgen ab Donnerstag, 27. Juli 2023, 10.00 Uhr
  • ZDF neo, alle Folgen ab Donnerstag, 3. August 2023, 00.30 Uhr zum Binge-Watching

Texte

Statement aus der Redaktion

Eine wachsende Herausforderung unserer Demokratie ist, wenn Bürger die Konfrontation mit dem demokratischen System suchen oder sich ihm gar mit Gewalt verweigern. Waffenfunde in Zusammenhang mit Verhaftungen lenken die Aufmerksamkeit auf die sogenannten "Reichsbürger" oder Souveränisten, die – oft aus der bürgerlichen Mitte – ihrer Enttäuschung über den Staat Ausdruck verleihen, indem sie einfach einen neuen gründen. Deutschland ist für sie eine Erfindung; Institutionen wie Polizei, Verwaltung oder Politiker werden mindestens abgelehnt, oft bedroht und manchmal auch mit Waffengewalt bekämpft. 

Im Dezember vergangenen Jahres wurden 25 Menschen aus der sogenannten Reichsbürger-Szene festgenommen. Sie sollen einen gewaltvollen Umsturz geplant und dafür teilweise bereits mit Waffen trainiert haben. 2023 gehen die Verhaftungen weiter.

Mit dem Format der Instant Fiction wollen wir aktuellen gesellschaftlichen Themen schnell und präzise fiktional begegnen. Regisseur Jan Bonny tut dies in "Freiheit ist das Einzigste, was zählt" mit den Mitteln der Groteske, der Farce und überhöht das Verstörende aber auch das Absurde der Souveränisten-Bewegung laut und mit lustvollem Zugriff auf literarische und zeitgeschichtliche Referenzen.

Ziel war ein Gefühl für die Geisteshaltung jener Gruppierungen zu entwickeln, die in ihren Haltungen so bunt zusammengewürfelt sind und sich nur in ihrem Hass gegen den Staat vereinen. Bonny spielt mit ihrer Lust an der Eskalation, der Nähe zur rohen Gewalt und versucht die Absurdität, gleichzeitig aber auch die Brutalität der Szene spürbar zu machen.

Entstanden ist eine Serie, die zutiefst beunruhigt, oft verstört, gleichzeitig aber auch Kontexte und Diskurse verklart, in denen sich die Staatsverweigerer bewegen.

 

Lucia Haslauer

Das kleine Fernsehspiel

Statement des Regisseurs und Autors Jan Bonny

Die letzten Jahrzehnte sind die Deutschen lieber zum Fußball oder in die Kneipe gegangen, wenn sie sich mal ein bisschen über unsere doofe Demokratie aufregen wollten. Aber jetzt gründen einige besorgte Deutsche Deutschland in "Freiheit ist das Einzigste, was zählt" einfach neu; von den anderen verletzt, unverstanden und ideologisch vernebelt. Und das ist leider so bedrückend in seiner Blödheit, dass wir es sonst noch nicht mal für einen schlechten Romanstoff in Betracht gezogen hätten. Die Wirklichkeit da draußen hat uns viel um die Ohren gehauen die letzten Jahre, von den Montagsdemos über Hanau und diese aufgerüschten Frankfurter Revolutionäre. Die Enthemmung ist offensichtlich, die Geschichten, welche die Wirklichkeit schreibt, sind bizarr. Und jetzt haben wir versucht darauf zu antworten - mit einer kleinen Serie von szenischen Miniaturen, an sechs Drehtagen hergestellt, insgesamt 80 Minuten lang.  

Wir haben so schnell geschrieben, wie es geht, und so schnell gespielt, wie es geht. Kurze Folgen, die uns nicht beruhigen, sondern durcheinanderbringen sollen. Wie soll man sich auch richtig gegenüber einer Sache verhalten, die in sich schon so hoffnungslos falsch ist? Wir sind lieber runter in die Grube und haben uns dabei auch selbst schmutzig gemacht. Ausbreiten, ausschütten, kleinkauen, fragmentieren - das erschien uns als die angemessene Art von solchen verschwörungsbeseelten besorgten Bürgern zu erzählen.  

Und leider ist alles, was in der Wirklichkeit falsch war, hier unten in der Jauche unseres deutschen Unterbewusstseins richtig geworden. Eine Welt mit eigenen Regeln, eigenen Ängsten und einer Rechtfertigung für alles. Es gibt hier keinen sicheren moralischen Boden mehr und wir befürchten, dass es den auch sonst leider gar nicht gibt. Und weil besagte Wirklichkeit im Moment selbst Tag für Tag neue Grotesken schreibt, können wir, wenn wir erzählen, nur noch im Fieber fantasieren. Und sogar diese schmutzige Fantasie wird täglich aufs Neue von der Realität eingeholt. Vielleicht haben wir am Ende gar keine Groteske gedreht, sondern nur eine Art deutsches Rollenspiel dokumentiert. 

Statement der Produzentin Judith Fülle

Eine Satire zu machen, schien erstmal nicht die größte Herausforderung. Eine über eine Gruppe von Menschen zu machen, die tatsächlich und ganz real gewaltbereit sind, die die Demokratie angreifen und die Regierung stürzen wollen, dann schon. 

Die ganze Serie innerhalb von sechs Monaten zu produzieren und in nur sechs Tagen zu drehen, war die nächste, sehr große Herausforderung. Die Autoren Jan Bonny und Jan Eichberg folgten ihren ersten Impulsen, spürten dem nach und blieben dabei immer experimentierfreudig. Man ertappt sich als Zuschauer dabei, mit den Figuren zu lachen, sich zu empören und Schauer zu empfinden. Alles gleichzeitig und intensiv. Jan Bonny hat diesen spielerischen Zugang zu den abgründigen Figuren nie aus den Augen verloren. "Freiheit ist das Einzigste, was zählt" ist kein Safe Space für die Zuschauer; die Serie fordert auch was ein. Nie kann man sich als Zuschauer hier wirklich sicher fühlen. Und das halte ich für angemessen. 

Stab, Besetzung, Inhalt

Regie

Jan Bonny

Buch

Jan Eichberg, Jan Bonny

Bildgestaltung

Jakob Berger

Zweite Kamera

Jan Bonny

Ton

Bastian Büßer, Andreas Fritsch

Sound Design

Andrew Mottl, Paul Große-Schönepauck

Schnitt

Christoph Otto, Stefan Stabenow

Maske

Gulcan Arslan

Kostümbild

Ulrike Scharfschwerdt

Szenenbild

Julia Maria Baumann

Produzenten

Judith Fülle, Philipp Käßbohrer, Matthias Murmann

ZDF Redaktion

Koordination ZDFmediathek

Lucia Haslauer 

Theresa Schreiber

 

Besetzung

Hans

Bibiana Beglau

Georg

Thomas Schubert

Willi

Manfred Zapatka

Otto

Hans-Jochen Wagner

Ulli

Sibel Kekilli

Dietrich

Ronald Kukulies

Karl

Jan Eichberg

Freya

Thekla Viloo Fliesberg

Helmuth

Julian Sark

Mopsa

Kais Setti

Sophie

Johanna Reinders

Claus

Alex Wissel

und andere

 

 

Inhalt

Eine deutsche Revolution in sechs Akten: Die offizielle Reichsgründung hat eine kleine Gruppe von Souveränistinnen und Souveränisten in der sechsteiligen satirischen Instant-Fiction-Serie "Freiheit ist das Einzige, was zählt" bereits hinter sich gebracht. Jetzt gilt es nur noch, die deutsche Regierung endlich gewaltvoll zu stürzen. "Freiheit ist das Einzige, was zählt", darin sind sie sich einig. Nur was das genau diese Freiheit für jeden Einzelnen bedeutet, darüber herrscht noch Klärungsbedarf.

Unter dem Decknamen Hans scheucht der Anführer (Bibiana Beglau) seine Mitverschwörer, darunter Willi (Manfred Zapatka), durch die letzten Vorbereitungen bis zur Revolution: Es braucht mehr neue Follower und was soll eigentlich mit den zahllosen Gefangenen geschehen, die es nach der Revolution geben wird? In der Theorie klang das alles viel einfacher. Doch kurz vor dem Putsch kommt die Frage auf: Wer unter den Beteiligten kann eigentlich vernünftig töten?

Folgenübersicht und Sendetermine in ZDFneo

Folge 1: "Deutschland im Frühling", Donnerstag, 3. August 2023, 00.30 Uhr, ZDFneo

Heute ist Reichsgründung. Die Vorbereitungen laufen, der Tisch wird gedeckt und die Laune ist ziemlich gut. Ist einfach ein großer Tag für Deutschland. Doch was passiert mit denen, die sich der Revolution nicht anschließen? Wie groß müssen dann die Lager werden? Und braucht Deutschland wirklich eine Kulturministerin?

 

Folge 2: "Rheinromantik", Donnerstag, 3. August 2023, 00.45 Uhr, ZDFneo

Heute wird das Reich vergrößert. Dafür macht die Gruppe um Hans einen Ausflug auf dem Rhein. Was unschuldig beginnt, endet in einem ersten Verrat, als die Kulturministerin heimlich die Deutschland Theater AG gründet. Verletzt macht sich Hans auf die Suche nach neuen, besseren Bürgern.

 

Folge 3: "Liquid dependencies", Donnerstag, 3. August 2023, 01.00 Uhr, ZDFneo

Eine echte Revolution ist leider immer blutig und in den Lagern wird gar nicht genug Platz für alle sein. Weil aber niemand Erfahrung mit dem Töten hat, muss es eben geübt werden. Die Gelegenheit für Hans, seinen Widersacher Georg loszuwerden.

 

Folge 4: "Der Widerstand im Widerstand", Donnerstag, 3. August 2023, 01.15 Uhr, ZDFneo

Eine Strafarbeit soll den Akteuren der Deutschland Theater AG die subversiven

Flausen austreiben. Das macht die Querulanten allerdings noch entschlossener. Zumal sie zunehmend das Gefühl haben, in der angestrebten Monarchie als Einzelne nicht genügend Raum zu bekommen. Doch als sie die dringend benötigte Konterrevolution planen, fliegen sie leider auf.

 

Folge 5: "Krise in der Reichskantine", Donnerstag, 3. August 2023, 01.25 Uhr, ZDFneo

Hans ist verletzt: Immer sind alle gegen ihn. Und vor seiner neuen Bürgerin Ulli, die er beim Bootsausflug kennengelernt hat, will sich Hans auf keinen Fall blamieren. Aber das Dinner aus deutschem Wintergemüse schmeckt leider scheußlich, sein weinerliches Volk jammert über Unverträglichkeiten und er selbst erleidet einen allergischen Schock. Das kann nur eins bedeuten: Sabotage!

 

Folge 6: "Düsseldorf steht Kopf", Donnerstag, 3. August 2023, 01.40 Uhr, ZDFneo

Die Premiere in Düsseldorf war ein voller Erfolg und die Deutschland Theater AG feiert ausgelassen. Doch plötzlich steht die Polizei vor der Tür. In Panik wird nach dem Verräter gesucht und der Falsche erschossen. Wie einst der Führer, will Hans seinem Leben ein Ende setzen. Am Ende wird seinen Getreuen ein neuer Heiland geboren.

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