Hinter den Schlagzeilen

Das kleine Fernsehspiel zeigt einen Dokumentarfilm von Daniel Sager

Für "Hinter den Schlagzeilen" öffnete die Süddeutsche Zeitung erstmals die Tür zu ihrem weltweit renommierten Investigativ-Ressort und erlaubt einen intimen Einblick in Arbeitsprozesse, die sonst nur unter strikter Geheimhaltung stattfinden. Das ZDF zeigt den Dokumentarfilm von Daniel Sager anlässlich des fünften Jahrestags des Attentats auf die maltesische Investigativ-Journalistin Daphne Caruana Galizia am Montag, 17. Oktober 2022, um 0.25 Uhr als Free-TV-Premiere.

  • ZDF Mediathek, ab Freitag, 14. Oktober 2022, 10.00 Uhr, 30 Tage lang
  • ZDF, Montag, 17. Oktober 2022, 0.25 Uhr

Texte

Stab & Protagonist*innen 

Stab

Buch: Daniel Sager, Marc Bauder  

Regie: Daniel Sager 

Schnitt: Hannes Bruun 

Kamera: Börres Weiffenbach, Daniel Sager, Anne Misselwitz, Frank Marten Pfeiffer 

Ton: Frank Schubert, Claudia Leder, Tim Kehle, Alexander Rubin  

Musik: Hannah von Hübbenet, John Gürtler 

Producerin: Bettina Morlock  

Produzent: Marc Bauder  

Produktion: Bauderfilm Produktion in Ko-Produktion mit ZDF/Das kleine Fernsehspiel unterstützt mit Mitteln des Medienboard Berlin-Brandenburg und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien BKM 

Redaktion: Burkhard Althoff (ZDF/Das kleine Fernsehspiel) 

 

Protagonist*innen  

Bastian Obermayer, Frederik Obermaier, Hannes Munzinger, Philipp Grüll, Edward Snowden, Wolfgang Krach, Andreas Gericke, Georg A. Rauscher u.a. 

Das Handwerk der Wahrheit

Unabhängiger Journalismus, die sogenannte "Vierte Gewalt", gerät auch in den demokratischen Gesellschaften Europas immer mehr unter Druck. Die Ermordung von Daphne Caruana Galizia vor fünf Jahren auf Malta oder von Ján Kuciak in der Slowakei waren ein Schock, und es waren Warnsignale: Wo investigativer Journalismus kriminelle Machenschaften des organisierten Verbrechens, autokratischer Herrscher oder von korrupten Politikern oder Politikerinnen ans Licht bringt, schrecken diese Mächtigen auch vor Mord oft nicht mehr zurück. 

Der Film "Hinter den Schlagzeilen" gibt beispielhafte Einblicke in die Arbeit von Journalist*innen, die sich dennoch nicht einschüchtern lassen. Wieviel Sorgfalt, welch langen Atem und letztlich auch Mut ihr Handwerk erfordert, wird dabei ebenso deutlich wie die Notwendigkeit, sich heutzutage für Recherchen international zusammenzuschließen und Erkenntnisse zu teilen. Wie Journalist*innen in einem internationalen Netzwerk versuchen, das Attentat auf Daphne Caruana Galizia aufzuklären, zeigt, dass die "vierte Gewalt" alles andere als wehrlos ist. Und dabei zu sein, wenn Erkenntnisse investigativ gewonnen, überprüft und veröffentlicht werden, die eine Regierung zu Fall bringen können – wie bei der sogenannten Ibiza Affäre – ist ein erkenntnisreiches Erlebnis und ein packender dokumentarischer Polit-Thriller. 

Burkhard Althoff, Redaktionsleiter ZDF/Das kleine Fernsehspiel 

Inhalt 

Zwei Jahre nach der Enthüllung der Panama Papers stehen die Journalistinnen und Journalisten der Investigativ-Redaktion der Süddeutschen Zeitung vor neuen Herausforderungen: der politische Mord der maltesischen Journalistin Daphne Caruana Galizia und ein mysteriöser Waffenhändler, der mit dem iranischen Atomraketenprogramm in Verbindung gebracht wird. Doch als ihnen im Frühling 2019 ein geheimes Video zugespielt wird, das den österreichischen Vizekanzler Heinz-Christian Strache schwer belastet, überschlagen sich die Ereignisse. Sind die Aufnahmen echt, ist dem Informanten zu trauen oder geraten die Journalistinnen und Journaisten hier selbst in eine Falle? Mit welchen Konsequenzen müssen sie rechnen, wenn Kolleginnen und Kollegen, die die Wahrheit aufdecken, angefeindet und ermordet werden? 

Autor und Regisseur Daniel Sager gelingt es, die dramatischen Recherchen in dem weltweit renommierten Investigativ-Ressort der Süddeutschen Zeitung zu begleiten sowie die komplexen Vorgehensweisen und die Arbeitsschritte der Journalistinnen und Journalisten bis zur Veröffentlichung des Ibiza-Videos transparent zu dokumentieren. "Hinter den Schlagzeilen" liefert somit einen wichtigen Beitrag in der anhaltenden Debatte um die Glaubwürdigkeit und die Rolle der Medien in demokratischen Gesellschaften. 

Für "Hinter den Schlagzeilen" öffnete die Süddeutsche Zeitung erstmals die Tür zu ihrem weltweit renommierten Investigativ-Ressort und erlaubt einen intimen Einblick in Arbeitsprozesse, die sonst nur unter strikter Geheimhaltung stattfinden. Das ZDF zeigt den Dokumentarfilm anlässlich des fünften Jahrestags des Attentats auf die maltesische Investigativ-Journalistin Daphne Caruana Galizia.

Regiestatement von Daniel Sager

Wie man den Begriff Wahrheit auslegt, darüber lässt sich streiten. Anders sollte es sich mit Fakten verhalten, deren Glaubwürdigkeit eigentlich nicht in Frage zu stellen ist. Doch in einer Zeit, die von manchen als post-faktisch bezeichnet wird, ist wenig wie es scheint: Lügen werden als alternative Fakten bezeichnet, Appelle an Emotionen beeinflussen die öffentliche Meinungsbildung teilweise mehr als objektive Tatsachen, Fakten werden von führenden Politikern diskreditiert, und durch die gezielte Streuung von Falschinformationen sollen Meinungsbilder manipuliert werden. Das ist die Zeit, in der wir leben. Was ist wahr, was ist fake? – diese Frage zu beantworten fällt zunehmend schwerer.  

Mit dem Film "Hinter den Schlagzeilen" wollte ich mich in genau die Branche begeben, die diesem neuen Druck von außen standhalten muss. Mich hat das journalistische Handwerk interessiert, das ich gerade im investigativen Bereich besonders spannend finde. Wie finden Wahrheitsfindungsprozesse statt? Mit welchen Methoden werden Fakten überprüft? Welchen Quellen trauen die Journalisten?  

Diese Prozesse wollte ich für den Zuschauer nicht nur verständlich, sondern auch erlebbar machen. Dafür hat sich die Transparenz und Ehrlichkeit des "Direct Cinema" angeboten. Der Film sollte die Möglichkeit bieten, an der Arbeit der Journalisten teilzuhaben sowie einen möglichst authentischen Blick auf die Entstehungsprozesse der Berichterstattung zu erhalten.  

Kritische Stimmen, welche die Glaubwürdigkeit der Medien in Frage stellen, haben in den letzten Jahren zugenommen. Diese sind nicht mehr nur von politischen Randgruppen zu vernehmen, sondern auch aus der Mitte der Gesellschaft. Rund um den Globus und auch in Demokratien sehen sich Journalisten mit wachsenden Zweifeln und offenem Hass konfrontiert. Regierungen diskreditieren die Arbeit von Journalisten offen und zuweilen auch gewaltsam.  

Deshalb war es für den Film auch so wichtig, die Recherche zum Mord an der maltesischen Investigativ-Journalistin Daphne Caruana Galizia filmisch begleiten zu können. Auch der slowakische Journalist Ján Kuciak wurde ermordet, während wir an diesem Film gearbeitet haben. Zwei politische Morde, die zeigen, dass die Freiheit der europäischen Gesellschaft in Gefahr ist.  

In Deutschland lautet der Vorwurf immer wieder, dass die Berichterstattung eines "Medien-Mainstream" nur noch eine einzige Deutung der Dinge zulässt. Die Fronten sind in dieser Diskussion verhärtet, und das gegenseitige Misstrauen ist groß. Eine Spaltung der Gesellschaft deutet sich an. Gerade weil es so sensibel ist, war mir ein möglichst transparenter Blick auf das Thema so wichtig. Deshalb soll der Film auch zeigen, wie in einer so großen Tageszeitung wie der Süddeutschen Zeitung der inhaltliche Diskurs geführt wird – zwischen den Journalisten, aber auch mit den Juristen und dem Chefredakteur.  

Der Film bezieht hierbei keine Stellung, sondern gibt dem Zuschauer die Möglichkeit, sich eine eigene Meinung zu bilden. Weil sie selbst so deutungs- und stimmungsmächtig sind und damit das Weltbild der Menschen prägen, ist eine sachliche Kritik an den Medien ungeheuer wichtig. 

Die Rolle der freien Presse in einer Demokratie dokumentiert der Film nicht zuletzt durch die Aufdeckung der Ibiza-Affäre. Es war von Anfang an klar, dass dies eine ganz außergewöhnliche Geschichte ist, die wir unbedingt filmen wollten. Über ein Jahr hinweg haben wir Teile der Entstehungsgeschichte mit der Kamera begleitet. Dem filmischen Konzept entsprechend konnten wir dabei das journalistische Handwerk filmisch geradezu sezieren: von den Fragen rund um die Verifizierung von Fakten, der forensischen Überprüfung des Ibiza-Videos, über juristische Diskussionen, was Journalismus darf und was nicht, bis hin zum Absenden der Vorhalte an die Beschuldigten. Letztlich zeigt der Film sogar das Verfassen der Schlusssätze jenes Artikels, der schließlich eine Regierungskrise in Österreich auslöste und zu Neuwahlen führte. Dadurch wird klar, wie wichtig ein unabhängiger Journalismus für eine Gesellschaft ist und wie er seine Rolle als unabhängige Kontrollinstanz erfüllen kann.  

"Das Konzept der Wahrheit steht unter Feuer" schrieb der amerikanische Philosoph Lee McIntyre 2018 in seinem Buch "Post Truth". Dieser Film vermag das Feuer natürlich bei weitem nicht zu löschen. Aber er ist ein spannender Einblick in eine der Branchen, auf deren Grundfesten sich unsere freie Gesellschaft stützt. Und wenn der ein oder andere Zuschauer zumindest ein Stück weit verlorenes Vertrauen in die Unabhängigkeit des Journalismus zurückgewinnt, wäre das sicher eine gute Sache. 

Festivals, Nominierungen und Preise (Auswahl)

- Weltpremiere beim CPH:DOX, Copenhagen International Documentary Film Festival, 2021  

- Nordamerika-Premiere beim Hot Docs Canadian International Documentary Festival, 2021 

- Dokfest München, 2021 (Eröffnungsfilm) 

- Publikumspreis, Bolzano Filmfestival Bozen, 2022

Biografie von Daniel Andreas Sager

Daniel Andreas Sager wurde 1985 in Berlin geboren und wuchs in Moskau auf. Er studierte Ethnologie und Philosophie, gefolgt von seinem Regiestudium an der Filmakademie Baden-Württemberg. Als Baden-Württemberg Stipendiat studierte er ein Jahr an der Filmschule UCINE in Buenos Aires. Sein Diplomfilm "The Long Distance" gewann unter anderem den No Fear Award beim First Steps Award 2015. 2016 erhielt er das Nipkow-Stipendium. Als Regisseur und Journalist realisiert er internationale Dokumentarfilme und Reportagen für Kino und TV. Seine Filme wurden weltweit auf internationalen Filmfestivals gezeigt und gewannen zahlreiche auch internationale Preise. 

 

Filmografie (Auswahl) 

2022 "Krieg und Frieden" (AT), Kinodokumentarfilm (in Entwicklung) 

2022 "Kokain für Deutschland", TV-Dokumentation, ZDFinfo 

2021 "Durch die Sahara", TV-Dokumentation, ARTE  

2021 "Hinter den Schlagzeilen", Kinodokumentarfilm, ZDF/Das kleine Fernsehspiel, BKM, FFA  

2020 "Das letzte Netzwerk", Reportage, ARTE  

2015 "The Long Distance", Kinodokumentarfilm, ZDF/Das kleine Fernsehspiel  

Weitere Informationen

Fotos

sind erhältlich über ZDF Presse und Information, Telefon: 06131 – 70-16100, und über https://presseportal.zdf.de/presse/hinterdenschlagzeilen

Weitere Informationen:

www.zdf.de/filme/das-kleine-fernsehspiel

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