Fabian oder der Gang vor die Hunde
ZDF-Kinokoproduktion nach Erich Kästner
Der gebürtige Dresdener Jakob Fabian (Tom Schilling) hält sich in der Metropole Berlin als Reklametexter über Wasser. Dort verliebt er sich in Cornelia Battenberg (Saskia Rosendahl). Doch die Liaison steht unter keinem guten Stern. Regisseur Dominik Graf interpretiert Erich Kästners Roman "Fabian", der 1931 publiziert und später durch die Nationalsozialisten verboten wurde.
- ZDF, Montag, 10. April 2023, 22.00 Uhr
- ZDF Mediathek, ab Montag, 3. April 2023, 10.00 Uhr
- ARTE, Freitag, 7. April 2023, 20.15 Uhr
Texte
Stab
Regie | Dominik Graf |
Buch | Constantin Lieb, Dominik Graf |
Kamera | Hanno Lentz |
Ton | Martin Witte |
Kostüme | Barbara Grupp |
Szenenbild | Claus Jürgen Pfeiffer |
Produktion | Lupa Film |
Produzent | Felix von Boehm |
Redaktion ZDF | Daniel Blum |
Redaktion ARTE | Julius Windhorst |
Länge | ca. 178 Minuten |
Besetzung
Jakob Fabian | Tom Schilling |
Stephan Labude | Albrecht Schuch |
Cornelia Battenberg | Saskia Rosendahl |
Justizrat Labude | Michael Wittenborn |
Frau Fabian | Petra Kalkutschke |
Herr Fabian | Elmar Gutmann |
Produzent Makart | Aljoscha Stadelmann |
Baronin Ruth Reiter | Anne Bennent |
Irene Moll | Meret Becker |
Frau Hohlfeld | Eva Medusa Gühne |
Kyra | Julia Preuß |
Weckherlin | Lukas Rüppel |
Professor | Michael Hanemann |
und andere |
Inhalt
Der Germanist Jakob Fabian (Tom Schilling) verdient sich in der Metropole Berlin seinen spärlichen Unterhalt als Reklametexter. Tagsüber arbeitet er in der Werbeabteilung einer Zigarettenfabrik, nachts driftet er mit Studienfreund Labude (Albrecht Schuch) durch Unterweltkneipen, Bordelle und Künstlerateliers. Im Gegensatz zu seinem Freund bleibt er allerdings ein eher distanzierter Beobachter.
Während sich Labude nach einer tragischen Trennung Hals über Kopf in Exzesse und Affären stürzt, lernt Fabian eines Tages die selbstbewusste Rechtsreferendarin Cornelia Battenberg (Saskia Rosendahl) kennen. Eine Frau, die der Männerwelt abgeschworen hat und keine neue Beziehung sucht. Für Fabian aber ist sie der Lichtblick am düsteren Berliner Nachthimmel. Durch sie gelingt es Fabian, seine pessimistische Grundhaltung abzulegen.
Das währt allerdings nur so lange, bis er einer Entlassungswelle zum Opfer fällt. Er versucht, seine Arbeitslosigkeit vor Cornelia zu verheimlichen. Diese wiederum gibt den Avancen des Filmproduzenten Makart (Aljoscha Stadelmann) nach, der sie mit dem Versprechen einer großen Schauspielkarriere lockt. Während Cornelia ein Verhältnis mit ihm eingeht und Karriere macht, kann Fabian mit diesem Arrangement nicht leben und verlässt sie.
Seine Welt gerät aus den Fugen. Der unvorhergesehene Selbstmord von Labude stürzt Fabian schließlich noch tiefer in seine Zweifel an der Welt. Er kehrt Berlin den Rücken zu und sucht bei seinen Eltern in Dresden Zuflucht. Doch auch dort holt ihn das Schicksal wieder ein, und der Gang vor die Hunde nimmt seinen Lauf.
Statement von Dominik Graf
Der Untertitel des Films – "Der Gang vor die Hunde" klingt nicht sehr aufmunternd, aber er beinhaltet nicht nur eine gnadenlose Bestandsaufnahme. Kästner
erzählt ein Panoptikum seines Berlins der "alltäglichen" Endzwanziger, 1929 oder 1930. Kein pittoreskes Zille-Milieu, auch die politische Aufregung ist bei ihm noch halbwegs im Griff, keine Fritz Lang'sche Unterwelt, keinerlei expressionistische Künstlerbiographien, und kein Funken Glamour nirgendwo. Stattdessen kleinbürgerliche Vielleicht-doch-Künstler-werden-wollen-Träume und großbürgerliche Lebens-Verzweiflung an nahezu allem.
Die Dialoge – wie immer bei Kästner – lustig, charmant, aber manchmal auch dunkel und traurig, vielleicht auch vorausahnend. Die Orte im Film dazu sind un-besonders, sie sollten so stimmig wie möglich sein, aber nicht teuer, kostümfilmhaft ausstellen. Man muss gewissermaßen ungestört auf die Figuren und auf ihre Wendungen und Windungen achten können, dachten wir.
Der einst von den Verlegern "Fabian" genannte Roman hat fast keinen Plot. "Na endlich mal, wundervoll", dachte ich. Die Zeit, die Liebe, den Verlust erzählen, sonst nichts. Fabian hadert mit sich selbst, er will Schriftsteller sein, stattdessen dichtet er Zigarettenreklame. Auch in der Liebe, die ihn überfällt wie eine Sturmwelle, als er schon nicht mehr daran glaubt, hadert er – mit sich, mit der Lebenssituation. Skeptisch, klug, ein wenig krittelnd im Alltag, aber liebevoll im Großen und Ganzen.
Ich war mir sicher, dass Tom Schilling die beste Inkarnation des Fabians spielen konnte, ich hätte den Film ohne ihn, glaube ich, nicht gemacht. Das sagt sich so hin im Nachhinein, aber ich schwöre, es war schon bei der Drehbucharbeit so, er war unser – Constantin Liebs und mein – Vorbild für die Figur. Saskia Rosendahl als Cornelia, die im Beruf hoch hinaus will und Fabian dahin mitnehmen möchte (aber etwas in ihm fürchtet ihren möglichen Erfolg!), und Albrecht Schuch als kriselnder reicher Erbe, alleingelassen von seinen Eltern, missachtet, er lacht viel, er versucht fröhlich zu sein und ist doch tief verzweifelt – ich war so glücklich mit dieser Chemie des Terzetts der Hauptfiguren.
Ein Film, der nach hoher Literatur gedreht wird – "Der Gang vor die Hunde" war damals schon ein Avantgarde-Roman, ist es noch – so ein Film sollte eigentlich so lang sein, wie es dauert, das Buch zu lesen. Ich habe mir diesmal Mühe gegeben, dieser Maxime nahe zu kommen. Und die Sprache des Romans, dieses so besonderen Autors spüren zu lassen, das ist fast noch wichtiger als seine Bilder. Nein, Quatsch, aber es ist gleichberechtigt, Wort und Bild habe ich versucht, auszutarieren.
Auszeichnungen
"Fabian oder der Gang vor die Hunde" wurde mit zahlreichen Preisen geehrt, darunter
- Silberne Lola (Bester Film)
- Bayerischer Filmpreis (Beste Regie)
- Günter Rohrbach Filmpreis (Bester Film)
Zudem lief der Film auf den "Internationalen Filmfestspielen Berlin 2021" im Wettbewerb.
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