Terra X: Vietnam – Eine Reise mit Mai Thi Nguyen-Kim
Ein Roadtrip mit der Wissenschaftsjournalistin
Vietnam – für viele ein Traumziel. Aber wie fühlt es sich an, hier zu leben? Das will Mai Thi Nguyen-Kim auf ihrer ersten langen Reise in dieses Land herausfinden. In Deutschland geboren und aufgewachsen, kennt die "Terra X"-Wissenschaftsmoderatorin Vietnam fast nur aus den Erzählungen ihrer Eltern. Auf ihrem Roadtrip durch den langgestreckten Küstenstaat taucht sie ein in die Kultur des Landes und lernt auch dessen Herausforderung kennen.
Fotos
Texte
Buch und Regie: Luise Wagner
Kamera und Schnitt: Jonas Sichert
Moderation: Dr. Mai Thi Nguyen-Kim
Kameraassistenz, Drohnenpilotin: Maike Simon
Maske: Tram Grewert
Local Producer: Hieu Nguyen
Kostümbild: Anke Büning
CGI: Sebastian Martinez, Julian Balducci
Musik: Jens Hafemann
Mischung: Elias Siegner
Redaktionelle Mitarbeit ZDF: Martina Frangenberg
Archivrecherche: Matthias Klamfuß
Produktionsassistenz: Christopher Heuer
Produktionsleitung Gruppe 5: Sabine Eisner
Produktionsleitung ZDF: Claudia Comprix
Produzent: Alexander Hesse
Redaktion: Katharina Kohl
Auf ihrer Reise begegnet Mai Thi Nguyen-Kim einem Land zwischen Tradition und Moderne, Chaos und Ruhe. Ihre Reise startet in im quirlig-bunten Hanoi, wo sie mitten im Mopedgewimmel das "Vui"-Gefühl entdeckt – jenes typisch vietnamesische Lebensgefühl der Vietnamesinnen und Vietnamesen zwischen Gelassenheit und Lebensfreude. Im Old Quarter taucht sie ein in das Labyrinth aus 36 Gassen, in denen Geschäfte Seide, Silber und exotische Gewürze feilbieten. An jeder Ecke gibt es Streetfood-Läden, in denen gekocht und gebrutzelt wird. Überall duftet es nach Pho, einer traditionellen Suppe mit Reisnudeln und Kräutern. Spitzenkoch Hoang Tung verrät Nguyen-Kim das perfekte Rezept, das der Brühe den typischen Geschmack verleiht.
Von Hanoi geht es weiter zum Cuc Phuong Nationalpark, dem ältesten Nationalpark des Landes. Dort erforscht die Wissenschaftsjournalistin mit einem deutsch-vietnamesischen Team die enorme Artenvielfalt der Regenwälder. Mit Fotografinnen und Biologen hält sie die spektakulären Flugbahnen von Nachtfaltern fest – Kunst und Wissenschaft verschmelzen in der Dunkelheit des Dschungels.
In der einstigen Kaiserstadt Hue spürt Mai Thi Nguyen-Kim dem Erbe der Nguyen-Dynastie nach. Zwischen Pagoden, Palästen und Laternen auf dem Parfümfluss erklärt sie, warum fast 40 Prozent der Vietnamesinnen und Vietnamesen ihren Familiennamen Nguyen teilen. Doch die prächtige Stadt hat regelmäßig mit Hochwasser zu kämpfen und steht vor großen Herausforderungen. Die Wissenschaftsmoderatorin trifft eine Umweltwissenschaftlerin, die in Zusammenarbeit mit deutschen Kollegen die Folgen der Erderwärmung auf zukünftige Hochwasserereignisse untersucht, und erfährt von ihr, wie Hue sich gegen die Überflutungen rüstet.
Unweit von Hue besucht Mai Thi Nguyen-Kim das eher unbekannte An Bang, auch bekannt als Stadt der Geister. Zwischen prunkvollen Mausoleen und bunten Drachenfiguren erfährt sie, wie stark in Vietnam die Verbindung zu den Ahnen ist.
In der sagenhaften Karstlandschaft von Trang An, auch die trockene Halong-Bucht genannt, gleitet Mai Thi Nguyen-Kim mit dem Ruderboot durch Höhlen und über ruhiges Wasser. Ein stiller Gegenpol zum Trubel der Megacitys und ein Ort, der darüber hinaus deutlich macht, wie eng Klima, Kultur und Überleben seit Jahrtausenden miteinander verwoben sind.
Ihre Reise führt die "Terra X"-Moderatorin auch in den Süden des Landes, nach Ho-Chi-Minh-City, wie Saigon heute heißt. Inmitten von 14 Millionen Menschen entdeckt sie eine Metropole, die niemals ruht – ein brodelndes Mosaik aus Straßenküchen, Hochhäusern, Märkten und ungebremster Energie. Sie stellt einen ganz besonderen vietnamesischen Kaffee in einem Kaffeelabor her und erzählt, warum belegte Baguettes, Banh Mi genannt, von einer Delikatesse zu einer Art vietnamesischen Fast Food wurden.
Das Mekong-Delta gilt dank seines fruchtbaren Schwemmlandbodens als Reiskammer Vietnams und zeichnet sich durch eine vielfältige landwirtschaftliche Produktion aus. Geschickt navigieren dort die Bäuerinnen ihre Holzboote durchs Wasser, um Wasserlilien zu ernten. Frühmorgens auf dem schwimmenden Markt von Can Tho bieten Händlerinnen ihre Waren und Speisen vom Boot aus an. Viele Menschen leben, wohnen und arbeiten hier auf dem Wasser.
Interview mit der "Terra X"-Moderatorin über ihre Vietnam-Reise
Wie haben Sie das Land, das Sie bislang hauptsächlich aus Erzählungen kennen, erlebt?
"Ein Land der Gegensätze" ist ja eine ziemlich abgedroschene Phrase, aber sie könnte für Vietnam tatsächlich nicht passender sein. Megacitys und Dschungel, Tradition und Moderne, Spiritualität und Pragmatismus – es macht so viel Spaß, diese Vielfalt zu erleben. Und endlich kann ich meinen Eltern von Orten in Vietnam erzählen, an denen sie noch nie waren.
Worin unterscheiden sich die deutsche und vietnamesischen Gesellschaft? Gab es kulturelle oder gesellschaftliche Aspekte, die Sie überrascht haben?
Ein Aspekt spiegelt sich in der Sprache wider: Im Vietnamesischen gibt es keine pauschalen Formen für Pronomen, es gibt keine allgemeingültige Form für "ich", "du", "er", "sie" oder "wir". Stattdessen gibt es unzählige Formen, die jeweils ausdrücken, in welcher Beziehung man zu anderen Menschen steht. Man sieht sich nicht als einfaches Individuum, sondern immer als Teil einer Gemeinschaft. Das finde ich sehr schön.
Sie lieben vietnamesisches Essen. Hat es so ganz authentisch noch besser geschmeckt?
Naja, ich kann zum Glück auch zu meinen Eltern nach Baden-Württemberg fahren, um authentisch Vietnamesisch zu essen. Aber jeden Tag die unterschiedlichsten Gerichte zu entdecken, auch viele, die ich noch nie gegessen hatte, war einfach ein Traum für mich.
Sie sind mit dem Moped durch Hanoi gefahren. Wie war’s?
Wie eine gute Achterbahn!
Wir haben gehört, dass Sie manchmal Albträume von Rieseninsekten haben. Wie war’s nachts im Dschungel?
Das deutsch-vietnamesische Insektenforscherteam hat mich bekehrt. Das sind richtige Insekten-Nerds und so eine Leidenschaft steckt mich meist schnell an. Und seit ich im vietnamesischen Dschungel ein paar Motten gestreichelt habe, bin ich auch Fan.
Was war das lustigste Erlebnis in den drei Wochen?
Es war eine Freude zu sehen, mit welcher Inbrunst unsere Höhlenforscher nach einem kleinen, durchsichtigen Shrimp gesucht haben. Das war witzig und gleichzeitig beeindruckend zu beobachten.
Was hat Sie am meisten erstaunt?
Der Pragmatismus und die unerschütterliche Gelassenheit der Vietnamesinnen und Vietnamesen. Sei es, wie ruhig sie sich durch das Ultra-Verkehrs-Chaos der Großstädte schlängeln, oder wie sie bei Hochwasser in Hue auf Hockern sitzen und Karaoke singen. Wirklich inspirierend.
Was nehmen Sie von Ihrer Vietnam-Reise mit? Welcher Eindruck bleibt, oder welches Gefühl?
Die Drehreise ging viel zu schnell rum. Es hat sich angefühlt, wie in ein Kaleidoskop zu schauen, während man in einer Achterbahn sitzt. Ich möchte unbedingt mit mehr Zeit noch einmal zurückkehren und meine Familie mitnehmen.
Gibt es einen ultimativen Vietnam-Tipp, für alle, die Vietnam auch auf ihrer Bucketlist haben?
Meine Lieblingsbeschäftigung war: Mit einem eisgekühlten vietnamesischen Kaffee an einer Straßenkreuzung stehen – und einfach nur den Menschen zuschauen. Vietnam zeichnet sich durch einen Facettenreichtum aus, der nur schwer in Worte oder gar Bilder zu fassen ist. Man muss es einfach mal selbst erleben.
Und: Könnten Sie sich vorstellen, in Vietnam zu leben?
Auf jeden Fall! Aber ich bin schon ein sehr großer Deutschland-Fan; so schnell wandere ich hier nicht aus.
Die Fragen stellte Marion Leibrecht, ZDF.
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