Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit: drei Folgen "Terra X: Was die Welt besser macht"
Mit Mirko Drotschmann
Frieden – Freiheit – Gerechtigkeit: Lange wurde für sie gekämpft, heute gelten sie als wichtigste Grundrechte aller Menschen. Sie sind das Fundament, auf dem Wohlstand und Demokratie der westlichen Welt ruhen. Doch diese Werte sind in Gefahr, werden zunehmend infrage gestellt. In drei Folgen erklärt Wissenschaftsjournalist Mirko Drotschmann, wie sich die Vorstellungen dieser Grundrechte im Lauf der Geschichte verändert und dazu beigetragen haben, die Welt besser zu machen. Im Think Lab greifen die Schauspieler Rosalie Thomass und Daniel Sträßer die drängendsten Fragen der Gegenwart auf und erklären die wichtigsten Grundbegriffe.
- zdf.de, dgs ad ut alle drei Folgen ab Mittwoch, 26. März 2025, zehn Jahre lang
- ZDF, ad ut Sonntags, ab 30. März 2025, 19.30 Uhr
Texte
Stablisten
Terra X – Was die Welt besser macht: Frieden (1/3)
Buch | Martin Carazo Mendez |
Regie | Leonard Claus |
Producer | Sabine Klauser |
Moderation | Mirko Drotschmann |
Regie-Assistenz Dialogbearbeitung Kamera | Dennis Eichhof Merle Collet Torbjörn Karvang |
Zweite Kamera | Marvin Zimmermann |
Ton | Guy Mertin |
Szenenbild | Jörg Fahnenbruck |
Kostüm | Jutta Krämer |
Schnitt | Fabian Reisch |
Postproduktion | Igor Wilbers |
Farbkorrektur | Dany Schelby |
CGI | Vamos Animation |
CGI und Grafik Gruppe 5 | Sebastian Martinez |
Sounddesign | Daniel Sonnenschein |
Mischung | Jan Beckhaus |
Musik | Paul Rabiger |
Mitarbeit ZDF | Frauke Gimbel |
Archive Producer | Kasimir Marks |
Wissenschaftliche Beratung Produktionsassistenz Gruppe 5
| Dr. Carl Dietmar Julian Hess Lida Martel |
Produktionsleitung Gruppe 5 | Sabine Eisner |
Produktionsleitung ZDF | Kerstin Schönborn |
Produzent | Alexander Hesse |
Redaktion ZDF | Claudia Moroni |
Leitung | Friederike Haedecke |
Terra X – Was die Welt besser macht: Freiheit (2/3)
Buch | Nina Koshofer |
Regie | Leonard Claus |
Producer | Sabine Klauser |
Moderation | Mirko Drotschmann |
Regie-Assistenz Dialogbearbeitung Kamera | Dennis Eichhof |
Zweite Kamera | Marvin Zimmermann |
Ton | Guy Mertin |
Szenenbild | Jörg Fahnenbruck |
Kostüm | Jutta Krämer |
Schnitt | Marie Wilbers |
Postproduktion | Igor Wilbers |
Farbkorrektur | Dany Schelby |
CGI | Vamos Animation |
CGI und Grafik Gruppe 5 | Sebastian Martinez |
Sounddesign | Daniel Sonnenschein |
Mischung | Jan Beckhaus |
Musik | Paul Rabiger |
Mitarbeit ZDF | Frauke Gimbel |
Archive Producer | Chaimae Falko |
Wissenschaftliche Beratung | Dr. Carl Dietmar |
Produktionsassistenz Gruppe 5 | Julian Hess |
Aufnahmeleitung | Lida Martel |
Produktionsleitung Gruppe 5 | Sabine Eisner |
Produktionsleitung ZDF | Kerstin Schönborn |
Produzent | Alexander Hesse |
Redaktion ZDF | Claudia Moroni |
Terra X – Was die Welt besser macht: Gerechtigkeit (3/3)
Buch | Sabine Klauser |
Regie | Leonard Claus |
Producer | Martin Carazo Mendez |
Moderation | Mirko Drotschmann |
Regie-Assistenz Dialogbearbeitung Kamera | Dennis Eichhof Merle Collet Torbjörn Karvan |
Zweite Kamera | Marvin Zimmermann |
Ton | Guy Mertin |
Szenenbild | Jörg Fahnenbruck |
Kostüm | Jutta Krämer |
Schnitt | Fabian Reisch |
Postproduktion | Igor Wilbers |
Farbkorrektur | Dany Schelby |
CGI | Vamos Animation |
CGI und Grafik Gruppe 5 | Sebastian Martinez |
Sounddesign | Daniel Sonnenschein |
Mischung | Jan Beckhaus |
Musik | Paul Rabiger |
Mitarbeit ZDF | Frauke Gimbel |
Archive Producer | Kasimir Marks |
Wissenschaftliche Beratung Produktionsassistenz Gruppe 5
| Dr. Carl Dietmar Julian Hess Lida Martel |
Produktionsleitung Gruppe 5 | Sabine Eisner |
Produktionsleitung ZDF | Kerstin Schönborn |
Produzent | Alexander Hesse |
Redaktion ZDF | Claudia Moroni |
Leitung | Friederike Haedecke |
Was die Welt besser macht: Frieden (1/3)
Jahrhundertelang war Europa das größte Schlachtfeld der Erde. Nach dem Zweiten Weltkrieg schien sich endlich Frieden durchzusetzen – doch spätestens der Krieg in der Ukraine beendete diese Phase. Wann begann sich die Gewaltspirale zu drehen – und wie lässt sie sich stoppen? Sind Menschen von Natur eher kriegerisch oder friedlich? Das will Wissenschaftsjournalist Mirko Drotschmann in der ersten Folge des "Terra X"-Dreiteilers "Was die Welt besser macht: Frieden" herausfinden.
Auf seiner Reise findet Mirko Drotschmann verblüffende Antworten: In Europa lassen sich kriegerische Auseinandersetzungen erst in der Bronzezeit archäologisch eindeutig nachweisen – lange nach der Sesshaftwerdung des Menschen vor rund 10.000 Jahren. Und seitdem der Krieg in der Welt ist, gibt es auch Bemühungen, Frieden zu stiften – daran erinnert eine Kopie des mehr als 3.000 Jahre alten ägyptisch-hethitischen Friedensvertrags, der heute im UN-Hauptgebäude in New York hängt. Schon im antiken Griechenland überlegten Philosophen, wie man "Ewigen Frieden" schaffen kann. Doch erst im Römischen Reich gelang es, einen dauerhaften Frieden durchzusetzen. Die "Pax Romana" beruhte allerdings auf der militärischen Macht der Römer und galt nur im Inneren ihres Imperiums – gegen fremde Völker führten sie weiter Krieg. An der Schwelle zum Mittelalter versuchten christliche Theologen, die Gewalt einzudämmen, indem sie Regeln für einen "gerechten Krieg" formulierten. Aber erst nach dem Dreißigjährigen Krieg gelang es 1648 mit dem "Westfälischen Frieden", das Fundament für das heutige Völkerrecht und die moderne Friedensdiplomatie zu legen.
Mirko Drotschmanns Suche nach Frieden führt vom Friedensaltar des Augustus in Rom zur UN-Generalversammlung in New York, vom Friedenssaal in Münster bis zum Nobel Peace Center in Oslo. Neben Archäologinnen und Historikern trifft er Anthropologen und Hirnforscherinnen. Dabei zeigt er, dass Gewalt zwar teils in den menschlichen Genen steckt, man es aber selbst in der Hand hat, eine friedliche Zukunft zu gestalten. Obwohl Krieg weltweit wieder auf dem Vormarsch ist, macht der Blick in die Vergangenheit Hoffnung: In Verdun, wo deutsche und französische Soldaten im Ersten Weltkrieg die Hölle auf Erden erlebten, erfährt Mirko Drotschmann, wie sich aus Erbfeindschaft eine enge Freundschaft entwickelt hat. Vielleicht ist der Traum vom "Ewigen Frieden" unerreichbar – doch sich dafür einzusetzen, lohnt sich.
Was die Welt besser macht: Freiheit (2/3)
Freiheit – kaum ein Begriff ist so allgegenwärtig und doch so schwer zu fassen. Es ist ein Gefühl, nach dem fast alle Menschen streben. Mit Freiheit bezeichnet man meist die Möglichkeit, das eigene Leben frei zu gestalten und sich ohne Einschränkungen bewegen zu können. Auch Rechte werden als Freiheiten bezeichnet, wie zum Beispiel die Religions- oder Meinungsfreiheit. Heute gelten sie als wichtigste Grundrechte aller Menschen, auf ihnen beruhen alle demokratischen Verfassungen der Neuzeit. Die Vorstellung von Freiheit hat sich im Lauf der Jahrhunderte verändert. Aber wie steht es heute um die Freiheit in der Welt? Das will Mirko Drotschmann in der zweiten "Terra X"-Folge "Was die Welt besser macht: Freiheit" herausfinden.
Mirko Drotschmanns Reise beginnt an der Freiheitsstatue in New York – dem weltweit bekanntesten Symbol für Freiheit. Als erste Demokratie der Neuzeit waren die USA lange Sehnsuchtsort für Freiheitssuchende aus vielen Ländern der Erde. Bis sich das heutige Freiheitsverständnis durchgesetzt hatte, war es ein weiter Weg: Das demokratische Experiment der Athener im 5. Jahrhundert vor Christus war eine Ausnahmeerscheinung. Bis ins 18. Jahrhundert war Freiheit vor allem ein Privileg der Reichen und Mächtigen. Das Römische Reich verdankte seinen Wohlstand einem Heer aus Sklaven, die als Unfreie meist lebenslang für ihre Dienstherrn schuften mussten. Im Mittelalter waren viele Bauern als Leibeigene an Adel und Klerus gebunden, sie verfügten weder frei über ihre Erträge noch über ihr eigenes Leben. Im Zuge der Reformation wuchs der Widerstand gegen die alte Ständeordnung: Während die Fürsten den Freiheitskampf der Bauern blutig niederschlugen, setzte sich im Zuge der Glaubenskriege allmählich die Religionsfreiheit durch. Doch erst die Aufklärung schuf das Fundament der heutigen Vorstellung von Freiheit, die sich mit den Revolutionen in Amerika und Frankreich Ende des 18. Jahrhunderts Bahn brach.
Mit Neurowissenschaftlern der Charité in Berlin geht Mirko Drotschmann der Frage nach, ob der Mensch einen freien Willen hat oder alles von den Naturgesetzen vorbestimmt ist, denen das Gehirn folgt. Überall in der Welt setzen Menschen noch immer ihr Leben und ihre Freiheit aufs Spiel, um offen ihre Meinung zu sagen und frei zu entscheiden, wie sie leben wollen. Und selbst in den Demokratien Amerikas und Europas werden die mühsam erkämpften Freiheiten zunehmend infrage gestellt.
Was die Welt besser macht: Gerechtigkeit (3/3)
Gerechtigkeit ist einer der wichtigsten Schlüssel für eine bessere Welt – ohne sie kommt es fast unweigerlich zu Konflikten, ist ein Leben in Frieden und Freiheit schwer vorstellbar. Es geht um den Ausgleich zwischen Arm und Reich, gebildet und ungebildet, Mann und Frau, um Wahlrecht und vieles mehr. Aber Gerechtigkeit ist kompliziert und bedeutet nicht unbedingt, dass alle gleich behandelt werden. Was braucht es also für Gerechtigkeit? Und stimmt der weitverbreitete Eindruck, dass die Welt immer ungerechter wird? Damit befasst sich Mirko Drotschmann in der letzten Folge der "Terra X"-Reihe.
Mirko Drotschmanns Spurensuche beginnt in der Steinzeit – und zeigt, dass ein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn für die Jäger und Sammler überlebenswichtig war. Selbst nach der Sesshaftwerdung legten Menschen noch lange Wert darauf, soziale Unterschiede zu vermeiden – darauf deuten Funde aus Çatalhöyük hin, der ersten Großsiedlung der Weltgeschichte, die vor mehr als 9.000 Jahren im heutigen Anatolien entstand. Trotzdem setzten sich mit Ackerbau und Viehzucht allmählich Hierarchien durch – mit neuen Unterschieden zwischen Herrschern und Untertanen, Armen und Reichen, Männern und Frauen. Im Römischen Reich sorgten Rechte für Gerechtigkeit, vor dem Gesetz sollten alle Bürger gleich sein. Im Mittelalter und bis zur Neuzeit wurde Recht mit drakonischen Maßnahmen durchgesetzt. Davon zeugt eine bei Allensbach in Süddeutschland ausgegrabene Richtstätte. Mithilfe historischer Prozessakten erfährt Mirko mehr über die Identität der grausam hingerichteten Straftäter und lernt, dass die Reichen und Mächtigen damals oft ungeschoren davonkommen. Das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit setzte sich erst mit der Aufklärung und der Entstehung der modernen Demokratien in Amerika und Europa durch. Trotzdem mussten manche Bevölkerungsgruppen lange für Gleichberechtigung kämpfen, vor allem Frauen. Mit Unterstützung der Urenkelin von Emmeline Pankhurst, der Anführerin der britischen Suffragetten, zeichnet Mirko Drotschmann den weltweiten Kampf von Frauen für politische Teilhabe nach.
Der Gerechtigkeit folgt Mirko Drotschmann auf drei Kontinenten – von den Hügeln Anatoliens zu den eindrucksvollen Ruinen des antiken Rom bis zum Rockefeller Center in New York. Mithilfe von Verhaltensforschern zeigt er, wie stark der angeborene Gerechtigkeitssinn Menschen von klein auf prägt und welchen Einfluss unterschiedliche Kulturen auf das Gerechtigkeitsempfinden haben. Trotz vieler Fortschritte zeichnet sich die Welt noch immer durch große Ungleichheit aus, vor allem zwischen Arm und Reich. Ob das ungerecht ist und ob man die Welt mit Geld besser machen kann, darüber diskutiert der Wissenschaftsjournalist mit einem Nachfahren des Ölmilliardärs John D. Rockefeller.
"Ohne Gerechtigkeit kein Frieden und auch keine Freiheit." - Zitate aus den Filmen
Was die Welt besser macht: Frieden (1/3)
Mirko Drotschmann über Krieg und Frieden
Krieg sorgt für enorme gesellschaftliche Veränderungen. Der griechische Philosoph Heraklit bezeichnete ihn auch mal als „Vater aller Dinge“. Faktisch bringt er allerdings nur Tod, Leid und Zerstörung. Dabei brauchen wir Frieden für Wohlstand und für Entwicklung. Wir Menschen streben danach, und glücklicherweise leben die meisten von uns auch in Frieden – auch wenn fast immer irgendwo auf der Welt Krieg herrscht.
Dr. Detlef Jantzen zur neuen Qualität von Gewalt seit der Bronzezeit
Archäologe, Landesamt für Kultur- und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern
Aggression ist schon in sehr frühen Zeiten der Menschheitsentwicklung ein Phänomen, das uns begleitet. Aber die Form der Aggression, die ändert sich im Lauf der Zeit. Zu Anfang ist es mehr der Konflikt zwischen einzelnen Menschen. Wir sehen manchmal auch Überfälle auf bestimmte Menschengruppen, auf Siedlungen. Das gibt es alles schon. Aber am Beginn der Bronzezeit wird das Ganze offensichtlich dann noch mal professionalisiert. In der Bronzezeit entstehen auch die ersten Waffen, die wirklich nur gegen Menschen einsetzbar sind.
Dr. Markus Hirte zur Idee des "gerechten Krieges"
Rechtshistoriker, Friedrich-Schiller-Universität Jena
Wichtig für einen gerechten Krieg ist nach Augustinus, dass er dem Frieden dienen muss. Es muss einen rechtmäßigen Grund geben, beispielweise die Verteidigung gegen einen Angriffskrieg. Ein gerechter Krieg nach Augustinus muss von einer rechtmäßigen Autorität, von einem Kaiser oder Gott, befohlen, angeordnet worden sein. Und der Soldat, der in diesen Krieg zieht, auch als Christ, muss diesen Krieg als Friedensdienst begreifen können, also kein unnötiges Leid verursachen, weil am Ende der Frieden aller stehen soll.
Prof. Jörn Leonhard zum Westfälischen Frieden von 1648
Historiker, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Er ist der erste Frieden, der aus einem großen europäischen Botschafterkongress entsteht. Es ist der Friedenskongress, mit dem das moderne Konzept der Souveränität entsteht, des Prinzips von gleichrangigen Staaten, die untereinander versuchen, eine stabile Friedensordnung zu begründen.
Prof. Ute Habel zum Einfluss von Genen auf Gewalt
Psychologin an der Uniklinik der RWTH Aachen
Gene haben einen recht hohen Anteil an unserem Verhalten: Man kann in Untersuchungen zeigen, dass der genetische Anteil daran bei 50 bis 60 Prozent liegen kann. Das ist sehr hoch. Aber Aggression ist ein komplexes Konstrukt, wo viele Einflussfaktoren wirken. Umweltfaktoren sind da ein ganz, ganz wichtiger Baustein.
Achim Steiner zur Zukunft des Friedens
Ökonom und UN-Untergeneralsekretär New York
Wir sollten die Fähigkeit, Frieden zu schaffen, nicht gleichsetzen mit einem idealisierten Weltbild, dass alle Menschen sich lieb haben und verstehen. Es wird nie dazu kommen, weil es natürlich unterschiedliche Interessen gibt. Nur das Traurige ist und was mir im Grunde auch sehr viel Sorge macht: Wir leben heute im 21. Jahrhundert. Die Fähigkeit, mit Waffen wirklich das gesamte Leben auf der Erde zu zerstören, liegt heute in der Hand der Menschheit. […] Ich glaube, wir müssen uns immer stärker darauf konzentrieren: Was sind wir eigentlich bereit, in Frieden zu investieren?
jersti Fløgstad zum Friedensnobelpreis und zur Zukunft des Friedens
Direktorin des Nobel-Friedenszentrums, Oslo
Der Friedensnobelpreis hebt Mittel und Wege zum Frieden hervor. Aber er kann nichts an der Polarisierung und am Extremismus ändern, die wir auf der Welt beobachten. Deshalb denke ich, dass der Preis heute wichtiger ist denn je. Wir brauchen gute Vorbilder, die erfolgreich für Frieden kämpfen.
Wir dürfen die Hoffnung auf mehr Frieden nicht aufgeben. […] Die meisten Menschen wollen Frieden – wir müssen also wirklich weiter über Frieden sprechen. Das mag naiv klingen, aber ich glaube, dass die Alternative schlechter ist.
Prof. Håvard Hegre zu den Gefahren von KI für den Frieden
Direktor des Violence Early-Warning Systems am Peace Research Institute Oslo
Die Welt ist heute nicht gewalttätiger als zu den schlimmsten Zeiten der Menschheitsgeschichte. Selbst wenn Innovationen für Gewalt genutzt werden können, sind sie nicht unbedingt mit mehr Gewalt verbunden. Es liegt an uns Menschen, wie wir diese Werkzeuge einsetzen.
Was die Welt besser macht: Freiheit (2/3)
Mirko Drotschmann zur Freiheit
Was sind wir bereit, für die Freiheit zu erleiden – für uns und für andere? Im Lauf der Geschichte haben viele Menschen diesen Kampf mit ihrem Leben bezahlt oder ihre eigene Freiheit geopfert.
Frei zu sagen, was man denkt, frei zu entscheiden, wie man lebt und was man glauben möchte – alle diese Menschenrechte erscheinen uns heute völlig selbstverständlich, aber es musste hart für sie gekämpft werden
Dr. Markus Hirte zur Leibeigenschaft
Rechtshistoriker, Friedrich-Schiller-Universität Jena
Der Leibeigene war persönlich stark abhängig – auch in Formen, die wir uns heute gar nicht mehr vorstellen konnten. Man durfte sein Dorf, seine Scholle nicht einfach verlassen, man durfte nicht mal heiraten, wen man wollte. Man musste Dienste leisten, Frondienste, bei der Aussaat mithelfen, auf dem Fronhof des Herrn oder bei der Ernte. Man musste jährliche Zahlungen leisten und – ganz besonders fremd aus heutiger Sicht –: Es gab zum Beispiel ein Kopfgeld. Wenn man gestorben ist, musste selbst dafür dann noch eine Abgabe an den Herren geleistet werden.
Emily Naish zur Magna Carta
Sammlungsleiterin Salisbury Cathedral, England
Die Magna Carta hat sich zum Symbol für soziale Gerechtigkeit und persönliche Freiheiten entwickelt. Ihre Ideen haben Verfassungen auf der ganzen Welt beeinflusst – und auch die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von 1948. Sie ergänzte die Freiheiten der Magna Carta um die Meinungsfreiheit, die Religionsfreiheit und andere Rechte.
Thomas T. Müller zu den Folgen des Bauernkrieges
Historiker, Leiter Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt
Ich glaube, ein wichtiger Aspekt ist, dass man sich nicht nur bei den Bauern, sondern generell beim einfachen Menschen, also beim einfachen Untertanen, bewusst wird, welche Macht man haben kann, wenn man gemeinsam agiert. Das spielt eine große Rolle. Und das ist auch eine Lektion, die die Obrigkeit lernt aus dieser Sache: dass man den Freiheitswillen nicht unendlich unterbinden kann.
Prof. John-Dylan Haynes über den freien Willen
Neurowissenschaftler, Charité Berlin
Über Jahrtausende haben Menschen geglaubt, dass unsere Willensprozesse, unsere Denk- und Entscheidungsprozesse unabhängig sind vom Gehirn, dass wir quasi eine Seelenwelt haben, die mit der körperlichen Welt unseres Gehirns relativ wenig zu tun hat. Die moderne Hirnforschung hat aber gezeigt, dass unsere Entscheidungsprozesse aus der Hirnaktivität erklärbar sind. Wir können also sehen, wie ein Wille im Gehirn angebahnt wird. Und deswegen ist der Wille nicht frei von unserem Gehirn, sondern wird durch die naturgesetzlichen Prozesse im Gehirn realisiert.
Daniel Schönpflug zur gescheiterten Revolution von 1848
Historiker, Freie Universität Berlin
Trotzdem war diese Revolution nicht folgenlos. In Deutschland kann man das vor allen Dingen gut beobachten, wenn man sich die Verfassung des Deutschen Reichs von 1871 anguckt. So viele Grundsätze der Paulskirchenverfassung finden sich in dieser ersten Reichsverfassung wieder. Und man kann sagen, da ist wirklich ein Erbe geschaffen worden, was über 1871 in die Weimarer Republik und bis in die Bundesrepublik weiterwirkt.
Prof. Daniel Schönpflug zur Zukunft der Freiheit
Historiker, Freie Universität Berlin
Die Revolution von 1989 ist in gewisser Weise immer noch nicht vorbei, obwohl es ja jetzt mehr als 30 Jahre her ist. Und das liegt vielleicht auch daran, dass wir heute deutlich bessere Mechanismen der Krisenbewältigung haben. Dadurch sind Revolutions- und Veränderungsfolgen vielleicht nicht mehr so krass, aber sie dauern eben auch länger. Und so müssen wir uns vielleicht noch auf einige Jahre grundlegender Veränderungen einstellen.
Marc Morial zur Freiheit
Amerikanischer Bürgerrechtler und Präsident der National Urban League, New York City
Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden gehen Hand in Hand, weil sie für eine Vision der Gesellschaft stehen, in der wir leben wollen: eine freie Gesellschaft, eine gerechte Gesellschaft, eine friedliche Gesellschaft.
Ich bin sehr optimistisch, was Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie angeht. Aber ich bin auch sehr beunruhigt und besorgt über Bewegungen zum Autoritarismus, die man vielerorts beobachten kann, auch in diesem Land. Diese Bewegungen basieren auf Tricks und Täuschungen, auf mächtigen Interessen, die versuchen, den Menschen vorzugaukeln, dass es ihnen wirtschaftlich besser gehen kann, wenn die Macht in den Händen einiger weniger konzentriert ist. In der Geschichte gibt es keinen Beweis dafür, dass autoritäre Regierungen besser für die Menschen arbeiten als freie, gerechte und demokratische.
Was die Welt besser macht: Gerechtigkeit (3/3)
Mirko Drotschmann über Gerechtigkeit
Ohne Gerechtigkeit kein Frieden und auch keine Freiheit. Viele Menschen haben hart für diese Werte kämpft, und es ist wichtig, dass wir sie immer wieder verteidigen. Gerechtigkeit ist ein Urbedürfnis von uns Menschen, und sie hat zum Schutz der Menschenrechte geführt und die Welt besser gemacht.
Prof. em. Carel van Schaik über das Bedürfnis nach Gerechtigkeit
Evolutionsbiologe, Universität Zürich, Department of Anthropology
Dieses Gefühl, diese Emotion, das stark gefühlte Bedürfnis an Gerechtigkeit, das war ein wichtiger Teil des Erfolgsrezepts für die Art Homo sapiens. Ohne diese Emotionen hätten wir nicht überleben können, dann wäre das Projekt Mensch gescheitert.
Prof. Daniel Haun über das angeborene Gerechtigkeitsempfinden
Direktor am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Leipzig
Das Erste, was passiert, ist, dass Kinder ein Gefühl der Ungerechtigkeit empfinden, wenn sie selbst benachteiligt werden. Das ist etwas, das taucht sehr früh auf und, soweit wir wissen, auch in allen Kulturen der Welt. Das ist eine sehr stabile Ungerechtigkeitsempfindung. Dann kommt eine zweite Stufe dazu, in der Kinder anfangen, Ungerechtigkeit dann zu empfinden, wenn sie mehr bekommen als jemand anders. Und dann kommt noch mal die dritte Stufe, wo es bestimmte Gerechtigkeitsnormen gibt, die aus der Gesellschaft kommen, in der die Kinder leben, wo Gerechtigkeit zum Beispiel von der Leistung, vom Bedürfnis abhängen kann.
Dr. Rainer Brüning über die unterschiedliche Anwendungen des Rechts in der Frühen Neuzeit
Historiker, Landesarchiv Baden-Württemberg
Recht und Gerechtigkeit sind in der Frühen Neuzeit zweierlei Maßstäbe, das ist klar. Mit der Rechtsprechung haben wir die Normen. Aber man muss sehen, dass sie unterschiedlich angewendet werden. Ich konstruiere ein Beispiel: Wenn ein Adeliger ein einfaches Bauernmädchen vergewaltigt, wird das höchstwahrscheinlich für ihn gar keine Folgen nach sich ziehen. Einem einfachen Handwerker dagegen wird der Prozess gemacht. Wir haben zwar die Normen, aber die soziale Realität ist eine vollkommen andere.
Prof. Helen Pankhurst über die Gleichberechtigung
Philosophin und Urenkelin der Frauenrechtlerin Emmeline Pankhurst
Es ist wunderbar, diese Frauen heute als Vorbilder zu haben. Die Geschichte ist ja sonst stark von Männern geprägt. Aber es gibt immer noch so viel zu tun: von wirtschaftlicher Ungleichheit über Gewalt gegen Frauen bis hin zu kulturellen Faktoren und den Auswirkungen von Social Media.
Joseph Pierson über den gegenwärtigen Stand der Gerechtigkeit
Chair of the Rockefeller Brothers Fund Board of Trustees und Nachfahre von John D. Rockefeller
Aus amerikanischer Sicht, gerade mit den aktuellen Problemen unserer Demokratie, würde ich sagen: Das Wichtigste ist, eine Welt zu schaffen, in der jeder Mensch den gleichen Wert hat. Und ich habe das Gefühl, dass wir davon im Moment sehr weit entfernt sind. Und je mehr autoritäre Führer an die Macht kommen, desto unwahrscheinlicher wird es, dieses Ideal von Gleichheit zu erreichen.
"Ein echter Frieden gelingt nur, wenn alle an einem Tisch sitzen": Mirko Drotschmann im Audio-Interview
"Terra X: Was die Welt besser macht"
ZDFmediathek: alle drei Folgen ab Mittwoch, 26. März 2025
Ausstrahlungstermine: Sonntags, ab 30. März 2025, 19.30 Uhr
Verfügbare Audio-O-Töne: Mirko Drotschmann (Transkription)
Fotohinweis
Fotos sind erhältlich über ZDF Presse und Information, Telefon: 06131 – 70-16100, und über https://presseportal.zdf.de/presse/terrax
Weitere Informationen
"Terra X" in der ZDFmediathek: terra-x.zdf.de
"Terra X plus Schule" in der ZDFmediathek: Schule.zdf.de
"Terra X" bei Youtube: youtube.com/c/terra-x
"Terra X plus" bei Youtube: kurz.zdf.de/A26/
"Terra X" bei Facebook: https://facebook.com/ZDFterraX
"Terra X" bei Instagram: https://instagram.com/terraX/