ZDF-Programmschwerpunkt zu "Die Flut – Ein Jahr danach". Foto: ZDF/[F] Getty Images, Ina Fassender; [M] ZDF, Corporate Design

Die Flut – Ein Jahr danach

ZDF-Programmschwerpunkt

Unvorstellbare Wassermassen trafen in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 das Ahrtal in der Eifel. Bei diesem Jahrhundert-Hochwasser in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen starben allein an der Ahr 134 Menschen. Wie konnte es dazu kommen? Wie sieht es ein Jahr nach der Flut-Katastrophe mit dem Wiederaufbau in den betroffenen Gebieten aus? Der ZDF-Programmschwerpunkt "Die Flut – Ein Jahr danach" greift die vielen Fragen auf und bietet eine Bestandsaufnahme mit Rück- und Ausblicken – in der aktuellen Berichterstattung, in Dokumentationen, Gesprächssendungen und mehr.  

  • ZDF, Di., 5. Juli 2022, 20.15 Uhr / Do., 14. Juli 2022, 22.15 Uhr / So. 17. Juli 2022, 9.03 Uhr
  • ZDF Mediathek, Ab Dienstag, 5. Juli 2022, 10.00 Uhr

Texte

"Gute Krisenberichterstattung verlangt eine langfristige Beobachtung"
Statement von ZDF-Chefredakteur Peter Frey zu "Die Flut – Ein Jahr danach"

Ukraine-Krieg, Corona-Pandemie, Flutkatastrophe – Journalismus ist in Krisenzeiten besonders gefordert. Dabei geht es nicht nur um die schnelle Reaktion auf akute Ereignisse. Gute Krisenberichterstattung verlangt eine langfristige Beobachtung, um faktenstark und glaubwürdig zu zeigen: Was ist passiert und was ist noch zu tun? Das ZDF begleitet die vom Hochwasser betroffenen Menschen seit der folgenreichen Nacht im Juli 2021. Wie es den Flutopfern heute geht, wo und warum der Wiederaufbau nur schleppend vorangeht, was Politik und Gesellschaft aus der Katastrophe lernen müssen – all das beleuchtet der ZDF-Programmschwerpunkt "Die Flut – Ein Jahr danach".  

ZDF-Chefredakteur Peter Frey

Übersicht über die ZDF-Sendungen zu "Die Flut – Ein Jahr danach"

Dienstag, 5. Juli 2022, 20.15 Uhr, ZDF
Ab Dienstag, 5. Juli 2022, 10.00 Uhr, in der ZDFmediathek

ZDFzeit: Nach der Flut – Eva Brenner trifft Menschen an der Ahr 

Film von Constanze Viaene

Kamera: Terry Manthey, Lars Schwellnus
Schnitt: Patrick Pardella
Produktion: ZDF Digital/Niels Büngen
Redaktion: Carmen Peter, Caroline Reiher
Leitung der Sendung: Heike Schnaar
Länge: circa 43 Minuten

 

Dienstag, 5. Juli 2022, 21.00 Uhr, ZDF und ZDFmediathek

frontal spezial: Die große Flut – Katastrophe ohne Konsequenzen?

Moderation: Ilka Brecht

Produktion: ZDF
Leitung der Sendung: Ilka Brecht
Länge: ca. 44 Minuten

 

Sonntag, 10. Juli 2022, 18.30 Uhr, ZDF
Ab Samstag, 9. Juli 2022, 18.30 Uhr, in der ZDFmediathek

Terra Xpress: Wenn die Flut kommt – Leben mit dem Wasser

Moderation: Lena Ganschow

Produktion: ZDF
Redaktion: Philip Gölter
Länge: ca. 27 Minuten

 

Donnerstag, 14. Juli 2022, 12.10 Uhr, ZDF und ZDFmediathek

drehscheibe: Ein Jahr nach der Flut – Das Hochwasser und seine Folgen

Produktion: ZDF
Leitung der Sendung: Anna Schilling
Länge: ca. 48 Minuten

 

Donnerstag, 14. Juli 2022, 22.15 Uhr, ZDF
Ab Donnerstag, 14. Juli 2022, 8.00 Uhr, in der ZDFmediathek

Die Flut – Zwischen Wut und Mut
Ein Jahr nach dem Hochwasser

Film von Gert Anhalt, Christoph Warneck, Christine Gloos

Produktion: ZDF Digital/Niels Büngen
Redaktion: Rita Stingl
Leitung der Sendung: Heike Schnaar
Länge: ca. 58 Minuten

 

Donnerstag, 14. Juli 2022, 23.15 Uhr, ZDF und ZDFmediathek

Markus Lanz: Die Flut – Ein Jahr danach

Moderation: Markus Lanz

Produktion: Mhoch2
Redaktion: Susanne Krummacher
Länge: ca. 75 Minuten

 

Sonntag, 17. Juli 2022, 9.03 Uhr, ZDF
Ab Freitag, 15. Juli 2022, 8.00 Uhr in der ZDFmediathek

37°Leben
Kein Zurück – Leben mit der Flut

Produktion: ZDF
Redaktion: Harald Hamm
Länge: ca. 27 Minuten

 

Sonntag, 17. Juli 2022, 9.30 Uhr, ZDF und ZDFmediathek

Katholischer Gottesdienst aus Ahrweiler
Ein Jahr nach der Flut: Zusammenhalten!

Aus der Sankt Laurentius Kirche in Bad Neuenahr-Ahrweiler

Produktion: ZDF
Redaktion: Anne Kathrin Hansen
Länge: ca. 44 Minuten

"Wir berichten bis heute sehr ausführlich und nachhaltig"
Susanne Gelhard, Leiterin des ZDF-Landesstudios Rheinland-Pfalz, über die Arbeit im Ahrtal

Worin lag die besondere Herausforderung für Ihr Team im Landesstudio Rheinland-Pfalz, als sich im zurückliegenden Sommer nach der Flutnacht plötzlich die ganze Dimension des Ereignisses offenbarte?

Am Morgen des 15. Juli 2021 war das Ausmaß der Katastrophe nicht annähernd überschaubar – für niemanden. Unser Team machte sich sofort auf ins Ahrtal nach Schuld, einem der am schlimmsten betroffenen Orte. Wir fanden Bedingungen vor, mit denen Fernseharbeit eigentlich nicht zu machen ist: kein Strom, kein Telefon, kein Internet, keine Straßen. Wir waren technisch um Jahrzehnte zurückgeworfen. Die ersten Schaltgespräche und Bilder aus Schuld wurden mit Mühe in den Sender übertragen, an Live-Berichterstattung war zunächst nicht zu denken. Dabei fehlten die wichtigsten Informationen: Wie viele Verletzte, wie viele Tote gibt es? Die Rede war zunächst von über 1000 Vermissten. Rettungsdienste, Polizei, Politik – alle waren hoffnungslos überfordert, vor Ort ein einziges Chaos. Es dauerte Tage und Wochen, bis sich die Bedingungen einigermaßen normalisiert hatten. Unser kleines Team legte in den folgenden Wochen – wir waren mitten in den Sommerferien – einen Berichterstattungs-Marathon hin. 

Mit anderen Worten: Die Belastung für Ihr Team war groß?

Die Belastung für alle war riesengroß: Wir mussten lange Arbeitstage bewältigen, mit mehrstündigen und komplizierten Anfahrten. Wir erlebten bei unserer Berichterstattung ein in Deutschland nie gekanntes Ausmaß der Zerstörung: 42.000 betroffene Menschen, an die 9000 zerstörte oder beschädigte Häuser, dazu 62 Brücken, zahlreiche Schulen und Kitas, hunderte Kilometer Schiene und Straße. Und es hörte nicht auf: Nach dem Wasser kam der giftige Schlamm, kam der hoch kontaminierte Staub, kamen die Müll- und Schrottberge. Und dazu die ganze Zeit verzweifelte Menschen, die tapfer durchhalten mussten, auch wenn wir wieder weggefahren waren. 

Inwiefern hat Ihnen Ihre langjährige Erfahrung als Korrespondentin im In- und Ausland in der Berichterstattung von der Flutkatastrophe geholfen  es war ja nicht der erste Schauplatz einer Katastrophe, von dem sie berichtet haben?

In meinem Berufsleben habe ich Krieg und Katastrophen erlebt, darunter auch die Flut an Oder und Weichsel in Polen und Überschwemmungen in England. Das hilft natürlich: Man kann Gefahren und Risiken besser einschätzen, Wege und die nötigen Produktionsmittel einplanen, schneller entscheiden, was als nächstes wichtig ist, um überhaupt etwas auf den Sender zu bekommen. Die Flut im Ahrtal war jedoch auch für mich etwas ganz Besonderes, nie Dagewesenes: Es war eine Katastrophe direkt vor unserer Haustür. Das war nicht Bangladesch oder die Anden, kein Kriegsgebiet weit weg – es war 140 Kilometer von der ZDF-Pforte entfernt. Zu Hause in Deutschland hat sich auf einmal angefühlt wie ein Entwicklungsland. 

Längst ist der Wiederaufbau im Ahrtal das eigentliche Thema. In welcher Intensität hat Ihr Landesstudio darüber bisher berichtet, und wie intensiv wird er künftig noch begleitet?

Wir berichten bis heute sehr ausführlich und nachhaltig in allen Formaten und Plattformen über die Katastrophe an der Ahr und über ihre Folgen. Darunter sind auch viele Berichte darüber, was mit den Spenden der ZDF-Zuschauerinnen und Zuschauern geschieht und wo sie ankommen. Gerade jetzt am Jahrestag zeigt sich nicht nur in der aktuellen Berichterstattung, sondern mit zahlreichen auch länger geplanten Reportagen, Dokumentationen und anderen Formaten, welchen wichtigen Platz die Berichterstattung über das Ahrtal im ZDF einnimmt.

Wie geht denn nach Ihrer Beobachtung der Wiederaufbau voran?

Der Wiederaufbau geht nur schleppend voran. Für 9000 von der Flut getroffene Gebäude wurden aus dem Wiederaufbaufonds bisher Gelder für gerade mal ein paar hundert bewilligt. Es mangelt an Handwerkern und Baumaterial, die Menschen sind erschöpft. Es fehlt ein Masterplan für das Tal. Aber es gibt auch Hoffnung: Erste Häuser sind wieder bewohnbar, erste Geschäfte und Kneipen öffnen, Kinder können wieder ihre alten Kindergärten und Schulen besuchen. Das Hochwasser an der Ahr wird unser Landesstudio Rheinland-Pfalz auch in den kommenden Jahren weiter beschäftigen. Wir verstehen es als unsere Aufgabe, regelmäßig und ausführlich zu berichten, auch wenn der erste Jahrestag vorbei sein wird. "Vergesst uns nicht" – das hören wir immer wieder, wenn wir im Ahrtal unterwegs sind. Und das haben wir den Menschen dort versprochen: dass wir berichten werden, nachhaltig und immer wieder.

Interview: Thomas Hagedorn

"Die Flut war ein prägendes Großereignis für unser Studio"
Dorthe Ferber, Leiterin des ZDF-Landesstudios NRW, über bleibende Eindrücke aus den Flutgebieten

Ihr Team hat von Mitte Juli 2021 bis heute immer wieder aus dem Flut-Katastrophengebiet in Voreifel und Eifel berichtet hatte. Ging das auch mal bis an die Belastungsgrenze? 

Vor allem in der ersten Zeit nach der Katastrophe sind wir im Studio in Düsseldorf an die Belastungsgrenzen gekommen. Für die Reporterinnen und Reporter vor Ort war es vor allem der hohe zeitliche Aufwand: Wegen der zerstörten Straßen und Umleitungen konnten die Flutgebiete nur schwer erreicht werden, da reihte sich ein Überstundentag an den nächsten. Auch weil Redakteure in der Regel noch selbst fahren mussten, da wegen der andauernden Pandemiesituation die Fahrt zu dritt im Teamwagen unmöglich war. Das fehlende Handynetz war eine weitere Herausforderung: Teams mussten immer wieder kilometerweit vom Berichtsort wegfahren, um Material abzusetzen, und dann wieder zurück.

Inwiefern hat das Flutereignis und die Folgen Ihr Studio in den zurückliegenden knapp elf Monaten stärker beschäftigt als etwa die Proteste im Hambacher Forst vor drei, vier Jahren?

Die Flut war ein prägendes Großereignis für das Landesstudio Nordrhein-Westfalen, vom Umfang der Berichterstattung noch am ehesten vergleichbar mit einer Katastrophe wie dem Absturz der Germanwings-Maschine. Und da der Wiederaufbau nur schleppend vorangeht, sind wir auch weiterhin regelmäßig vor Ort und berichten von den Schicksalen der Menschen. Zuletzt hat Yaena Kwon gemeinsam mit Angela Ebhardt aus dem Landesstudio Rheinland-Pfalz die "ZDF.reportage: Leben nach der Flut" produziert. Hinzu kommt die politische Dimension: Der Düsseldorfer Untersuchungsausschuss zur Flut hatte auch Auswirkungen auf den nordrhein-westfälischen Landtagswahlkampf. Die Umweltministerin musste zurücktreten, nachdem bekannt wurde, dass sie wenige Tage nach der Flut mit anderen Kabinettsmitgliedern einen Geburtstag auf Mallorca gefeiert hatte. Auch über den fehlenden Hochwasserschutz bei der gefluteten Kiesgrube von Erftstadt-Blessem haben wir ausführlich berichtet. Gut ein Jahr nach der Flut sind noch immer nicht alle Fragen der Verantwortlichkeit beantwortet – dem werden wir weiter nachgehen.

Welche Momente rund um die Berichterstattung über die Flut bleiben besonders in Erinnerung?

Jeder Besuch in den Flutgebieten bedeutet weiter Erschrecken: Das sieht ja immer noch furchtbar aus – vielleicht erwartbar, aber immer wieder verstörend. So mussten zur Landtagswahl Mitte Mai in Stolberg und Swisttal Zelte aufgebaut werden, weil die angestammten Wahllokale auch zehn Monate nach der Katastrophe nicht nutzbar waren. Nahe gehen die Begegnungen mit Menschen, die seit fast einem Jahr improvisieren müssen. Das eigene Haus, zur Hälfte weiter ein Rohbau, aber das Ganze ist inzwischen Alltag: Eltern gehen ihrer Arbeit nach, leben mit der Familie auf engstem Raum und müssen daneben Behördenanträge ausfüllen oder nach Handwerkern suchen. Das zehrt und macht viele wütend. Andererseits ist die große Hilfsbereitschaft sehr berührend. Und die gab es nicht nur im vergangenen Sommer – auch jetzt noch engagieren sich Menschen. So sorgen freiwilligen Helfer in Erftstadt für die Verteilung von gespendeten Baumaterialien. In und nach der Katastrophe gibt es auch viel Anteilnahme – was Flutopfer selbst auch immer wieder hervorheben. 

Interview: Thomas Hagedorn 

"Ich möchte Menschen treffen und rausfinden, was war, was ist und was sein soll"
ZDF-Journalistin Dunja Hayali über zurückliegende Realitätsschocks und neue Erkundungen vor Ort

Sie haben schon kurz nach der Flutkatastrophe eine Spendenaktion für die Flutopfer initiiert und gesagt, dass man nicht begreifen könne, dass das in Deutschland tatsächlich passiert sei. Inwiefern ist das fast ein Jahr danach nun anders: Welche Erkenntnisse lassen sich heute aus der Flutnacht ziehen?

Die Bilder und Geschichten der Zerstörung sind ein Realitätsschock – auch aus journalistischer Sicht. Mir ist immer noch nicht klar, wie das alles hat passieren können, nicht nur aufgrund der ausbleibenden Warnungen. Erkenntnis daraus ist, dass Unwetterwarnungen jetzt präsenter sind und ernster genommen werden. 

Mit dem Blick der journalistischen Beobachterin: Gelangte im Jahr eins nach der Flut genug Hilfe ins Ahrtal? Oder hätte sich die Gesellschaft da noch stärker engagieren können? 

Hier kommt die bittere Erkenntnis in Spiel, die mich zu folgender Frage führt: Wie kann es sein, dass wir die Menschen – trotz all der Spenden, die nicht ankommen, trotz all der Versprechen, die nicht eingehalten werden, offensichtlich allein lassen. Und mit "wir" meine ich ausdrücklich nicht die Zivilgesellschaft, sondern politisch Verantwortliche und bürokratische Hürden.

Und welche Geschichte(n) aus dem Ahrtal halten Sie ein Jahr danach für besonders berichtenswert?

Ehrlich gesagt, jede einzelne. Denn jeder Verlust, jeder Schmerz ist einzigartig und kann nicht wie eine Schablone über andere gestülpt werden. So viel Sendezeit haben wir aber leider nicht. Daher ist es unsere Aufgabe, eher die zu zeigen, die exemplarisch für viele stehen. Aber wer weiß, was uns, was mich vor Ort erwartet. Wir haben ja kein Drehbuch, was wir abarbeiten, sondern wir wollen die Realität zeigen. Ich möchte Menschen treffen und rausfinden, was war, was ist und was sein soll. 

Interview: Thomas Hagedorn

"Eine persönliche Rechtsberatung vor Ort ist nicht zu ersetzen".
ZDF-Rechtsexpertin Sarah Tacke über die Unterstützungsleistungen für die Flutopfer

Die Beantragung staatlicher Gelder fällt vielen Flutgeschädigten weiterhin schwer. Wie können die Betroffenen auch ein Jahr danach noch beraten und unterstützt werden?

Es ist wirklich krass, wie wenig staatliche Hilfe bislang ankommt: Denn mehr als 42.000 Menschen sind von der Flut betroffen, mehr als 9000 Häuser, Wohnungen, Restaurants, Handwerksbetriebe zerstört. Und bis jetzt sind nur 2333 Anträge für Hilfen zum Wiederaufbau gestellt- und nur 1130 bewilligt worden. Das heißt, die allermeisten Geschädigten bekommen aktuell keine staatliche Unterstützung für den Wiederaufbau ihrer Wohnungen und Existenzen. Das hat verschiedene Gründe: Zum einen sind die Anträge extrem kompliziert, außerdem konnten Anträge bislang nur online gestellt werden, und es passt schlicht nicht jedes Schicksal in ein Formular. Die Behörden stellen zwar ausführliche Informationen, zum Beispiel FAQs, zur Verfügung. Gerade bei den individuellen Einzelfragen helfen die aber oft nicht weiter. Deswegen ist es wichtig, eine menschliche Beratung anzubieten: Eine Art Behörden-Lotsen, also persönliche Ansprechpartner, die mit genügend Zeit, Geduld und Expertise auf den Einzelfall schauen und die Antragsteller durch die Bürokratie hindurchführen, wäre dringend nötig.

Lassen sich aus dem Umgang mit der Flutkatastrophe auch neue arbeitsrechtliche Erkenntnisse ziehen – von der Entgeltfortzahlung im Katastrophenfall bis zur Frage, ob der Arbeitgeber Angestellte für den Wiederaufbau freistellen muss?

Die Folgen der Flut stellen sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber vor rechtliche Fragen. Klar ist zwar, dass der Lohn in den ersten Tagen nach der Katastrophe für jemanden, der persönlich vom Hochwasser betroffen und daher unverschuldet verhindert ist, weitergezahlt werden muss. Aber klar ist auch, dass wenige Tage oftmals natürlich nicht ansatzweise reichen, um die Schäden zu beseitigen. Für die Zeit danach bleibt nur eine Freistellung. Je nach Einzelfall dürfte der Arbeitnehmer diese Freistellung verlangen können, aber dann ohne Lohnfortzahlung. Und genau da wird es schwierig: Hier muss man sich fragen, ob das angemessen ist, oder ob es nicht großzügigere Fortzahlungsregeln braucht, damit Arbeitnehmer in Notlagen ihr Einkommen behalten und dennoch Zeit und Kraft für den Wiederaufbau haben. Auch viele Betriebe, also Arbeitgeber, sind von der Flut betroffen gewesen. Für diese konnte das Kurzarbeitergeld die finanziellen Belastungen etwas lindern, wenn sie ihre Angestellten nicht mehr beschäftigen konnten, aber weiterbezahlen mussten.

Wie haben Sie insgesamt die verschiedenen Angebote der Rechtsberatung für die Flutopfer in den vergangenen Monaten wahrgenommen? Was lässt sich daraus für den künftigen Umgang mit den Ansprüchen derer lernen, die von Unwetterereignissen geschädigt wurden?

Die Erfahrungen haben gezeigt: Eine persönliche Rechtsberatung vor Ort ist nicht zu ersetzen. Das reicht von Informationsveranstaltungen, auf denen Menschen Fragen stellen können, bis hin zu individueller Einzelfallberatung. Die Situation nach einer solchen Katastrophe ist absolut überfordernd und die psychische Belastung durch einen riesigen Berg ungeklärter Fragen immens. Gewisse Angelegenheiten, zum Beispiel die Kommunikation mit einer Versicherung, in vertrauenswürdige und professionelle Hände übergeben zu können, bringt zumindest etwas Entlastung. Ganz wichtig ist auch, dass der Staat in Vorleistung geht, wenn Versicherer die Auszahlung von Leistungen verweigern und womöglich langwierige Gerichtsprozesse drohen. Um das durchzustehen, brauchen Menschen, die teilweise alles verloren haben, Unterstützung, nicht nur mental und beratend, sondern auch finanziell. 

Interview: Thomas Hagedorn

ZDFzeit: Nach der Flut – Eva Brenner trifft Menschen an der Ahr 

Dienstag, 5. Juli 2022, 20.15 Uhr, ZDF
Ab Dienstag, 5. Juli 2022, 10.00 Uhr, in der ZDFmediathek

ZDFzeit: Nach der Flut – Eva Brenner trifft Menschen an der Ahr 

Film von Constanze Viaene

Kamera: Terry Manthey, Lars Schwellnus
Schnitt: Patrick Pardella
Produktion: ZDF Digital/Niels Büngen
Redaktion: Carmen Peter, Caroline Reiher
Leitung der Sendung: Heike Schnaar
Länge: circa 43 Minuten

Ein Jahr lang begleitet Eva Brenner drei Familien, deren Leben durch die Flut im Ahrtal auf den Kopf gestellt wurde. Ihre Häuser sind zerstört und müssen wiederhergerichtet werden.

Dabei sind viele Probleme zu bewältigen. Etliche Freiwillige, die aus ganz Deutschland angereist sind, helfen bis heute und beteiligen sich am Wiederaufbau. Die Aufgabe ist schier überwältigend, denn ganze Landstriche sind betroffen.

Die Katastrophe zeigt, dass auch Deutschland verwundbar ist: Wetterextreme nehmen zu und gefährden die Sicherheit in vielen Regionen. Allein im Ahrtal sind durch die Wucht der Flut 134 Menschen ums Leben gekommen, Tausende Gebäude wurden beschädigt oder gar zerstört. Der Wiederaufbau kostet Milliarden und bringt Opfer wie Helfer an ihre Grenzen.

Das spüren auch drei Familien Tag für Tag. Innenarchitektin Eva Brenner steht ihnen nicht nur bei den Sanierungsarbeiten mit Rat und Tat zur Seite – sie hat auch ein offenes Ohr für die seelischen Belastungen, mit denen sie klarkommen müssen. Nicht immer ist absehbar, ob die Betroffenen den Neustart finanziell stemmen können. Die Not ist groß, denn die Flut hat nicht nur die Häuser zerstört.

Bei Familie Schumacher aus Marienthal steht auch die berufliche Existenz auf dem Spiel, denn mit dem Haus ist auch der Winzerbetrieb samt Weinstube in den Fluten versunken. Da kein Versicherungsschutz vorhanden ist und Hilfsgelder nur sehr schleppend ankommen, ist die Frage des Wiederaufbaus noch immer ungeklärt. Familie Lus aus Altenburg und Familie Schäfer aus Reimerzhoven konnten ihre Häuser zumindest teilweise renovieren und so an ihr altes Leben anknüpfen.

Was für die einzelnen Familien gilt, ist auch ein Problem für die gesamte Region: Wann in den zerstörten Gemeinden wieder so etwas wie Normalität herrscht, steht in den Sternen. Landrätin Cornelia Weigand erläutert die Lage im ehemaligen Katastrophengebiet. Die Frage, wo wieder aufgebaut werden darf und wo nicht, ist schwierig zu klären. Aber klar ist jetzt schon, dass alle aus der Katastrophe Lehren ziehen müssen. Außergewöhnliche Überflutungen treten in Deutschland immer wieder – und in Zukunft vermutlich auch häufiger – auf. Um die Folgen besser zu bewältigen, müssen die Infrastruktur angepasst und Katastrophenschutzpläne überarbeitet werden.

frontal spezial: Die große Flut – Katastrophe ohne Konsequenzen?

Dienstag, 5. Juli 2022, 21.00 Uhr, ZDF und ZDFmediathek

frontal spezial: Die große Flut – Katastrophe ohne Konsequenzen?

Moderation: Ilka Brecht

Produktion: ZDF
Leitung der Sendung: Ilka Brecht
Länge: ca. 44 Minuten

Mehr als 180 Tote: Die Flutkatastrophe im Juli 2021 zählt zu den größten Naturkatastrophen in Deutschland seit Jahrzehnten. Die starken Regenfälle brachten vor allem in Westdeutschland Leid und Zerstörung. Sturzfluten verwandelten kleine Bäche in reißende Ströme. Vor allem im rheinland-pfälzischen Ahrtal hinterließen die Wassermassen eine Schneise der Verwüstung.

Der Katastrophenschutz vor Ort kam an seine Grenzen. Der Strom fiel aus. Die Trinkwasserversorgung brach zusammen – ebenso Telefon- und Handynetze. Schnell wurde Kritik laut, dass Deutschland auf so einen Ernstfall schlecht vorbereitet ist. Vor allem die Warnungen vor dem Starkregen seien entweder ganz ausgeblieben oder zu zaghaft gewesen. Ein Jahr nach der Naturkatastrophe ist die Aufarbeitung der Ereignisse längst noch nicht abgeschlossen.

"frontal spezial" ist vor Ort in den Katastrophengebieten, spricht mit Menschen, die auch heute noch um ihre Existenz kämpfen und fragt bei verantwortlichen Politikern nach, ob Deutschland bei der nächsten Naturkatastrophe besser vorbereitet ist.

Terra Xpress: Wenn die Flut kommt – Leben mit dem Wasser 

Sonntag, 10. Juli 2022, 18.30 Uhr, ZDF
Ab Samstag, 9. Juli 2022, 18.30 Uhr, in der ZDFmediathek

Terra Xpress: Wenn die Flut kommt – Leben mit dem Wasser

Moderation: Lena Ganschow

Produktion: ZDF
Redaktion: Philip Gölter
Länge: ca. 27 Minuten

Im Ahrtal stehen viele Betroffene nach der Flutkatastrohe vor existentiellen Fragen: wiederaufbauen oder wegziehen? Welche Versicherung zahlt, wo muss abgerissen, wo darf wieder aufgebaut werden? Was muss passieren, um für die nächste Flut besser gewappnet zu sein?

Nach jedem Hochwasser in Deutschland investierten Bund und Länder Milliarden in Schutzmaßnahmen. Doch am Niederrhein hinkt die Umsetzung teils Jahrzehnte hinter-her. In den Niederlanden geht die Deichsanierung deutlich schneller voran. Mit einem Experten besucht "Terra Xpress" das Nachbarland und fragt, was Deutschland in Sachen Hochwasserschutz von den Niederländern lernen können.

Martin Förster hat Deutschlands erstes Floating Home gebaut. Der Architekt ist ein Pionier des Wohnens auf dem Wasser. Sein Argument: Der Platz an Land ist begrenzt. Die Städte platzen aus allen Nähten. In den Niederlanden entstand das erste schwimmende Dorf in Amsterdam. Auch Großbritannien hat Wasser als zusätzlichen Wohnraum entdeckt. Spektakulärstes Beispiel: Die Amphibienhäuser bei Marlow an der Themse, die bei Hochwasser einfach mit nach oben schwimmen.

Für die Menschen ist Hochwasser seit je her eine elementare Herausforderung. Der Klimawandel mit steigenden Meeresspiegeln und Starkniederschlägen macht sie noch dringlicher. Vom historischen Pfahlbau zum Floating Home: Was lässt sich von den Vorfahren für das Leben mit dem Wasser lernen?

Die Flut – Zwischen Wut und Mut: Ein Jahr nach dem Hochwasser
Dunja Hayali und Sarah Tacke unterwegs an Ahr und Erft

Donnerstag, 14. Juli 2022, 22.15 Uhr, ZDF

Die Flut – Zwischen Wut und Mut

Film von Gert Anhalt, Christoph Warneck, Christine Gloos

Produktion: ZDF Digital/Niels Büngen
Redaktion: Heike Schnaar
Länge: ca. 58 Minuten

Kaum ein Unglück hat uns so erschüttert wie die Flut, die im Juli 2021 Ahrtal, Eifel und Voreifel verwüstete. Wie geht es den Menschen in den betroffenen Gebieten ein Jahr nach der Katastrophe?

Dunja Hayali und Sarah Tacke besuchen die Ortschaften an Ahr und Erft. Sie treffen Menschen, die noch immer unter Verlust und Traumata leiden. Die im Papierkrieg mit Behörden und Versicherungen verzweifeln – aber auch Mut und Hoffnung für die Zukunft schöpfen.

Am 14. Juli 2021 traf eine Unwetterkatastrophe riesigen Ausmaßes Deutschland. In den Bundesländern Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen wurden ganze Orte verwüstet, Brücken, Straßen, Bahnlinien und Häuser zerstört. 184 Menschen starben in Deutschland in den Fluten.

Ein Jahr danach bereisen die ZDF-Reporterinnen Dunja Hayali und Sarah Tacke entlang getrennter Routen die betroffenen Regionen. Sie treffen Flutopfer, Helfer und Verantwortungsträger, informieren sich über den Zustand der zerstörten Gemeinden und stellen Fragen nach politischer und gesellschaftlicher Verantwortung.

Die Gesprächspartner bilden einen Querschnitt der betroffenen Bevölkerung ab. Die Erzählungen sind repräsentativ für tausende individueller Fluterlebnisse und schmerzvolle Verlusterfahrungen – aber auch des Wiederaufbauwillens der leidgeprüften Menschen.

Es ist kein Rückblick, keine Bilanz der Katastrophe, kein Aufguss der Not, sondern eine durchaus emotionale Bestandsaufnahme und ein Ausblick. Was hat die Flut mit Rettern und Geretteten gemacht? Wie kann das Warnsystem verbessert werden? Was hat sich seit Juli 2021 geändert? Der Fokus richtet sich auf die Frage: wie weiter?

Markus Lanz: Die Flut Ein Jahr danach

Donnerstag, 14. Juli 2022, 23.15 Uhr, ZDF und ZDFmediathek

Markus Lanz: Die Flut – Ein Jahr danach

Moderation: Markus Lanz

Produktion: Mhoch2
Redaktion: Susanne Krummacher
Länge: ca. 75 Minuten

Direkt im Anschluss an die Bestandsaufnahme "Die Flut – Zwischen Wut und Mut" rücken auch bei "Markus Lanz" am ersten Jahrestag der Flutkatastrophe deren Folgen in den Fokus. Markus Lanz spricht mit seinen Gästen über den aktuellen Stand des Wiederaufbaus, aber auch über die politischen und gesellschaftlichen Konsequenzen, die sich aus dem verheerenden Ereignis ergeben.

Volle Kanne – Service täglich: Schwerpunkt-Woche und Schwerpunkt-Tag

Anlässlich des ersten Jahrestages der Flutkatastrophe im Ahrtal und anderen Teilen von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen berichtet das "ZDF-Vormittagsmagazin "Volle Kanne – Service täglich" in der Woche von Montag, 11., bis Freitag, 15. Juli 2022, 9.05 Uhr, ausführlich über das Ereignis und seine Folgen. Die "Volle Kanne"-Sendung am Donnerstag, 14. Juli 2022, 9.05 Uhr im ZDF, bietet einen Schwerpunkt zum Thema.

"Volle Kanne" hat in den zurückliegenden Monaten immer wieder einen Blick in die betroffenen Gebiete geworfen und dort Menschen begleitet, die ihre Erfahrungen mit der Flutkatastrophe und deren Folgen geschildert haben. Diese Protagonistinnen und Protagonisten kommen auch in den "Volle Kanne"-Ausgaben rund um den Jahrestag zu Wort. Zum Beispiel in Dorsel, wo einige Menschen, die auf einem Campingplatz lebten, alles verloren haben. "Volle Kanne" erzählt ihre Geschichten und auch die der Retter, die vor Ort im Einsatz waren. "Volle Kanne" blickt dabei auch auf die hoffnungsvollen Momente: So haben zwei Menschen im Ahrtal mitten im Wiederaufbau zueinander gefunden und sich verliebt.

Reporterin Yaena Kwon aus dem ZDF-Landesstudio Nordrhein-Westfalen wird für "Volle Kanne" erneut in der Rureifel unterwegs sein. Sie hat die Menschen dort das ganze Jahr über begleitet und enge Kontakte geknüpft.

Neben den persönlichen Geschichten wirft "Volle Kanne" auch einen Blick auf das große Ganze: Wie geht der Aufbau der Infrastruktur voran, wie läuft die Förderung, kommen alle Gelder an – und was ist mit den Millionen von Spendengeldern mittlerweile passiert?

Und natürlich bietet "Volle Kanne" auch Gespräche im Studio zum Thema – mit Betroffenen, aber auch mit Expertinnen und Experten. Es geht darum, einen Blick zurückzuwerfen, aber auch nach vorne zu schauen, wie es weitergeht – ein Jahr nach der Flut. 

 

"ZDF-Morgenmagazin" und "drehscheibe"

Auch das "ZDF-Morgenmagazin" ist in der Woche von Montag, 11., bis Freitag, 15. Juli 2022, von 5.30 bis 9.00 Uhr auf Sendung und berichtet dann ebenfalls über die ein Jahr zurückliegende Flutkatastrophe und was daraus gelernt wurde.

Auch andere tagesaktuelle ZDF-Magazine wie die "drehscheibe" um 12.10 Uhr widmen sich am ersten Jahrestag dem Thema Flutkatastrophe.

37°Leben-Reportage und Katholischer Gottesdienst aus Bad Neuenahr-Ahrweiler

Sonntag, 17. Juli 2022, 9.03 Uhr, ZDF
Ab Freitag, 15. Juli 2022, 8.00 Uhr in der ZDFmediathek

37°Leben
Kein Zurück – Leben mit der Flut

Produktion: ZDF
Redaktion: Harald Hamm
Länge: ca. 27 Minuten

 

Sonntag, 17. Juli 2022, 9.30 Uhr, ZDF und ZDFmediathek

Katholischer Gottesdienst aus Ahrweiler
Ein Jahr nach der Flut: Zusammenhalten!

Aus der Sankt Laurentius Kirche in Bad Neuenahr-Ahrweiler

Produktion: ZDF
Redaktion: Anne Kathrin Hansen
Länge: ca. 44 Minuten

 

Im Oktober 2021 hat ein ZDF-Team Menschen aus einer Pfarrgemeinde in Bad Neuenahr-Ahrweiler begleitet. Drei Monate nach der Flut. Es ging um Existenz, Glauben und Hoffnung. Wie geht es ihnen heute?

Sie haben damals von ihrer Traumatisierung, den existenziellen Problemen und Zukunftsängsten erzählt. Jetzt besucht das ZDF-Team sie wieder. Dabei sind insbesondere Pfarrer Jörg Meyrer, Renate Steffes, Mara Hermes im Blick, aber auch die anderen Protagonistinnen und Protagonisten.

Sie teilen ihre Geschichten und Erfahrungen mit, die sie seitdem gemacht haben: Wie werden sie persönlich damit fertig, dass es so langsam vorangeht, dass nach einem Jahr Kraft und Geduld nachlassen? Woher schöpfen Sie Kraft? Wer gibt ihnen Hoffnung und Trost? Welche Rolle spielen Glaube und Kirchengemeinde? Wie hat sich das Gemeindeleben verändert? Welche Visionen von Gemeinde gibt es?

Die "37°Leben"-Reportage wird vor dem Katholischen Gottesdienst am selben Tag ausgestrahlt. Der Zelebrant ist Pfarrer Jörg Meyrer, der Gottesdienst wird live aus Bad Neuenahr-Ahrweiler übertragen.

Themenseite in der ZDFmediathek zu "Die Flut  Ein Jahr danach

Aktuelle Beiträge, Dokumentationen und Reportagen des Programmschwerpunkts werden gebündelt in der ZDFmediathek auf einer Themenseite angeboten. Zudem finden sich dort viele weitere Berichte und Dokumentationen aus dem zurückliegenden Berichterstattungsjahr zur Flutkatastrophe.

Land unter – phoenix-Dokureihe zur Flutkatastrophe auch in der ZDFmediathek

Donnerstag, 14. Juli 2022, von 22.15 bis 1.15 Uhr, phoenix

Land unter

Vierteilige Dokumentationsreihe von Kadir van Lohuizen und Martijn Blekendaal

Länge: 4 x 45 Minuten

Alle Folgen der Doku-Reihe stehen ab Donnerstag, 14. Juli 2022, in einer verlängerten 50-Minuten-Fassung vorab auch in den Mediatheken von ARD und ZDF zur Verfügung.

Die deutsche TV-Premiere der Doku-Reihe "Land unter" erfolgt auf phoenix. Dort ist am Jahrestag der Flutkatastrophe eine aktuelle filmische Bestandsaufnahme der Klimakrise zu sehen, die informativ und eindringlich zugleich die möglichen Szenarien vor Augen führt, wie die Menschen sich in den kommenden Jahren vor den steigenden Wasserfluten schützen können. In insgesamt vier Filmen geht der international renommierte Fotojournalist Kadir van Lohuizen an weltweiten Hotspots auf Spurensuche – von der Arktis über Asien, Nordamerika und Inseln des Pazifiks bis nach Europa –, um die Folgen des steigenden Meeresspiegels und menschengemachter Landabsenkungen zu dokumentieren.

Van Lohuizen, Filmemacher und engagierter Umweltaktivist, diskutiert drohende Klimawandelfolge-Szenarien mit internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, mit den Beauftragten für Hochwasser- und Küstenschutz und mit Menschen, deren Existenz durch den steigenden Meeresspiegel unmittelbar bedroht ist.

Das Eis in Grönland und der Antarktis schmilzt immer schneller. Weltweit sind die Folgen bereits zu spüren: Innerhalb der nächsten Jahrzehnte wird der Meeresspiegel weiter deutlich ansteigen. Kadir van Lohuizen erkundet die Auswirkungen auf das Leben von Menschen rund um den Globus und was getan wird, um den gegenwärtigen und zukünftigen Bedrohungen zu begegnen. Wie gehen die Menschen mit dieser Bedrohung um? Welche Opfer bringen sie schon jetzt und mit welchen weiteren Opfern müssen sie noch rechnen? Welche Maßnahmen werden ergriffen? Gibt es in betroffenen Regionen den politischen Willen und die Durchsetzungskraft für diese großen Herausforderungen? 

Land unter – Grönland & Die Niederlande
Donnerstag, 14. Juli 2022, 22.15 Uhr, phoenix

Wenn rund um die niederländische Watteninsel Terschelling ein Sturm tobt und eine Springflut für elf Meter hohe Wellen sorgt, hat der Hafenmeister wenig Sorge, die niedrige Kaimauer könnte überspült werden. In den Niederlanden fühlt man sich sicher hinter riesigen Deichen, Dämmen und Flutwehranlagen. Auch der Regierungsbeauftragte für den Küstenschutz, Peter Glas, versucht zu beschwichtigen, obwohl auch er zugeben muss, dass das technische Meisterwerk der Deltawerke auf einen Anstieg des Meeresspiegels um einen oder mehr Meter nicht wirklich ausgerichtet ist. Sollten die Treibhausgasemissionen aber weiter zunehmen, prognostiziert der Weltklimarat genau das. Schon ein Bruchteil dessen könnte zu katastrophalen Auswirkungen in den Niederlanden führen. Das Wasser steigt, gleichzeitig senkt sich dort das Land ab: Die Stadt Gouda und weite Teile des Westens der Niederlande kämpfen gegen das permanente Absacken des Grunds. Viele Bewohner müssen dort schon nach starken Regenfällen das Wasser aus ihren Häusern pumpen.

Der Klimatologe Peter Kuipers Munneke macht deutlich, dass alles vom Umfang des Abschmelzens des Eisschildes in Grönland und der Antarktis abhängt. Fotojournalist Kadir van Lohuizen besucht in Grönland Wissenschaftler bei ihren Untersuchungen im wohl nicht mehr ewigen Eis. Sie wollen besser vorhersagen können, wie groß der Anteil des grönländischen Inlandeises am zukünftigen Meeresanstieg sein wird. "Allein vom Kangia-Gletscher gelangen jährlich 50 Gigatonnen Eis in den Ozean. Wobei nur eine Gigatonne 400.000 olympische Schwimmbecken füllen würde", umreißt der amerikanische Wissenschaftler Matthew Cooper die besorgniserregende Situation.

Land unter – Miami & New York
Donnerstag, 14. Juli 2022, 23.00 Uhr, phoenix

Michael, Sandy, Irma – so und ähnlich harmlos heißen die Hurrikans und Wirbelstürme die an der Westküste wie auch an der Ostküste der USA immer häufiger für enorme Verwüstungen und Überschwemmungen sorgen. "Sandy" kostete in New York 44 Menschen das Leben und verursachte einen wirtschaftlichen Schaden in Höhe von 90 Milliarden Dollar. Doch es wird Jahrzehnte dauern, bis die Stadt der Wolkenkratzer wasserdicht gemacht werden kann – Stadtteile wie Brooklyn oder Staten Island sind in diesem Masterplan noch gar nicht vorgesehen. Den Prognosen, dass der Meeresspiegel bis 2100 so hoch steigt, dass auch diese Maßnahmen vergeblich sein könnten, will man in der Finanz-Metropole nicht so recht Glauben schenken. Nur eine kleine Anwohnergemeinschaft hat sich vorbereitet und übt schon mal den Ernstfall, und ein unermüdlicher Umweltschützer legt Sümpfe an, um natürliche Wellenbrecher zu erhalten.

Auch in Miami heißt es bereits regelmäßig "Land unter". Ganze Stadtteile laufen voll, Straßen müssen höher gelegt werden und manche Erdgeschosse sind schon lange nicht mehr bewohnbar. Zugleich werden für Luxusvillen am Wasser astronomische Summen aufgerufen. Immobilienmaklerin Glenna Norton ist überzeugt: "Es ist nur Wasser! Das sollte doch kein Problem sein. Wir finden was! Wir könnten floaten, die ganze Stadt auf dem Wasser schwimmen lassen. Ich vertraue darauf, dass Miami überleben wird."

Land unter – Indonesien & Bangladesch
Donnerstag, 14. Juli 2022, 23.45 Uhr, phoenix

Im Norden Jakartas steht in manchen Vierteln das Wasser schon jetzt nahezu ganzjährig 60 Zentimeter hoch in den Hütten und Häusern der Fischerfamilien. Dennoch will dort kaum jemand wegziehen. Safira Ibu Ifa glaubt, ihre Kinder könnten woanders nicht so glücklich aufwachsen wie im kniehohen Wasser des Viertels Muara Angke. Ihr Mann engagiert sich in der Protestbewegung der Fischer, die den Bau des riesigen "Garuda-Meeresdamms" in der Bucht von Jakarta verhindern will. Dabei hat die indonesische Megacity nicht nur mit dem Anstieg des Meeresspiegels zu kämpfen: Teile der Stadt sacken aufgrund der Grundwasserentnahmen jährlich bis zu zwei Metern ab. Jakartas Regierung will sich in höher gelegenen Regionen des Landes eine neue Hauptstadt bauen.

Bangladesch, eines der bevölkerungsreichsten, dichtest besiedelten und ärmsten Länder der Welt, besteht nahezu vollständig aus einer Deltalandschaft, durchzogen von unzähligen Wasserarmen. Millionen flüchten bereits aus den Küsten- und Flussgebieten in die Hauptstadt Dhaka, deren Slums aus allen Nähten platzen. Doch dort hat man mit dem "Delta Plan 2100" eine Vision für das ganze Land entwickelt, mit den Folgen des Meeresspiegelanstiegs und der zerstörerischen Wirbelstürme und Zyklone umzugehen.

Prof. Saleemul Huq, international renommierter Klima- und Entwicklungsexperte, ist trotz der schon jetzt absehbaren Umwälzungen für Land und Leute überzeugt: "Wir werden den Klimawandel überleben. Wir werden den Klimawandel besiegen. Und wenn der Rest der Welt lernen will, wie man es macht, müssen sie nach Bangladesch, nicht nach Holland."

Land unter – Pazifikinseln
Erstsendetermin: Freitag, 15. Juli 2022, 00.30 Uhr, phoenix

Der ehemalige Präsident der Republik Kiribati, Anote Tong, war einer der ersten, der Alarm schlug. Im Namen der kleinen Inselstaaten des Pazifik gelangte das Thema auf die internationale Tagesordnung. Insbesondere die Marshallinseln, Inselketten, die ohne Erhebungen im Durchschnitt nur etwa zwei Meter über dem Meeresspiegel liegen, sind vom Anstieg der Ozeane bedroht. Schon heute seien ihre ohnehin kleinen Anbauflächen, die Obstbäume und das gering vorhandene Trinkwasser durch Versalzung angegriffen, berichtet Alson Kelen. Auch die soziale Situation ist prekär. In der einst stolzen Seefahrernation sind Kultur und Traditionen stark erschüttert. Nach dem Zweiten Weltkrieg führten die USA dort, auf ihrem UN-Treuhandgebiet, großflächig Kernwaffentests durch. Nicht wenige Einheimische wurden mehrfach umgesiedelt. Auch Alson Kelen kommt ursprünglich vom Bikini-Atoll. Heute gibt der Kanubauer sein Wissen an junge Leute weiter, um ihnen eine Perspektive zu eröffnen. Viele Bewohnerinnen und Bewohner der Marshallinseln wandern aus. Als Wiedergutmachung haben sie die Möglichkeit in die USA zu gehen. 2014 warnte Kathy Jetnil-Kijiner, Tochter der späteren Präsidentin der Republik Marshallinseln, Hilda Heine, auf dem Klimagipfel der UN eindringlich vor der drohenden Entwurzelung. Aber was ist die Alternative zur Umsiedlung? Was der Ausweg aus einer Bedrohung, für die vor allem die großen Industrienationen verantwortlich seien? "Wir werden für etwas bestraft, was wir nicht verursacht haben", sagt Kanubauer Kelen. 

"stark! Anna – die Flut in meinem Dorf" in der ZDFmediathek und im KiKA

Am Samstag, 10. Juli 2022, 20.15 Uhr ist in KiKA die „stark!“-Folge „Anna – die Flut in meinem Dorf“ zu sehen, die ab Freitag, 8. Juli 2022, 5.00 Uhr, in der ZDFmediathek bereitsteht.

Mitten in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 stieg das Wasser der Ahr über die Ufer, strömte in Annas Haus hinein bis unter die Decke, zerquetschte Fenster und Türen, riss Gegenstände und Möbel mit. Annas Haus und ihr ganzes Dorf Schuld war verwüstet. Den Kater der 15-Jährigen konnte der Vater retten, doch die Kaninchen waren verschwunden.

Anna und ihre Familie möchten ihr Haus aufbauen, um dort wieder leben zu können. Ein Jahr lang hat "stark!" sie begleitet. Vorübergehend kann die Familie zehn Kilometer entfernt bei Annas Großeltern wohnen. Ihr Haus ist nun eine Baustelle, auf der sie jede freie Minute arbeiten. Werden sie es schaffen, vor Weihnachten wieder dort einzuziehen? Wie verändert sich Annas Leben durch die Flut?

"logo!"-Reporterin unterwegs im Ahrtal

"logo!"-Reporterin Maral fährt anlässlich des Jahrestags der Flut ins Ahrtal und trifft die achtjährige Zoe wieder, mit der sie bereits kurz nach der Flut im vergangenen Jahr gesprochen hatte. Der Bericht ist in der "logo!"-Sendung am Donnerstags, 14. Juli 2022, 19.50 Uhr im KiKA zu sehen.

Fotohinweis

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