Hannes Jaenicke: Im Einsatz für Meeresschildkröten

Der neue Einsatz von Schauspieler und Umweltschützer Hannes Jaenicke in der preisgekrönten ZDF-Reihe gilt den Meeresschildkröten. Seit 150 Millionen Jahren ziehen sie durch die Ozeane des Planeten, überlebten Dinosaurier, Eiszeiten und Naturkatastrophen. Heute sind alle sieben verbliebenen Meeresschildkrötenarten vom Aussterben bedroht. Hannes Jaenicke sucht nach Antworten.

  • ZDF, Dienstag, 9. Mai 2023, 22.15 Uhr
  • ZDF Mediathek, Montag, 8. Mai 2023, 22.15 Uhr, zehn Jahre lang

Texte

Inhalt

In Costa Rica begegnet Hannes Jaenicke gemeinsam mit der deutschen Meeresbiologin Dr. Christine Figgener frischgeschlüpften Meeresschildkröten. Dabei lernt er auch eine der größten Bedrohungen für die Tiere kennen: Plastik. Die zunehmende Verschmutzung der Weltmeere durch Kunststoffe ist ein existentielles Problem für Meeresschildkröten. Ebenso wie der anwachsende Schiffsverkehr und die industrielle Fischerei. Die Folgen bekommt Hannes Jaenicke im griechischen Rettungszentrum Archelon zu sehen: Durch Schiffsschrauben oder Fischernetze verletzte Tiere werden dort behandelt und wenn alles gut läuft, wieder ins Meer entlassen. 

Im kenianischen Watamu begleitet der Schauspieler einheimische Umweltschützer bei ihrem Kampf gegen weitere Bedrohungen der liebenswürdigen Reptilien: Wilderer haben es auf Eier, Fleisch, Fett und Panzer der Meeresschildkröten abgesehen.

Weltweit gefährdet zudem eine durch Viren verursachte Krebserkrankung die Tiere: Fibropapillomatose, kurz FP genannt. In Florida hat sich am Whitney Lab for Marine Bioscience ein Forscherteam auf die rätselhafte Schildkrötenkrankheit spezialisiert.

Die größte Bedrohung der Meeresschildkröten jedoch ist die globale Erderwärmung. Immer wieder stößt Hannes Jaenicke bei seiner Recherchereise auf die gravierenden Folgen.

Die Dokumentation zeigt eindrucksvoll den hingebungsvollen Kampf von Forschenden und Tierschützern für das Überleben der Meeresschildkröten rund um den Globus.

Stab

Buch & Regie: Eva-Maria Gfirtner, Judith Adlhoch
Kamera: Markus Strobel
Zweite Kamera & Flugaufnahmen: Moritz Geiger
zusätzliche Aufnahmen: Harald Scholz
Schnitt: Jan-Philipp Stahl
Postproduction Supervisor: Florian Tust
Ton: Dirk Sommer
Sprecher: Hannes Jaenicke, Judith Adlhoch           
Fachberatung: Dr. Christine Figgener, Birgit Braun
Produktionsleitung Tango Film GmbH: Janna Sperling
Produktionsleitung ZDF: Claudia Comprix, Cora Szielasko-Schulz
Redaktionelle Mitarbeit ZDF:  Birgit Eggerding
Redaktion ZDF: Susanne Hillmann
Executive Producer: Markus Strobel, Hannes Jaenicke

Green Motion Produktion

O-Töne der Expertinnen und Experten aus dem Film

Dr. Christine Figgener, Meeresbiologin, Costa Rica
Zur Überlebenschance von frischgeschlüpften Meeresschildkröten

Das Problem ist, dass sie am Anfang wirklich noch zu klein sind und die meisten Babys ganz am Anfang gefressen werden. Das heißt, dass ungefähr nur ein Baby von tausend es wahrscheinlich überhaupt bis zum Erwachsenenwerden schafft.

Über ihr einschneidendste Erlebnis mit Plastikmüll
Also ich glaube, das einschneidendste Erlebnis war wirklich das, was ich im Video festgehalten habe, als wir eine Schildkröte gefunden haben, die einen Plastikstrohhalm in der Nase hatte. Bis dahin war für mich klar: Ok, Plastik ist ein Problem. Aber das Video hat mich von einer Wissenschaftlerin noch zusätzlich zu einer Aktivistin gemacht.

Über die Folgen der Küstenerosion
Natürlich ist das schon etwas, was zum natürlichen Zyklus dazugehört, aber wir sehen schon eine Zunahme von solchen Ereignissen, also z. B. Hurrikans, die immer häufiger stattfinden. Wir haben hier 60 Meter Strand verloren über die vergangenen 15 Jahre. Du hast immer das Problem, wenn Nester gelegt werden, werden sie komplett freigelegt. Und die Meeresschildkröten haben überhaupt keine Überlebenschance.

 

Eirini Kasimati, Wildtierbiologin und Leiterin des Meeresschildkröten-Rettungszentrum Archelon, Griechenland
Über die Auswirkungen der Fischerei

Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass es bei der Fischerei leider immer wieder zu Konflikten kommt zwischen Menschen und Meeresschildkröten. Tatsächlich sind die meisten Tiere, die wir hier behandeln, Opfer der Fischereiindustrie. Die Mehrheit der Tiere kommt mit schweren Kopfverletzungen oder tiefen Wunden zu uns, weil sie sich in Fischernetzen verfangen haben.

 

Kahindi Changawa, Schildkröten-Experte der Aktionsgemeinschaft Artenschutz (AGA), Kenia
Über das Zusammenspiel von Artenschutz und Tourismus in Kenia

Wir arbeiten seit Jahrzehnten mit Touristen zusammen. Zusätzlich patrouillieren wir täglich an den Stränden. Alle Eier, die sich in potenziell unsicheren Bereichen befinden, verlegen wir vorsichtig in sichere Bereiche. Diese Nester werden anschließend markiert, damit Touristen und Hotelbesitzer sofort wissen, dass sie sich hier respektvoll verhalten müssen.

 

Sammy Safari, Mitglied der Anti-Wilderei-Einheit der Aktionsgemeinschaft Artenschutz (AGA), Kenia
Über die Tötung von kleinen Schildkröten

Ich habe mich bei verschiedenen örtlichen Gemeinschaften erkundigt. Ich wollte wissen, warum man jetzt auch winzig kleine Schildkröten tötet, die kaum größer sind als meine Handfläche. Man sagte mir, dass mit dem Fleisch kleiner Schildkröten Suppe gekocht wird. Denn sie glauben, dass auch eine Schildkrötensuppe wegen des Öls und der Nährstoffe gesund und eine natürliche Arznei ist.

 

David Duffy, Forscher am Whitney Lab for Marine Bioscience, Florida
Über zunehmende Krebserkrankungen bei Schildkröten

Es gibt einige Indikatoren: Ein Herpesvirus und ein Papillomavirus stehen zum Beispiel mit diesem Krebs – der Fibropapillomatose – in Verbindung. Wir wissen aber, dass diese Viren allein nicht ausreichen, um die Tumore zu verursachen. Wenn die Tiere gesund sind, in einer gesunden Umgebung leben, entwickeln nur sehr wenige solche Tumore. Wenn sie aber in einem geschädigten Umfeld leben und gestresst sind, tritt diese Krankheit gehäuft auf.

Fragen an Hannes Jaenicke zu "Im Einsatz für Meeresschildkröten"

Sie haben schon einige Filme über bedrohte Tierarten realisiert. Was ist das Besondere an der Situation der Meeresschildkröten?

Es gibt weltweit nur sieben Arten Meeresschildkröten, seit zirka 130 bis 140 Millionen Jahren, und jetzt sind alle akut vom Aussterben bedroht. Vor unseren Augen spielt sich gerade das größte Artensterben der Erdgeschichte ab seit dem Ende der Dinosaurier vor 66 Millionen Jahren. Jeden Tag verschwinden etwa 150 Arten. Das hat ausschließlich die vermeintlich am weitesten entwickelte Spezies zu verantworten, die sich selbst "Homo Sapiens" nennt, eine tragische Selbstüberschätzung.

Plastikmüll stellt eine große Gefahr für Meeresschildkröten dar. Welche Strategien gibt es, um Plastikmüll zu vermeiden? Was kann jeder von uns tun?

Bei den Erzeugern von Plastikmüll in den Ozeanen ist Coca-Cola weltweit die Nummer eins, Pepsi die Nummer zwei und Nestlé die Nummer drei. Wo bleibt eine rigorose Gesetzgebung gegen Einwegplastik? Jeder von uns kann Plastik vermeiden, indem er möglichst Plastikprodukte oder in Plastik verpackte Lebensmittel meidet, eine eigene Trinkflasche und -tasse dabeihat und Stofftaschen verwendet. Allein wir Deutschen verbrauchen stündlich zirka 320.000 To-Go-Becher, und pro Jahr über 17 Milliarden PET-Flaschen. Wir sind also direkt mitverantwortlich für die globale Plastikpest. Im Gegensatz zu Klimakrise und Artensterben wäre das Plastikproblem mit wenigen Gesetzen zu lösen.

Meeresschildkröten kehren zu dem Strand zurück, an dem sie geschlüpft sind, um ihrerseits ihre Eier abzulegen. Mit welchen Problemen haben die Tiere heute zu kämpfen?

Mit den Praktiken der industriellen Fischerei-Industrie, mit illegal entsorgten sogenannten Geisternetzen, mit Plastikmüll, mit dem Klimawandel – und leider immer noch mit teils massiver Wilderei und fatalen Essgewohnheiten, vor allem in Asien.

Fischer betrachten die Meeresschildkröten oft als Konkurrenten. Auch Angelleinen und andere Fanggeräte sorgen für Verletzungen oder führen zum Tod der Tiere. Was kann man tun, um die Situation der Meeresschildkröten zu verbessern? 

Am wirkungsvollsten wäre es, auf den Konsum von Fisch und Meeresfrüchten zu verzichten. Oder den Konsum zumindest stark zu reduzieren. Viele Meeresprodukte sind inzwischen mit Metallen, Mikroplastik und anderen Giftstoffen belastet. Wer auf Fisch nicht verzichten kann oder will hat die Möglichkeit, einer der zahlreichen Organisationen und Vereine unterstützen, die für das Überleben der Meeresschildkröten kämpfen. Viele von ihnen haben wir für unsere Doku besucht, und die unterstütze ich auch mit meiner Stiftung, der "Pelorus Jack Foundation".

Was hat Sie bei den Dreharbeiten, die in Griechenland, USA, Costa Rica und Kenia stattfanden, am meisten beeindruckt?

Die Liste ist lang. Zunächst die Ruhe und Gelassenheit, die diese wunderbaren Tiere ausstrahlen. Die Schwerelosigkeit, mit der sie bis zu sechs Stunden ohne Luft zu holen und bis zu 1.000 Meter tief tauchen können. Ihre Tausende von Kilometer langen Wanderrouten, ihr bis heute teilweise unerforschtes Navigations- und Brutverhalten. Wir wissen nicht einmal, wohin die frisch geschlüpften Babys schwimmen, wenn sie aus ihrem Nest ins Meer gekrabbelt sind. Trotzdem sehen wir weitgehend tatenlos zu, wie diese Tierart ausgerottet wird.

Was war das schönste Erlebnis, was das traurigste?

Das schönste war das Schutzprojekt in Kenia, das von lokalen Fischern gemeinsam mit der AGA (Aktionsgemeinschaft Artenschutz e.V.) aus Deutschland betrieben wird. Dort kehren die Fischer zu traditionellen und nachhaltigen Fangmethoden zurück, um ihre Mangrovenwälder, Meeresschildkröten und Küstengebiete zu schützen. Seitdem steigt dort die Zahl von Meeresschildkröten wieder, und das ist ziemlich einmalig auf der Welt. Das traurigste Erlebnis war der Besuch in einer Forschungsstation der Universität Florida in St. Augustine. Dort wird untersucht, warum so viele Meeresschildkröten an einem Krebs erkranken, der dem Gebärmutterhalskrebs bei Frauen sehr ähnlich ist. Die Krebsgeschwüre wachsen so heftig, dass die Tiere mit Tumoren übersät sind, kaum mehr schwimmen und sehen können. Der derzeitige Forschungsstand besagt, dass dieser Krebs, FP genannt, dort am häufigsten auftritt, wo intensive Landwirtschaft mit hohem Einsatz von Pestiziden und chemischen Düngemitteln betrieben wird, wie zum Beispiel in Florida.

Das ist mittlerweile Ihre 14. Dokumentation über eine bedrohte Tierart. Gibt es eine Art, die Ihnen ein kleines bisschen mehr ans Herz gewachsen ist?

Meine Lieblingstierart ist immer die, über die wir gerade unsere Filme machen. Zurzeit sind es also definitiv Meeresschildkröten. Wir würden gerne einen minimalen Beitrag dazu leisten, dass diese Tiere nicht dem katastrophalen Artensterben zum Opfer fallen.

Die Fragen stellte Marion Leibrecht, ZDF-Kommunikation

Die bisherigen Filme "Hannes Jaenicke: Im Einsatz für …"

Hannes Jaenicke: Im Einsatz für Orang Utans

Hannes Jaenicke: Im Einsatz für Eisbären

Hannes Jaenicke: Im Einsatz für Haie

Hannes Jaenicke: Im Einsatz für Gorillas

Hannes Jaenicke: Im Einsatz für Elefanten

Hannes Jaenicke: Im Einsatz für Löwen

Hannes Jaenicke: Im Einsatz für Delfine

Hannes Jaenicke: Im Einsatz für Nashörner

Hannes Jaenicke: Im Einsatz für Geparden

Hannes Jaenicke: Im Einsatz für Vögel

Hannes Jaenicke: Im Einsatz für den Lachs

Hannes Jaenicke: Im Einsatz für den Wolf

Hannes Jaenicke: Im Einsatz für das Schwein

 

In der ZDFmediathek finden Sie zahlreiche Filme aus der Reihe.

Hannes Jaenicke und Meeresbiologin Dr. Christiane Figgener bei "Volle Kanne"

Hannes Jaenicke wird gemeinsam mit der Expertin aus dem Film, Meeresbiologin Dr. Christiane Figgener, am Dienstag, 9. Mai 2023, ab 9.05 Uhr, zu Gast in der ZDF-Sendung "Volle Kanne" sein.

Weitere Informationen

Fotos sind erhältlich über ZDF Presse und Information, Telefon: 06131 – 70-16100, und über https://presseportal.zdf.de/presse/terrax

 

In der ZDFmediathek finden Sie zahlreiche Filme der Reihe "Hannes Jaenicke im Einsatz".

"Terra X" in der ZDFmediathek: terra-x.zdf.de

"Terra X plus Schule" in der ZDFmediathek: Schule.zdf.de

"Terra X" bei Youtube: youtube.com/c/terra-x

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