Es kommt noch besser
Komödie
Ina Becker verliert ihren Job als Chefsekretärin und muss sich neu orientieren. Alles scheint aussichtslos. Mit über 50 Jahren und 30 Jahren Berufserfahrung im gleichen Job hat sie kaum noch eine realistische Chance, in den Arbeitsmarkt zurückzufinden. Das ist fatal! Ina lässt sich in ihrer Verzweiflung nicht unterkriegen und meldet sich beim Berliner Jobcenter für eine Weiterbildungsmaßnahme an. Auch Walter Pirsch kreuzt in diesem Seminar auf und will sich neu orientieren.
- ZDF, Donnerstag, 7. Mai 2015, 20:15 Uhr
Texte
"Im Dschungel der modernen Arbeitswelt"
Job futsch – nach über dreißig Jahren Arbeit im gleichen Unternehmen. Knall auf Fall mit Mitte 50, durch Insolvenz des Unternehmens die Arbeit zu verlieren: Das ist eine Katastrophe. Womit die Miete zahlen? Wovon leben? Das ALG II kommt erst Monate später, das Girokonto ist in den Miesen – ein Alptraum! Andrea Sawatzki und August Zirner kämpfen und gehen zur Fortbildung ins Jobcenter. Doch der Seminarleiter sieht schwarz: Sie sind zu alt! Gehen Sie in Frührente, aus die Maus… Vergessen Sie’s!
Es kommt noch besser: Andrea Sawatzki scheitert schon an der ersten Hürde, dem Vorstellungsgespräch in einem Callcenter. Das Telefon und der Kopfhörer sind gegen sie. Sie verliert. Und jetzt? Tapfer kämpfen die wunderbare Andrea Sawatzki und der gescheiterte Unternehmer August Zirner sich durch den Dschungel des Jobcenters und des modernen Arbeitslebens. Kein Stein bleibt auf dem anderen. Am Ende: Vorsichtige Hoffnung, ein Licht am Ende des Tunnels! Kleine Brötchen backen, bescheiden werden… nur so geht’s!
Gabriele Heuser
HR Fernsehspiel / Stellvertretende Reaktionsleitung Fernsehspiel I
Stab
Buch | Birgit Maiwald | |
Regie | Florian Froschmayer | |
Kamera | Peter Nix | |
Kostüm | Ivana Milos | |
Maske | Sylvia Grave | |
Ton | Marcus Bock | |
Szenenbild | Anke Osterloh | |
Schnitt | Melanie Margalith | |
Musik | Ulrich Reuter | |
Casting | Suse Marquardt | |
Produktion | Ninety Minute Film GmbH | |
Produzentin | Alicia Remirez | |
Producerin | Lena Kraeber | |
Redaktion | Gabriele Heuser | |
Länge | 88'30 Minuten |
Rollen & Darsteller
Ina Becker | Andrea Sawatzki | |
Walter Pirsch | August Zirner | |
Enno | Runa Greiner | |
Sven Selig | Maximilian Brückner | |
Yvonne | Claudia Eisinger | |
Albert | Thomas Scharff | |
Ngo Quang | Yung Ngo | |
Andy | Ferdinand Lehmann | |
Manfred | Robert Lohr | |
Elke Pinzdorf | Nadine Wrietz | |
Frau Schorrgast | Patrizia Moresco | |
Frau Weber | Ricardia Bramley | |
Frau Sälzer | Eva Löbau | |
Ärztin | Florence Kasumba | |
und andere |
Inhalt
Die 55-jährige Chefsekretärin Ina Becker verliert durch Insolvenz ihres Unternehmens ihren langjährigen Job und muss sich im Jobcenter neu orientieren. Alles scheint aussichtslos.
Ina hat mit über 50 Jahren und 30 Jahren Berufserfahrung im gleichen Job kaum noch eine realistische Chance, in den Arbeitsmarkt zurückzufinden. Das ist fatal, denn Ina hat ihr Konto überzogen, weil sie von ihrem Mann Manfred geschieden ist. Die große Altbauwohnung bewohnt sie mittlerweile alleine, kann sie aber nicht wirklich bezahlen. Als der Dispokredit überzogen ist, sperrt Inas Bank das Girokonto. Manfred ist stinksauer, weil Ina ihm die Miete nicht mehr überweist. Es knallt. Ina lässt sich in ihrer Verzweiflung nicht unterkriegen und meldet sich beim Berliner Jobcenter für eine Weiterbildungsmaßnahme an. Auch Walter Pirsch kreuzt in diesem Seminar auf und will sich neu orientieren, auch wenn er genug Vermögen auf der hohen Kante hat und von keinen wirklichen Existenzängsten geplagt ist. Anders Ina. Ina hat Angst vor der Zukunft.
Seminarleiter Sven Selig macht Ina wenig Hoffnung. Sie sei zu alt und nicht mehr vermittelbar. Anders Inas Leidensgenossen im Jobcenter: Die blutjunge Enno ist frisch schwanger von ihrem Freund und hat es nicht eilig mit einem neuen Job. Yvonne versucht alles, ist aber einfach zu hübsch für eine Kellnerin. Sie will Tierärztin werden, hat aber noch nicht mal Abitur. Und der Vietnamese Ngo ist studierter Arzt, aber sein Examen wird in Deutschland nicht anerkannt. Ngo kriegt nur Angebote als Pfleger und Praktikant, leider deprimierend. Ngo kämpft, so wie Ina auch, aber auf verlorenem Posten!
Endlich kriegen Ina und Enno über das Jobcenter eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch in einem Callcenter. Dort kommt es leider noch “besser“: Ina ist so hochnervös, dass sie sich mit dem Telefon und Kopfhörer in einen Zweikampf verwickelt und sich total verheddert. Ina kriegt den Callcenterjob nicht. Enno ist cool und nicht hysterisch vor Angst und kriegt den Job. Mit diesem Geld kann sie als Untermieterin bei Ina einziehen und Ina finanziell etwas entlasten. Ina weiß trotzdem nicht wirklich, wie es weitergehen soll. An ihrem Geburtstag sorgt Enno für einen Eklat, und Walter muss sich entschuldigen. Doch dann kriegt Walter Wind unter die Flügel. Und auch Ina lässt sich nicht entmutigen.
Drei Fragen an Florian Froschmayer
Beim Thema Arbeitslosigkeit denkt man nicht zuerst an eine unterhaltsame Komödie. Wie haben Sie den Spagat geschafft?
In vielen wirklich schwierigen Situationen im Leben gibt es auch immer skurrile und komische Momente zu entdecken. Wenn man glaubt, es gibt nichts mehr zu lachen, findet man sich auf einmal doch in einer lustigen Situation. Gerade der Besuch beim Arbeitsamt hat etwas sehr Komisches in beiden Bedeutungen des Wortes. Man fühlt sich unwohl, will nicht gesehen werden, es geht um seine Existenz, ums Selbstwertgefühl. Und auf der anderen Seite gibt es kaum einen Ort, wo sich die unterschiedlichsten Bevölkerungsschichten mit dem gleichen Problem treffen, ohne darüber zu reden.
Was ist für Sie das Besondere an der Figur Ina?
Ina hat eine große innere Stärke und muss im Laufe des Films lernen, dass es auch okay ist, mal Schwäche zu zeigen. Sie versucht, gegen Außen immer positiv zu sein und sich nicht in ihre Gefühlswelt schauen zu lassen. Aber Ina ist auch ein sehr sensibler Mensch, der viele persönliche Niederlagen einstecken musste. Dank ihres starken Charakters, schafft sie den Spagat, Gefühle zuzulassen, ohne dabei den positiven Antrieb und die Kraft in Richtung Lösung zu verlieren. Da ist sie für mich sicher auch ein Vorbild.
An welche Szene beim Dreh erinnern Sie sich am liebsten?
Dieser Dreh hat mir vom ersten bis zum letzten Drehtag große Freude bereitet. Ich hatte das Glück, ein wunderbares Schauspieler-Ensemble und ein ganz tolles Team zu haben. Für mich persönlich war der Drehtag auf dem Tennisplatz ganz toll, weil ich da mit August Zirner in jeder Umbaupause ein paar Bälle gespielt habe. Es war der Tag, an dem immer alle wussten, wo ich mich in den Drehpausen aufhalte. Nach dem Dreh war ich dann mit August Zirner noch einmal privat Tennis spielen und habe in einem kurzen Match verloren. Darum nehme ich seither Tennisstunden und freue mich jetzt schon auf das nächste Treffen mit August.
Die Fragen stellte Rolf Grabner
Drei Fragen an Andrea Sawatzki
Ina hat sich im Laufe der Jahre eine Fassade aufgebaut. Sie lebt über ihre Verhältnisse, ignoriert ihre Scheidung und gibt sich nach außen tougher als sie ist. Warum tut sie das?
Sie kann sich nicht vorstellen, ein anderes Leben zu führen. Scheidung, Arbeitslosigkeit, das klingt in ihren Ohren nach Armut, Erfolglosigkeit. Sie hätte nie gedacht, dass ihr das je passieren könnte. Dass ihr Mann sie wegen einer jüngeren verlassen würde oder dass sie ihren Job verliert und aufgrund ihres Alters auf der Straße steht. Sie hat ein ziemlich geringes Selbstbewusstsein, das hat sie bis jetzt nur über ihren Job aufrechterhalten. Jetzt hat sie Angst vor den Blicken der Nachbarn. Wenn man sich einen bestimmten Lebensstandard angewöhnt hat und viele Jahre so gelebt hat, wie es sich für einen angemessen anfühlt, ist es schwer, davon von einem Tag auf den anderen abzulassen. Außerdem hat Ina ein etwas verqueres Bild von Menschen, die ihre Arbeit verlieren. Für sie sind das Leute, die eben nicht aufgepasst haben im Leben, die vielleicht sogar faul und unflexibel waren oder einfach dumm. Zu dieser Gruppe möchte sie keinesfalls gehören.
Dann verliert sie von einem Tag auf den anderen ihren Job und somit ihre Existenz. Ina scheint zunächst souverän damit umzugehen. Würden Sie genauso handeln?
Natürlich. Ich würde erst mal versuchen, alle Hebel in Bewegung zu setzen, damit sich dieser Zustand bessert. Ich würde natürlich sparsam leben, aber nicht Hals über Kopf aus meiner Wohnung ausziehen. Würde versuchen, einen Job zu finden, der mich finanziell einigermaßen über Wasser hält.
Welche ist Ihre Lieblingsszene im Film?
Ich mag den ganzen Film. Die Szenen im Jobcenter sind sehr lustig, weil Ina da wirkt wie ein Fremdkörper. Aber auch die Annäherung Inas an das junge Mädchen ist sehr berührend. Und die Szenen mit dem unvergleichlich liebenswerten und umwerfend komischen August Zirner – das sind echte Highlights. Zum Beispiel als die beiden ihre Fotos fürs Arbeitsamt vergleichen oder zusammen mit Champagner auf die Arbeitslosigkeit anstoßen...
Die Fragen stellte Rolf Grabner
Drei Fragen an Runa Greiner
Was würden Sie Enno raten, wenn sie Ihre Freundin wäre?
Egal was auch passieren sollte, nichts ist unmöglich. Wenn man fest genug an sich selbst und seine Ziele glaubt, dann kann man diese auch erreichen. Versuch' so zu sein, wie du bist, auch wenn das sehr hart ist, aber man kann es im Leben nicht jedem recht machen. Am Ende eines Tages bist du vielleicht nicht einsam, aber trotzdem mit dir allein, und dann musst du dir die Frage stellen können, ob du den Tag so gelebt hast, wie du ihn leben wolltest. Und wenn du dich so gibst, wie du bist, dann wird es Menschen geben, die mit dir nicht klarkommen. Aber die Menschen, die dann noch an deiner Seite sind, werden immer da bleiben. Mach' dein Leben nicht von anderen abhängig, auch nicht von einem Status. Lebe es so, wie du es leben willst und wie du es für richtig hältst, und deine liebsten Menschen werden dich dabei unterstützen.
Was hat Ihnen an der Rolle der Enno sofort gefallen?
Wahrscheinlich eben dieses Rebellische. Sie ist ein junges Mädchen, das schon sehr früh lernen musste, auf eigenen Beinen zu stehen. Und so zerbrechlich sie sein müsste und zum Teil auch ist, ist sie auch eine junge, unglaublich starke und beeindruckende Frau, die sich von nichts kleinkriegen lässt. Und genau so etwas brauchen wir in unserer heutigen Gesellschaft auch. Ich mag die "kaputten" Menschen, mit Geschichte, mit Charakter. Und so stark Enno auch manchmal sein kann, hat sie doch so viel Herz und Liebe in sich.
Am Anfang ist Enno rebellisch, später zeigt sie aber ihre weiche Seite. Woher kommt der Sinneswandel?
Ich würde behaupten, dass es kein Sinneswandel ist. Die weiche Seite ist in Enno so oder so vorhanden, nur braucht es etwas, bis sie sie zum Vorschein bringen kann. Jeder Mensch braucht doch seine Zeit, um seine Mauern einzureißen, ob früher oder später. Und eben als sie merkt, wie viel ihr Ina bedeutet, kann sie sich öffnen. Wir geben uns am Anfang einer Begegnung oft anders, als wir eigentlich sind, weil wir meinen, bestimmten Etiketten entgegen- oder zuzuwirken. Und vor jedem, der immer er selbst sein kann, ziehe ich den Hut. Genau solche "Wandlungen", solches Hinter-die Mauern-sehen-Lassen, machen uns Menschen doch erst interessant.
Die Fragen stellte Rolf Grabner
Drei Fragen an August Zirner
Walter hat den Familienbetrieb seines Großvaters in den Konkurs getrieben und muss alle Mitarbeiter entlassen. Wie schafft es Walter trotzdem, so gut mit der Situation fertig zu werden?
Was heißt denn gut? Er verdrängt und er flüchtet sich in alte Werte und hofft, dass sie stark genug sind, das moderne Marketing überflüssig zu machen. Im Zuge der Verdrängung wird ihm klar, dass er eigentlich sowieso ein anderes Leben im Sinn hatte.
Woher kommt plötzlich das Interesse an seiner langjährigen Chefsekretärin Ina?
Kaum purzeln Hierarchien, wird der Blick freier, auf seine Mitmenschen mit größerer Offenheit zu blicken. Plötzlich merkt Walter, dass Ina genauso verloren in der Welt steht wie er.
Was mögen Sie besonders an der Rolle des Walters? Und was mögen Sie nicht?
Walter ist ein Clown. Ein Thor in den Klauen eines Familienunternehmens. Ich möchte vorher nicht sagen, was ich an einer Rolle mag oder nicht. Das überlasse ich lieber dem Zuschauer.
Die Fragen stellte Rolf Grabner
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