Precht
Richard David Precht im Gespräch mit Eva Illouz
In der "Precht"-Ausgabe am Sonntag, 27. Oktober 2024, 23.45 Uhr im ZDF, ist Richard David Precht im Gespräch mit der französisch-israelischen Soziologin Eva Illouz zum Thema "Frustierte Gesellschaft – wie Gefühle die Politik bestimmen".
Seit mehr als zehn Jahren und in mittlerweile 73 Ausgaben sucht Richard David Precht zusammen mit einem prominenten Gast aus Politik, Gesellschaft oder Kultur Antworten auf die großen Fragen unserer Zeit.
- ZDF Mediathek, ab Sonntag, 27. Oktober 2024, 8.00 Uhr
- ZDF, Sonntag, 27. Oktober 2024, 23.45 Uhr
Texte
Precht: Frustrierte Gesellschaft – Wie Gefühle die Politik bestimmen
Sonntag, 27. Oktober 2024, 23.45 Uhr, ZDF
Ab Sonntag, 27. Oktober 2024, 8.00 Uhr, in der ZDFmediathek
Precht
Frustrierte Gesellschaft – Wie Gefühle die Politik bestimmen
Richard David Precht im Gespräch mit Eva Illouz
Produktion: Interscience Film / Gero von Boehm, Christiane von Boehm
Redaktion: Johannes Steinbronn
Leitung der Sendung: Peter Arens
Länge: ca. 43 Minuten
Unerfüllte Hoffnungen erzeugen Enttäuschung und Wut. Wütende Gesellschaften wählen extreme Parteien. Darüber diskutiert Richard David Precht mit der israelisch-französischen Soziologin Eva Illouz.
In liberalen Gesellschaften vermehren sich nach und nach die Rechte und Freiheiten für die Menschen. Damit steigen auch ihre Ansprüche an sich und die Institutionen. Werden diese nicht erfüllt, kommt es erst zur Enttäuschung, dann zu Neid, Zorn und Wut.
Noch nie habe der Mensch so hohe Erwartungen an sein Leben gestellt wie heute, sagt Eva Illouz, die sich in ihren Büchern immer wieder mit Gefühlen beschäftigt hat. Überall – in Filmen oder TV-Shows – werde suggeriert, dass wir im Leben alles erreichen können, wenn wir es nur entschieden genug wollen. Bleiben diese Ansprüche jedoch unerfüllt, halte man sich oft selbst für nicht gut genug und kämpfe mit der eigenen Scham. Eine explosive Stimmung, so Illouz. Die Wahrnehmung widersprüchlicher Kräfte, die am modernen Menschen zerren, schlage in der gegenwärtigen Gesellschaft immer schneller um in Wut und Zorn. Zugleich flüchten sich Menschen immer häufiger in eine Opferrolle.
Zwischen Wut und Opferempfindung
Die Spannung zwischen diesen beiden Polen – zwischen Wut und Opferempfindung – bestimmen die modernen Gesellschaften. Die Folge ist laut Eva Illouz die Eskalation der Empfindlichkeiten. Die kleinste Kränkung oder Ungerechtigkeit wird auf eine höhere Ebene transferiert und gewinnt eine Bedeutung, die sich von der ursprünglichen Intention weit entfernt hat.
Einer solchen Gesellschaft, folgert Precht, fehle dann auch die Fähigkeit zur Resilienz. Und wenn sich jeder, der sich kritisch äußert, dafür schämen soll, komme es zur Gegenreaktion. Ist man nicht bereit, sich abkanzeln zu lassen, reagiert man mit einem trotzigen Stolz.
Sind das Zeichen einer dysfunktionalen Kommunikation, die die Gesellschaft unnachgiebiger, aggressiver und auch gewaltbereiter macht?
Info zu Gesprächsgast Eva Illouz
Eva Illouz, Professorin für Soziologie und Anthropologie an der Hebräischen Universität Jerusalem, analysiert in ihrem neuen Buch "Explosive Moderne" den Einfluss der modernen Konsum- und Mediengesellschaft auf die Gefühle des Menschen.
Übersicht über die bisherigen "Precht"-Sendungen im ZDF
Datum | Thema | Gast | ||
02.09.2012 | Skandal Schule – Macht Lernen dumm? |
| Gerald Hüther | |
07.10.2012 |
| Gefährliche Freiheit | Mathias Döpfner | |
28.10.2012 | Was ist gerecht? | Christian Lindner | ||
09.12.2012 | Dürfen wir Tiere essen? | Robert Spaemann | ||
08.04.2013 | Der getunte Mensch – Wie perfekt wollen wir sein? | Juli Zeh | ||
13.05.2013 | Wer ist schuld an den Schulden? | Jean-Claude Juncker | ||
23.06.2013 | Ende der Geheimnisse: Die gläserne Gesellschaft | Marina Weisband | ||
08.09.2013 | Politik ohne Plan – Wer denkt an die Zukunft? | Harald Welzer | ||
20.10.2013 | Gute Kriege, schlechte Kriege? | Daniel Cohn-Bendit | ||
03.11.2013 | Das Böse im Menschen | Ferdinand von Schirach | ||
16.02.2014 | 1914/2014 – Lernen wir aus der Geschichte? | Christopher Clark | ||
08.06.2014 | Kampfzone Nationalstaat – Brauchen wir noch | Klaus von Dohnanyi | ||
27.07.2014 | Affenliebe – Wo ist die Grenze zwischen Mensch und Tier? | Hans Werner Ingensiep | ||
07.09.2014 | Big Data – Wer kontrolliert die digitalen Supermächte? | Gabor Steingart | ||
19.10.2014 | Die Zukunft der Arbeit – Macht das Netz arbeitslos? | Sascha Lobo | ||
30.11.2014 | Von deutschem Wesen – Soll durch uns die Welt genesen? | Jakob Augstein | ||
01.02.2015 | Heimatliebe – Fremdenhass. Wie gefährlich ist konservatives Denken? | Christoph Schwennicke | ||
26.04.2015 | Wann kommt der Kommunismus? – Über linke Utopien | Sahra Wagenknecht | ||
14.06.2015 | Rasender Stillstand – Beschleunigen wir uns zu Tode? | Helmut Rosa | ||
13.09.2015 | Welt in Bewegung – Die Flüchtlinge und wir | Rupert Neudeck | ||
11.10.2015 | Europa – Kaputte Gemeinschaft? | Joschka Fischer | ||
29.11.2015 | Wozu Glauben? | Feridun Zaimoglu | ||
31.01.2016 | Komplexe Welt – Ratlose Menschen | Alexander Kluge | ||
03.04.2016 | Unsere ungerechte Gesellschaft | Heinz Bude | ||
22.05.2016 | Gutes Deutschland – Böse Kriege: Wie bedroht sind wir? | Herfried Münkler | ||
04.09.2016 | Achtung Europa! – Warum immer mehr Menschen der Politik misstrauen | Martin Schulz | ||
16.10.2016 27.11.2016 | Geld regiert die Welt Herrschaft der Zahlen – Ist alles vermessbar? | Marcel Fratzscher Harald Lesch | ||
05.02.2017 | Verlust der Mitte – Wohin driftet unsere Gesellschaft? | Nikolaus Blome | ||
19.03.2017 | Wie natürlich ist unsere Natur? | Andrea Wulf | ||
21.05.2017 | Ewige Kriege – Warum die Völker keinen Frieden finden | Harald Kujat | ||
10.09.2017 | Markt und Moral - Der Zustand unserer Wirtschaft | Edzard Reuter | ||
12.11.2017 03.12.2017 | Wozu braucht der Mensch Religion? Angst vor dem Fremden? | Seyran Ates Ilija Trojanow | ||
04.02.2018 | Betreutes Leben – Wie uns Google, Facebook und Co beherrschen | Udo Di Fabio | ||
08.04.2018 | Verschwörungstheorien – erfundene Wahrheiten? | Harald Lesch | ||
06.05.2018 | Wie aktuell ist Karl Marx? | Gregor Gysi | ||
16.09.2018 | Die Zukunft von Mann und Frau | Svenja Flaßpöhler | ||
07.10.2018 | Ist die Erde noch zu retten? | Hans Joachim Schellnhuber | ||
16.12.2018 | Frisst der Kapitalismus die Demokratie? | Robert Habeck | ||
31.03.2019 | Populismus – Ende der Demokratien? | Francis Fukuyama | ||
28.04.2019 | Mehr Fortschritt, mehr Wohlstand, mehr Glück? | Juli Zeh | ||
30.06.2019 | Der Kalte Frieden – Russland und der Westen | Horst Teltschik | ||
15.09.2019 | Revolution für das Klima – Eine Generation steht auf | Carla Reemtsma | ||
20.10.2019 | Künstliche Intelligenz – Herrschaft der Maschinen? | Jürgen Schmidhuber | ||
24.11.2019 | Deutschland ein geteiltes Land? | Ingo Schulze | ||
15.03.2020 | Ökonomie und Ökologie – Ein Widerspruch? | Maja Göpel | ||
24.05.2020 | Verändert Corona unsere Gesellschaft? | Andreas Reckwitz | ||
05.07.2020 | Ist konservativ die Zukunft? | Diana Kinnert | ||
20.09.2020 | Schöne neue Medienwelt – Wer hat die Meinungsmacht? | Rezo | ||
25.10.2020 | USA und der Westen – Wie bedroht sind unsere Demokratien? | Josef Joffe | ||
29.11.2020 | Utopien – Rezepte für die Zukunft? | Harald Welzer | ||
14.03.2021 | Was darf der Staat? Die Grenzen der Freiheit | Wolfgang Kubicki | ||
09.05.2021 | Moral und Macht in Zeiten des Umbruchs | Alena Buyx | ||
06.06.2021 | Sind unsere Städte noch zu retten? | Burkhard Jung | ||
19.09.2021 | Kapitalismus – Gefahr für die Natur? | Eva von Redecker | ||
24.10.2021 | Unser Wald – Klimaretter oder Klimaopfer? | Peter Wohlleben | ||
28.11.2021 | Sensibilisieren wir uns zu Tode? | Svenja Flaßpöhler | ||
30.01.2022 | Allmacht und Ohnmacht: unser digitales Lebensgefühl | Hartmut Rosa | ||
27.02.2022 | Demokratie: Müssen wir sie retten? Oder rettet sie uns? | Roger de Weck | ||
15.05.2022 18.09.2022 23.10.2022 20.11.2022 12.02.2023 26.03.2023 04.06.2023 17.09.2023 29.10.2023 10.12.2023 04.02.2024 10.03.2024 19.05.2024 22.09.2024 |
| Zeitenwende? – Die Welt nach dem Kriegsschock Das Herrentier – Herkunft und Zukunft der Menschheit Keine Zeit fürs Klima – Moral im Zwiespalt Die störanfällige Welt – Wie leben wir mit Risiken? Die neue Weltordnung – Wie umgehen mit China? Die multipolare Welt – Neue Rollen, neue Konflikte Kein Platz mehr für den Menschen – Macht KI uns überflüssig? Kampf der Identitäten – was wird aus unseren Demokratien? Bessere Schulen – Wie gelingt gute Bildung für alle? Zerrissene Welt – Zwischen Werten und Interessen Zurück in die Zukunft! Wohin steuern wir die Welt? Woke – Wege zur Gerechtigkeit Wer rettet die Menschenrechte? USA vor der Wahl – Ist der Liberalismus gescheitert | Ivan Krastev Jane Goodall Luisa Neubauer Ortwin Renn Frank Sieren Pankaj Mishra Mercedes Bunz Omri Boehm Andreas Schleicher Ivan Krastev Florence Gaub Susan Neiman Manfred Nowak Patrick Deneen |
"Gespräche, die nach Erkenntnis streben" – Vorwort von ZDF-Hauptredaktionsleiter Prof. Peter Arens
Vor zehn Jahren, als seine Sendung in Nachfolge des "Philosophischen Quartetts" mit Peter Sloterdijk und Rüdiger Safranski im ZDF startete, haben wir ihn in der Pressemappe noch näher beschreiben wollen – als einen "bürgernahen, sichtbaren, engagierten Intellektuellen", der "anschaulich über die schwierigsten Fragen unseres Lebens" zu schreiben vermag. Wir brachten den Bestsellerautor ins Fernsehen – mit einer regelmäßigen Sendung sonntagnachts. Auch dieser Präsenz ist es zu verdanken, dass Richard David Precht heute jedem intellektuell und politisch interessierten Menschen in Deutschland ein Begriff ist.
Dass er es auch im Bewegtbildmedium als Host schaffen würde, davon waren Gero von Boehm und ich damals überzeugt. Zu offensichtlich waren Richard David Prechts Begabung und sein Wille, die spannenden Fragen unserer Existenz mit hochkarätigen Gästen verständlich zu klären – auf hohem gedanklichen Niveau, aber in klarer Sprache, wie wir es in der angelsächsischen Welt so oft bewundern. Ich denke, das ist ihm und uns gelungen – mit einer Zuschauerakzeptanz, die in diesen zehn Jahren trotz aller Transformationen unserer Branche konstant geblieben ist.
In einem Format, das visuell hochwertig und zugleich in seinen produktionellen Mitteln einfacher kaum vorstellbar ist: zwei Gesprächspartner, in einer Studio-Totalen und nahen Close ups, bei blauschwarzem Licht. Nur die Gesichter sollen wirken, nur die Gedanken, die zwischen den Köpfen hin und her fliegen. Unser Ziel war und ist es, in einer Dreiviertelstunde ein Thema gründlich auszuleuchten, mit einem Gast, der anders als in vielen Talkshows nicht für eine Partei oder Lobby sprechen muss, sondern der frei für seine individuelle Welt eintreten darf. Nicht eine Debatte wollten und wollen wir, die kämpferisch Argument an Argument reiht, sondern ein Klärungsgespräch, das nach Erkenntnis strebt. Wir haben Ästhetik und Aussagewunsch unserer Sendung nie verändern müssen, obwohl gerade in den vergangenen zehn Jahren die digitalen Medien schier explodiert sind, in zahllose Kanäle und Podcast-Formate.
Andere, womöglich einengende Formatvorgaben haben wir nicht. Eher immer wieder offene Fragen, aber das macht es ja auch so spannend sechsmal im Jahr: Sollen wir uns noch einmal polarisierender Themen wie Diversity oder der gesellschaftlichen Spaltung annehmen? Welche Fragen bringen neue Perspektiven? Und wie sehr ist Richard David Precht Gastgeber, der Fragen stellen soll, oder wann würde er lieber Antworten geben? Liegt unsere redaktionelle Erfüllung im emotionalen Streitgespräch, wenn Richard David Precht und sein Gast über Kreuz liegen, oder sympathisieren wir mit zwei ähnlichen Haltungen, die sich klug und raffiniert in funkelnde, neue Gedankengefilde hoch wirbeln? Im Team sind wir darin übereingekommen, dass wir am Ende überrascht davon werden wollen, worin die philosophische Reise nach gut 45 Minuten mündet. "Denken live" hat Gero von Boehm damals vor der Premiere als Formatziel ausgegeben. Der Sendung liegt ein offener Arbeitsprozess zugrunde, und das hat sich bewährt.
Auf keinen Fall darf ich in diesem kleinen Jubiläums-Vorwort Präferenzen durchscheinen lassen, was vergangene Sendungen und Gäste betrifft. Denn Juli Zeh, Harald Welzer, Svenja Flaßpöhler, Gerald Hüther, Marina Weisband, Andreas Reckwitz, Maja Göpel oder Robert Habeck haben uns natürlich alle enorm bereichert, manche sogar mehrfach. Wenn ich mich dennoch traue, dann weil ich um die Souveränität meines Kriteriums weiß, und weil wir in Zukunft hier noch experimenteller werden wollen. Mit den beiden Politikwissenschaftlern, dem Amerikaner Francis Fukuyama ("Identity") und dem Bulgaren Ivan Krastev ("Das Licht, das erlosch"), hatten wir zwei Gäste, die unserem Format ungewöhnliche, internationale Perspektiven beschert haben. Es hat uns unendlich gefreut, dass gerade diese beiden Sendungen in englischer Sprache erfolgreich waren. Dass gerade Ivan Krastev die höchste Quote aller "Precht"-Sendungen bis heute überhaupt erzielt hat, war eine wohlverdiente Sensation – die zeigte, dass unsere Zuschauerinnen und Zuschauer ein Gespür dafür haben, wenn Besonderes geschieht, auch wenn es erst am Sonntagabend gegen 23.45 Uhr stattfindet.
In Zukunft wollen wir produktionell noch flexibler werden und unser "Precht"-Forum noch weiter öffnen, hin zu international renommierten Köpfen. Wenn diese aus terminlichen oder geografischen Gründen nicht zu uns kommen können, werden wir in Schaltgesprächen digital zu ihnen gehen, gleich wo in der Welt wir sie antreffen. Hauptsache, sie haben etwas zu sagen. Denn dass die philosophische Vertiefung wichtiger Fragen durch Fachleute und Autoritäten in unserer zunehmend verstörenden Welt immer relevanter wird, davon sind wir überzeugt.
Professor Peter Arens,
Leiter der ZDF-Hauptredaktion Geschichte und Wissenschaft
"Ein Pfad des Wissens" – Statement von Produzent Gero von Boehm
Es begann mit einem Test: Ich hatte gerade den Bestseller "Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?" gelesen und war beeindruckt, mit welcher Leichtigkeit bei gleichzeitigem Tiefgang der Autor den Leser an die großen philosophischen Fragen heranführte: Was ist Wahrheit? Woher kommen wir? Kann ich wollen, was ich will? Ich wollte den Verfasser kennenlernen, ihn befragen und auch testen, wie er sich vor der Kamera verhalten würde. Im Hinterkopf hatte ich eine Idee. Also lud ich ihn in meine Sendung "Gero von Boehm begegnet" bei 3sat ein. Im tiefsten Winter des Jahres 2008 spazierten wir durch den Tierpark Berlin-Friedrichsfelde sprachen über das Paarungsverhalten der Greifvögel, die Schönheit von Fischen, und über sein Aufwachsen in einer linken Familie, die als bundesdeutsche ausschließlich Urlaub in der DDR machte. Als ich nach seinem Weltbild fragte, meinte er, das sei noch lange nicht abgeschlossen. Und ich dachte: Das ist tatsächlich der richtige Gastgeber für eine Philosophie-Sendung im Fernsehen. Der Test war bestanden.
Auch das ZDF war überzeugt vom Potenzial der Idee, und ein Jahr später machten wir eine Pilot-Sendung, dann noch eine und noch eine – bis das Konzept schließlich stand: Sehr puristisch, sehr intim, gedimmtes, genau austariertes Licht, zwei Menschen im Gespräch, fast wie nachts an einer Hotelbar. Ein projizierter Hintergrund, Lichtpunkte, die wie Autoscheinwerfer aus dem Dunkeln aufblitzen. Der Titel ganz einfach: "Precht". Man sieht dem Namensgeber und seinem Gast beim Denken zu. So sind auf diese Weise in den zehn Jahren "Precht" viele originelle Gedanken entstanden, oft wird in der Sendung kontrovers diskutiert, aber es werden vor allem auch Zusammenhänge klar. Ein Pfad des Wissens ist so über die Jahre entstanden. Die reinen Philosophie-Themen sind inzwischen in den Hintergrund getreten. Das immer komplizierter werdende Geflecht des Weltgeschehens, aber auch die sich verändernden Lebensumstände der Menschen verdienen eine tiefere Sicht als sie in der aktuellen Berichterstattung möglich ist. Und die Denk-Angebote aus einer anderen, der philosophischen Perspektive werden von den Zuschauern dankbar angenommen. Meine letzte Frage bei der Begegnung mit Richard David Precht im Winter 2008 lautete: "Glauben Sie, dass man die Welt durch Wissen besser machen kann?" Er sagte: "Ich glaube das nicht, aber ich möchte trotzdem das Meine dazu tun."
Gero von Boehm,
Produzent der Gesprächsreihe "Precht"
Proust'sche Fragen an Precht
Richard David Precht beantwortet anlässlich des zehnjährigen Jubiläums seiner nach ihm benannten philosophischen Gesprächsreihe den Fragebogen, den der französische Schriftsteller Marcel Proust zu seiner Zeit gleich zweimal ausfüllte. Gegenüber dem historischen "Vorbild" kommen im Folgenden allerdings einige Frage-Variationen hinzu.
Was ist für Sie das vollkommene irdische Glück?
Geborgenheit in der Natur
Wo möchten Sie leben?
Unter Freunden
Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?
Die von Menschen, die mir nahestehen.
Ihre liebsten Romanheldinnen/Romanhelden?
Die Kinder von Lamagari
Ihre Lieblingsgestalt in der Philosophie?
William James
Ihre Lieblingsheldinnen/Lieblingshelden in der Wirklichkeit?
Rupert Neudeck
Ihr Lieblingsmaler?
Giorgio Morandi
Ihr Lieblingskomponist?
Wim Mertens
Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einem Menschen am meisten?
Begeisterungsfähigkeit
Ihre Lieblingstugend?
Selbstironie
Ihre Lieblingsbeschäftigung?
All das, was man tut, wenn man eigentlich etwas anderes tun müsste.
Wer oder was hätten Sie sein mögen?
Ein Freund von Kapitän Haddock
Ihr Hauptcharakterzug?
Ich schlafe gut.
Was schätzen Sie bei Ihren Freundinnen und Freunden am meisten?
Die Freundschaft
Ihr größter Fehler?
Wo soll ich anfangen…?
Ihr Traum vom Glück?
Ich träume nicht vom Glück, aber ich genieße es, wenn es sich einstellt.
Was wäre für Sie das größte Unglück?
Wenn die Menschheit nicht nur sich selbst ausrottete, sondern zudem alles nicht-menschliche Leben auf unserem schönen Planeten.
Ihre Lieblingsfarbe?
Mintgrün
Ihre Lieblingsblume?
Der Jacaranda-Baum
Ihr Lieblingsvogel?
Der Philippinenadler
Ihre Lieblingsschriftstellerin/Ihr Lieblingsschriftsteller?
Lloyd Alexander, Robert Musil, Antonio Lobo Antunes
Ihre Lieblingsheldin, ihr Lieblingsheld bei "Asterix"?
Gutemine
Ihr Lieblingszitat aus "Asterix"?
"Zuletzt haben wir uns im Karnutenwald gesehen beim Treffen zu alternativer Magie."
Was verabscheuen Sie am meisten?
Opportunismus
Welche geschichtlichen Gestalten verachten Sie am meisten?
Die ohne Mut und Vernunft
Welche militärischen Leistungen bewundern Sie am meisten?
Scharpings Sieg bei Pilati
Welche Reform bewundern Sie am meisten?
Die wirklich weitsichtigen und die, die nicht einfach nur durch mehr Geld begangen werden.
Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?
Singen können.
Wie möchten Sie sterben?
Im Gehen in der Natur
Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?
Der Fatalismus nimmt zu.
Ihr Motto?
Wir irren vorwärts!
Biografische Angaben zu Richard David Precht
Richard David Precht, Jahrgang 1964, ist Philosoph, Publizist und Buchautor. Bekannt geworden ist Precht durch seinen Bestseller "Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?". Weitere Bücher von ihm sind unter anderen: "Jäger, Hirten, Kritiker. Eine Utopie für die digitale Gesellschaft", "Tiere denken. Vom Recht der Tiere und den Grenzen des Menschen", "Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens: Ein Essay", "Von der Pflicht. Eine Betrachtung". Zudem verfasste er eine vierbändige Geschichte der Philosophie. 2022 ist das Buch "Freiheit für alle. Das Ende der Arbeit, wie wir sie kannten" erschienen.
Richard David Precht ist Honorarprofessor für Philosophie an der Leuphana Universität Lüneburg sowie Honorarprofessor für Philosophie und Ästhetik an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin.
2013 erhielt Precht für seine gleichnamige ZDF-Sendung den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie "Besondere Leistung".
Die nächsten Sendetermine von "Precht" im ZDF
Die nächsten "Precht"-Ausgaben:
Sonntag, 27. Oktober 2024, 23.45 Uhr, ZDF
Sonntag, 1. Dezember 2024, 23.45 Uhr, ZDF
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